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das beste team! - Brunel GmbH

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Das Magazin für Technik und Management<br />

AUSGABE 04 || Februar 2006<br />

RFID ist den Kinder -<br />

schuhen entwachsen<br />

Expertenrunde zu den Chancen der<br />

neuen Technologie<br />

Indien – der schlafende<br />

Riese ist erwacht<br />

Ein Projektbericht aus dem Automotive-Sektor<br />

Moderne Technik für<br />

klassische Instrumente<br />

Konzertfl ügel-Herstellung im Zeichen<br />

der Ingenieurkunst


„UNSERE SPEZIALISTIN“<br />

ANNEGRET BAUCH<br />

Um heute neue Software bis zur<br />

Serienreife entwickeln zu können,<br />

bedarf es nicht nur eines ausgeprägten<br />

Fachwissens, es bedarf<br />

vor allem hoher Motivation und<br />

Teamfähigkeit. Dipl.-Ing. Annegret<br />

Bauch stellt sich diesen Anforderungen<br />

gerne: Die Verwirklichung<br />

von Projekten innerhalb kompetenter<br />

Teams bedeutet für die<br />

<strong>Brunel</strong>-Mitarbeiterin eine große<br />

Bereicherung. Die Spezialistin für<br />

Softwareentwicklung beherrscht<br />

diverse Programmiersprachen<br />

und unterstützt aktuell einen Elektronikhersteller<br />

als Systemtesterin.


editorial<br />

AUSGABE 04 || Februar 2006<br />

Der Spezialist<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

was wäre der Hochtechnologie-Standort Deutschland ohne seine wichtigste<br />

treibende Kraft: den Menschen mit seinen Visionen, seinem Mut und sei-<br />

nem Können? Ohne ihn gäbe es keinen Fortschritt und keine wahre Größe.<br />

Was <strong>das</strong> Potenzial der eigenen Mitarbeiter in dieser Hinsicht leistet, zeigt<br />

in schöner Weise der Beitrag über <strong>das</strong> Traditionsunternehmen Steinway &<br />

Sons, in <strong>das</strong> nach 150 Jahren reiner Handwerksarbeit der Computer Einzug<br />

hielt. Ob Software oder Handarbeit – im Nachhinein müssen wir feststellen,<br />

<strong>das</strong>s die Qualität des Endproduktes nach wie vor einzig in der Hand des Men-<br />

schen liegt.<br />

Visionen und Mut zählen auch zu jenen Größen, deren sich in besonde-<br />

rem Maße die Forscher und Entwickler unseres Landes versichern müssen.<br />

Sie sind oftmals gezwungen, einen langen und vielfach steinigen Weg zu<br />

gehen, bis sie ihre Visionen in der wirtschaftlichen Praxis durchsetzen und<br />

in Form von innovativen Produkten etablieren können. Diesen Weg haben<br />

auch die Fraunhofer-Forscher Prof. Dr.-Ing. Martin-Christoph Wanner und<br />

Dr.-Ing. Andreas Marek beschritten. Die Experten für Leichtbau-Konzepte<br />

können nun über erste Anwendungserfolge im Schiffbau wie auch in der<br />

Automobilindustrie berichten.<br />

Um Marktreife zu erlangen, bedarf es bei neuen Technologien und Anwen-<br />

dungen stets des interdisziplinären Austauschs zwischen allen beteiligten<br />

Partnern. Nur auf diese Weise können Verbesserungspotenziale identifiziert<br />

und in der Entwicklung berücksichtigt werden. Diesem Anspruch sind wir<br />

mittels einer Expertendiskussionsrunde bei <strong>Brunel</strong> Excellence in Köln einen<br />

Schritt näher gekommen, hier wurde die zukunftsweisende RFID-Technolo-<br />

gie aus allen Blickwinkeln beleuchtet.<br />

Wie Sie sehen, verspricht auch diese Ausgabe von „Der Spezialist“ eine<br />

spannende und informative Themenvielfalt. Ich wünsche Ihnen eine anre-<br />

gende Lektüre.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Geschäftsführer <strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong><br />

der Spezialist<br />

03


kurz notiert<br />

die Technik der unbegrenzten<br />

Möglichkeiten<br />

Radio Frequency Identification, kurz RFID, ist auf dem Vormarsch. Obwohl die Technik der<br />

Funkerkennung schon in den 60 er Jahren entwickelt wurde, ist der kommerzielle Boom erst<br />

durch die Realisierung von Transpondern in Stecknadelkopfgröße ausgelöst worden.<br />

