Konzern bleibt auf Wertsteigerungskurs - Kolbenschmidt Pierburg AG
Konzern bleibt auf Wertsteigerungskurs - Kolbenschmidt Pierburg AG
Konzern bleibt auf Wertsteigerungskurs - Kolbenschmidt Pierburg AG
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fotos (7): Thomas Klink<br />
Das Profil 3/2003 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 7<br />
Konzentriert sich am Firmensitz der KS Aluminium-Technologie <strong>AG</strong> voll und ganz <strong>auf</strong> seine Arbeit: Michael Bergs beim Entgraten eines Porsche-Cayenne-Zylinderkurbelgehäuses (l.). In Bearbeitungszentren (M.)<br />
werden die Motorblöcke <strong>auf</strong> Fertigmaß gebracht. AT<strong>AG</strong>-Qualitätsfachmann Ulik Yalcincaya entgeht nichts: Mit geschultem Blick begutachtet der Fachmann das Kurbelgehäuse an der Endkontrolle (r.).<br />
Fertigbearbeitung beim Cayenne-Motorblock<br />
AT<strong>AG</strong>-Projekt erweitert<br />
Wertschöpfungskette<br />
Neckarsulm/Stuttgart. Ein Trend,<br />
der sich (immer deutlicher) abzeichnet:<br />
Die Fertigungstiefe <strong>auf</strong> Seiten der<br />
Automobilhersteller geht zurück, bei<br />
den Zulieferern nimmt sie hingegen<br />
kontinuierlich zu. Ein Beispiel, das<br />
diese Entwicklung unterstreicht, ist die<br />
jüngste Kooperation zwischen der Dr.<br />
Ing. h. c. F. Porsche <strong>AG</strong> (Stuttgart) und<br />
der zur Automotive-Sparte von Rheinmetall<br />
gehörenden KS Aluminium-<br />
Technologie <strong>AG</strong> (AT<strong>AG</strong>) in Neckarsulm.<br />
Mit dem neuentwickelten Achtzylinder-Motorblock<br />
für die Porsche-Cayenne-Versionen<br />
S (Sauger) und Turbo<br />
aus dem Hause <strong>Kolbenschmidt</strong> betritt<br />
der Neckarsulmer Automobilzulieferer<br />
fertigungstechnisches Neuland. Zum<br />
ersten Mal in der Unternehmensgeschichte<br />
liefert AT<strong>AG</strong> das im Niederdruckguss-Verfahren<br />
gefertigte Aluminium-Zylinderkurbelgehäuse<br />
in<br />
bewährter „Alusil“-<br />
Legierung in Eigenregiemontagefertig<br />
aus. Der Vorteil<br />
für den Kunden:<br />
„Spanende Nachbearbeitungenseitens<br />
Porsche sind<br />
nicht mehr erforderlich.<br />
Vielmehr<br />
verlässt der fertigbearbeitete Motorblock<br />
unser Werksgelände zur anschließenden<br />
Komplettmontage direkt<br />
zum schwäbischen Sportwagenhersteller<br />
Richtung Stuttgart-Zuffenhausen“,<br />
so Dr.-Ing. Oliver Vogt, Produktlinienmanager<br />
Porsche und Abteilungsleiter<br />
Fertigbearbeitung („Das<br />
Profil“ 2/2003).<br />
Klaus Siller Dr. Oliver Vogt<br />
Der Wunsch von Porsche nach vertiefter<br />
Zusammenarbeit mit den württemberger<br />
Gießspezialisten fällt bei<br />
den Neckarsulmer Motorblockspezialisten<br />
<strong>auf</strong> fruchtbaren Boden. „Die integrierte<br />
Fertigbearbeitung bedeutet<br />
für uns eine deutliche Steigerung der<br />
Wertschöpfungskette“, erläutert AT<strong>AG</strong>-<br />
Vorstandsvorsitzender Horst Binnig<br />
und fügt hinzu: „Der Ausbau unseres<br />
neu erarbeiteten Know-hows in punkto<br />
Fertigbearbeitung ging von Anfang<br />
an mit einem außerordentlich steilen<br />
Produktionsanl<strong>auf</strong> einher. Denn: Der<br />
Cayenne ist ein echter Verk<strong>auf</strong>sschlager<br />
– entsprechend hoch sind die von<br />
Porsche abgerufenen Stückzahlen.<br />
Aufgrund dieses Erfolges werden wir<br />
künftig den Bereich der Fertigbearbeitung<br />
systematisch weiterentwickeln.<br />
