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Konzern bleibt auf Wertsteigerungskurs - Kolbenschmidt Pierburg AG

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Seite 14 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Das Profil 3/2003<br />

In der <strong>Pierburg</strong>-Gruppe: Günstiger eink<strong>auf</strong>en mit dem Leadbuyer-Konzept<br />

Aktivitäten nun weltweit gebündelt<br />

Neuss. Der ständig steigende Wettbewerb<br />

bei Kosten und Qualität sowie<br />

die kontinuierliche Weiterentwicklung<br />

von Prozessen und Technologien erfordern<br />

gerade in international tätigen<br />

Unternehmen einen permanenten Informationsaustausch,<br />

um vorhandene<br />

Synergiepotenziale identifizieren und<br />

konsequent nutzen zu können. Aus<br />

diesem Grund wurde bei der <strong>Pierburg</strong><br />

GmbH das Leadbuyer-Konzept entwickelt,<br />

das die weltweiten Eink<strong>auf</strong>saktivitäten<br />

des Unternehmens –<br />

nach Materialgruppen sortiert – bündelt<br />

und das nun im Rahmen der allgemeinen<br />

Wertsteigerung weiter ausgebaut<br />

werden soll.<br />

„Unser Ziel ist es, das Know-how der<br />

Einkäufer aus den verschiedenen weltweiten<br />

Produktionsstandorten zusammenzuführen,<br />

um dadurch Ansatzpunkte<br />

für eine mögliche Senkung der<br />

Wichtiges Element im<br />

Leadbuyer-Konzept<br />

und von zentraler Bedeutung<br />

bei der Auswahl<br />

der Zulieferer ist<br />

die für jede Materialgruppe geführte<br />

Anbieterliste, auch „Bidderslist“<br />

genannt. Sie enthält sämtliche relevanten<br />

Eink<strong>auf</strong>sinformationen, dazu<br />

eine Bewertung der Lieferanten<br />

bezüglich Qualität, Logistik, Engineering<br />

und k<strong>auf</strong>männischer<br />

Aspekte. „Damit dieses System<br />

funktionierte, waren umfangreiche<br />

organisatorische Maßnahmen erforderlich,<br />

um einen standortübergreifenden<br />

Daten- und Informationsaustausch<br />

zu gewährleisten“,<br />

erläutert Oliver Casper, Eink<strong>auf</strong>skoordinator<br />

bei der <strong>Pierburg</strong> GmbH in<br />

Neuss, die Anfänge der Bidderslist.<br />

Schnell informiert<br />

per „Bidderslist“<br />

Mit an erster Stelle standen dabei<br />

die Definition von einheitlichen<br />

Materialgruppen und Materialgruppen-Codes<br />

sowie die Programmierung<br />

einer standardisierten<br />

SAP-Anwendung, mit deren<br />

Hilfe sich nun sämtliche elementaren<br />

Eink<strong>auf</strong>sinformationen (z.B.<br />

Anzahl der Lieferanten, Ansprechpartner<br />

und Adressen, Zahlungsund<br />

Lieferbedingungen, nach Ländern<br />

<strong>auf</strong>geschlüsselte Umsätze<br />

pro Lieferant, Artikelanzahl) per<br />

Tastendruck <strong>auf</strong>rufen lassen. „Mit<br />

diesem Programm erreichen wir,<br />

dass sich jeder Standort in kürzester<br />

Zeit über alle wichtigen Zuliefererdaten<br />

informieren kann<br />

und bei Anfragen nicht länger <strong>auf</strong><br />

die Unterstützung der jeweiligen<br />

Landesvertreter angewiesen ist“,<br />

beschreibt Casper die Vorteile der<br />

neuen Anwendung. at<br />

rs Düsseldorf. Premiere <strong>auf</strong> der 60.<br />

Internationalen Automobilausstellung<br />

(IAA) in Frankfurt: Vom 11. bis 21. September<br />

2003 präsentiert die <strong>Pierburg</strong><br />

GmbH unter anderem ein neues Ölpumpen-Konzept.<br />

Die an den Standorten<br />

im italienischen Livorno sowie<br />

französischen Thionville entwickelte<br />

vollvariable Öl-Flügelzellenpumpe<br />

bietet gegenüber konventionellen<br />

Pumpen einen deutlichen Vorteil,<br />

skizziert Dr. Oliver Grässel, <strong>Pierburg</strong>-<br />

Entwicklungsleiter für Italien: „Wir gehen<br />

davon aus, dass diesem – im<br />

kommenden Jahr serienreifen – Pumpensystem<br />

die Zukunft gehört. Denn:<br />

Mit der kontinuierlich geregelten<br />

Pumpe sind wir in der Lage, die Förderleistung<br />

dem tatsächlich benötigten<br />

Öl-Volumenstrom je nach Temperatur,<br />

Drehzahl und Lastzustand des<br />

Motors sehr flexibel anzugleichen.“<br />

Materialkosten und eine weitere Verbesserung<br />

der Produktqualität zu erhalten.“<br />

Mit diesen Worten beschreibt<br />

Geschäftsführer Udo Nenning – zuständig<br />

für den Eink<strong>auf</strong> und den Vertrieb<br />

bei der <strong>Pierburg</strong> GmbH – die<br />

Grundidee des Leadbuyer-Konzeptes.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, wurden<br />