* Aufklärung von Bootsdiebstählen<br />

* Überwachung von Mitarbeitern<br />

(z.B. Arbeitssicherheit)<br />

* Überwachung von Gefängnisinsassen<br />

* Ortung von Kindern und anderen<br />

Personen sowie von Tieren<br />

* Gepäckmanagement an Flughäfen<br />

* Preisflüge von Brieftauben<br />

* Automatisiertes Logistik-System<br />

für Miettoiletten<br />

* Sortierung in Großwäschereien<br />

* Nachverfolgung von Waren im<br />

Logistikprozess<br />

04<br />

* Prüfung eingehender / verpackter Ware<br />

auf der Palette möglich<br />

* KFZ-Recycling: Registrierung der<br />

enthaltenen Materialien<br />

* „Intelligenter“ Kühlschrank<br />

* Prüfung von verderblichen Waren<br />

(z.B. auf Einhaltung der Kühlkette<br />

durch integrierten Temperatursensor)<br />

* Entleihe und Rückgabe von Büchern<br />

aus Bibliotheken<br />

* Militär: Registrierung von Materialien<br />

(z. B. Munitionskisten)<br />

der Spezialist<br />

Lokalisierung,<br />

Sortierung, Steuerung<br />

Sonstige<br />

Anwendungen<br />

Schlüsselfunktion,<br />

Zugangsberechtigung<br />

RFID<br />

Wareneingangs-,<br />

-bestands-,<br />

-ausgangskontrolle<br />

Identifikation,<br />

Datenspeicher<br />

Messwerterfassung,<br />

Dokumentation<br />

* Eintrittskarten (z.B. für WM 2006, CeBIT,<br />

Konzerte, Wellnessbereiche)<br />

* Implantieren des RFID-Chips für den<br />

Zugang zu Diskos oder Eigenheim:<br />

keine Papiere oder Bargeld bzw.<br />

Schlüssel erforderlich<br />

* Zugangskontrollen auf Firmengeländen<br />

* Aufladung von Fahrkarten ohne Berüh-<br />

rungskontakt<br />

* Identifikation von Banknoten<br />

* Reisepass mit biometrischen Daten<br />

* Identifizierung von<br />

Katastrophenopfern<br />

* Speichern von Patientendaten<br />

* Identifikation von Fahrzeugen<br />

(z.B. für Mautsysteme)<br />

* Identifikation von Tieren und Folgeprodukten<br />

für Lebensmittelkontrollen<br />

* Übermittlung von Daten komplexer<br />

Bauteile (z.B. für die Wartung von<br />

Flugzeugen)<br />

* Messung und Dokumentation der<br />

Anwesenheit von Schülern in der Schule<br />

* Erhebung von Messdaten in der<br />

Forschung (z.B. Verhalten von Bienen,<br />

Wachstumskontrolle von Bäumen)


i nhalt<br />

AUSGABE 04 || Februar 2006<br />

› seite 06<br />

Radio Frequency<br />

Identification (RFID)<br />

revolutioniert nicht nur<br />

die Logistik-Branche.<br />

› seite 36<br />

Indien entwickelt sich zum<br />

boomenden Technologiestandort.<br />

› seite 40<br />

Ein Steinway-Flügel<br />

entsteht aus bis zu 12.000<br />

Einzelteilen.<br />

Der Spezialist<br />

Seite 06<br />

Seite 12<br />

Seite 16<br />

Seite 20<br />

Seite 24<br />

Seite 28<br />

Seite 32<br />

Seite 36<br />

Seite 40<br />

Seite 45<br />

Seite 48<br />

Seite 49<br />

im fokus: RFID IST DEN KINDERSCHUHEN ENTWACHSEN<br />

Experten im Gespräch über internationale Standards und Trends<br />

history: SEINE GROSSE LIEBE HIESS ISABELLA<br />

der Spezialist<br />

inhalt<br />

Porträt des eigenwilligen Unternehmers Carl Friedrich Wilhelm Borgward<br />

ansichtssache: GEMEINSAME SACHE(N) MACHEN FÜR DEUTSCHLAND<br />

Dr.-Ing. Willi Fuchs im Interview über eine neue Initiative des VDI<br />

aus den branchen: LEICHTGEWICHTE FÜR DIE AUTOMOBILBRANCHE<br />

Dr.-Ing. Andreas Marek erforscht biologische Verbundstoffe<br />

Im Gespräch: DIE ALLESKÖNNER IM SCHIFFBAU?<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin-C. Wanner über neue Materialien in der Branche<br />

technische projekte: VOM VIRTUELLEN KRAN ZU REALER TRAGKRAFT<br />

In Schkopau entsteht ein Portalkran für den Containerumschlag<br />

technische projekte: IDEENSCHMIEDE IN DER LUFTFAHRTINDUSTRIE<br />

<strong>Brunel</strong> Dynamics konstruiert, entwickelt, berechnet<br />

technische projekte: INDIEN – DER SCHLAFENDE RIESE IST ERWACHT<br />

Dipl.-Ing. Tobias Dörner testet neue Komponenten für die Motorsteuerung<br />

Querdenken: MODERNE TECHNIK FÜR KLASSISCHE INSTRUMENTE<br />

Bei Steinway & Sons trifft Tradition auf Moderne<br />

panorama: DAS „GETÜRKTE“ SCHACHSPIEL<br />

Wolfgang von Kempelen präsentierte 1770 einen Schachautomaten<br />

Termine<br />

impressum<br />

Extra: der WM-Kalender 2006! (Siehe Umschlagklappe)<br />

05


im fokus<br />

RFID ist den Kinderschuhen<br />

entwachsen<br />

Durch die Festlegung auf internationale Standards für die Frequenzen der Transponder<br />

hat RFID einen enormen Entwicklungsschub erfahren. Zu Recht, denn mit Hilfe der kleinen<br />

