Das Profil 3/2003 Aus dem <strong>Konzern</strong> Seite 17 AUTOMOBILE AKZENTE: Die nicht alltägliche Gelegenheit, hochmoderne Automobiltechnik hautnah im Einsatz zu erleben, erhielten die Teilnehmer der Automotive-Vorpressekonferenz zur diesjährigen IAA. Auf dem Erprobungsgelände des Rheinmetall-Unternehmensbereiches Defence im niedersächsischen Unterlüß konnten sie die Sport Utility Vehicles Porsche Cayenne und VW Touareg ebenso <strong>auf</strong> „Herz und Nieren“ testen wie dasneue Light Infantry Vehicle-Fahrzeug vom Typ Wolf – und das in entsprechend anspruchsvollem, weil zum Teil unwegsamen Gelände. Zum Life-Programm gehörten ferner Fahrten mit dem Wiesel-Fahrzeug der Rheinmetall Landsysteme GmbH und dem Leopard 2, dem weltweit leistungsfähigsten Kampfpanzer. Dass die Offerte ankam, zeigen die von „Profil“-Fotograf Thomas Klink eingefangenen Impressionen. Fotos (18): Thomas Klink
Seite 18 Aus dem <strong>Konzern</strong> Das Profil 3/2003 Foto: Katja Kletzke; Composing: frei-stil digitale Bildgestaltung CIO-Experten zu Gast im IBM-Forum as Stuttgart/Düsseldorf. Premiere für das CIO-Team von Rheinmetall: Zum ersten Mal trafen sich kürzlich zwölf Chief Information Officer und IT- Verantwortliche aus den operativen Gesellschaften des Rheinmetall-<strong>Konzern</strong>s im Stuttgarter IBM-Forum. Gastgeber war die seit Anfang dieses Jahres zu IBM-Deutschland gehörende IBM Mittelstand Systeme GmbH (IMS) mit Sitz in Meerbusch, die – wie berichtet („Das Profil“ 6/2002) – aus der früheren Rheinmetall Informationssysteme GmbH hervorgegangen ist. Im Mittelpunkt des regelmäßig stattfindenden, eintägigen Kundenforums standen die Diskussion und Weiterentwicklung der IT-Strategie des Rheinmetall-<strong>Konzern</strong>s; außerdem dient es dem Gedankenaustausch über aktuelle Branchenthemen. Aktuelles Resultat: Die konzern-internen Kunden erwarten weitere Synergieeffekte von der zum Jahreswechsel er- folgten Umfirmierung – so das einhellige Fazit des informativen und konstruktiven Erfahrungsaustausches in der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Genau an diesem Punkt setzt denn auch die IMS an, deren Angebotspalette zukünftig noch intensiver und gezielter <strong>auf</strong> kundenspezifische Belange ausgerichtet werden soll. IMS-Geschäftsführer Dr. Frank-Rainer Bolz: „Die Unternehmenszugehörig- Rheinmetall <strong>auf</strong> der VdW-Jahrestagung in Wolfsburg Die Mittler zwischen Tradition und Wandel Wolfsburg. Zum 37. Mal trafen sich jetzt bei der Volkswagen <strong>AG</strong> die Mitglieder der 1957 gegründeten Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare (VdW) zu ihrer Jahrestagung, die diesmal unter dem Thema „Aufgaben und Visionen von Wirtschaftsarchiven“ stattfand. Dabei zeigte sich einmal mehr, dass auch die Archive der Wirtschaft steten Veränderungen unterliegen. Einerseits sind sie die Institution im Unternehmen, die bei aller Veränderung in der Firmen-, Produkt- oder Gesellschafterstruktur die Gewähr bieten, dass die Tradition des sich wandelnden Unternehmens bewahrt wird und damit erkennbar <strong>bleibt</strong>; andererseits müssen sie sich – wie alle andere Bereiche der Gesellschaft auch – den veränderten Aufgaben und Bedürfnissen anpassen. Die Auswahl der Archive, die sich in Wolfsburg mit ihren veränderten Strukturen und Aufgaben darstellte, liest sich wie ein „Who’s Who“ der deutschen Unternehmen: Mannesmann, Sal. Oppenheim, Volkswagen, Bertels- mann, Henkel und – last but not least - Rheinmetall. Dabei war es interessant zu beobachten, dass gerade in den letzten Jahren bedeutsame Veränderungen in der deutschen Wirtschaftsarchiv-Landschaft stattgefunden haben. So wurde beispielsweise das Mannesmann-Archiv nach der Übernahme der Düsseldorfer Mannesmann <strong>AG</strong> durch die britische Firma Vodafone gezwungen, sich unter dem Dach der nun zum Salzgitter-<strong>Konzern</strong> gehörenden Mannesmannröhren- Werke <strong>AG</strong> eine neue Identität zu su- Wolfgang Bügel Intensiver Gedankenaustausch über die zukünftige Gestaltung der vielfältigen geschäftlichen Kontakte: Chief Information Officer und IT-Verantwortliche aus dem Rheinmetall-<strong>Konzern</strong> informierten sich vor wenigen Wochen im Stuttgarter IBM-Forum über das breitgefächerte Dienstleistungsangebot der IBM Mittelstand Systeme GmbH (Meerbusch). Beim Fototermin mit dabei unter anderem Forums-Gastgeber und IMS-Chef Dr. Frank-Rainer Bolz (r.). chen und gleichzeitig die Kontinuität der Firmengeschichte zu bewahren. Die Archive der Volkswagen <strong>AG</strong> und des Bertelsmann-<strong>Konzern</strong>s befinden sich derzeit in der Aufbauphase, wobei in letzterem just zu Beginn der diesjährigen VdW-Tagung der erste Arbeitstag eingeläutet wurde. Henkel wandelte sich mit dem 125-jährigen Jubiläum vom „Spezialisten für angewandte Chemie“ zu einem Markenartikel- und Technologiehersteller; der Slogan „A brand like a friend“ („Eine Marke wie ein Freund“) gilt seitdem auch verstärkt für das <strong>Konzern</strong>archiv. Ausführlich stellte Rheinmetall- Historiker Dr. Christian Leitzbach das Archiv des Düsseldorfer <strong>Konzern</strong>s vor und verwies <strong>auf</strong> die strategischen Änderungen in der Unternehmensgeschichte, die 1992 überhaupt erst zur Gründung eines <strong>Konzern</strong>archivs geführt hatten. Bis dahin hatte es ein Firmenarchiv gegeben, das ausschließlich <strong>auf</strong> die Bedürfnisse der Wehrtechnik ausgerichtet gewesen war. Dies spiegelte sich vor allem in der Jubiläumsschrift der da- maligen Rheinmetall-Gruppe (1989) wider: Denn obwohl der <strong>Konzern</strong> bereits seit einigen Jahren <strong>auf</strong> den Säulen Wehrtechnik, Maschinenbau und Automobiltechnik ruhte, wurde in dieser Veröffentlichung vor allem die Geschichte des Unternehmensbereichs Wehrtechnik wiedergegeben. Der <strong>Konzern</strong>vorstand verfolgte seitdem das Ziel, auch das historische Archiv Rheinmetalls an die strategischen Forderungen eines diversifiziert ausgerichteten Modell und Originalvorlage: Viel Gefühl fürs Detail bewies der 28-jährige Schweißer Sven Bußmann der Rheinmetall Landsysteme. Im Maßstab 1 : 10 baute er die Karosserie des Wiesel 2 LeFlaSys (Leichtes Flugabwehrsystem) in 50 Stunden nach. keit hat zwar gewechselt, geblieben ist jedoch die Nähe zu den zahlreichen Kunden im Rheinmetall-<strong>Konzern</strong>. Der Zusammenschluss mit der IBM dient bekanntlich dazu, unser Dienstleistungsangebot noch stärker <strong>auf</strong> die Anforderungen unserer Kunden auszurichten.