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Österreich ist Hort des Dschihadismus!

HC Strache fordert Entzug der Staatsbürgerschaft für „heimische Gotteskrieger“

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4 Innenpolitik<br />

Neue Freie Zeitung<br />

„System drängt Patienten<br />

in den Privatbereich!“<br />

Die Politik <strong>ist</strong> dem Sparkurs verpflichtet, aber nicht den Bedürfnissen<br />

von Patienten – darin sieht Beate Hartinger, die seit über 20<br />

Jahren im Gesundheitswesen tätig <strong>ist</strong>, im NFZ-Interview das Hauptproblem<br />

<strong>des</strong> österreichischen Gesundheitssystems.<br />

Wie sehen Sie die derzeitige Situation<br />

der Gesundheitsversorgung<br />

in <strong>Österreich</strong>?<br />

Beate Hartinger: Das Hauptproblem<br />

im Gesundheitswesen<br />

<strong>ist</strong> der Föderalismus und das duale<br />

Finanzierungsmodell zwischen<br />

Bund beziehungsweise Ländern<br />

und Sozialversicherung. Der Patient<br />

steht nicht im Mittelpunkt, sondern<br />

wird hin- und hergeschoben.<br />

Krankenhäuser werden abgebaut<br />

und Patienten sollen im niedergelassenen<br />

Bereich<br />

versorgt<br />

werden, wo<br />

aber keine entsprechenden<br />

Kassenärztestellen vorhanden sind.<br />

Die Wartezeiten sowohl auf Operationen<br />

in Spitälern als auch bei<br />

Fachärzten sind aus Patientensicht<br />

unerträglich. Das System drängt<br />

die Patienten in den Privatbereich:<br />

Wer es sich le<strong>ist</strong>en kann, erhält die<br />

adäquate Medizin.<br />

Warum wird dann aber in <strong>Österreich</strong><br />

gerne vom besten Gesundheitssystem<br />

Europas gesprochen?<br />

Hartinger: Nicht nur der österreichische<br />

Patientenwalt, sondern<br />

auch internationale Kennzahlenvergleiche<br />

zeigen, dass die Gesundheitsversorgung<br />

in <strong>Österreich</strong><br />

bei allen Parametern zurückgeht.<br />

Besonders tragisch <strong>ist</strong> der Fall eines<br />

25-jährigen Korneuburgers,<br />

der <strong>des</strong>wegen an einer Herzmuskelentzündung<br />

sterben musste,<br />

weil ihn weder das AKH noch das<br />

SMZ Ost aufnahm und er die Fahrt<br />

nach St. Pölten nicht überlebte. Ursache<br />

dafür <strong>ist</strong> ebenfalls der Föderalismus,<br />

da Niederösterreich<br />

keine Versorgung im Nordosten<br />

bietet und die Kosten auf<br />

Wien abwälzen möchte, die<br />

Wiener Spitäler aber keine<br />

niederösterreichischen Patienten<br />

behandeln können oder<br />

wollen. Dass ein solcher Fall<br />

in <strong>Österreich</strong> überhaupt<br />

auftritt und kaum<br />

Beate Hartinger kritisiert<br />

die „Verbürokratisierung“<br />

<strong>des</strong> Gesundheitswesens.<br />

„Politik <strong>ist</strong> zu sehr dem<br />

Sparkurs verpflichtet.“<br />

weitreichende Diskussionen auslöst,<br />

<strong>ist</strong> für sich schon ein Skandal.<br />

Warum löst die aktuelle Gesundheitsreform<br />

solche Probleme<br />

nicht?<br />

Hartinger: Die Gesundheitsreform<br />

hat hauptsächlich weitere bürokratische<br />

Hürden hervorgebracht,<br />

aber keine essentielle Strukturreform.<br />

Es wurden nur Schlagwörter<br />

wie etwa „Best Point of Service“<br />

oder „Primary Health Center“ kreiert,<br />

die Umsetzung scheitert aber<br />

auch hier an<br />

der Frage: Wer<br />

zahlt?<br />

Wäre nicht<br />

eine Reduzierung<br />

der Sozialversicherungsträger<br />

an der Zeit?<br />

Hartinger: Die Sozialversicherung<br />

brüstet sich mit geringsten<br />

Verwaltungskosten und hohen Einsparungen<br />

in den letzten Jahren.<br />

Diese wurden aber nur mit Hilfe<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> und Solidaritätszahlungen<br />