Chips lassen sich nahezu alle Arten von Identifikationsprozessen automatisieren.<br />

INTERVIEW › Dorothea Wendeln-Münchow FOTOS › Ralf Bauer<br />

Der Spezialist: Warum ist die RFID-Technologie,<br />

die inzwischen 60 Jahre alt ist, gerade jetzt attrak-<br />

tiv?<br />

Dr. Andreas Füßler: Bisher wurde die Technologie<br />

in geschlossenen Systemen genutzt: für den Auto-<br />

schlüssel, bei der Zugangskontrolle zu Gebäuden,<br />

in Skigebieten oder für die Zeiterfassung bei<br />

Sportveranstaltungen. Die große Herausforde-<br />

rung bei Systemen, die mehr bilaterale Beziehun-<br />

gen berücksichtigen, ist es, Standards zu setzen.<br />

Die Standardisierung von RFID ist gerade in den<br />

vergangenen zwei Jahren so weit gediehen, <strong>das</strong>s<br />

sich die Wirtschaft jetzt auch mit übergreifenden<br />

Anwendungen befassen kann: zur Warenidentifi-<br />

kation in der gesamten Versorgungskette etwa.<br />

STANDARDISIERTE RFID-ANWENDUNGEN<br />

STEHEN BEI DER INDUSTRIE HOCH IM KURS<br />

Der Spezialist: Wie stellt sich die aktuelle Situa-<br />

tion aus der Perspektive eines Herstellers von<br />

RFID-Chips dar?<br />

Lothar Tacke: Die Firma 3M setzt seit fünf Jahren<br />

RFID-Lösungen in Bibliotheken ein. Die Ausstat-<br />

tung der Bücher mit RFID-Tags, mit denen der<br />

Ausleihprozess unterstützt wird, rechnet sich: Das<br />

Auslesen von Daten läuft elektronisch, manuelle<br />

Arbeit entfällt. Nachdem <strong>das</strong> Thema von großen<br />

Unternehmen wie Metro und Walmart getrieben<br />

06<br />

der Spezialist<br />

wurde, entdecken seit Ende 2004 immer mehr<br />

Unternehmen die Vorteile der Technologie für<br />

sich.<br />

Der Spezialist: Welchen Einfluss hat der Ausbau<br />

der Infrastruktur auf die Verbreitung der RFID-<br />

Technologie?<br />

Jochen Schneider: Europaweit sind Frequenzen<br />

freigegeben. Die Technologie ist jetzt auch preis-<br />

lich attraktiv. Vor 60 Jahren, als mit der Techno-<br />

› 01<br />

›01<br />

Die RFID-Expertin Dorothea<br />

Wendeln-Münchow<br />

schreibt seit langem als<br />

freie Redakteurin sowohl<br />

für die Tagespresse als<br />

auch für Fachzeitschriften.<br />

Nach ihrer Ausbildung<br />

arbeitete sie zunächst<br />

in München bei der<br />

„Computerwoche“. Heute<br />

erscheinen Beiträge von<br />

Dorothea Wendeln-<br />

Münchow unter anderem<br />

in den VDI-Nachrichten<br />

sowie im E-Commerce<br />

Magazin.<br />

›02<br />

Expertenrunde zu RFID:<br />

Der Electronic Product<br />

Code, kurz EPC, wird mittelfristig<br />

die heute verwendeten<br />

Barcodes ersetzen.<br />

Die Vorteile liegen auf der<br />

Hand: Das Auslesen des<br />

EPC erfolgt vollautomatisch<br />

und kontaktlos per<br />

RFID-Technik.


