Treffpunkt.Bau 05-06/2015
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LIVE DABEI<br />
Krankmacher auf der <strong>Bau</strong>stelle<br />
– Prävention kann schützen<br />
ARBEITSSICHERHEIT<br />
Die Berufsgenossenschaft der <strong>Bau</strong>wirtschaft (BG <strong>Bau</strong>) lud am 17. April<br />
<strong>2015</strong> im Kölner Park Inn Hotel zu einer Fachtagung rund um das<br />
Thema Epoxidharze ein. <strong>Treffpunkt</strong> <strong>Bau</strong> war „live dabei“, als Hansjörg<br />
Schmidt-Kraepelin (Mitglied der Geschäftsführung der BG <strong>Bau</strong>), Jan<br />
Warning (Wissens- und Dienstleistungsinstitut für Arbeitsbedingungen<br />
im <strong>Bau</strong>wesen in den Niederlanden), Dr. Ton Spee (ehemaliger<br />
Arbouw Strategieberater für Arbeitshygiene), Prof. Johannes Geier<br />
(Informationsverbund Dermatologischer Kliniken, Institut an der<br />
Universität Göttingen) und Dr. Reinhold Rühl (Leiter des Bereiches<br />
Gefahrstoffe der BG <strong>Bau</strong>) über den Nutzen und Schaden dieses <strong>Bau</strong>stoffes<br />
informierten und der interessierten Fachpresse anschließend<br />
Rede und Antwort standen.<br />
Epoxidharzallergie<br />
Epoxidharze (EP-Harze) sind Reaktionsharze, die aus dem Epoxidharz-System<br />
(einem Härter und einem Harz) gebildet werden.<br />
Verwendet werden sie in der <strong>Bau</strong>wirtschaft als Lacke, Klebstoffe,<br />
Beschichtungen, Laminate, Einbettmittel in der Metallographie,<br />
Isoliermassen in der Elektronik und Elektroindustrie sowie als Restaurierungsmaterialen<br />
(marode Wasserleitungen etc.). Wegen ihrer<br />
guten technischen Eigenschaften gelten sie inzwischen als Standartwerkstoffe,<br />
deren Fehlen kaum zu ersetzen wäre. Die Schattenseite:<br />
Immer mehr Beschäftigte leiden unter Epoxidharz-Allergien.<br />
Die wichtigsten Allergene sind die Harze selbst, aber auch die reaktiven<br />
Verdünner und Härter können sensibilisieren. Die Betroffenen<br />
erleiden bei Hautkontakt ein allergisches Kontaktekzem mit Rötung<br />
der Haut, Juckreiz und eventuell Bläschen und Nässen. Diese Form<br />
von Allergie, die Kontaktallergie, ist nicht heilbar und bleibt, einmal<br />
sensibilisiert, ein Leben lang bestehen. Aus diesem Grund müssen<br />
Betroffene den Kontakt mit dem Allergen unbedingt meiden. Jeder,<br />
der mit den Harzen zu tun hat, sollte ausreichend geschützt sein.<br />
Prävention und Schutzmaßnahmen<br />
Bei einer Untersuchung des Informationsverbundes Dermatologischer<br />
Kliniken (IVDK) stellte sich heraus, dass in Deutschland (80 Mio.<br />
Einwohner), etwa 200.000 Menschen gegen Epoxidharz sensibilisiert<br />
sind. „Die Kenntnis der Gefahren sowie vorbeugende Schutz-<br />
SCHAFFARCZYK . BG BAU<br />
(v.l.n.r.) Thomas Lucks, Pressesprecher der BG <strong>Bau</strong> leitete kompetent die<br />
Fragerunde mit Prof. Johannes Geier, Dr. Ton Spee, Jan Warning, Hansjörg<br />
Schmidt-Kraepelin und Dr. Reinhold Rühl.<br />
maßnahmen im Beruf sind daher unerlässlich”, betonte Dr. Reinhold<br />
Rühl. Unternehmen sollten darauf achten, dass ihre Mitarbeiter die<br />
Vorgaben der Betriebsanweisungen und Sicherheitsdatenblätter<br />
beachten. Zudem sollte für eine ausreichende Lüftung gesorgt<br />
werden. Bei Spritzverfahren und beim Einsatz von lösemittelhaltigen<br />
Produkten muss zusätzlich ein Atemschutz verwendet werden.<br />
Insbesondere muss darauf geachtet werden, direkten Hautkontakt<br />
mit allen Bestandteilen (Harze, Härter) zu vermeiden. Beschäftigten<br />
wird dazu geraten, Schutzanzüge wie Overalls, Schutzhosen sowie<br />
Schutzbrillen und spezielle Handschuhe zu verwenden. Bei lösemittelhaltigen<br />
Epoxidharzen sind oft nur Handschuhe aus Fluorkautschuk<br />
geeignet. Für die Arbeit mit lösemittelfreien Epoxidharzen<br />
empfiehlt die BG <strong>Bau</strong> spezielle Chemikalienschutz-Handschuhe, die<br />
mehrfach am Tag zu wechseln sind. Das Anmischen der einzelnen<br />
Komponenten des Epoxidharzes sollte in geschlossenen Behältern<br />
erfolgen. „Bereits vor Beginn der Arbeit“, schloss Rühl, „müssen sich<br />
die Beschäftigten einer arbeitsmedizinischen Vorsorge unterziehen.“<br />
Betriebe seien zudem in der Pflicht, ihre Mitarbeiter ausreichend<br />
über Gefahren und Schutzmaßnahmen zu informieren.<br />
Prävention im Umgang mit Epoxidharzen – Schutzkleidung ist unerlässlich.<br />
Gemeldete Fälle von Epoxidharzerkrankungen in Deutschland.<br />
[ 8 ] <strong>05</strong>|<strong>06</strong>.<strong>2015</strong> . TREFFPUNKT BAU<br />
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