Filmanalyse DER UNTERGANG - Bernhard Springer
Filmanalyse DER UNTERGANG - Bernhard Springer
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Ideenbausteine für den Projektunterricht<br />
90. FÜHRERBUNKER / LAGERAUM<br />
Ein kleines Bankett ist angerichtet. Hitler sitzt am Kopfende des Tisches, rechts neben ihm Eva<br />
Braun. Links neben ihm Greim, der sein verletztes Bein auf einen Schemel gelegt hat. Ebenfalls<br />
anwesend sind Traudl und Gerda, Krebs, Burgdorf und Goebbels. Man isst und trinkt<br />
schweigend und lauscht Hitler.<br />
HITLER (zu Greim)<br />
Eine große Verantwortung liegt nun auf Ihren Schultern. Sie müssen die Luftwaffe<br />
von Grund auf umkrempeln. Es wurden viele Fehler gemacht. Seien Sie unerbittlich!<br />
(in die Runde) Das Leben vergibt keine Schwäche ...<br />
(Auslassung)<br />
HITLER (weiter)<br />
... die sogenannte Menschlichkeit ... das ist ein Geschwätz der Schweinepfaffen.<br />
Dergleichen geht immer nur auf Betrug oder Feigheit zurück ... Mitleid ist eine<br />
Ursünde ... ich sage immer, Mitleid zu haben mit den Schwachen ist Verrat gegen<br />
die Natur ...<br />
Goebbels nickt mit glänzenden Augen Zustimmung.<br />
Goebbels<br />
Das Starke kann letztlich nur triumphieren indem es das Schwache ausmerzt.<br />
(Auslassung)<br />
HITLER (weiter)<br />
Ich selbst habe mir, diesem eisernen Gesetz der Natur gehorchend, stets jedes<br />
Mitgefühl versagt ... ich habe die Widerstände im Inneren wie die Gegenwehr der<br />
Fremdrassigen immer mit brutaler Härte eiskalt niedergeschlagen ... anders kann<br />
man das nicht machen.<br />
Linge betritt den Raum, ein Papier in der Hand. Respektvoll wartet er ab, bis Hitler ausgeredet hat.<br />
HITLER (weiter)<br />
... die Affen zum Beispiel trampeln jeden Außenseiter als gemeinschaftsfremd tot ...<br />
Und was für die Affen gilt, muss doch im erhöhten Masse für die Menschen gelten<br />
...<br />
Hitler unterbricht sich, nimmt das Papier von Linge und liest. Traudl blickt in die Runde, aber<br />
niemand scheint ernstlich irritiert zu sein.<br />
Gewissen und Moral<br />
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion an der Europa-Universität Viadrina<br />
Frankfurt/Oder am 11.07.2000 zum Thema „Von uns selber schweigen wir“.<br />
Deutsche Historiker und Nationalsozialismus. Im Zusammenhang um die<br />
Diskussion um Gewissen und Moral warf der Historiker Heinz Dieter Kittsteiner<br />
ein, über welches Gewissen hier eigentlich geredet werde. Nach 1918 habe sich<br />
neben der bürgerlichen Moral eine gänzlich neue Moral, ein neuer Typ von<br />
Gewissen herausgebildet, das im Nationalsozialismus schließlich auf eine ganz<br />
andere Formulierung des Kantschen Imperativs („Handle so, dass die Maxime<br />
deines Wollens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung<br />
gelten könne.“) hörte: „Handle so, dass der Führer, wenn er von Deiner Handlung<br />
wüsste, sie gutheißen würde“. So stehe – idealtypisch gedacht – zum<br />
Beispiel ein Mitglied eines SS-Exekutionskommandos in Form des internalisierten<br />
Führerbefehls zwischen zwei Gewissen, das eine, das ihm das Töten von<br />
Menschen verbietet, das andere, das ihm, in Form des internalisierten Führerbefehls,<br />
das Töten von bestimmten Menschen zur Aufgabe, zur Pflicht macht.<br />
Ob es wirklich gelungen ist, ein solches nationalsozialistisches Gewissen entstehen<br />
zu lassen, war und ist umstritten, nicht nur auf diesem Podium.<br />
(http://Hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/BEITRAG/TABBER/nshist.htm, S. 2)<br />
Leitfragen zur<br />
Charakterisierung Hitlers:<br />
Versuchen Sie Hitler als Person<br />
skizzenhaft zu charakterisieren!<br />
Beschreiben Sie<br />
� die Inszenierung seiner äußeren<br />
Merkmale<br />
– auf nonverbaler Ebene (z.B. Aussehen,<br />
Gestalt, Gang, Mimik,<br />
Gestik, Blick(richtung) und<br />
(Körper) Kontakt zu den anderen<br />
Figuren)<br />
– auf verbaler Ebene (z.B. Stimmqualität,<br />
Sprachstil, Sprachduktus,<br />
sprachliches Verhalten<br />
(z.B. monologisch, dialogisch),<br />
� die Inszenierung seiner inneren<br />
Merkmale/Eigenarten (psychische<br />
Dispositionen)<br />
– auf der gedanklichen Ebene<br />
(z.B. Menschenbild, Werte,<br />
Ideologie)<br />
– auf der emotionalen Ebene (Gefühlsspektrum:<br />
wie z.B. Liebe,<br />
Hass, Wut, Trauer, Freude )<br />
– auf der direkten Handlungsebene<br />
(Handlungsweisen und<br />
ihre Wirkung auf andere: wie<br />
z.B. schnell vs langsam handeln,<br />
egoistisch vs altruistisch, diskutieren<br />
vs anordnen, zielgerichtet<br />
vs zirkulär, gelassen vs<br />
aufgeregt<br />
– auf der Ereignisebene<br />
(vgl. S. 33-34)<br />
� auf der räumlichen Ebene, in der<br />
er als handelnde Figur auftritt<br />
(z.B. Innenraum vs Außenraum,<br />
private Räume vs öffentliche<br />
Räume, alleine vs mit anderen,<br />
offene Räume vs geschlossene<br />
Räume, Natur- vs Kulturräume,<br />
Räume unter der Erde vs Räume<br />
über der Erde (vgl. S. 42)<br />
� Beziehen Sie die drei Dialogszenen<br />
mit ein! (vgl. Drehbuchausrisse)!<br />
� Diskutieren Sie Ihre Ergebnisse<br />
unter dem Aspekt von Befehl und<br />
Gehorsam!<br />
Seite 27 // Teil 2