› 02


im fokus<br />

›03<br />

Dipl.-Ing. Holger Küster<br />

verantwortet als Chief<br />

Operating Officer (COO)<br />

der <strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong> neben<br />

dem deutschlandweiten<br />

Vertrieb den Geschäftsbereich<br />

Business-Services.<br />

Gemeinsam mit Maciej<br />

Mazurowicz, dem Leiter<br />

des hier angesiedelten Bereichs<br />

„<strong>Brunel</strong> Excellence“,<br />

begleitet er die Unternehmen<br />

bei der Gestaltung<br />

von Veränderungsprozessen<br />

sowie der Implementierung<br />

neuer Technologien<br />

und Innovationen.<br />

08<br />

der Spezialist<br />

logie im militärischen Umfeld noch Freund- und<br />

Feindflugzeuge unterschieden wurden, waren die<br />

Transponder noch ziemlich groß und brauchten<br />

sogar noch Batterieunterstützung. Die Chips sind<br />

kleiner geworden und damit vielseitiger zu nut-<br />

zen. Wenn die Standardisierung weiter vorangeht<br />

und die Transponder weltweit genutzt werden<br />

können, wird <strong>das</strong> Interesse der Industrie für den<br />

Einsatz in Supply-Chain-Prozessen weiter steigen.<br />

RFID OPTIMIERT DURCH AUTOMATISCHE<br />

WARENERKENNUNG DIE WARENEINGANGS-<br />

KONTROLLE<br />

Der Spezialist: Welche Prozesse sind besonders<br />

für den Einsatz von RFID geeignet?<br />

Füßler: Die Beschleunigung von Identifikations-<br />

prozessen ist ein gutes Beispiel. Bei der Warenan-<br />

nahme kann mit RFID die Identifikation einer<br />

Warenpalette in der Bewegung erfasst werden.<br />

Das geht schneller als mit der heute noch übli-<br />

chen manuellen Erfassung per Strichcode. Auf<br />

› 03<br />

Kartonebene kann zudem geprüft werden, ob die<br />

gelieferte Ware vollständig und richtig kommis-<br />

sioniert ist, <strong>das</strong> erhöht die Sicherheit.<br />

Der Spezialist: Wohin geht die technische Ent-<br />

wicklung bei den Tags?<br />

Tacke: Inzwischen strebt die Industrie Kapazi-<br />

täten bis 64 Kilobit an. Zuverlässigkeit sowie die<br />

Funktionsfähigkeit in verschiedenen Umgebun-<br />

gen sind ebenfalls ein wichtiges Thema. Zum<br />

Beispiel bereiten Flüssigkeiten und Metallober-<br />

flächen ebenso noch Probleme für den Einsatz der<br />

Tags wie auch extreme Temperaturen.<br />

Füßler: Für größere Anwendungen, zum Beispiel<br />

in Distributionszentren, geht es vor allem um die<br />

bestmögliche Nutzung des freigegebenen Fre-<br />

quenzspektrums. Vergleichbar mit dem Mobil-<br />

funk sind vom Europäischen Institut für Tele-<br />

kommunikationsnormen Standards (ETSI) für die<br />

Transpondertechnologie entwickelt worden, die<br />

gegenwärtig in nationales Recht überführt wer-<br />

den. In zehn EU-Ländern – darunter Deutschland –<br />

ist dies bereits erfolgt.<br />

Tacke: Wir haben in Europa den Bereich von 865<br />

bis 868 MHz. Der relevante ETSI-Standard EN 302<br />

208 ist aber noch nicht in allen Ländern wie zum<br />

Beispiel Italien umgesetzt worden. Dort ist die<br />

Frequenz für militärische Anwendungen besetzt.<br />

In den USA haben wir 915 MHz, in Japan 950 MHz.<br />

Für eine Logistikanwendung sind jedoch global<br />

funktionierende Standards notwendig.<br />

Der Spezialist: Welche Rolle spielen Organisatio-<br />

nen wie GS1 Germany und EPC bei der Lösung der<br />

Probleme?<br />

Füßler: So wie vor Jahren GS1 – seinerzeit unter<br />

dem Namen EAN International – <strong>das</strong> weltweit<br />

überschneidungsfreie EAN-Nummernsystem, die<br />

EAN-Strichcodestandards sowie standardisierte


EANCOM-Nachrichtenarten für den elektroni-<br />

schen Datenaustausch entwickelt hat, führt dies<br />

heute EPCglobal im Hinblick auf erweiterte tech-<br />

nologische Möglichkeiten unter dem Dach von GS1<br />

fort. Der Elektronische Produkt-Code (EPC) eröffnet<br />

zum EAN-System kompatible Identifikations- und<br />

Kommunikationslösungen unter Ausnutzung der<br />

RFID-Technologie und des Internets. Die Standar-<br />

disierungsarbeit beinhaltet zudem die Überwin-<br />

dung der geschilderten Frequenzprobleme.<br />

Der Spezialist: Welchen Nutzen hat RFID zum Bei-<br />

spiel für einen Zulieferer der Automobilindustrie,<br />