seitens der Pharmaindustrie<br />

erreicht, worüber aber niemand<br />

redet. Eine Strukturreform und<br />

eine Zusammenlegung von Kassen<br />

müssten zumin<strong>des</strong>t andiskutiert<br />

werden. Aber das scheint verboten<br />

zu sein.<br />

Wie sehen Sie die Diskussion um<br />

die Umsetzung <strong>des</strong> Arbeitszeitgesetzes<br />

in den Spitälern?<br />

Hartinger: Es <strong>ist</strong> völlig unverständlich,<br />

wie – vor allem in Wien<br />

– damit umgegangen wird, da die<br />

Problematik längst bekannt war<br />

und damit ausreichend Zeit, präventive<br />

Maßnahmen<br />

zu überlegen. Außerdem<br />

muss die<br />

Politik endlich<br />

verstehen, wie<br />

wichtig Anreize<br />

für die medizinischen<br />

Gesundheitsberufe<br />

wären,<br />

um<br />

qualifizierte<br />

Personen im Land<br />

zu halten.<br />

Foto: privat / z.V.g.<br />

Foto: Andreas Ruttinger<br />

Thema<br />

der<br />

Woche<br />

Gesundheitssyste<br />

Immer weniger Ärzte müssen immer mehr Patien<br />

Laut der rot-schwarzen Regierung hat <strong>Österreich</strong> eines der besten<br />

Gesundheitssysteme der Welt. Die Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO, die alljährliche Rankings herausgibt, sieht das differenzierter.<br />

Dort <strong>ist</strong> <strong>Österreich</strong> in den Jahren der Regierung Faymann dramatisch<br />

abgerutscht – vom ehemals zweiten Rang auf den zehnten Platz.<br />

In <strong>Österreich</strong> werden die Menschen<br />

älter, weil sich die Medizin<br />

rasant weiterentwickelt und Erkrankungen<br />

besser behandelbar werden.<br />

Es befinden sich also immer mehr<br />

Menschen in immer besseren und<br />

daher auch immer teureren Therapien.<br />

Gleichzeitig werden die Ärzte<br />

durch das neue Arbeitszeigesetz<br />

in ihrer Tätigkeit massiv eingeschränkt<br />

und müssen sich in weniger<br />

Zeit um mehr Patienten kümmern.<br />

Und was macht die Politik?<br />

Mehr Ärzte anstellen? Nein, ganz<br />

im Gegenteil: Die Stadt Wien reagiert<br />

auf den Ärztemangel damit,<br />

dass sie zehn Prozent der Ärzteposten<br />

in den Wiener Spitälern abbauen<br />

will.<br />

Unerträgliche Wartezeiten<br />

Wer schon einmal in einer Ambulanz<br />

<strong>des</strong> Krankenanstaltenverbunds<br />

(KAV) gesessen <strong>ist</strong>, der weiß, dass<br />

stundenlange Wartezeiten die Regel<br />

sind. Jetzt sollen noch 382 Ärzte bis<br />

2018 abgebaut werden – ein Schildbürgerstreich.<br />

In Wien herrscht das<br />

Diktat der leeren Kassen.<br />

Dabei <strong>ist</strong> genug Geld im Gesundheitswesen<br />

vorhanden, es wird aber<br />

falsch eingesetzt. <strong>Österreich</strong> gibt<br />

10,5 Prozent <strong>des</strong> Bruttoinlandsprodukts<br />

(BIP) für die Gesundheit<br />

aus, im EU-Vergleich sind es nur<br />

9,3 Prozent, in Finnland gar nur<br />

8,2 Prozent. Kostentreiber sind die<br />

selbst für Fachleute undurchsichtigen<br />

Finanzierungsströme und<br />

das Kompetenzenwirrwar. Bund,<br />

Länder, Gemeinden, Krankenkassen,<br />

private Versicherung und etliche<br />

andere Player schieben Gelder<br />

kreuz und quer herum – stets mit<br />

dem Ziel, aus der eigenen Kassa<br />

möglichst wenig ausgeben zu müssen<br />

und die Kosten jemand anderem<br />

zuschieben zu können. Dies<br />

führt dazu, dass es für das Gesamtsystem<br />

unnötig teuer wird.<br />

Ein Beispiel: Die Krankenkassen<br />

bezahlen die Le<strong>ist</strong>ungen ihrer<br />

niedergelassenen Vertragsärzte und<br />

nur eine Pauschale an die Spitäler.<br />

Das bedeutet, dass es für die Kassen<br />

günstiger <strong>ist</strong>, die Patienten ins Spital<br />

zu schicken. Das Spital, das von<br />

Bund oder Land finanziert wird, <strong>ist</strong>

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