Konzern bleibt auf Wertsteigerungskurs - Kolbenschmidt Pierburg AG
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Foto: Photodisc<br />
Seite 10 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 3/2003<br />
Der mit Abstand wichtigste Faktor, der über Erfolg bzw. Misserfolg eines Unternehmens<br />
entscheidet, ist sein Human Capital. Engagierte Mitarbeiter, die sich mit<br />
„ihrem“ Unternehmen identifizieren und sich deshalb auch nach Kräften innovativ<br />
einbringen, sind von kaum abschätzbarem Wert. Genau hier setzt – wie bereits ausführlich<br />
berichtet („Das Profil“ 1/2003) – das international anerkannte<br />
Managementinstrument „Führen mit Zielen“ (Management by Objectives) an, das bis zum Jahr<br />
2005 neben allen Führungskräften auch die Tarifmitarbeiter im Rheinmetall-<strong>Konzern</strong> einbeziehen<br />
soll. So anspruchsvolle Projekte wie FmZ können, das ist nicht nur unter Fachleuten unstrittig,<br />
nicht in einem Wurf erfolgreich gestartet und dauerhaft etabliert werden. Experten wie<br />
Dr. Regina Mahlmann, seit vielen Jahren mit der Thematik vertraut, wissen um die Schwierigkeiten,<br />
die sich bei „Führen mit Zielen“ <strong>auf</strong>tun – im Kleinen wie im Grossen. Im folgenden<br />
„Profil“-Beitrag schildert die promovierte Soziologin, die zwischen 1983 und 1990 an diversen<br />
Fakultäten der Universität Bielefeld und der Gesamthochschule Wuppertal wissenschaftlich<br />
„Führen mit Zielen“ – ein Erfahrungsbericht<br />
Einwände entkräften<br />
ist ein lohnendes Ziel<br />
Düsseldorf. Wie es so passiert: Auf<br />
einem Treffen von Trainern und Personalfachleuten<br />
kam ich ins Gespräch<br />
mit dem verantwortlichen Personalentwickler<br />
in einem größeren mittelständischen<br />
Unternehmen in der Bundesrepublik<br />
Deutschland, mit dem ich<br />
vor etwa vier Jahren das Projekt<br />
„Führen mit Zielen“ bzw.<br />
„Zielvereinbarung“<br />
(FmZ) konzipiert und<br />
eingeführt hatte. Selbstverständlich<br />
wurden Erinnerungen<br />
lebendig<br />
geschildert. Sie kreisten<br />
um zwei Themen: „Weißt du noch, mit<br />
welchen Widerständen und Einwänden<br />
wir ringen mussten?!“ Und:<br />
„Weißt du noch, wie wir mit den ersten<br />
Erfahrungen umgegangen sind – das<br />
hat sich gelohnt!“ In der Rückschau<br />
waren wir uns schnell einig: Es lohnt(e)<br />
sich, Widerstände zu überwinden.<br />
Genau zu diesen Aspekten möchte<br />
ich Ihnen eine Sammlung von Erfahrungen<br />
anbieten, die demonstrieren,<br />
dass<br />
★ FmZ der – auch zeitlich intensiven –<br />
Mühe wert ist,<br />
★ Stolpersteine der ersten Runde erfolgreich<br />
überwunden werden können,<br />
★ Einwände und Widerstände auch<br />
und vor allem ein Anreiz sind, sie im<br />
Sinne der unternehmerischen FmZ-<br />
Zielvorgaben konstruktiv zu entkräften<br />
bzw. zu überwinden.<br />
Typische Einwände: Sobald<br />
„Führen mit Zielen“ als verbindliche<br />
Methode in Unternehmen<br />
eingeführt wird, werden<br />
Einwände erhoben, die<br />
Ablehnung signalisieren. Das ist verständlich,<br />
erscheint es doch als ein<br />
Zusatz<strong>auf</strong>wand, Ziele abzustimmen,<br />