“ Beispiel und Referenz für gelungenes SAP-Outsourcing ist die Preh-Werke GmbH & Co. KG in Bad Neustadt an der Saale. In partnerschaftlicher Zu- Mischkonzerns anzupassen. Dieses Vorhaben wurde 1992 mit der Einrichtung des <strong>Konzern</strong>archivs umgesetzt. Allerdings hatte diese Neupositionierung einen Schönheitsfehler: Das Zentralarchiv der Rheinmetall-Gruppe und das Archiv der wehrtechnischen Tochtergesellschaft bestanden etliche Jahre nebeneinander. Erst zu Beginn des Jahres 2002 gelang es, sie zusammenzuführen und das Archiv der Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong> in das <strong>Konzern</strong>archiv zu integrieren – allerdings unter Abgabe der rein technik-bezogenen Archivalien an das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung. Am Beispiel der Fremdarbeiterproblematik erläuterte Leitzbach außerdem die Veränderung, die im L<strong>auf</strong>e der vergangenen Jahre auch im Umgang mit der historischen Forschung vor sich gegangen ist. Im Unterschied zu früheren Verfahrensweisen unterstützt Ein Schweißer zeigt viel Gefühl rs Unterlüß. Die Rohkarosserie des Wiesel 2 LeFlaSys (Leichtes Flugabwehrsystem) mißt rund 40 cm in der Länge, ist 18,5 cm breit und 13,5 cm hoch. Völlig unmöglich? Höchste Zeit, Sven Bußmann näher vorzustellen: Seit gut vier Jahren ist der 28-jährige als Schweißer bei der Rheinmetall Landsysteme GmbH (RLS) am Standort Unterlüß beschäftigt. Schon länger ließ dem engagierten Tüftler eine Frage keine Ruhe: „Ist es möglich, das Chassis des Wiesel 2 originalgetreu – aber en miniature – aus Blech nachzubauen?“ Pläne wurden geschmiedet, Entwürfe gezeichnet, Maße entsprechend umgerechnet – Anfang 2003 war es dann soweit: Mit dem erfor- sammenarbeit mit dem fränkischen Unternehmen wurde der Releasewechsel <strong>auf</strong> die betriebswirtschaftliche Lösung SAP-Enterprise mit Budgetunterschreitung erfolgreich gemeistert („Das Profil“ 5/2002). Dabei konnte Preh <strong>auf</strong> ein eigenes Hardware- Upgrade verzichten, weil Hardware und Netzwerk von der IMS in Meerbusch im Outsourcing bereitgestellt werden. Die Hardware-Anpassung an die neue Software geschah entspre- Rheinmetall heute die seriöse Forschung <strong>auf</strong> diesem Gebiet. Die Beteiligung von Rheinmetall, Mannesmann und Henkel an der stadtgeschichtlichen Dokumentation „Zwangsarbeit in Düsseldorf“ (2002) unterstreicht die große Bedeutung dieses Themas und den Willen Rheinmetalls, gemeinsam mit den hieran beteiligten Wissenschaftlern zu arbeiten. Auch die Freigabe des Archivs an Forscher aus der Schweiz, die sich im Auftrage des Schweizer Bundesparlaments mit der Rolle ihres Landes im Zweiten Weltkrieg und damit auch mit dem früheren Rheinmetall-Borsig-Werk in Solothurn beschäftigten, weist in diese Richtung. Das Fazit Leitzbachs lautete: „Bei vielen Kollegen beschränken sich die Visionen derzeit dar<strong>auf</strong>, das eigene Archiv zu erhalten.“ Er wies allerdings, genau wie seine Vorredner von Mannesmann und Henkel, nachdrücklich derlichen theoretischen Rüstzeug im Kopf und dem notwendigen Equipment in der Hand schritt Bußmann zur Tat. Im Maßstab 1:10 wurde die Karosserie des Wiesel 2 komplett nachgebaut. In gut 50 Stunden setzte der gelernte Bootsbauer seinen Plan um – natürlich außerhalb der regulären Arbeitszeit: „Immer, wenn sich eine Gelegenheit bot, habe ich mich mit dem Nachbau auseinander gesetzt“, erinnert sich der gebürtige Celler. Harry Kuhlmann, Teamleiter der Abteilungen Schweißerei und Fertigung der Großgeräte bei der RLS in Unterlüß, bestätigt: „Sven hat in den Pausen lieber Blech bearbeitet, als sich mit seinem Brot zu beschäftigen.