<strong>auf</strong> Basis der Materialgruppen internationale<br />

Teams gebildet, die sich aus<br />

den Facheinkäufern der jeweils involvierten<br />

Standorte und einem Mitarbeiter<br />

der Qualitätssicherung zusammensetzen.<br />

Jeweils einem Einkäufer<br />

kommt dabei die Rolle eines so genannten<br />

Leadbuyers zu (frei übersetzt:<br />

führender Einkäufer), der damit für die<br />

Koordination des entsprechenden<br />

Teams verantwortlich ist.<br />

„Die Unterteilung unseres Eink<strong>auf</strong>svolumens<br />

in übersichtliche und überschaubare<br />

Einheiten sowie die Ein-<br />

Rainer Schröder Oliver Casper<br />

richtung von spezialisierten Teams ermöglichen<br />

uns die optimale Nutzung<br />

des vorhandenen Fachwissens und<br />

die differenzierte Entwicklung von materialgruppenspezifischen<br />

Zielen und<br />

Strategien“, erläutert Rainer Schröder,<br />

Abteilungsleiter für Fertigungsmaterial<br />

im Eink<strong>auf</strong> und verantwortlich für die<br />

Entwicklung des Leadbuyer-Konzeptes,<br />

die Vorteile. Weitere Team-Aufgaben<br />

sind die Entwicklung und Umsetzung<br />

der Ziele bzw. Strategien, die<br />

Bündelung von Eink<strong>auf</strong>sinformationen<br />

aus den einzelnen Werken sowie<br />

die Erstellung und Pflege einer dar<strong>auf</strong><br />

<strong>auf</strong>bauenden Anbieterliste, mit deren<br />

Hilfe die für ein Neugeschäft in Frage<br />

kommenden Lieferanten festgelegt<br />

werden.<br />

Für die Entwicklung und die Koordination<br />

der verschiedenen materialgruppenspezifischen<br />

Strategien und<br />

die fachliche Leitung der internationalen<br />

Teams ist die Position des Materialgruppen-Managers<br />

– Rainer<br />

Schröder – zuständig. Zu seinen Aufgaben<br />

zählen die Gewährleistung einer<br />

einheitlichen Vorgehensweise<br />

und die Erstellung von standardisierten<br />

Analysevorlagen, mit deren Hilfe<br />

dann ein materialgruppenspezifisches<br />

Dossier entsteht, das unternehmensweit<br />

Gültigkeit hat. Hinsichtlich<br />

der Strategiefindung und -<br />

umsetzung, der Realisierung des<br />

Einsparpotentials und der Entwicklung<br />

von Standards für die jeweiligen<br />

Materialgruppen wird Schröder von<br />

Giacomo Armenio, verantwortlicher<br />

Ölpumpenentwickler bei <strong>Pierburg</strong> in Livorno,<br />

ergänzt: „Genau hier liegt bisher<br />

der Schwachpunkt konventioneller ungeregelter<br />

Systeme, da sie durch die direkte<br />

Kopplung an die Motordrehzahl in<br />

höheren Umdrehungsbereichen erhebliche<br />

Verlustleistungen <strong>auf</strong>weisen. Darüber<br />

hinaus gilt: Dieser Effekt ist bei<br />

modernen Motoren <strong>auf</strong>grund neuer<br />

Komponenten – beispielsweise<br />

hydraulischer Ventilspielausgleich, Kolbenkühlung<br />

oder Nockenwellenverstellung<br />

– noch größer. Damit ungeregelte<br />

Pumpen diesen erhöhten Öldurchfluss<br />

auch im unteren Drehzahlbereich gewährleisten,<br />

müssten sie größer ausfallen.<br />

Mit neuen Kontrollsystemen ausgestattet,<br />

ist die variable Flügelzellenpumpe<br />

demgegenüber in der Lage, das<br />

verdrängte Ölvolumen in Abhängigkeit<br />