Mit anderen Worten: Von der Entwicklung<br />
über das Gießen bis zur Auslieferung<br />
fertigbearbeiteter Serienteile werden<br />
wir verstärkt alles ‚aus einer Hand‘<br />
anbieten.“<br />
Für die Gießspezialisten ist der<br />
Cayenne-Motorblock das erste Projekt,<br />
bei dem das gegossene Zylinderkurbelgehäuse<br />
in rund 30 Bearbeitungsschritten<br />
präzise <strong>auf</strong> Fertigmaß gebracht<br />
wird. „Das gesamte Motorgehäuse<br />
wird in<br />
festgelegten ‚Operationen‘<br />
unter anderemvollautomatisch<br />
gefräst, entgratet<br />
und <strong>auf</strong><br />
Dichtigkeit getestet.“<br />
Mit diesen<br />
Worten beschreibt<br />
Klaus Siller, Produktionsleiter<br />
der<br />
Fertigbearbeitung,<br />
den Umfang der Arbeitsschritte. Dass<br />
dort, wo gehobelt wird, auch Späne<br />
fallen, trifft bei der Fertigbearbeitung<br />
des Cayenne-Motorblocks voll und<br />
ganz zu. Vogt: „Wiegen Ober- und Unterteil<br />
nach Verlassen der Gießzellen<br />
zusammen knapp 72 Kilogramm, wird<br />
das Gewicht mittels ‚Komplettveredelung‘<br />
durch unsere Bearbeitungsspe-<br />
zialisten um ganze 17 Kilogramm <strong>auf</strong><br />
rund 55 Kilogramm reduziert.“<br />
Sind alle Gewinde geschnitten, Bohrungen<br />
eingebracht, Ober- und Unterteil<br />
fest miteinander verschraubt, die<br />
Zylinderl<strong>auf</strong>flächen gehont und das<br />
komplette Modul gereinigt, erfolgt<br />
noch die Montage von Kleinteilen (z.B.<br />
Ölablassschraube). Siller: „Zur Absicherung<br />
unserer hohen Qualitätsstan-<br />
Jede noch so kleine Abweichung wird genauestens registriert: AT<strong>AG</strong>-Mitarbeiter Michael Czekalla bedient die moderne<br />
3D-Koordinatenmessmaschine zur Überprüfung vorgegebener Toleranzwerte eines Zylinderblocks für den Porsche-Cayenne.<br />
dards werden die Blöcke nach den einzelnen<br />
Bearbeitungsschritten unter<br />
anderem stichprobenartig <strong>auf</strong> einer 3-<br />
D-Koordinatenmaschine hinsichtlich<br />
der Einhaltung der geforderten Toleranzen<br />
sehr genau kontrolliert.“<br />
Bei der Entwicklung von Zylinderkurbelgehäusen<br />
gibt es ein Thema, das<br />
immer von besonderer Bedeutung ist.<br />
„Gewichtseinsparungen im modernen<br />
Motorenbau zu realisieren, ist nach<br />
wie vor eines der wichtigsten entwicklungstechnischen<br />
Ziele. Für Porsche<br />
stand daher von vornherein fest, den<br />
Achtzylinder-Motorblock des Cayenne<br />
aus einer Aluminium-Legierung gießen<br />
zu lassen. Mit Blick <strong>auf</strong> das Gewicht<br />
ist das von großem Vorteil: Im<br />
Vergleich zu Graugusslösungen lassen<br />
sich so 40 bis 50 Prozent an Gewicht<br />
einsparen”, skizziert der 36-jährige<br />
Vogt die Vorzüge von Aluminium. Die<br />
Cayenne-Motorblöcke bestehen, wie<br />
schon erwähnt, aus der speziellen<br />
„Alusil“-Legierung.<br />
Dieser Werkstoff bietet im Gegensatz<br />
zu herkömmlichen Aluminium-Legierungen<br />
einen entscheidenden Vorteil:<br />
Er sichert bei monolithischen (das<br />
heißt aus einem Material bestehenden)<br />
Motorblöcken – wie dem vierein-<br />
halb Liter Hubraum starken Cayenne<br />
V8 – die notwendige Verschleißfestigkeit<br />
auch für die Zylinderl<strong>auf</strong>flächen.<br />
Anders gesagt: Zusätzliche Zylinderl<strong>auf</strong>buchsen<br />
oder Beschichtungen<br />
sind nicht erforderlich. Diese Technik<br />
wurde bereits im Jahr 1973 in einer gemeinschaftlichen<br />
