Ottebächler 188 Mai 2015
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Nun bauten wir das monatliche „Computermagazin“<br />
von DRS1 auf. Mein<br />
Stellvertreter als Wortchef war persönlich<br />
für Redaktion und Moderation zuständig,<br />
ich wirkte mit als Fachspezialist für Internet<br />
und Mobilfunk. Diese Kombination<br />
entstand aus dem Gefühl heraus, die<br />
beiden Bereiche könnten vielleicht einmal<br />
zusammengeführt werden, was sich damals<br />
selbst als blosser Gedanke noch<br />
ziemlich kühn anhörte – bis WAP, Wireless<br />
Advanced Protocoll, angekündigt wurde.<br />
Der Standard WAP 1.0 war ein Flopp und<br />
wurde nie technisch realisiert. Der 1999<br />
mit grossen Erwartungen angekündigte<br />
Standard WAP 1.1 führte erst 2001 zu<br />
ersten internetfähigen Handys, die masslos<br />
enttäuschten: viel mehr als Fussballresultate<br />
und Börsenkurse liessen sich<br />
nicht abrufen. Doch der Weg führte nun<br />
klar in Richtung mobiles Internet.<br />
Soziale Medien und Smartphones<br />
Seit 2003 entstanden unter dem Titel<br />
Web 2.0 soziale Medien wie Facebook,<br />
Twitter, Youtube. Damit sie auch mobil<br />
einsetzbar wurden, war eine Vervielfachung<br />
der Übertragungsgeschwindigkeit<br />
erforderlich. UMTS schien das Mass<br />
aller Dinge, die Telecom-Unternehmen<br />
bezahlten bei den Versteigerungen der<br />
UMTS-Lizenzen im Jahr 2000 ruinöse<br />
Beträge, vor allem in Deutschland.<br />
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Für die Endbenutzer viel entscheidender<br />
als die Technologie dahinter waren die<br />
Innovationen von Apple-Chef Steve Jobs.<br />
Das Marketinggenie Jobs setzte auf neue<br />
Ideen statt auf Publikumsbefragungen,<br />
auf Musik und Design statt auf technische<br />
Daten. Der iPod ermöglichte es, ein<br />
ganzes Plattenarchiv jederzeit mit sich<br />
herumzuführen. Das iPhone integrierte<br />
das Musikarchiv ins Handy und löste mit<br />
den Apps, die alle nach eigenem Gutdünken<br />
installieren konnten, die Smartphone-Revolution<br />
aus.<br />
Das Smartphone korrigierte eine Entwicklung,<br />
die nur auf den ersten Blick<br />
positiv ausschaut: die Gratiskultur des<br />
Internets. Die Nutzerinnen und Nutzer<br />
scheinen mit dem Smartphone eher<br />
bereit sein, für Informationen zu bezahlen,<br />
als mit dem Computer. Medien und<br />
Musikindustrie kämpfen mit dieser<br />
Gratiskultur. Vor allem im Bereich der<br />
Zeitungen, die mehr und mehr elektronisch<br />
genutzt werden, fällt der Qualitätsverlust<br />
auf, verursacht durch enorme<br />
Einnahmeausfälle, die mit neuen Geschäftsmodellen<br />
kompensiert werden<br />
müssen, damit ein Medium überleben<br />
kann.<br />
Webkonzepte folgen der Nutzung<br />
Während die Übertragungstechnologie<br />
Vorreiter der Entwicklung ist, folgen<br />
Webkonzepte und Programmiersprachen<br />
den Bedürfnissen der Nutzerinnen und<br />
Nutzer. So führte die Tendenz, das Internet<br />
zunehmend mobil zu nutzen, zum<br />
2014 eingeführten Standard HTML 5, der<br />
sogenanntes „Responsive Webdesign“<br />
ermöglicht: Eine Internetseite sieht je<br />
nach Empfangsgerät anders aus.<br />
Dies ist nicht nur eine technische Frage.<br />
Damit die Seite auch wirklich angeschaut<br />
wird, muss sie emotionaler sein, weniger<br />
Text-lastig, denn auf dem Smartphone<br />
betrachtet man lieber Bilder, als dass man<br />
Texte liest, die mehr als bildschirmfüllend<br />
sind. Dies wirkt auch auf die gedruckten<br />
Medien zurück, die bis hin zur NZZ markant<br />
mehr Bilder aufweisen als vor 20<br />
Jahren, als das Internet noch weitgehend<br />
aus Texten bestand.<br />
Bernhard Schneider<br />
Auf www.google.de/webmasters/tools/mobile-friendly/ lässt sich testen, ob eine Website<br />
gemäss den aktuellen Anforderungen aufgebaut ist.<br />
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