DIE WIRTSCHAFT
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10 BRANCHEN &BETRIEBE<br />
Ahoi auf dem<br />
Spielplatz<br />
Jörg Doehring baut Spielgeräte aus Holz – und hat sich<br />
dabei das Kind im Manne bewahrt.<br />
Auf zum Entern! Das 15Meter lange Spielschiff auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau in Gronau wird indiesen Tagen getauft und zum Erobern freigegeben.<br />
Fotos: Susanne Menzel<br />
Manchmal steckt jabekanntlich das<br />
Kind im Manne. Und das sollte<br />
durchaus gehegt und gepflegt werden.<br />
Unternehmer Jörg Doehring<br />
macht vor, wie’s geht: Der 50-Jährige<br />
hat sich so als Spielplatzgeräte-<br />
Hersteller seit mehrt als 15 Jahren<br />
über die deutschen Grenzen hinaus<br />
einen Namen geschaffen.<br />
Den Außenbereich des Kindergartens „Regenbogenland“ der Berufsbildungsstätte Ahaus<br />
hat Jörg Doehring mit seinen Mitarbeitern ebenfalls gestaltet. Vor allem die Klettertürme<br />
ziehen die Kleinen magisch an.<br />
Eswaren ursprünglich die beiden<br />
Töchter,die den Maschinenbauingenieur,der<br />
damals<br />
noch als Projektleiter tätig<br />
war, auf die Idee brachten.<br />
„Die Kinder wollten Spielgeräte imGartenhaben.<br />
Da habe ich mir halt überlegt,<br />
selbst etwas für sie anzufertigen, abseits<br />
des üblichen Standardprogramms“, sagt<br />
Doehring rückblickend. Schaukel, Rutsche,<br />
Wippe –das waren vor 20 Jahren<br />
noch die gängigen Geräte auf den Spielplätzen.<br />
Bekannte und Freunde standen<br />
schnell als weitere Abnehmer für die Varianten<br />
des ideenreichen Vaters Schlange.<br />
Und nach den ersten Nebenerwerbs-<br />
Anfängen wagteDoehring dann zunächst<br />
in Vreden den Sprung in die Selbstständigkeit.<br />
Fast eineinhalb Jahrzehnte ist<br />
das nun her. Zwischenzeitlich erfolgte<br />
aus Platzgründen die Betriebs-Umsiedlung<br />
nach Ahaus. Und seitdem sind auch<br />
die Ansprüche der Kinder landauf, landab<br />
an einen abwechslungsreichen Spielplatz<br />
ganz andere geworden.<br />
„Mit Wippe, Schaukel und Sandkasten allein<br />
kann man heute nicht mehr punkten“,<br />
sagt Doehring klipp und klar. Es<br />
müssen schon Großspielanlagen oder<br />
Themenplätze sein.“ So wie beispielsweise<br />
das Piratenschiff, das er jetzt auf dem<br />
ehemaligen Landesgartenschau-Gelände<br />
in Gronau installiert hat. Und da werden<br />
dann die kleinen Vergnügungsinseln für<br />
den Nachwuchs nicht mehr nur von<br />
Handwerkern, sondern inzwischen von<br />
Architekten kreiert. „Auftraggeber sind in<br />
diesen Fällen natürlich weniger Privatleute,<br />
die machen nur einen kleinen Teil<br />
aus, sondern eher Kommunen, Campingplätze,<br />
Kindergärten oder Schulen“, beschreibt<br />
Doehring seinen Kundenkreis.<br />
Die jüngste Meldung, dass aber gerade<br />
Städteund Gemeinden bei diesen Aufträgenimmer<br />
häufiger den Rotstift ansetzen<br />
und abbauen statt zu ersetzen, kann er allerdings<br />
nicht bestätigen: „Baugebiete<br />
entstehen immer wieder,somit sind dann<br />
auch Spielplätze notwendig. Unterm<br />
Strich werden sie zwar wirklich weniger<br />
–dafür aber anspruchsvoller.“ Und deshalb<br />
will der Ahauser langfristig auch seine<br />
Vertriebsbüros in Deutschland und<br />
den Niederlanden weiter ausbauen.<br />
Die zurzeit 15 Mitarbeiter fertigen die<br />
Spielgeräte vorwiegend aus Holz –aus<br />
natürlich gewachsener Robinie oder aus<br />
zylindrisch gefräster Douglasie. Das verleiht<br />
den Abenteuertürmen einen urigen<br />
Charakter,gibt ihnen einen individuellen<br />
Anstrich. „Kein Spielgerät ist somit wie<br />
das andere“, ist der Chef stolz auf dieses<br />
Qualitätsmerkmal: „Das unterscheidet<br />
uns auch von der Konkurrenz.<br />
Wir liefern nichts von der Stange,<br />
sondern Sonderanfertigungen, die<br />
etwas ganz Spezielles sind.“ Die haben<br />
dann natürlich auch ihren<br />
Preis.<br />
Ganz speziell sind übrigens ebenso<br />
die Sicherheitsvorschriften, die er<br />
und seine Mitarbeiter einhalten müssen.<br />
Nichts da von „Auf den Spielplatz,<br />
fertig, los“ – der TÜV<br />
überprüft jedes Gerät auf<br />
Herz und Nieren, bevor<br />
ein Kind überhaupt einen<br />
Fuß draufsetzen<br />
darf. Da sind Fingerund<br />
Kopfmaße vorgeschrieben,<br />
da müssen<br />
alle Hölzer eine vorgegebene<br />
Höhe und<br />
einen genau definierten<br />
Abstand<br />
aufw<br />
eisen können.<br />
„Im Grunde<br />
sind unsere Mitarbeiter<br />
nicht<br />
nur Praktiker,<br />
sie müssen auch<br />
theoretisch hinsichtlich<br />
all der<br />
Sicherheitsauflagen<br />
perfekt geschult sein“, betont Jörg<br />
Doehring. „Das sind verdammt dickeBücher,<br />
die da vorliegen. Leute, die bei uns<br />
neu anfangen, brauchen etwa ein Jahr,<br />
bis sie all diese Richtlinien drauf haben.“<br />
Da Doehring demnächst seine Produktionsfläche<br />
von 2500 auf 3500 Quadratmeter<br />
erweitern und zusätzliche Kräfte<br />
einstellen will, wissen mögliche Bewerber<br />
schon jetzt, was auf sie zukommt.<br />
Und wasist aus den beiden Mädchen geworden,<br />
die einst als Ideengeber für das<br />
Unternehmen gestanden haben: „Die<br />
sind inzwischen aus dem Spielalter raus“,<br />
lacht der Vater: „Die<br />
erste Tochter ist bereits<br />
mit in die Firma<br />
eingestiegen.“<br />
Das ist<br />
dann halt jetzt<br />
ein berufl<br />
icher<br />
Spielplatz …<br />
Susanne<br />
Menzel<br />
Der Unternehmer Jörg Doehring hat sich mit einer Idee seiner Töchter selbstständig gemacht.