Ein Quartier entsteht
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IHK Aus aktuell der Region - Titelthema<br />
Wirtschaft im Revier 04 | 2015<br />
Der Rohbau steht<br />
© CH Quadrat<br />
Alt und neu architektonisch vereint: Visualisierung des künftigen <strong>Ein</strong>gangsbereichs des Bochumer Justizzentrums<br />
Hinter der (derzeit noch verdeckten) historischen<br />
Fassade des ehemaligen Gymnasiums<br />
am Ostring schwebt der Richtkranz:<br />
In Anwesenheit von NRW-Justizminister<br />
Thomas Kutschaty feierte der Bau- und<br />
Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) am<br />
23. März die Fertigstellung des Rohbaus<br />
des neuen Bochumer Justizzentrums. Sollte<br />
der angepeilte Übergabetermin Ende 2016<br />
gehalten werden – beim 1. Spatenstich am<br />
12. November 2012 hatte der BLB noch eine<br />
Fertigstellung Ende 2015 angepeilt – wird<br />
der vom Berliner Architekturbüro Hascher<br />
Jehle entworfene Baukörper das Arbeitsgericht,<br />
das Amtsgericht, das Landgericht,<br />
die Staatsanwaltschaft und die Sozialen<br />
Dienste beheimaten. Justiz in Bochum: etwa<br />
750 Mitarbeiter und 330 Referendare dann<br />
endlich unter einem Dach.<br />
Noch etwas schwebte beim Richtfest über<br />
den Köpfen der Gäste: die Debatte über<br />
die tatsächlichen Baukosten des Projektes,<br />
die am Tag des Richtfestes auf der Homepage<br />
der Berliner Architekten noch mit<br />
61 Millionen Euro angegeben wurden.<br />
Schon im Vorfeld des Richtfestes räumte<br />
der Bau- und Liegenschaftsbetrieb jedoch<br />
ein, dass von Kosten in Höhe von etwa<br />
100 Millionen Euro, wie beim Spatenstich<br />
2012 noch offiziell kommuniziert,<br />
heute keine Rede mehr sein könne.<br />
Nach Aussage von BLB NRW-Geschäftsführer<br />
Dr. Martin Chaumet habe man<br />
den Verwaltungsrat bereits zweieinhalb<br />
Jahre vor Baubeginn, nämlich im Jahre<br />
2010, darüber informiert, dass mit einer<br />
Bausumme von 107,4 Millionen Euro –<br />
darin waren 7,3 Millionen Euro Bauzeitzinsen<br />
und 100,1 Millionen Euro Bau- und<br />
Planungskosten enthalten – „plus einer<br />
verbleibenden Unsicherheit von bis zu<br />
30 Prozent dieser Summe“ zu rechnen sei.<br />
Man sei also bereits 2010 (!!!) von Kosten<br />
von bis zu 140 Millionen Euro ausgegangen<br />
… Wegen zahlreicher Bauverzögerungen,<br />
die durch Insolvenzen, Umplanungen<br />
und inzwischen abgewiesene Vergabebeschwerden<br />
von Baufirmen entstanden<br />
seien, stehe derzeit eine „etwas höhere<br />
Summe zur Diskussion“. Am Tag nach<br />
dem Richtfest wurde die „etwas höhere<br />
Summe“ dann offiziell bekannt: Das Gesamtbudget<br />
des BLB für das Justizzentrum<br />
beträgt 145,8 Millionen Euro.<br />
Der Bau (und die Fertigstellung) des<br />
neuen Justizzentrums haben für Bochum<br />
herausragende stadtentwicklungspolitische<br />
Bedeutung: Nicht nur, dass auf<br />
einer ehemaligen Brachfläche hinter und<br />
neben einer historischen Fassade ein neues<br />
Stadtquartier <strong>entsteht</strong> – Bochums größte<br />
Anwaltskanzlei hat in weiser Voraussicht<br />
ihren Sitz bereits seit März 2014 in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft des Neubaus – sondern<br />
auch der Auszug der Justiz aus dem<br />
alten Gebäude an der Viktoriastraße bietet<br />
die große Chance, auf dem (dann) ehemaligen<br />
Justizareal und dem benachbarten<br />
Telekom-Block ein neues Viktoriaquartier<br />
zu entwickeln. Aber: Erst nach dem Umzug<br />
der Justiz kann an der Viktoriastraße der<br />
Abrissbagger anrücken – die Verzögerungen<br />
beim Bau des neuen Justizzentrums<br />
haben demnach auch die angepeilten<br />
Neubauten des Viktoriaquartiers in die<br />
Warteschleife geschickt: Das Viktoriaquartier<br />
hängt am zeitlichen Tropf des neuen<br />
Justizzentrums am Ostring … Aber der<br />
Rohbau ist immerhin schon geschafft.<br />
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