zu definieren und zu vereinbaren,<br />
mitsamt den einzelnen Schritten dieses<br />
Führungsinstruments. Die Spanne<br />
der Ablehnung reicht von „Was<br />
soll das denn jetzt?!“ bis hin zu „Das<br />
machen wir doch sowieso schon!“<br />
(Oft von ein- und derselben Person<br />
ausgerufen, die den Widerspruch selten<br />
bemerkt.)<br />
In meiner Beratungs- und Trainerpraxis<br />
tauchen drei Einwände in schöner<br />
Regelmäßigkeit <strong>auf</strong>. Ein weit verbreiteter<br />
Einwand lautet zum Beispiel: „Mit<br />
Zielen führe ich doch sowieso! Stellen<br />
Sie sich mal vor, was wäre,<br />
wenn wir keine Ziele<br />
hätten!“ – „Geben Sie<br />
mir doch bitte mal einige<br />
Beispiele von Zielen, damit<br />
wir vom selben Sachverhalt<br />
reden.“ – „Beispiele?<br />
Können Sie haben: Im Außendienst<br />
ist das zentrale Thema, den Umsatz<br />
zu steigern. Oder: den Kundenkontakt<br />
zu erhalten, die Bindung herzustellen.<br />
Diese Ziele hat von uns jeder.“<br />
– „Und wie überprüfen Sie diese<br />
Ziele bzw. deren Erreichung?“ – „Na,<br />
das sehe ich doch, zum Beispiel an<br />
den Zahlen!“ – „Okay, nehmen wir an,<br />
ich steigere als Ihr Mitarbeiter den Umsatz<br />
um 0,5 Prozent, habe dabei aber<br />
mein Budget, sagen wir, für Reisen<br />
und andere Kosten, die mit meinem<br />
Bemühen, Kunden zu halten, entstehen,<br />
um 16 Prozent überschritten.“ –<br />
„Natürlich hätten Sie die Ziele nicht erreicht!<br />
Das Umsatzziel steht bei drei<br />
Prozent, klarer Fall.“<br />
Fazit eins: Über Ziele wird selten „sowieso“<br />
geführt. Denn Ziele zu definieren,<br />
ist anstrengend und „kostet“ Zeit.<br />
Neben dem gewünschten Ergebnis<br />
muss ausgemacht sein, in welchem<br />
Zeitraum unter Nutzung welcher Ressourcen<br />
es erzielt werden soll. Und<br />
auch die Qualität muss formuliert sein.<br />
Die Mühe lohnt sich! Warum? Weil die<br />
Projektbeteiligten präzise wissen, was<br />
der Fall sein soll. Weil der Mitarbeiter<br />
einen exakt formulierten Auftrag verfolgen<br />
und folglich zielgenau arbeiten<br />
kann. Und weil beide FmZ-Partner vereinbart<br />
haben, welche Messlatten angelegt<br />
werden, wenn es darum geht,<br />
die Zielerreichung (auch: deren Grad)<br />
zu beurteilen und gegebenenfalls da-<br />
Volltreffer: Es lohnt, Widerstände beim Projekt „Führen mit Zielen“ zu überwinden.<br />
ran Gehalts- oder Bonusfragen zu entscheiden.<br />
Appell: Benutzen Sie bei den Gesprächen<br />
zu Zieldefinitionen eine<br />
Checkliste mit den Zielkriterien. Auf<br />
diese Weise können Sie im Prozess die<br />
Qualität Ihrer Zielformulierungen<br />
überprüfen.<br />
Ein weiterer Einwand knüpft sich an<br />
die Anforderung, Zielintervall- oder<br />
Meilensteingespräche zu führen: „Als<br />
ob ich so viel Zeit hätte, neben den<br />
zahlreichen fach- und arbeitsspezifischen<br />
Gesprächen auch noch Meilensteingespräche<br />
zu führen! Ich rede<br />
doch sowieso dauernd mit meinen<br />
Leuten!“ – „Worüber?“ – „Na, wie es<br />
läuft.“ – „Und: Wie läuft es bei Ihnen<br />
gerade?“ – „Ganz gut. Sind noch ein<br />
‚paar Haken‘ in einem wichtigen<br />
