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Stiepeler Bote 228 - Juni 2015

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DIE REPORTAGE<br />

Unerwartet schöne Aussicht auf modernde Technik<br />

Rundflug über Trianel Windpark in der Nordsee der Stadtwerke Bochum<br />

Zugegeben, lange<br />

überlegen<br />

musste ich nicht<br />

als die Anfrage<br />

kam. Wann<br />

bekommt man<br />

schon einmal die<br />

Gelegenheit einen<br />

Windpark mitten in<br />

der Nordsee aus einem<br />

Flugzeug heraus<br />

in Augenschein<br />

zu nehmen? Genauer<br />

gesagt den Trianel<br />

Windpark Borkum<br />

I (TWB I), der 45<br />

Kilometer nördlich<br />

von Borkum liegt und<br />

an dem die Stadtwerke<br />

Bochum mit 18,46<br />

Prozent beteiligt ist.<br />

Aber schon kurz nach<br />

meiner Zusage schlich<br />

sich ein komisches<br />

Gefühl in meine Magengegend.<br />

Schließlich<br />

steige ich nicht gerade<br />

mit einem Lächeln im<br />

Gesicht in ein Flugzeug.<br />

Flugangst wäre wohl zu<br />

viel gesagt. Respekt vor<br />

der Höhe und das unwohle<br />

Bewusstsein, sein<br />

irdisches Dasein komplett<br />

in die Hand der Technik<br />

– sprich eines Flugzeugs<br />

– zu legen, trifft es wohl<br />

eher. Deshalb hatte ich vor<br />

einigen Jahren schon einmal<br />

eine Einladung zu einem<br />

45 Kilometer nördlich von Borkum<br />

befindet sich der Trianel<br />

Windpark.<br />

Rundflug über die Insel Sylt<br />

ausgeschlagen. Das sollte mir<br />

nicht noch einmal passieren.<br />

Mit dem Bus ging es morgens<br />

nach Emden. Nach gut dreistündiger<br />

Fahrt kamen wir in Otto<br />

Waalkes Heimatstadt an. Dietmar<br />

Spohn, Geschäftsführer der<br />

Stadtwerke Bochum, brachte<br />

die Journalisten auf den aktuellen<br />

Stand der Dinge in bezug auf<br />

den TWB I. Atemberaubende 1<br />

Mrd. Euro sind seit 2011 in 40<br />

Windkraftanlagen investiert worden,<br />

die künftig 800 Mio. kWh<br />

pro Jahr produzieren sollen.<br />

Anschließend hieß es zurück in<br />

den Bus Richtung Flughafen.<br />

Von wegen Anstellen zum Einchecken,<br />

lange Schlangen beim<br />

Zoll oder Ähnliches. Kaum auf<br />

dem Flughafen angekommen<br />

wurden wir von unseren zwei<br />

Piloten persönlich begrüßt. Unsere<br />

elfköpfige Reisegruppe<br />

wurde aufgeteilt. Und dann ging<br />

es zu unseren Fliegern. Und da<br />

war es wieder, dieses mulmige<br />

Gefühl in der Magengegend.<br />

Von wegen Jumbo. Eher Konservendose.<br />

So wirkten die beiden<br />

zweimotorigen Flugzeuge<br />

des Ostfriesischen Flug Diensts<br />

jedenfalls auf mich. Auch der<br />

Hinweis unserer Pilotin, dass<br />

wir die Seenotrettungsinsel im<br />

Notfall selbst rauswerfen und<br />

unbedingt am Griff festhalten<br />

müssten, wirkte nicht gerade<br />

beruhigend. Eher schon der Hinweis,<br />

dass auch der Ausfall beider<br />

Propeller kein Grund zur Besorgnis<br />

sei. Die Maschine könne<br />

auch im Gleitflug sicher landen.<br />

Mutig saß ich als Erster in der<br />

Maschine. Natürlich letzte Reihe.<br />

Die für Feiglinge. Ganz so rosig<br />

war es um meinen Mut nun auch<br />

nicht bestellt. Uwe Albert, Prokurist<br />

der Trianel Windpark Borkum<br />

GmbH & Co. KG, gesellte sich<br />

an meine Seite. Und dann ging<br />

es los. Beschleunigen, ein kurzer<br />

Ruck. Wir verließen sicheren<br />

Boden. Schnell stiegen wir auf<br />

1.500 Meter Höhe. Ich konnte<br />

es kaum glauben. Kein Ruckeln,<br />

kein Schaukeln, wir glitten einfach<br />

hinaus über Borkum, auf die<br />

Nordsee. Es schien eher so, als<br />

würde sich die Erde unter uns<br />

drehen und wir ruhig an einer<br />

Stelle verharren. Ich begann den<br />

Flug zu genießen. Auch die Sonne<br />

durchbrach die Wolken und<br />

sorgte für tolle Farbenspiele über<br />

der gar nicht rauen, sondern<br />

blauen und ruhigen Nordsee.<br />

Nach gut einer Viertelstunde<br />

hieß es endgültig den Blick nach<br />

unten zu richten. Da lag er ma-<br />

Martin Jagusch fliegt mit Uwe Albert,<br />

Prokurist der Trianel Windpark<br />

Borkum, über die Nordsee.<br />

Fotos (3): 3satz<br />

jestätisch vor und unter uns: der<br />

Trianel Windpark Borkum I. 40<br />

imposante Windkrafträder, das<br />

Umspannwerk und die Koverterplattform<br />

Dol-Win alpha der TenneT.<br />

Dazwischen Schiffe, die an<br />

den Windkrafträdern ankerten.<br />

Die 500 Stunden-Wartung, bei<br />

der alle Windkraftanlagen noch<br />

einmal genau kontrolliert werden,<br />

wird gerade durchgeführt.<br />

Nach zwei Runden rund um den<br />

Windpark geht es zurück über<br />

die Insel Juist über grüne und<br />

gelbe Felder nach Emden.<br />

Nach 70 Minuten setzten wir<br />

wieder auf der Landebahn auf.<br />

Viel zu schnell ging dieser Rundflug<br />

zu Ende. Sozusagen wie<br />

im Fluge. Ich fühlte mich richtig<br />

wohl in diesem Flugzeug, dieser<br />

Konservendose. Konnte die<br />

Zeit genießen. Ein ungewohntes,<br />

aber tolles Gefühl. Für mich<br />

steht fest: so einen Rundflug<br />

werde ich noch einmal machen.<br />

Dann ohne komisches Gefühl.<br />

Nur voller Vorfreude. Und ganz<br />

entspannt. Martin Jagusch<br />

14 | <strong>Stiepeler</strong> <strong>Bote</strong> | <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>

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