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Ein Quartier entsteht

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Vorab bemerkt<br />

Wirtschaft im Revier 04 | 2015<br />

Vorab bemerkt<br />

Keine Apfelsinen<br />

© Volker Wiciok/Lichtblick<br />

Rouven Beeck<br />

Nun ist es passiert. Die gesperrte Leverkusener<br />

Brücke war ja noch „weit weg“. Aber<br />

jetzt: Duisburg. Die <strong>Ein</strong>schläge kommen<br />

näher und sind das Erbe verfehlter Verkehrspolitik.<br />

Sie spielten und spielen leider<br />

auch allen Befürwortern der Mautausweitung<br />

in die Hände: „Die Lkw machen die<br />

Brücken kaputt – jetzt sollen alle dafür<br />

zahlen.“ Was für ein Unfug.<br />

Denn: Jährlich fließen bereits 50 Mrd. Euro<br />

<strong>Ein</strong>nahmen aus dem Verkehrsbereich in<br />

den Bundeshaushalt. Berlin investiert aber<br />

jedes Jahr nur etwa zehn Mrd. Euro in die<br />

Infrastruktur – auch nach der <strong>Ein</strong>führung<br />

der Lkw-Maut. Der Rest versickert im<br />

Etat – die Löcher in den Straßen bleiben.<br />

Und: Lkw-Verkehre sind kein Selbstzweck.<br />

Sie dienen der Wirtschaft und den<br />

Menschen: Ohne Lkw keine Bleche beim<br />

Maschinenbauer, keine Apfelsinen in der<br />

Obsttheke.<br />

Wenn die Politik ehrlich wäre, müssten<br />

diese beiden Fakten zum Credo werden.<br />

Konsequent wäre es dann, mehr „vorhandenes“<br />

Geld für Erhalt und Ausbau bereit<br />

zu stellen. Beides ist nicht der Fall.<br />

In unseren Verkehrspolitischen Positionen<br />

fordern wir die Politik daher auf, auch<br />

ohne zusätzliche Abgaben eine ausreichende<br />

Finanzierung der Infrastruktur sicherzustellen.<br />

Weitere Voraussetzung ist eine<br />

strikte Zweckbindung der Nutzerentgelte<br />

zugunsten der Verkehrsinfrastruktur. Erst<br />

wenn das Geld dann immer noch nicht<br />

ausreichen sollte, wäre eine Ausweitung<br />

der Nutzerfinanzierung zu rechtfertigen.<br />

Nun hat der Bundestag – auch mit den<br />

Stimmen der Abgeordneten von CDU und<br />

SPD aus dem IHK-Bezirk – für die Maut<br />

gestimmt. <strong>Ein</strong> Bekenntnis für die Infrastruktur<br />

als Schwerpunkt der Bundespolitik<br />

ist das nicht. Darüber hinaus ist auch die<br />

Frage (noch) ungeklärt, ob das Gesetz<br />

gegen EU-Recht verstößt.<br />

Und wofür das ganze Theater?<br />

Nach Schätzungen des Ministers für<br />

500 Mio. Euro Mehreinnahmen pro Jahr,<br />

nach aktuellen Untersuchungen sogar nur<br />

für 100 Mio. Euro. <strong>Ein</strong> schlechter Witz.<br />

<strong>Ein</strong> ehrliches und konsequentes Bekenntnis<br />

zur Infrastruktur wäre das richtige Signal<br />

gewesen, nicht die Schaffung eines neuen<br />

ewigen Klingelbeutels – die über 100 Jahre<br />

alte Sektsteuer lässt grüßen.<br />

Rouven Beeck<br />

Geschäftsbereichsleiter<br />

Industrie, Energie, Verkehr, Umwelt<br />

IHK Mittleres Ruhrgebiet<br />

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