Vom Viehvermarkter zum Dienstleistungsprofi, Teil 1 - GIQS
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2.2 Geschäftsmodelle im Viehhandel:<br />
Eine Bestandsaufnahme<br />
Ludwig Theuvsen, Anja Voss und Mechthild Frentrup<br />
Geschäftsmodelle<br />
Mit einem Umsatz von 31,8 Mrd. Euro und 108.500 Beschäftigten (2008) gehört die<br />
Fleischwirtschaft zu den wichtigsten Branchen des deutschen Agribusiness. Angesichts<br />
starker struktureller Veränderungen auf allen Wertschöpfungsstufen wächst der Druck auf<br />
die Unternehmen, ihre strategische Positionierung am Markt zu überprüfen und tragfähige<br />
Geschäftsmodelle zu implementieren. Geschäftsmodelle beschreiben die Art und Weise,<br />
wie Unternehmen unter Rückgriff auf geeignete Strategien grundsätzlich ihr Geschäft<br />
betreiben und wie sie Wettbewerbsvorteile als Basis eines nachhaltigen Unternehmenserfolgs<br />
erringen wollen (Timmers 1998; Wirtz 2001). Das Ziel der vorliegenden Studie ist es<br />
daher, gestützt auf eine empirische Untersuchung die im deutschen Viehhandel realisierten<br />
Geschäftsmodelle zu erfassen und hinsichtlich ihrer Ausprägungen zu beschreiben.<br />
Obwohl ursprünglich aus der IT-Literatur stammend, findet der Begriff des Geschäftsmodells<br />
inzwischen breite Verwendung in betriebswirtschaftlichen Veröffentlichungen<br />
(Stähler 2001); innovative Geschäftsmodelle gelten allgemein als Basis von Wettbewerbsvorteilen<br />
(Hamel 2000). In der Literatur gibt es verschiedene Ansätze zur Definition und<br />
Typologisierung von Geschäftsmodellen. Timmers (1998, S. 4) definiert ein Geschäftsmodell<br />
als „an architecture for the product, service and information flows, including a<br />
description of the various business actors and their roles; and a description of the potential<br />
benefits for the various business actors; and a description of the sources of revenues.“. Bei<br />
Wirtz (2001) wiederum beschreibt ein Geschäftsmodell die Geschäftsstrategie, indem es<br />
Aussagen darüber trifft, welche Kombination von Produktionsfaktoren umgesetzt wird und<br />
welche Rollen und Funktionen die verschiedenen Akteure dabei übernehmen. Die Formulierung<br />
eines Geschäftsmodells erfolgt mit dem Ziel, „zu einem einfachen komprimierten<br />
Überblick der Geschäftsaktivitäten in Modellform zu gelangen“ (Wirtz 2001, S. 82).<br />
Als zweckmäßig hat es sich erwiesen, verschiedene Unter- bzw. <strong>Teil</strong>modelle zu unterscheiden,<br />
die die Ressourcen, die in ein Unternehmen fließen, sowie ihre Umwandlung in<br />
vermarktungsfähige Informationen, Produkte oder Dienstleistungen im Rahmen des innerbetrieblichen<br />
Leistungserstellungsprozesses beschreiben (Wirtz und Kleineicken 2000).<br />
Die für die Erfassung von Geschäftsmodellen im Viehhandel relevanten <strong>Teil</strong>modelle können<br />
wie folgt skizziert werden (Abb. 2.2/1):<br />
• Marktmodell: Mit welchen Produkt-/Marktkombinationen ist ein Unternehmen am<br />
Markt präsent (Unternehmensstrategie; Frese 1987) und führt es den Wettbewerb<br />
den einzelnen strategischen Geschäftsfeldern (Wettbewerbsstrategien; Porter<br />
1980)?<br />
• Organisationsmodell: Wie werden die verfolgten Strategien organisatorisch umgesetzt,<br />
z.B. in Form von Kooperationen mit Wertschöpfungspartnern?<br />
• Informationsmodell: In welchem Umfang und auf welche Weise werden Informationen<br />
wertschöpfungsstufenübergreifend ausgetauscht?<br />
• Kapitalmodell: Wie wird das Unternehmen finanziert?<br />
• Beschaffungsmodell: Auf welche Art und Weise werden Inputfaktoren beschafft?<br />
• Leistungserstellungsmodell: Wie wird die Kernleistung erbracht wird und wie stark<br />
ist das Unternehmen vertikal integriert?<br />
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