von Öldruck, Motortemperatur und<br />

Eink<strong>auf</strong>skoordinator Oliver Casper<br />

unterstützt, der gleichzeitig für die organisatorische<br />

und inhaltliche Abstimmung<br />

der mit dem Leadbuyer-<br />

Konzept verbundenen Zusammenkünfte<br />

verantwortlich ist.<br />

„Durch die regelmäßig stattfindenden<br />

Meetings stellen wir einen kontinuierlichen<br />

Informationsaustausch<br />

zwischen allen Beteiligten weltweit sicher“,<br />

erläutert Casper die einzelnen<br />

Abstimmungsprozesse. Teilnehmer<br />

sind neben den für die Materialgruppe<br />

zuständigen Facheinkäufern der Produktionsstandorte<br />

auch ein Vertreter<br />

der Qualitätssicherung Zuk<strong>auf</strong>teile sowie<br />

der Materialgruppenmanager und<br />

der Eink<strong>auf</strong>skoordinator. Ziel dieser<br />

Meetings ist es, die definierten Aktivitäten<br />

hinsichtlich Umsetzungsgrad<br />

und Wirksamkeit bezogen <strong>auf</strong> die Konzepte<br />

und die vorgegebenen Ziele zu<br />

überprüfen und gegebenenfalls neue<br />

Maßnahmen abzuleiten.<br />

Eine besondere Bedeutung im Rahmen<br />

der Abstimmungsprozesse<br />

kommt den Strategy Reviews zu. Hier<br />

treffen sich die Leadbuyer einschließlich<br />

des Eink<strong>auf</strong>skoordinators und des<br />

Materialgruppen-Managers mit den internationalen<br />

Eink<strong>auf</strong>sleitern sowie<br />

der Geschäftsführung, um die Materialgruppenstrategien<br />

<strong>auf</strong> ihre Wirksamkeit<br />

hinsichtlich der <strong>Pierburg</strong>-Gesamtstrategie<br />

zu prüfen. Als Hauptansatzpunkte<br />

für die internationale<br />

Strategiedefinition wurden zum Beispiel<br />

ein Global Sourcing (weltweiter<br />

Eink<strong>auf</strong>) mit Schwerpunkt in Niedriglohnländern,<br />

die Optimierung der<br />

Lieferantenbasis sowie die Bedarfsund<br />

Volumenbündelung bei ausgewählten<br />

Lieferanten festgelegt. Weitere<br />

Ansatzpunkte sind das technische<br />

Re-Design der Teile durch Materialsubstitution<br />

oder ähnliche Maßnahmen<br />

sowie die allgemeine Standardisierung<br />

von Teilen und Prozessen.<br />

Dass das Konzept <strong>auf</strong>geht, beweist<br />

ein Blick <strong>auf</strong> die Zahlen. Schröder:<br />

„Allein bei der Materialgruppe Sinterteile<br />

konnten wir seit Einführung der<br />

Leadbuyer-Systematik ein jährliches<br />

Einsparpotential von durchschnittlich<br />

fünf Prozent realisieren; im Bereich Potentiometer<br />

haben wir bereits ein ähnlich<br />

gutes Ergebnis erzielt.“ Aufgrund<br />

derart positiver Erfahrungen soll das<br />

erfolgreiche Konzept deshalb auch<br />

von derzeit sieben <strong>auf</strong> weitere Materialgruppen<br />

übertragen werden, um im<br />

Rahmen der allgemeinen Wertsteigerung<br />

zu einer Verbesserung der Gesamtkapitalrentabilität<br />

beizutragen.<br />

„Für genauere Einzelheiten ist es zwar<br />

noch zu früh, aber unser Ziel ist eine<br />

Steigerung des mit diesem Konzept<br />

abgedeckten Anteils am gesamten<br />

Eink<strong>auf</strong>svolumen von derzeit über 50<br />

Prozent <strong>auf</strong> dann 75 bis 80 Prozent“,<br />

so Rainer Schröder zu den weiteren<br />

Planungen. Andreas Tümpen<br />

