DIE WIRTSCHAFT
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2 MACHER &MÄRKTE<br />
Keine rosaroten Zeiten<br />
für Existenzgründer<br />
In NRW hat sich ihre Zahl in den vergangenen zehn Jahren fast halbiert.<br />
Vor allem die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt verhindert eine neue Gründerzeit.<br />
„Durch die Ich-AGs wurde Ende des<br />
vergangenen Jahrzehnts die Ausgangsbasis<br />
bei den Unternehmensgründungen<br />
künstlich erhöht.“<br />
Wieland Pieper, IHK<br />
Dieser Trend spiegelt sich in<br />
NRW und auch in der Region.<br />
Wenn auch dort nicht<br />
ganz so dramatisch. Zum<br />
vierten Mal in Folge sank<br />
im Bezirk der Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) Nord Westfalen die Zahl<br />
der sogenannten „echten“ Unternehmensgründungen.<br />
2014 wurden im Kammerbezirk<br />
8145 neue gewerbliche Unternehmen<br />
gegründet. Das entspricht einem<br />
Rückgang von 5,5 Prozent im Vergleich<br />
zum Vorjahr. Im Münsterland<br />
selbst beträgt das Minus im gleichen Zeitraum<br />
milde 3,2 Prozent. Nach unten gezogen<br />
wird der eigentlich recht gute regionale<br />
Schnitt vor allem durch die Entwicklungen<br />
im<br />
Kreis Warendorf.<br />
Der Rückgang an<br />
Gründungen beläuft<br />
sich dort im<br />
Vergleichszeitraum<br />
auf fast elf<br />
Prozent.<br />
Demgegenüber<br />
geradezu rosig sehen<br />
die Entwicklungen<br />
in den anderen<br />
Kreisen und dem Oberzentrum<br />
aus: Münster –minus 1,9 Prozent; Borken<br />
–minus 0,9 Prozent, Steinfurt –minus<br />
3,3 Prozent und der Kreis Coesfeld<br />
als positives Beispiel mit plus 2,1 Prozent.<br />
Im Landesdurchschnitt war der Drang,<br />
Unternehmer zu werden, mit 5,8 Prozent<br />
noch geringer. Deutlich wird die dahinterstehende<br />
Dramatik erst, wenn man<br />
längereZeiträume in den Blick nimmt. So<br />
hat sich die Zahl der Gründungen in NRW<br />
innerhalb von zehn Jahren fast halbiert.<br />
2004 wurden noch 13 237 Gründungen<br />
in den Handelsregistern eingetragen.<br />
Der Rückgang hat viele Ursachen. Einige<br />
liegen in Entwicklungen der Vergangenheit<br />
begründet, die das Bild heuteverzerren.<br />
Heißt: Ganz so dramatisch, wie die<br />
aktuellen Zahlen vermuten lassen, ist die<br />
Tendenz gottlob nicht. Da wären zum<br />
einen die Ich-AGs zu nennen, „durch die<br />
Ende des vergangenen Jahrzehnts die<br />
Ausgangsbasis bei den Unternehmensgründungen<br />
künstlich erhöht wurde“,<br />
sagt Wieland Pieper, Leiter des Bereichs<br />
Industrie und Unternehmensförderung<br />
bei der IHK. Ihnen lag die Idee zugrunde,<br />
dass ein großer Bedarf ankostengünstigen<br />
Dienstleistungen bestünde, der von<br />
bis dahin Arbeitslosen bedient werden<br />
könne. Also gründeten unzählig viele<br />
Menschen ohne Job Einzelunternehmen<br />
–und wurden dabei vomStaat gefördert.<br />
Wenn alles passt, können sich Existenzgründer am Markt wunderbar behaupten.<br />
Zuwächse im satten zweistelligen Bereich<br />
warenzwischen 2003 und 2006 keine<br />
Ausnahme. 2006 wurde das Förderinstrument<br />
abgeschaltet, prompt sanken<br />
die Gründerzahlen.<br />
Mit der Energiewende<br />
gab es<br />
später dann einen<br />
weiteren, die Statistik<br />
verzerrenden<br />
„Sondereffekt“:<br />
Zahlreiche<br />
Wieland Pieper, IHK<br />
Bürger „entschieden<br />
sich, Strom<br />
mithilfe einer Fotovoltaik-Anlage selbst<br />
zu produzieren –und wurden in der Folge<br />
Kleinunternehmer“, so Pieper.<br />
Fortsetzung auf Seite 3<br />
„Mit der Energiewende legten sich<br />
viele Bürger Fotovoltaik-Anlagen<br />
zu und wurden Kleinunternehmer.“<br />
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