der gehalten ist, sich in die logistischen Abläufe<br />

eines Großunternehmens zu integrieren?<br />

Füßler: RFID ist nichts anderes als eine weitere<br />

Datenträgertechnologie. Mit ihr kann der Auto-<br />

matisierungsgrad erhöht werden. Einsatzgebiete<br />

können sich im Produktionsprozess oder in der<br />

Warendistribution ergeben oder aber RFID ist –<br />

wie beim Autoschlüssel – Bestandteil des gefertig-<br />

ten Produkts. Wie in vielen Branchen, so <strong>beste</strong>ht<br />

auch in der Automobilindustrie ein hohes Interesse<br />

am branchenübergreifenden EPC-Standard, da der<br />

bilaterale Abstimmungsaufwand minimiert wird<br />

und die vorteilhaften Kosteneffekte einer Massen-<br />

anwendung ausgenutzt werden können.<br />

Der Spezialist: In welchem Umfang ist bei der<br />

Implementierung einer RFID-Lösung externe<br />

Kompetenz gefragt?<br />

Holger Küster: Die gesamten Prozessketten und<br />

die Globalisierung sorgen dafür, <strong>das</strong>s sich die<br />

kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />

zwangsläufig umstellen müssen. Es geht nicht<br />

allein um Technik, sondern vor allem um die<br />

Gestaltung von Prozessen, mit denen Technolo-<br />

gien wie RFID umgesetzt werden können. Beim<br />

Einsatz neuer Technologien ist vor allem auch die<br />

Marktsituation mit zu bewerten: In einem kleinen<br />

mittelständischen Unternehmen, <strong>das</strong> 20 Mitar-<br />

beiter hat, muss der Unternehmer wissen, was er<br />

an Geld investiert und welcher konkrete Nutzen<br />

daraus hervorgeht. Bei diesen Überlegungen und<br />

Entscheidungen ist die Unterstützung von Exper-<br />

ten hilfreich. Unser Ansatz ist, Kompetenz aus<br />

› 04<br />

›04<br />

Dr. rer. pol. Dipl.-Wirtsch.-<br />

Ing. Andreas Füßler<br />

leitet bei GS1 Germany im<br />

Bereich RFID/EPC Solutions<br />

die Gebiete Forschung,<br />

Entwicklung und technischesProduktmanagement.<br />

GS1 Germany ist<br />

als nationale GS1-Gesellschaft<br />

Repräsentant von<br />

EPCglobal in Deutschland,<br />

zudem kartellrechtlich<br />

anerkannter Rationalisierungsverband<br />

und Träger<br />

des Normenausschusses<br />

Daten- und Warenverkehr<br />

in der Konsumgüterwirtschaft<br />

(NDWK) im DIN.<br />

der Spezialist 09


im fokus<br />

›05<br />

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Lothar<br />

Tacke ist seit 1989 für<br />

verschiedene Geschäftsbereiche<br />

im Bereich Software-<br />

und Systementwicklung<br />

bei 3M Deutschland<br />

tätig. Seit 2001 ist er als<br />

RFID-Projektleiter verantwortlich<br />

für die Analyse,<br />

Bewertung und Auswahl<br />

neuer Anwendungen für<br />

den Einsatz von RFID-<br />

Systemlösungen sowie der<br />

Entwicklung der identifiziertenRFID-Systemlösungen.<br />

10<br />

MEHR SICHERHEIT<br />

DURCH RFID<br />

Die Flugzeugbauer Airbus<br />

und Boeing kündigen<br />

einen gemeinsamen Standard<br />

für den Einsatz von<br />

RFID im Flugzeug an. Das<br />

Ziel ist, durch die Markierung<br />

von Flugzeugteilen<br />

mit RFID-Tags den Einsatz<br />

gefälschter oder mangelhafter<br />

Teile auszuschließen<br />

und somit die Sicherheit<br />

der Maschinen zu erhöhen.<br />

der Spezialist<br />

› 05<br />

verschiedenen Richtungen zusammenzubringen<br />

und zu koordinieren: aus dem Management, der<br />

Hochschule und der Praxis.<br />

Der Spezialist: Ist der RFID-Tag der Ersatz für Bar-<br />

codeanwendungen?<br />

Schneider: Das ist <strong>das</strong> hehre Ziel der Industrie.<br />

Küster: Das Thema ist stark mediengetrieben.<br />

Manche Unternehmen setzen sich einem enor-<br />

men Druck aus, weil sie befürchten, Chancen zu<br />

verpassen, wenn man nicht sofort dabei ist. Doch<br />

es geht um die Gesamtbetrachtung. Unsere Ana-<br />

lyse setzt vor der Entscheidung für eine Technolo-<br />

gie an. Wir analysieren zuerst, ob diese sich lohnt.<br />

Der Spezialist: Wie lange braucht ein Unterneh-<br />

men für die Implementierung?<br />

Tacke: Wer sich mit der Einführung von RFID<br />

befasst, muss mit Zeiträumen von zwei bis drei<br />

Jahren rechnen.<br />

Küster: Unternehmen sollten in einem sehr frü-<br />