“ Was hier in wenigen Zeilen beschrieben ist, stellte sich in der Realität weitaus schwieriger dar, denn dasModell ist – wie das große Vorbild chend des Mittelstandsmodells – on demand – im Hintergrund. Einen weiteren Vorteil nennt IMS-Chef Bolz: „Mengeneffekte ermöglichen es, den Kunden aus dem Rheinmetall-<strong>Konzern</strong> ein lukratives Staffelpreissystem zu bieten.“ Beziehen können die <strong>Konzern</strong>unternehmen ihre Anwendungen <strong>auf</strong> Basis von Standardprodukten und -dienst- leistungen im modularen Outsourcing, und zwar zu flexiblen Konditionen. Diese mittelstandsgerechte IT-Versorgung wird unter dem Dach der IBM auch in Zukunft weiter vorangetrieben. Chief Information Officer Heinz Dresia von der <strong>Konzern</strong>holding Rheinmetall <strong>AG</strong>: „Anfang der neunziger Jahre haben wir Synergieeffekte gewonnen, indem wir das IT-Know-how der einzelnen Unternehmen in der RIS gebündelt haben. Ähnlich viel versprechend entwickelt sich heute die Zugehörigkeit unseres bevorzugten IT-Lieferanten zum IBM-<strong>Konzern</strong>: Die IMS kann sich inhaltlich weiterentwickeln und profitiert von der Innovationskraft eines globalen Technologieführers.“ Der Vorstandsvorsitzende der VdW, Dr. Harry Niemann (r.), eröffnete die Tagung bei der Volkswagen <strong>AG</strong> in Wolfsburg, an der rund 160 Wirtschaftsarchivare und Wissenschaftler aus Deutschland und dem benachbarten Ausland teilnahmen. Foto: Thomas Bender <strong>auf</strong> die Bedeutung von Archiven auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten hin – wichtig nicht nur im Rahmen der Traditionspflege, sondern auch bei der Wahrung von Rechten und der Überprüfung historischer Vorgänge, die zum Beispiel in Form von Prozessen in die heutige Zeit hineinreichen. „Firmenhistorische Überlieferung ist kein Luxus, den man sich leistet, sondern eine Notwendigkeit, die unter Umständen dazu beitragen kann, Kosten zu vermeiden, beispielsweise bei der Recherche nach Altlasten.“ Auch bei der Image- und der Markenpflege der Unternehmen – dieses Thema zog sich wie ein roter Faden durch die ganze Veranstaltung – sowie mit ihren Beiträgen zur Kommunal- und Wirtschaftsgeschichte leisten die Archive der Wirtschaft heute einen nicht unerheblichen Beitrag. Wolfgang Bügel* *Wolfgang Bügel, M. A. ist seit 1987 hauptamtlicher Archivar im <strong>Konzern</strong>archiv der Henkel KGaA (Düsseldorf). – komplett geschweißt. „Klar, dass ich keinen fünf Millimeter starken Panzerstahl verwenden konnte, aber auch mit dem ‚nur‘ einen Millimeter dicken Baustahl hat man seine liebe Müh, wenn es gilt, ein drei mal drei Millimeter kleines Stück Blech ordentlich zusammenzufügen – da gehört schon ein bisschen Feingefühl dazu“, erklärt Bußmann und fährt fort: „Am erstaunlichsten war die Erkenntnis, durch Hitzeeinwirkungen des Schweißens dieselben Verzüge im Material beobachten zu können wie beim Original.“ Dass der echte Wiesel einen kleinen Bruder bekommen hatte, sprach sich am Standort herum wie ein L<strong>auf</strong>feuer. Der begeisterte Wassersportler erinnert sich genau: „Kaum hatte ich die letzte Schweißnaht gesetzt, kamen die ersten Kollegen zur Besichtigung und waren echt begeistert.“ Foto: Volkswagen <strong>AG</strong>