Tag der Württ. Pfarrerinnen und Pfarrer - Evangelischer Pfarrverein ...
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Dienste beson<strong>der</strong>s benötigen, aber<br />
nicht bezahlen können. O<strong>der</strong> die<br />
Marktsteuerung führt im Extremfall zu<br />
einer Tarifgestaltung außerhalb eines<br />
angemessenen <strong>und</strong> auskömmlichen<br />
Einkommens. O<strong>der</strong> die Steuerung findet<br />
statt durch staatlich-hoheitliche<br />
Vorgaben, die die Vertraulichkeit von<br />
Beratung <strong>und</strong> Pflege nicht mehr gewährleisten.<br />
Zu Recht kann man sagen, dass im Zuge<br />
<strong>der</strong> Ökonomisierung sich nicht nur<br />
die Arbeitssituation verän<strong>der</strong>n kann,<br />
son<strong>der</strong>n auch die Identität <strong>der</strong> diakonischen<br />
Berufe berührt <strong>und</strong> verän<strong>der</strong>t<br />
wird – von <strong>der</strong> Pflegedienstleiterin bis<br />
zum Sozialarbeiter in <strong>der</strong> Beratung.<br />
Viele Untersuchungen belegen dies.<br />
Das muss für alle diakonischen Einrichtungen<br />
<strong>und</strong> Beratungsstellen Konsequenzen<br />
haben. Funktionsfähigkeit<br />
meint eben nicht nur erfolgreiche<br />
Wirtschaftlichkeit. Entscheidend für<br />
eine diakonische Unternehmensethik<br />
ist die »theologische Achse« (Alfred<br />
Jäger), von <strong>der</strong> her die Einrichtung<br />
o<strong>der</strong> das Unternehmen gesteuert wird.<br />
Die »theologische Achse« hat die Rolle<br />
eines Navigationssystems.<br />
Zur Bestimmung einer theologischen<br />
Achse eines diakonischen Unternehmens<br />
gehören zwei Schritte. Erstens<br />
geht es um diakonisch-ethische Gr<strong>und</strong>orientierungen,<br />
die unaufgebbar sind.<br />
Zweitens geht es darum, diese Gr<strong>und</strong>orientierungen<br />
auch in Einrichtungen<br />
<strong>und</strong> Diensten umzusetzen – gewissermaßen<br />
als praktische Maxime. Denn –<br />
so lehrt uns Arthur Rich in seiner<br />
Wirtschaftsethik, »dass nicht wirklich<br />
menschengerecht sein könne, was<br />
nicht sachgemäß ist, <strong>und</strong> nicht wirklich<br />
sachgemäß, was dem Menschengerechten<br />
wi<strong>der</strong>streitet«. Ohne sach<strong>und</strong><br />
situationsgerechte Umsetzung,<br />
auch Operationalisierung genannt, gibt<br />
es keine verän<strong>der</strong>nde Praxis. Und jede<br />
Gr<strong>und</strong>orientierung muss zur Folge haben,<br />
dass sie auch praktisch wird. Hier<br />
liegt vermutlich das größere Problem.<br />
Es geht ja nicht nur um den diakonischen<br />
Auftrag im Gegenüber o<strong>der</strong> gar<br />
im Gegensatz zur Ökonomie. Es geht<br />
auch um das Aufarbeiten <strong>der</strong> Spannung,<br />
die sich zwischen politischen<br />
Vorgaben, ökonomischen Zwängen<br />
<strong>und</strong> diakonischer Überzeugung auftut.<br />
Diese Spannung erlebe ich tagtäglich<br />
unter den Verbänden, in <strong>der</strong> Liga <strong>der</strong><br />
Freien Wohlfahrtspflege, in Verhandlungen<br />
mit den Kostenträgern <strong>und</strong> in<br />
den sozialrechtlichen Vorgaben. Zur<br />
Diakonie im subsidiären Sozialstaat<br />
gehört, dass sie dieser Spannung nicht<br />
ausweicht, son<strong>der</strong>n sich ihr konfliktfreudig<br />
stellt – mit sozialpolitischem<br />
Spürsinn, mit Leidenschaft für das<br />
Menschengerechte <strong>und</strong> mit Sinn für<br />
das Sachgerechte. Mein früherer Bischof<br />
in Berlin, Kurt Scharf, sagte<br />
mit fröhlichem Augenzwinkern gerne:<br />
»Um <strong>der</strong> Menschen willen muss man<br />
den Rahmen strapazieren, bis es laut<br />
knarrt.« Vermutlich dies ist gemeint.<br />
9<br />
»Diakonie ist<br />
ein kräftiges<br />
Zeichen für die<br />
Strahlkraft des<br />
Glaubens in<br />
<strong>der</strong> säkularen<br />
Gesellschaft,<br />
sie hat teil an<br />
<strong>der</strong> Missio<br />
Dei.«