hen Stadium anfangen zu planen. Oft blockieren<br />

alte Prozesse die Entscheidung für Neuerungen.<br />

Prozesse, die sich in der Vergangenheit bewährt<br />

haben, werden erfahrungsgemäß nur ungern<br />

gegen <strong>das</strong> unbekannte Neue eingetauscht. Außen-<br />

stehende profitieren hingegen von einer unvor-<br />

eingenommenen Sicht auf die Dinge, die oftmals<br />

sehr hilfreich ist.<br />

› 05<br />

Der Spezialist: Reicht die Leistungsfähigkeit der<br />

Transponder, um einen von vielen Menschen ge-<br />

fürchteten Überwachungsstaat zu etablieren? Wie<br />

realistisch ist <strong>das</strong> Szenario der Gegner von RFID?<br />

Schneider: Die Möglichkeiten der Technologie<br />

sind durch die Physik bestimmt. Die Eintrittskar-<br />

ten für die Fußball-WM enthalten zum Beispiel<br />

einen Chip. Der dient aber nur für die Stadion-<br />

Zugangskontrolle. Alle Meldungen, die besagen,<br />

alle Wege des Kartenbesitzers wie der Gang zur<br />

Bierbude oder zur Toilette können nachvollzogen<br />

werden, weil der Chip ständig Daten sendet, stim-


men nicht. Lediglich wenn es Schranken gibt, die<br />

den Chip zum Beispiel bei Verlassen der Tribüne<br />

erkennen, dann kann nachvollzogen werden, wo<br />

sich der Besucher befindet. Dieser Aufwand ist<br />

jedoch viel zu hoch. Die Vorstellung, eine große<br />

Antenne könnte den Transponder in der Eintritts-<br />

karte orten, ist falsch. Dafür ist die Reichweite die-<br />

ser Chips nicht ausgelegt.<br />

FÜR DEN VERBRAUCHER ERHÖHT SICH DIE<br />

TRANSPARENZ DER GESAMTEN LIEFERKETTE<br />

Füßler: Es ist zudem zu berücksichtigen, <strong>das</strong>s der<br />

Verbraucher vielfältig von RFID profitieren kann.<br />

In der Lebensmittelbranche etwa steigt die Anfor-<br />

derung nach mehr Transparenz der Lieferkette.<br />

Viele Konsumenten wollen heute die Herkunft<br />

dessen wissen, was auf ihrem Teller landet. Für<br />

dieses Tracking und Tracing bietet sich die RFID-<br />

Technologie als eine wirtschaftliche Lösung an.<br />

Tacke: RFID bietet sich überall dort an, wo ein<br />

hoher Anreiz zur Fälschung <strong>beste</strong>ht. Luxusgüter<br />

und hochwertige Ersatzteile, die mit einem Tag<br />

geschützt sind, lassen sich eindeutig identifizie-<br />

ren.<br />

INFO<br />

› 06<br />

Der Spezialist: Unserem Gespräch entnehme ich,<br />

<strong>das</strong>s die Grundlagen für die RFID-Technologie<br />

gelegt sind. Die Aufgabe der Industrie wird es nun<br />

sein, dieses Potenzial zu nutzen und sich mit der<br />

Technologie im internationalen Wettbewerb zu<br />

positionieren. Vielen Dank für <strong>das</strong> Gespräch.<br />

Vor dem Hintergrund eines effektiven Supply-Chain-Managements stützt sich die Hoffnung der Industriebranchen<br />

auf die RFID-Technologie (RFID = Radio Frequency Identification). Die Übertragung von produktspezifischen<br />

Logistikdaten in Echtzeit mittels Funkfrequenz schafft höchste Transparenz, die eine effizientere Steuerung<br />

logistischer Abläufe ermöglicht.<br />

Mittels eines Transponders können die Waren über Funk geortet und identifiziert werden. Der Transponder – auch<br />

RFID-Tag oder Smart Card genannt – <strong>beste</strong>ht aus zwei Komponenten: einem Chip, der einen Speicher mit Produktinformationen<br />

enthält, und einer Antenne, die für den Datenaustausch sorgt.<br />

Gegenüber dem heute verbreiteten Barcode hat die RFID-Technologie den Vorteil, <strong>das</strong>s sich die Informationen<br />

auch bei kommissionierten Paletten berührungslos und ohne direkten Sichtkontakt auslesen lassen, wodurch<br />

aufwendige Kontrollen durch Mitarbeiter entfallen.<br />

Insbesondere setzt RFID da an, wo andere Auto-ID-Technologien den Anforderungen nicht mehr standhalten:<br />

bei dezentraler Datenhaltung, dem Einsatz in widrigen Umgebungsverhältnissen sowie der direkten Kopplung<br />

des Informationsflusses an den Materialfluss.<br />

im fokus<br />

›06<br />

Seit September 2004<br />

arbeitet der Dipl.-Kfm.<br />

Jochen Schneider am<br />

Fachbereich Logistik der<br />

Universität Dortmund<br />

als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter unter der Leitung<br />