–umdrehungen zu variieren. Im Ergebnis<br />

heißt das: Mit der vollvariablen Ölpumpe<br />

können die Leistungs<strong>auf</strong>nahme<br />

des Aggregats und die vorzeitige Alterung<br />

des Motoröls reduziert werden.<br />

Für den Autofahrer bedeutet das geringeren<br />

Kraftstoffverbrauch.“<br />

Die Leistungseinbußen ungeregelter<br />

Pumpen werden bei der vollvariablen<br />

Flügelzellenpumpe mit Hilfe eines ausgeklügelten<br />

mechanischen Regelungs-<br />

Ölpumpe senkt Energieverbrauch<br />

systems vermieden. Dabei wird das<br />

Prinzip der Exzentrizität ausgenutzt: Bei<br />

niedriger Drehzahl des Verbrennungsmotors<br />

wird – mittels eines druckgesteuerten<br />

Verstellringes – der maximale<br />

Öl-Volumenstrom gefördert. „Steigt die<br />

Drehzahl des Motors und damit der Öldruck,<br />

verringert das Pumpensystem<br />

die Durchflussmenge entsprechend<br />

und passt sich so dem realen Bedarf<br />

des Motors an. Mit anderen Worten:<br />

<strong>Pierburg</strong>-Produkte sind gefragt – nicht von ungefähr fahren sie in den hier gezeigten<br />

Automobilen der Premiumklasse mit. Dass dies so ist, ist auch ein Verdienst<br />

der Leadbuyer-Teams, die die weltweiten Eink<strong>auf</strong>saktivitäten bündeln und<br />

so unter anderem für eine weitere Verbesserung der Produktqualität sorgen.<br />

Das neue <strong>Pierburg</strong>-System ist effizienter<br />

als herkömmliche oder andere variable<br />

Lösungen“, so der 34-jährige Diplom-<br />

Ingenieur Armenio.<br />

Neben der verbesserten Ölversorgung<br />

der Antriebsaggregate – bei gleichzeitig<br />

geringerem Leistungsverbrauch – bieten<br />

die geregelten Pumpen einen weiteren<br />

Vorteil für die Automobilhersteller:<br />

„Unser Pumpen-Konzept ist einfach<br />

konstruiert und besteht aus nur wenigen<br />

Komponenten“, schildert Grässel.<br />

Den Kunden werden zwei Modelle<br />

kontinuierlich geregelter Ölpumpen zur<br />

Verfügung stehen. Parallel zur Grundversion<br />

wird eine sogenannte Mikro-<br />

Pumpe angeboten werden, die – bei<br />

gleichbleibender Leistung und demselben<br />

Wirkprinzip – in den Abmessungen<br />

noch einmal deutlich kleiner ausfällt.<br />

Weitere Maßnahmen sind bereits angedacht,<br />

deutet Armenio an: „Es ist durchaus<br />

vorstellbar, einzelne Bauteile oder<br />

die ganze Pumpe aus Kunststoff zu produzieren.“<br />

Noch im Spätsommer dieses Jahres<br />

erfolgt ein erster, breit angelegter<br />

Motortest bei einem großen Automobilhersteller.<br />

„Es ist davon auszugehen,<br />

dass wir im kommenden Jahr<br />

alle erforderlichen Prüfungen abschließen<br />

werden. Vor ihrem ersten<br />

Serieneinsatz müssen wir die vollvariablen<br />

Flügelzellenpumpen dann<br />

nur noch an die jeweiligen Motorspezifika<br />

der Kundenmodelle anpassen“,<br />

informiert der 36-jährige Diplom-Physiker<br />

Grässel.<br />

Sorgt über den gesamten Drehzahlund<br />

Lastbereich des Motors für konstanten<br />

Öldruck: die vollvariable Flügelzellenpumpe<br />

aus dem Hause <strong>Pierburg</strong><br />

– hier in einer Computersimulation.<br />

Fotos (3): BMW Group, DaimlerChrysler, Audi

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