21 Prinzipien zur Raumplanung - IRAP
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schenräume. Bei der Zellenbetrachtung werden demgegenüber einzelne Raumelemente - man beschränkt<br />
sich oft auch auf Flächenelemente - aneinander gefügt: Solche Modelle definieren ein Raumgefüge<br />
bzw. ein Patchwork von Elementen, welches gelegentlich einen Organismus höherer Organisationsstufe<br />
bildet.<br />
Beide Betrachtungsweisen eignen sich für gross- wie für kleinräumige Strukturen. Häufig gelangt man bei<br />
Netzsystemen von grob- zu feinmaschigen Betrachtungen während solche bei Zellsystemen eher von<br />
Einzelelementen zu Gesamtgefügen führen. Nationale und regionale Konzepte haben damit häufig Netzcharakter<br />
während lokale Planungsmodelle meistens zellenartig sind.<br />
Netzmodell und Zellenmodell sollen komplementär und zudem im Gegenstromprinzip, d.h. das Top-<br />
Down-Prinzip und das Bottom-Up-Prinzip gleichwertig nebeneinander, eingesetzt werden.<br />
6. Das Top-Down-Prinzip: Von übergeordneten Netzen zu den einzelnen Netzelementen<br />
Internationale, nationale und regionale Verkehrs-, Energie-, Versorgungs- und Kommunikationsnetze bilden<br />
einen wesentlichen Teil der Infrastruktur unserer Zivilisation. Die Siedlungsräume bzw. die Aktionsräume<br />
der Menschen entwickelten sich weitgehend im Einflussbereich dieser Netze. Zumindest lässt sich<br />
feststellen, dass die Verkehrs- und Versorgungsnetze sowie die Besiedlungsstrukturen in Wechselwirkung<br />
zueinander stehen. Analoge Beziehungen gibt es beispielsweise auch zwischen Lebensraumvernetzung<br />
und Populationsdichten.<br />
Basierend auf solchen Erkenntnissen werden Konzepte entwickelt, seien es Besiedlungs-, Verkehrs- oder<br />
Landschaftsentwicklungskonzepte. Aus dem Wissen beispielsweise, dass öffentliche Verkehrsnetze auf<br />
dicht besiedelte Räume bzw. Siedlungsachsen angewiesen sind, oder dass Ausgleichsflächen für die Erholungsnutzungen<br />
und aus ökologischen Gesichtspunkten vor allem in den dünnbesiedelten Maschenfeldern<br />
erhalten bleiben und gefördert werden sollen, ergeben sich räumliche Ordnungsmuster.<br />
Die Grundzüge der Raumordnung Schweiz und einige der darauf abgestimmten Konzepte der Kantone<br />
sehen entlang der Hauptachsen des Verkehrs denn auch die wichtigsten Siedlungsentwicklungsgebiete<br />
vor. Folgerichtig bilden die Knoten der Verkehrsnetze die Standorte für zentralörtliche Funktionen, Logistikzentren,<br />
Einkaufs- und Intensiverholungseinrichtungen. Bereiche um Stationen entlang den Hauptachsen<br />
des öffentlichen Verkehrs werden als Entwicklungsschwerpunkte behandelt, gewissermassen die<br />
"zentralen Orte" auf unterer Stufe. Regionale Netzstrukturen übernehmen in selbstähnlicher Weise das<br />
nationale Muster. Lokale und Stadtteilkonzepte gleichen, in einem anderen Massstab, jenen der Regionen.<br />
Auf diese Weise wird ein Modell, das Netzmodell, zu einem Planungsprinzip.<br />
Internationale, nationale und regionale Netze weisen die drei Elemente Bänder, Knoten und Zwischenräume<br />
auf. Siedlungs-/Verkehrsnetze werden – in der Regel nicht deckungsgleich – durch andere Netze<br />
überlagert, z.B. durch ökologische, soziale und Erholungsnetze.<br />
7. Das Bottom-Up-Prinzip: Von Zellen zu Organismen<br />
Von unten nach oben, vom Kleinen zum Grossen oder vom Einzelnen <strong>zur</strong> Gruppe gelangend, ergeben<br />
sich Gemenge von Einzelteilen bzw. Individuen und bei höheren Organisationsformen, komplexere Gebilde<br />
bzw. Organismen und Gesellschaften.<br />
In der Raumordnung kann ebenfalls von Zellen ausgegangen werden. Die kleinste Einheit im Siedlungsraum<br />
bildet in der Regel die Bauparzelle. Mehrere Parzellen mit einheitlicher Funktion oder Gestalt bilden<br />
die Siedlungszellen, mehrere solcher Siedlungszellen zusammen eine Gebietseinheit. Dabei handelt es<br />
sich um Stadtteile bzw. Ortschaften, d.h. um idealtypische kommunale <strong>Raumplanung</strong>seinheiten. Mehrere<br />
solcher Gebiets- bzw. <strong>Raumplanung</strong>seinheiten ergeben eine Planungsregion, sei dies eine städtische<br />
Agglomeration oder eine ländliche Region.<br />
Diese Betrachtungsweise enthält zugleich den Ansatz eines Planungszellenmodells: Einzelne Bauvorhaben<br />
beziehen sich in der Regel auf Parzellen, Gesamtüberbauungen auf Siedlungszellen (grössere auf<br />
Quartiere) und für kommunale Planungsaufgaben eignen sich die Gebiets- bzw. <strong>Raumplanung</strong>seinheiten.<br />
Mehrere dieser Einheiten zusammen bilden eine Planungsregion, welche sich für strategische Grundla-<br />
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