von Prof. Dr.-Ing. Rolf<br />

Jansen. Mit Schwerpunkt<br />

auf der RFID-Technologie<br />

betreut er die Entwicklung,<br />

Planung und Durchführung<br />

von Forschungs- und<br />

Industrieprojekten im<br />

Bereich Handels- und<br />

Transportlogistik.<br />

der Spezialist 11


history<br />

Seine große Liebe hieß<br />

Isabella<br />

Der Name Borgward steht für Automobilgeschichte. Carl Friedrich Wilhelm Borgward kons-<br />

truierte Autos, die durch ihre Eleganz, Qualität und Leistungsfähigkeit zum Markenzeichen<br />

einer ganzen Generation wurden. Das Porträt eines eigenwilligen Unternehmers.<br />

TEXT › Birgid Hanke, Peter Kurze FOTOS › Peter Kurze<br />

Ohne Murren nehmen es Borgward-Enthusias-<br />

ten in Kauf, als normal gewachsene Menschen<br />

in einem Borgward bei der Sicht durch die Wind-<br />

schutzscheibe behindert zu werden. Bei der Kon-<br />

struktion seiner Fahrzeuge nahm der Konzern-<br />

chef Carl Friedrich Wilhelm Borgward stets seine<br />

eigene Größe von 1,66 Metern als Maßstab. „ICH<br />

sehe gut“, lautete beim Probesitzen stets seine<br />

apodiktische Feststellung. Nachdem Mitarbeiter<br />

einmal für die Frankfurter Automobilmesse die<br />

Sitzhöhe eines Ausstellungsmodells normalen<br />

Proportionen angepasst – sprich nach unten kor-<br />

rigiert hatten – war der kleingewachsene „Boss“<br />

ob dieser Eigenmächtigkeit sehr erbost.<br />

DIE GRÖSSE DES KONZERNCHEFS WAR<br />

MASSSTAB FÜR DIE ARBEIT DER KONSTRUK-<br />

TEURE<br />

Als „genialer Konstrukteur und Erfinder“ ist<br />

Dr.-Ing. Carl Friedrich Wilhelm Borgward in die<br />

Annalen der Automobilgeschichte eingegangen.<br />

Der am 10. November 1890 im damals noch preu-<br />

ßischen Altona geborene Sohn eines Kohlenhänd-<br />

lers wurde Zeit seines Lebens selbst von einem<br />

inneren Motor angetrieben. Von Kind auf faszi-<br />

nierten ihn Bewegung und Technik, beseelte ihn<br />

ein unersättlicher Forscherdrang. „Mein Vater<br />

wollte Autos bauen, der wollte immer nur Autos<br />

bauen“, erzählt noch heute sein mittlerweile 92<br />

Jahre alter Sohn Kurt.<br />

12<br />

der Spezialist<br />

Der erste Weltkrieg durchkreuzte alle hochflie-<br />

genden Pläne. Mit der ihm eigenen Rasanz gelingt<br />

es Borgward, diese Verzögerung in den Jahren<br />

nach dem Krieg aufzuholen. Als Geschäftsführer<br />

der „Bremer Reifenindustrie“ löste er die schwie-<br />

rige Aufgabe, 5.000 noch von seinem Vorgänger<br />

stammende Bohnenschneidemaschinen an die<br />

Kundschaft zu bringen. Als späterer Alleininha-<br />

ber der mittlerweile zur „Bremer Kühlerfabrik<br />

Borgward & Co“ umbenannten Firma kam er als<br />

Lieferant von Autoteilen mit der großen „Hansa<br />

› 07<br />

›07<br />

Dr. Ing. e. h. Carl Friedrich<br />

Wilhelm Borgward, der<br />

1890 in Altona geboren<br />

wurde, setzte Zeit<br />

seines Lebens ästhetische<br />

und technische<br />

Maßstäbe. Während<br />

seiner neunmonatigen<br />

Kriegsgefangenschaft in<br />

Ludwigsburg konzipierte<br />

er den Borgward Hansa<br />

1500. Die Inspiration für<br />

<strong>das</strong> Design entnahm er<br />

amerikanischen Autozeitschriften.<br />

›08<br />

Mit dem Lloyd PKW 300<br />

(Bauzeit 1950 – 1953)<br />

brachte Borgward den<br />

ersten serienmäßigen<br />

Kleinwagen auf den bundesrepublikanischen<br />

Markt.<br />

Erst Jahre später erschienen<br />

die Isetta von BMW und<br />

der Goggo von Hans Glas.


