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Die Pharmazeutische Gehaltskasse für Österreich von 1908 bis 1948

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<strong>Die</strong> Diskussion über das Ausbildungssystem wurde innerhalb der Apothekerschaft nicht<br />

einheitlich geführt und war oft <strong>von</strong> standespolitischen Erwägungen geprägt. Während die<br />

AssistentInnen be<strong>für</strong>chteten, dass zu viele AssistentInnen ausgebildet würden, <strong>für</strong>chteten<br />

einige ApothekerbesitzerInnen, dass es bei einer Anhebung der Grundvoraussetzung auf<br />

Maturaniveau nicht genügend Lehrlinge und AssistentInnen geben könnte. In diesem<br />

Streitpunkt sollte die Assistentenschaft Recht behalten: Nach 1905 kam es zu einem<br />

Überangebot an Apothekerlehrlingen und AssistentInnen, welches deren Position in<br />

standespolitischen Angelegenheiten schwächte. <strong>Die</strong> Assistentenvereine versuchten durch<br />

Verhandlungen und teilweise medienwirksame Aktionen dagegen anzukämpfen, aber die<br />

Diskussion um nötige Reformen in der Ausbildung wurden immer wieder <strong>von</strong> anderen<br />

Themen, wie zum Beispiel der Debatte um das Apothekergesetz 1906 und den damit<br />

verbundenen heftigen Streitigkeiten um die Einführung eines neuen Konzessionssystems<br />

überlagert. 104 Erst gegen Ende des Ersten Weltkrieges wurden <strong>von</strong> der Assistentenschaft,<br />

aber auch den Universitäten Graz und Wien, Initiativen gestartet, die Matura als Voraus-<br />

setzung zum Erlernen des pharmazeutischen Berufs festzusetzen. In Anbetracht der<br />

prekären sozialen und wirtschaftlichen Situation der AssistentInnen, aber auch der<br />

ApothekenbesitzerInnen, wurde schließlich im Februar 1920 vom Staatsamt <strong>für</strong> Inneres in<br />

Zusammenarbeit mit dem Staatsamt <strong>für</strong> soziale Verwaltung die Matura als Zugangs-<br />

voraussetzung zum Pharmazeutenberuf vorgeschrieben. 105 Wie weiter oben beschrieben,<br />

war das nach Ende des Krieges rasche Eingehen der Staatsverwaltung auf die Forder-<br />

ungen der Assistentenschaft ein Versuch Dr. Tandlers, die AssistentInnen <strong>für</strong> die Sozial-<br />

isierungsbestrebungen des Staatsamtes <strong>für</strong> soziale Verwaltung zu gewinnen. 106<br />

Nach weiteren Verhandlungen zwischen den Standesvertretungen der ApothekerInnen<br />

und mit den medizinischen und philosophischen Fakultäten der Universitäten Wien, Graz<br />

und Innsbruck wurde schließlich im August 1922 eine neue Studienordnung <strong>für</strong> das<br />

Pharmaziestudium erlassen. Der neue Weg zum Apothekerberuf sah folgendermaßen<br />

aus: Nach der Matura konnte das sechssemestrige Studium der Pharmazie begonnen<br />

werden. <strong>Die</strong> <strong>bis</strong>herige Lehrzeit vor dem Studium wurde zum einen durch praktische<br />

berufstätigen Pharmazeutinnen mit Schwerpunkt 1905 <strong>bis</strong> 1945, Wien 2007, 21ff.; Borislava Dimitrijevic, Der Einzug<br />

des Weibes zur Pharmacie!, in: Pharmazie sozial, Nr. 3 (2006), 24f.<br />

104 Vgl. Kernbauer, Zwischen Zunft und Wissenschaft, 276ff.; Alois Kernbauer, <strong>Die</strong> <strong>Pharmazeutische</strong> Ausbildung seit<br />

dem Jahre 1891, in: <strong>Pharmazeutische</strong>r Reichsverband, Hg., 100 Jahre. Organisation der angestellten Apotheker.<br />

<strong>Pharmazeutische</strong>r Reichsverband <strong>für</strong> <strong>Österreich</strong>, Wien 1991, 146.<br />

105 Vgl. Kernbauer, Zwischen Zunft und Wissenschaft, 297.<br />

106 Vgl. Sablik, Julius Tandler, 178f.<br />

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