Entwicklung von<br />
Porsche und dem Geschäftsbereich<br />
Aluminium-Guss, ausdem sich die KS<br />
AT<strong>AG</strong> entwickelt hat, bis zum Einsatz<br />
im ersten europäischen Serienverbrennungsmotor<br />
(Porsche 911) mit<br />
Aluminium-Zylinderl<strong>auf</strong>flächen aus<br />
„Alusil“ vorangetrieben. Vogt: „Je nach<br />
Siliziumanteil werden Aluminium-Legierungen<br />
als unter- beziehungsweise<br />
übereutektisch bezeichnet.“ „Alusil“<br />
hat einen übereutektischen Siliziumanteil<br />
von 16 bis 18 Prozent, so dass<br />
beim Erstarren primäres Silizium aus-<br />
Qualität ist gefragt: Udo Seidler entgratet einen Motorblock (l.), sein Kollege Thomas Kolbeck (r.) checkt die Gussqualität nach Entnahme aus dem Gießwerkzeug.<br />
geschieden wird. Mit einem eigens<br />
entwickelten mehrstufigen Honverfahren<br />
wird das Silizium in den Zylinderbohrungen<br />
in Form von mikroskopisch<br />
kleinen und besonders harten Partikeln<br />
freigelegt und bildet die notwendige<br />
Verschleißfestigkeit der L<strong>auf</strong>fläche<br />
für Kolben und Kolbenringe.<br />
Gegossen wird das Zylinderkurbelgehäuse<br />
des Sport Utility Vehicle<br />
(SUV) aus dem Hause Porsche in<br />
hochmodernen Niederdruckguss-Anlagen.<br />
Dabei bezieht sich die Bezeichnung<br />
Niederdruckguss <strong>auf</strong> die Bedingungen<br />
während der Formfüllung und<br />
Erstarrung. „Unter dem Gießwerkzeug<br />
(Stahlkokille) befindet sich ein mit<br />
flüssiger Aluminiumlegierung gefüllter<br />
Warmhalteofen, der während des<br />
Gießvorgangs mit einem vergleichsweise<br />
niedrigen Überdruck (0,3 bis 0,6<br />
bar) be<strong>auf</strong>schlagt wird. Über ein<br />
Steigrohr gelangt die <strong>auf</strong>steigende<br />
Aluminium-Legierung in die Kokille<br />
und füllt diese turbulenzarm in rund<br />
50 Sekunden von unten nach oben.<br />
Die Erstarrung erfolgt hingegen in umgekehrter<br />
Richtung, von oben nach unten.“<br />
Mit diesen Worten beschreibt<br />
Werkstoffexperte Vogt den genauen<br />
Gießvorgang.<br />
Mit den Absatzzahlen des geländegängigen<br />
Cayenne ist man in Neckarsulm<br />
hochzufrieden. AT<strong>AG</strong>-Chef Binnig:<br />
„Wir arbeiten zur Zeit in drei<br />
Schichten an sechs Tagen in der Woche;<br />
damit lasten wir unsere Produktionskapazitäten<br />
voll aus. Neben der<br />
Sicherung bestehender Arbeitsplätze<br />
bauen wir gleichzeitig unseren Marktanteil<br />
im prestigeträchtigen Segment<br />
hochwertiger Automobile weiter aus.“<br />
Die Ziele des Unternehmens hinsichtlich<br />
der Fertigbearbeitung betreffen in<br />
der nahen Zukunft Projekte im Premium-Segment<br />
mit einigen 10 000 Motoren<br />
pro Jahr. Noch einmal Horst Binnig:<br />
„Für uns ist das SUV des profitabelsten<br />
Automobilherstellers der Welt eine<br />
zusätzliche Referenz, die das vorhandene<br />
Know-how <strong>auf</strong> den Gebieten<br />
Gießen und Bearbeiten großvolumiger<br />
Motorblöcke eindrucksvoll unterstreicht.“<br />
Neben dem Cayenne-V8 werden in<br />
Neckarsulm weitere Motorblöcke für<br />
den Einsatz in SUV-Fahrzeugen gegossen.<br />
Dies sind der V10 TDI und der R5<br />
TDI für den VW Touareg sowie die V8-<br />
Zylinderkurbelgehäuse 4,4i und 4,6is<br />
des BMW X5. Zum Fertigungsspektrum<br />
gehören ferner Motorblöcke für den<br />
Volvo XC 70 (R5 Diesel) sowie den<br />
Volvo XC 90 (Ottomotoren R5 und R6<br />
sowie R5 Diesel). Ralf Steinmann