Vom Viehvermarkter zum Dienstleistungsprofi, Teil 1 - GIQS
Vom Viehvermarkter zum Dienstleistungsprofi, Teil 1 - GIQS
Vom Viehvermarkter zum Dienstleistungsprofi, Teil 1 - GIQS
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Technische und organisatorische Schnittstellen pflegen<br />
Das überbetriebliche Qualitätsmanagement in der Schweineproduktion zielt darauf ab,<br />
das gesamte Unternehmen, bzw. die Zulieferkette aus der Primärproduktion, mit all seinen<br />
Aufgabenbereichen, von der Produktion über die Administration bis zur Managementebene<br />
einzubinden. Ziel ist es unter anderem, rechtzeitig Fehler zu erkennen und Maßnahmen<br />
zur Fehlervermeidung einzuleiten. Fehler in der Schweinefleischproduktion rechtzeitig zu<br />
erkennen bedeutet, aufgrund der arbeitsteiligen Produktion sowie der Integration öffentlicher<br />
Stellen und dazugehöriger Datenquellen, mit einer Vielzahl von Partnern zu kommunizieren.<br />
Es können dies bis zu zehn Interessensgruppen sein (z.B. Partnerorganisationen),<br />
zu denen jeweils eine technische und organisatorische Schnittstelle aufgebaut oder – wenn<br />
bereits vorhanden – ständig aktualisiert und gepflegt werden sollte.<br />
In Bezug auf die Ausgestaltung der einzelnen technischen Schnittstellen besteht eine<br />
große Varianz. Dies hängt von den eingesetzten technischen Komponenten der Partner<br />
sowie der geringen Standardisierung ab. Dies führt dazu, dass Daten oft nur einem Bestimmungszweck<br />
zugeführt werden können. Derzeit laufen hierzu eine Reihe von Standardisierungsinitiativen,<br />
wie z.B. AgroISONET, AgroXML (Büscher 2006; Kunisch et al. 2007). In<br />
organisatorischer Hinsicht sind die unterschiedlichen Bindungsformen „vertraglich“, „treu<br />
ohne Vertrag“ und „wechselnde Kunden“ zu nennen. Bei den beiden letzt genannten fehlen<br />
die „rechtlichen“ Strukturen, um im Besonderen im Bereich des Datenaustausches eng<br />
verzahnt zu arbeiten (Petersen 2003; Petersen et al. 2007).<br />
Qualitätsverantwortung übernehmen<br />
Modernes Qualitätsmanagement (QM) in der Fleischproduktion übernimmt Verantwortung<br />
für die gesamte Produktionskette vom Futtermittel, über die landwirtschaftliche<br />
Produktion bis <strong>zum</strong> Konsumenten. Durch das auf europäischer Ebene modernisierte Lebensmittelrecht<br />
tritt der Food-Chain Ansatz im operativen QM immer stärker in den Vordergrund.<br />
Die inhaltliche Ausgestaltung dieses Rechtsrahmens äußert sich in Verordnungen,<br />
die die Eigenverantwortung und Kooperation von Produzenten im Bereich der Lebensmittelsicherheit<br />
und Tiergesundheit fordern und fördern. In der Schweineproduktion bilden<br />
sich derzeit neue wirtschaftsgetriebene Systeme heraus, die in Ihrer Ausrichtung dem theoretischen<br />
Ansatz umfassender risikoorientierter Konzepte folgen. Auf empirischer Basis<br />
lassen sich die neugeordneten Aufgaben und Akteure im stufenübergreifenden QM in der<br />
Lebensmittelproduktion in drei Management-Ebenen unterteilen (Brinkmann et al. 2010):<br />
• Normative Ebene<br />
• Strategische Ebene und<br />
• Operative Ebene.<br />
Die Unterteilung lehnt sich an das St. Gallener Management Modell (Dubs et al. 2004)<br />
und das „3-Ebenen Modell“ von Petersen und Mitautoren (2007) an.<br />
Der normativen Ebene werden Akteure zugeordnet, die Aufgaben im Bereich rechtlicher<br />
Anforderungen, Vorgaben aus Qualitätsstandards und die Zertifizierung repräsentieren.<br />
Auf strategischer Ebene werden beratende und konformitätsprüfende Funktionen erfüllt<br />
sowie in zentraler Rolle qualitätskoordinierende Tätigkeiten wahrgenommen.<br />
Auf operativer Ebene finden sich die Produzenten und deren Zulieferer von Vorleistungen.<br />
In der Realität sind häufig hochkomplexe Wertschöpfungsnetzwerke vorzufinden, die<br />
sich von der vielschichtigen Schweineproduktion bis <strong>zum</strong> Lebensmittelhandel immer stärker<br />
verdichten (Trienekens et al. 2009).<br />
18