Angebot, aber das kriege ich schon<br />
hin. Wieso fragen Sie eigentlich?“ –<br />
„Welche Art von Antworten erhalten<br />
Sie denn von Ihren Mitarbeitern, wenn<br />
Sie sie zwischendurch fragen, wie es<br />
läuft? Ähnliche wie die, die Sie mir gerade<br />
gegeben haben?“ – „Manchmal<br />
ja, manchmal wird es konkreter. Wieso?“<br />
– „Ist es schon vorgekommen,<br />
dass Mitarbeiter oder Sie selbst ein<br />
Ziel völlig verfehlt haben und Sie im<br />
Nachhinein, in der Rekonstruktion des<br />
Abl<strong>auf</strong>s, festgestellt haben: Hätten wir<br />
doch bei der Entscheidung dies oder<br />
das getan?“ – „Sicher ist das schon<br />
vorgekommen.“<br />
Fazit zwei: Meilensteingespräche<br />
dienen der Ortung im Prozess und<br />
dem frühestzeitigen Erkennen von<br />
möglichen Abweichungen vom Ziel.<br />
Sie ermöglichen, durch Überprüfung<br />
<strong>auf</strong> der Zielgeraden zu bleiben und<br />
den Bedarf an Prozess- oder auch<br />
Zielkorrekturen sehr früh zu entdecken<br />
und entsprechend zu intervenieren.<br />
Appell: Bleiben Sie am Ball – und erhöhen<br />
Sie so die Wahrscheinlichkeit,<br />
tätig war, ihre aus der täglichen betrieblichen Praxis abgeleiteten Erfahrungen mit FmZ. Gleichzeitig<br />
gibt die 44-jährige Unternehmensberaterin – sie arbeitet seit mehr als zehn Jahren als<br />
(auch freiberufliche) Beraterin und Trainerin in Deutschland, Österreich und der Schweiz (u.a.<br />
am Management Zentrum St. Gallen) – eine Vielzahl konstruktiver Tipps, wie sich die FmZ-<br />
Philosophie und das entsprechende Handeln erfolgreich in den Köpfen der beteiligten Personen<br />
festsetzen können. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten ihrer aktuellen Arbeit gehören unter<br />
anderem das Einzel-Coaching von Führungskräften sowie die Themen Führung (Selbstführung,<br />
Mitarbeiter- bzw. Teamführung) und Konfliktmanagement. Darüber hinaus begleitet<br />
die gebürtige Braunschweigerin Unternehmen fachlich im Rahmen sogenannter Veränderungsprozesse,<br />
etwa im Zuge der Entwicklung und Einführung von Führungsinstrumenten. Vor<br />
diesem Hintergrund stellte sie im Februar dieses Jahres auch den Führungskräften der Rheinmetall<br />
<strong>AG</strong> das FmZ-Konzept vor; in ähnlicher Aufgabenstellung arbeitet Mahlmann bereits seit<br />
1995 für die zu Rheinmetall-Defence gehörende Oerlikon Contraves <strong>AG</strong> (Zürich). rds<br />
Die Welt ist voller Ziele – aber welche passen zur Unternehmensstrategie? „Führen mit Zielen“ gibt eine konstruktive Antwort.<br />
sinnvolle, funktionale und weiterbringende<br />
Ziele zu erreichen. Und außerdem<br />
Zeit zu sparen!<br />
Ein dritter Einwand: „Tja, bei FmZ<br />
soll ja wohl der Vorgesetzte Vorschläge<br />
für Ziele machen, nicht? Und genau<br />
das funktioniert bei uns nicht! Bei uns<br />
ist es genau umgekehrt: Die Mitarbeiter<br />
suchen sich mögliche Ziele und geben<br />
diese dann in die Diskussion.“ –<br />
„Worin liegt denn die Schwierigkeit?“<br />
– „Erstens: Woher soll ich die Ziele<br />
nehmen? Zweitens: Wie soll ich unsere<br />
Ziele mit den Zielen der nächsthöheren<br />
