Vom Viehvermarkter zum Dienstleistungsprofi, Teil 1 - GIQS
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große Mehrzahl der Schlachttiere von den Landwirten nicht direkt an Schlachtunternehmen,<br />
sondern unter Einschaltung von Viehhandelsorganisationen vermarktet wird. Nach<br />
Traupe (2002) liefern bspw. in Niedersachsen, einer veredlungsstarken Region, 7,4% der<br />
Landwirte ihre Tiere direkt an Schlachthöfe und 92,6% an den Viehhandel. Diese Vermarktungsstrukturen<br />
werden durch die strukturellen Veränderungen der vor- und nachgelagerten<br />
Bereiche unter erheblichen Anpassungsdruck gesetzt. In jeder sich konzentrierenden<br />
Wertschöpfungskette ist der Zwischenhandel durch die Gefahr der Ausschaltung (Disintermediation)<br />
bedroht, so bspw. auch der Großhandel an der Schnittstelle zwischen Lebensmittelverarbeitern<br />
und Lebensmitteleinzelhandel (Zentes und Morschett, 2007). Dass diese<br />
Gefahr im Viehhandel vergleichsweise gering ist, liegt daran, dass sowohl die Landwirte als<br />
auch die Schlachtunternehmen die Anbindung an den Viehhandel wünschen. Beide streben<br />
eine Zusammenarbeit mit einem verlässlichen Partner an, der die Kundenwünsche seitens<br />
der Landwirte (bspw. Generierung guter Erlöse) und der Schlachtunternehmen (bspw. Lieferung<br />
von großen Mengen in gleichbleibender Qualität) erfüllen kann.<br />
Als Abnehmer sind insbesondere die Schlachthöfe zu betrachten, da über sie der größte<br />
<strong>Teil</strong> der Schlachttiere abgesetzt wird. Die starke Verhandlungsmacht der Abnehmer ist im<br />
Viehhandel deutlich am hohen Konzentrationsgrad der Schlachtindustrie abzulesen: Die<br />
drei größten Schlachtunternehmen bspw. schlachten knapp 51% der jährlich aufkommenden<br />
Schlachtschweine (ISN 2009a). Daraus ergibt sich eine dominante Position einzelner<br />
Unternehmen, die in Verhandlungen genutzt wird, um die Schlachtpreise zu drücken.<br />
In Zeiten der Überproduktion an Schlachttieren gelingt dies auch, da die Landwirte und<br />
Viehhändler die Tiere zu einem bestimmten Zeitpunkt verkaufen müssen. Die erhebliche<br />
Verhandlungsmacht der Abnehmer verschlechtert damit die Verhandlungsposition der<br />
Viehhändler sowie deren Ertragssituation. Zusätzlich stärkt die geringe Differenzierung der<br />
Produkte die Marktposition der Anbieter, denn die Schlachthöfe können einzelne Viehhandelsunternehmen<br />
leicht durch andere substituieren. In Zeiten der Produktionsverknappung<br />
auf der Erzeugerseite stellt die Konzentration der Schlachtunternehmen jedoch durchaus<br />
einen Vorteil für die Lieferanten dar und schwächt die Verhandlungsmacht der Abnehmer:<br />
Denn bei Kapazitäten von bis zu 12 Mio. Schlachttieren im Jahr einzelner Schlachthöfe<br />
(ISN 2009a) benötigen die Schlachtunternehmen verlässliche Partner, die ihnen auch<br />
große Volumina an Schlachttieren liefern können. Dies gilt insbesondere dann, wenn der<br />
Auslastungsgrad der Schlachthöfe gering ist.<br />
Eine starke Verhandlungsmacht der Lieferanten entsteht, wenn die Lieferanten stärker<br />
konzentriert sind, als die Abnehmer. Dies ist im deutschen Markt nicht der Fall, da die<br />
Lieferanten eine Vielzahl von Mastbetrieben umfassen. Dennoch liegt der Grad der Verhandlungsmacht<br />
der Lieferanten durchaus im mittleren Bereich. Zwar sind die Produkte<br />
der Lieferanten standardisiert und dadurch für den Viehhandel leicht austauschbar; auf<br />
der anderen Seite ist der Lieferant bei anderen Dienstleistungen, bspw. produktions- und<br />
betriebswirtschaftlicher Beratung, aber auch ein wichtiger Marktpartner des Viehhandels.<br />
Außerdem benötigt der Viehhandel die Schlachttiere verlässlicher Lieferanten, um seine eigenen<br />
Abnehmer, die Schlachtunternehmen, mit ausreichend Tieren versorgen zu können.<br />
Diese Bündelung der Schlachttiere über den Viehhandel ist eine seiner wichtigsten Aufgaben<br />
und von den Lieferanten gewünscht, um eine bessere Verhandlungsposition gegenüber<br />
den Schlachtunternehmen zu erreichen. Damit stellen die gelieferten Produkte einen<br />
wesentlichen Beitrag für das Überleben des Viehhandels dar.<br />
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