Tag der Württ. Pfarrerinnen und Pfarrer - Evangelischer Pfarrverein ...
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2<br />
Dieter<br />
Kaufmann<br />
Nachdenkenswert<br />
»Wenn dein Bru<strong>der</strong> neben dir verarmt <strong>und</strong> nicht<br />
mehr bestehen kann, so sollst du dich seiner<br />
annehmen wie eines Fremdlings o<strong>der</strong> Beisassen,<br />
dass er neben dir leben könne« (3. Mose 25,35).<br />
Dafür zu sorgen, dass die Menschen um uns<br />
leben können, am gesellschaftlichen Leben teilhaben<br />
können, ist diakonisches Handeln <strong>der</strong> Kirche.<br />
Im Laufe <strong>der</strong> Geschichte hat es sich immer mehr<br />
professionalisiert <strong>und</strong> spezialisiert. Diakonische<br />
Beratungsstellen, Einrichtungen <strong>und</strong> Dienste nehmen<br />
ihre Verantwortung für Menschen in Not auf<br />
vielfältige Weise wahr. Dabei sind sie immer<br />
mehr von gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
abhängig <strong>und</strong> stehen verstärkt unter dem<br />
Konkurrenzdruck auf einem wachsenden sozialen<br />
Markt. Vielfach sind diakonische Angebote in<br />
Frage gestellt, weil sie sich kaum noch (re-)finanzieren lassen.<br />
Bei uns in Deutschland nimmt die Zahl <strong>der</strong> Menschen, die in Armut leben, weiter<br />
zu. Beson<strong>der</strong>s betroffen sind Familien mit Kin<strong>der</strong>n. Jedes sechste Kind in Baden-<br />
<strong>Württ</strong>emberg lebt in Armut. Das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht hat kürzlich sogar<br />
angedeutet, dass die Hartz-IV-Regelsätze wohl nicht mit <strong>der</strong> Menschen- würde<br />
vereinbar sind. Als Kirche <strong>und</strong> Diakonie haben wir eine beson<strong>der</strong>e<br />
Verantwortung für Menschen, die in Armut geraten.<br />
Im Leitbild des Diakonischen Werks <strong>Württ</strong>emberg heißt es »Diakonie gründet in<br />
<strong>der</strong> helfenden <strong>und</strong> heilenden Zuwendung Gottes: Gott stellt sich auf die Seite <strong>der</strong><br />
Schwachen, Kranken, Leidenden <strong>und</strong> Unterdrückten. Daher versteht sich die<br />
Diakonie vor allem als Anwalt für arme <strong>und</strong> schwache Menschen.« Dazu gehört,<br />
dass wir öffentlich <strong>und</strong> anwaltschaftlich für Menschen in Not eintreten, politische<br />
For<strong>der</strong>ungen stellen <strong>und</strong> für bessere Rahmenbedingungen kämpfen. Und<br />
ebenso, dass wir in unseren Gemeinden Menschen, die benachteiligt sind <strong>und</strong><br />
Hilfe bedürfen, bewusst wahrnehmen <strong>und</strong> unterstützen. In ihnen begegnet uns<br />
Christus, so wie es im Gleichnis vom Weltgericht steht: »Ich bin hungrig gewesen,<br />
<strong>und</strong> ihr habt mir zu essen gegeben. … Was ihr getan habt einem von diesen<br />
meinen geringsten Brü<strong>der</strong>n, das habt ihr mir getan« (Matthäus 25,35.40).<br />
Bei unserer diakonischen Arbeit müssen wir uns immer wie<strong>der</strong> auf sich än<strong>der</strong>nde<br />
Rahmenbedingungen einstellen, Strukturen überdenken <strong>und</strong> die Kräfte bündeln.<br />
Dabei vertrauen wir auf das Wirken Gottes, dass dies gelingen kann:<br />
»Diakonie wird bewegt durch Gottes Geist: Gottes Geist schafft neues Leben<br />
<strong>und</strong> befähigt zur Gemeinschaft <strong>und</strong> zum Engagement mit unterschiedlichen<br />
Begabungen. Dadurch wird die Diakonie ermutigt <strong>und</strong> fähig, auf neue<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen zu reagieren« (Leitbild).<br />
Ihr<br />
Dieter Kaufmann<br />
Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> des Diakonischen Werks <strong>der</strong> Evangelischen Kirche<br />
in <strong>Württ</strong>emberg