Ebene abstimmen, wenn ich<br />
vorher nicht die Ziele von meinem Vorgesetzten<br />
erhalte? Drittens: Wie sollte<br />
ich FmZ mit meinen<br />
Mitarbeitern<br />
durchführen,<br />
wenn mein Vorgesetzter<br />
das nicht<br />
macht?“<br />
„Zu Erstens: Sie<br />
sind doch ein Experte<br />
<strong>auf</strong> Ihrem<br />
Gebiet und wis-<br />
Regina Mahlmann<br />
sen, wor<strong>auf</strong> es ankommt,<br />
um Ihre<br />
Ziele zu erreichen. Was hindert Sie<br />
daran, als Ziele Projekte vorzuschlagen,<br />
die es Ihnen wert sind,<br />
besonderes Engagement einzusetzen?<br />
– Zu Zweitens: Sie sind verantwortlich<br />
dafür, die Ziele zu erreichen,<br />
die Sie mit Ihrem Vorgesetzten vereinbaren.<br />
Versäumt dieser es, die<br />
Ziele mit der Zielhierarchie und damit<br />
mit jenen Zielen, die er zu erfüllen hat,<br />
abzustimmen – dann ist das nicht Ihr<br />
Problem. Für Sie gilt das, was Sie mit<br />
ihm vereinbaren. – Zu Drittens: Da Sie<br />
Ihre Ziele nur dadurch erreichen können,<br />
dass Ihnen Ihre Mitarbeiter<br />
zuarbeiten – was hindert Sie daran,<br />
mit Ihren Mitarbeitern Ziele für Ihr<br />
Verantwortungsgebiet zu vereinbaren?“<br />
Fazit drei: Unabhängig davon, ob der<br />
Zielvereinbarungsprozess in der Hierarchie<br />
als top down und bottom up<br />
von allen Beteiligten eingehalten wird,<br />
sind Sie frei, Ziele vorzuschlagen und<br />
mit Ihren Mitarbeitenden zu vereinbaren<br />
und abzustimmen. Auch hier kann<br />
Ihnen die Checkliste der beachtenswerten<br />
Aspekte bei der Zielformulierung<br />
helfen.<br />
Appell: Vereinbaren Sie Ziele proaktiv<br />
für sich mit Ihrem/n Vorgesetzten<br />
und initiativ mit Ihren Mitarbeitenden.<br />
Sie erhöhen damit die Chance, effektiv<br />
zum Abteilungs- und daher zum Unternehmenserfolg<br />
beizutragen.<br />
Umgang mit Erfahrungen:<br />
Auch dann, wenn der erste<br />
Durchl<strong>auf</strong> von „Führen mit<br />
Zielen“ durch Workshops<br />
und Schulungen begleitet<br />
wurde (wie bei Rheinmetall der Fall),<br />
verläuft er selten reibungslos und wirft<br />
häufig Fragen <strong>auf</strong>. In der Praxis hat<br />
sich gezeigt, dass es ratsam ist, diese<br />
zu sammeln und nach Beendigung der<br />
ersten Runde die Erlebnisse und Vorgehensweisen<br />
in Workshops zum Thema<br />
zu machen. Diese Workshops haben<br />
vor allem zwei Ziele: zum Ersten<br />
den Erfahrungsaustausch einschließlich<br />
Lernprozess, zum Zweiten die Vorbereitung<br />
<strong>auf</strong> die zweite Runde nach<br />
Abl<strong>auf</strong> eines Jahres.<br />
Diese Workshops haben wir strukturiert.<br />
Empfehlenswert und dankbar<br />
sind folgende kardinale Fragestellungen:<br />
Was hat gut geklappt – und warum?<br />
Wo traten Probleme oder Hürden<br />
<strong>auf</strong> – und warum? Wie sind die Beteiligten<br />
damit umgegangen? Wo wünschen<br />
sie sich mehr Unterstützung,<br />
wie und von wem? Der Austausch von<br />
Erfahrungen zeigt den Beteiligten in<br />
der Regel, dass sie mit ihren Schwierigkeiten<br />
nicht allein dastehen und<br />
(Fortsetzung <strong>auf</strong> Seite 11)<br />
Karikatur: Dirk Meissner