Die Demut der Sklavin - Fantastik-online.
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Stellung als <strong>Sklavin</strong> konnte sie sich nicht abfinden.<br />
Dreimal hatte sie versucht zu entkommen, und<br />
gehofft, zumindest ehrenhaft zu sterben. Einmal<br />
hatten sie ein Netz über sie geworfen, das<br />
zweite Mal war sie über die Mauer gekommen,<br />
aber eine ganze Horde hatte sie überwältigt...<br />
wie auch beim dritten Mal.<br />
Drei Piraten lebten nicht mehr, und ein an<strong>der</strong>er<br />
würde kein Verlangen nach Frauen mehr empfinden.<br />
Für alle drei Versuche und zwei Verweigerungen<br />
war sie ausgepeitscht worden, und mit<br />
jedem Schlag hatte sie Rache geschworen.<br />
Doch allmählich verzweifelte sie. Ihr Jähzorn,<br />
geschürt vor <strong>der</strong> Angst, für immer hier gefangen<br />
zu sein, wurde immer unberechenbarer und<br />
ungezügelter und diese Spannung hatte sie oft<br />
genug an den <strong>Sklavin</strong>nen ausgelassen - eine<br />
sogar geschlagen, die zu den zarten und<br />
schwächeren Mädchen gehörte.<br />
Das nahmen ihr die Frauen übel und rächten<br />
sich mit boshaften Streichen an ihr. Inzwischen<br />
begriff Reijinara, daß sie nicht so weitermachen<br />
konnte und sich nur noch mehr Feinde schuf.<br />
Zorn und Wi<strong>der</strong>stand brachten sie nicht weiter,<br />
doch wie sonst sollte sie sich wehren? Vielleicht<br />
war scheinbares Nachgeben eine erste<br />
Taktik. Wozu hatte sie Strategie erlernen müssen,<br />
und selber in ihren Zeiten als Kapitänin<br />
angewandt?<br />
Sie seufzte und ging zu ihrem Lager um sich<br />
bäuchlings darauf fallenzulassen. Sie barg den<br />
Kopf in den Händen und atmete ruhig ein und<br />
aus. Warum kamen ihr jetzt die Lehren Erlaras,<br />
ihrer engsten Vertrauten über viele Jahre in den<br />
Sinn?<br />
"Der Herr hat dich heute abend zu sich befohlen."<br />
sagte Jikanda mit einem schadenfrohen<br />
Grinsen, als sie ungefragt das Zimmer Reijinaras<br />
betrat. "Und ich soll dich für ihn vorbereiten,<br />
Rilta."<br />
"Dann tu es!" sagte die Dunkelhäutige gleichgültig<br />
und rührte sich nicht von dem Lager.<br />
Jikanda musterte sie misstrauisch. Hatte die<br />
letzte Prügel Rilta etwa zahm gemacht, o<strong>der</strong><br />
führte sie etwas im Schilde? Sie hatte auch<br />
schon gehört, daß sich die Frau seit Tagen an<strong>der</strong>s,<br />
freundlicher, benahm. Das konnte vieles<br />
bedeuten.<br />
Sie machte eine Geste. Rilta erhob sich und<br />
blieb im Raum stehen. "Ich hörte, du bist eine<br />
Klei<strong>der</strong>künstlerin. Dann zeige an mir deine<br />
Fähigkeiten!"<br />
Jikanda gehorchte grollend. Wenn sie auch<br />
nicht son<strong>der</strong>lich achtsam war und die störrischen<br />
Haare so rücksichtslos kämmte, daß sie<br />
manchmal Riltas Kopf nach hinten riß, und die<br />
Spangen des Gewandes absichtlich in die Haut<br />
stieß, so ließ die Dunkelhäutige sie doch klaglos<br />
gewähren. Doch in ihren Augen blitzte es<br />
voller Wut.<br />
Jikanda lächelte. Sie wußte genau, daß die<br />
Borgon-Dun nicht gebrochen, nur vernünftiger<br />
geworden war.<br />
Dennoch würde sich erweisen, wie klug sie<br />
wirklich war, wenn Telentrah <strong>der</strong> Fette mit<br />
seinen Fingern Riltas Körper begrabschte und<br />
sie nie<strong>der</strong>warf... dann würde auch für Jikanda<br />
die Rache vollkommen sein.<br />
Sie verbarg ihr gehässiges Grinsen, als sie<br />
Olena begegnete, die zu aufrichtig war, um das<br />
zu verstehen.<br />
Olena bemerkte die starre Haltung <strong>der</strong> Borgon-<br />
Dun, als sie den Raum betrat. Nur kurz wandte<br />
diese den Blick vom Fenster.<br />
Jikanda hatte gute Arbeit an ihr geleistet, Rilta<br />
- Reijinara, verbesserte sich die Weißhaarige,<br />
wirkte in den fließenden Seidenstoffen sehr<br />
weiblich, und trotz des fehlenden Schmuckes<br />
schimmerte ihr Haar und die Haut.<br />
"Was willst du von mir?" fragte Reijinara tonlos.<br />
Von allen <strong>Sklavin</strong>nen war nur diese Olena<br />
freundlich zu ihr gewesen, obgleich die Lydonerin<br />
auch zu wissen schien, wer sie war. Doch<br />
nie waren solche Worte über ihre Lippen gekommen.<br />
<strong>Die</strong>s brachte Reijinara wie<strong>der</strong> dazu<br />
an den Unbekannten zu denken, <strong>der</strong> sie auf<br />
dem Schiff so bedrohlich verhöhnt hatte. Vielleicht<br />
war auch er ein Lydoner, und die Weißhaarige<br />
kannte ihn sogar.<br />
Reijinara seufzte. Sie sollte sich lieber Gedanken<br />
um das Kommende machen. 'Ich lasse mich<br />
nicht wie ein Lamm zur Schlachtbank führen,<br />
und schon gar nicht zu solch einem Metzger.<br />
Wenn er erwartet, daß ich mich ihm kampflos<br />
hingebe, so täuscht er sich, so weit habe ich<br />
meinen Stolz noch nicht verloren. Ich bin kein<br />
Besitz, <strong>der</strong> genommen wird...'