Lloyd“ ins Geschäft, die er wenige Jahre später<br />

ganz übernahm.<br />

Den eigentlichen Durchbruch auf dem Sek-<br />

tor motorisierter Fahrzeuge brachte Borgward<br />

1924 die Entwicklung des legendären „Blitzkar-<br />

rens“. Dieses Vehikel hatte weder Gangschaltung<br />

noch einen Rückwärtsgang. Man musste es erst<br />

anschieben und dann geschickt während der<br />

Fahrt aufspringen. Der Einzylindermotor gab nur<br />

2,2 PS her. Aber es war erschwinglich, praktisch<br />

und erfüllte seinen Zweck hervorragend.<br />

Borgward vergrößerte konsequent seine Pro-<br />

duktpalette: Neben dreirädrigen Kleinstfahrzeu-<br />

gen entwickelte er rasch Personenwagen mit<br />

einem Hubraum bis zu 3,5 Liter und Lastwagen<br />

mit einer Nutzlast bis zu fünf Tonnen. Borg-<br />

› 08<br />

der Spezialist 13


history<br />

›09<br />

Ab 1958 versuchte sich<br />

Borgward auch im Helikopterbau.<br />

In Zusammenarbeit<br />

mit Prof. Henrich Focke,<br />

der die Modelle in seinem<br />

selbst konstruierten<br />

Windkanal in Bremen<br />

testete, entwickelte er den<br />

„Kolibri“. Die Serienproduktion<br />

des Helikopters<br />

wurde durch den Konkurs<br />

der Borgward-Werke<br />

verhindert.<br />

14<br />

der Spezialist<br />

ward lieferte ebenso LKWs und Halbkettenfahr-<br />

zeuge an die Wehrmacht. Während des Krie-<br />

ges kam der Bau von Kleinpanzern hinzu.<br />

Die zielgruppengerechte Kundenfreundlich-<br />

keit Borgwards wurde mit entsprechend hohen<br />

Verkaufszahlen belohnt, wie in der Nachkriegszeit<br />

die Absatzzahlen des Lloyd-Kleinwagens bewie-<br />

sen. Geschickt nutzte Borgward die zahlreichen<br />

Motorradhändler als Vertriebspartner und seine<br />

Rechnung ging auf. „Wer den Tod nicht scheut,<br />

fährt Lloyd“, wurde über den legendären „Leu-<br />

koplastbomber“ zwar gelästert. Aber gerade die<br />

Zweiradfahrer kauften den nur 3.300 Mark teu-<br />

ren Lloyd mit seinen zehn PS und der Holz-Kunst-<br />

leder-Karosserie. Prompt schaffte es der Lloyd<br />

1954 an die dritte Stelle der Zulassungsstatistik.<br />

Aber die Ansprüche stiegen. Es war Zeit für<br />

die Isabella: Was dann am 10. Juni 1954 vom<br />

Unternehmenschef höchstpersönlich aus der<br />

Montagehalle gefahren wurde, ist ein Auto, <strong>das</strong><br />

Wettbewerbern <strong>das</strong> Fürchten lehren sollte: Ein<br />

sportlicher, aber familienfreundlicher 1,5-Liter-<br />

Wagen mit einem drehfreudigen Vierzylinder-<br />

Reihenmotor mit 60 PS bei 4.700 min -1 . Im<br />

Vergleich zu anderen Automarken jener Zeit<br />

brachte es die Isabella auf ein sensationelles Leis-<br />

tungsgewicht von 17,3 kg pro PS zum Preis von<br />

7.265 Mark – mit 22,4 kg pro PS konnte der Ford<br />

Taunus noch am ehesten mit dem Leistungsgewicht<br />

der Isabella mithalten. Ein schickes Karosserie-<br />

kleid wie aus einer italienischen Designschmiede,<br />

ein leistungsstarker Motor, Platz für sechs Perso-<br />

nen, dazu eine Verarbeitungsqualität, die selbst<br />

die Schöpfer des Mercedes Ponton neidisch wer-<br />

den ließ. „Ein Kilo Auto kostet bei mir sieben<br />

Mark“, verkündete der Erbauer der Isabella stolz.<br />

› 09


› 10<br />

Borgward, der mit seinen Unternehmen mitt-<br />

lerweile an dritter Stelle der deutschen Automobil-<br />

produktion stand, hatte ein untrügliches Gespür<br />

für den Zeitgeist, erfasste instinktiv die Wünsche<br />

und Bedürfnisse der Autofahrer. So reagierte<br />

er stets schnell und fl exibel auf die jeweiligen<br />

Strömungen. Aus dieser Fähigkeit entwickelte der<br />

leidenschaftliche Erfi nder eine beeindruckende<br />

Typenvielfalt. Der gesamte Borgward-Konzern, in<br />

dem zeitweilig 23.000 Menschen arbeiteten, war<br />

einzig auf den Unternehmer zugeschnitten, also<br />

ausgesprochen patriarchisch strukturiert. Die<br />

Ar beiter liebten ihren „Boss“ oder den „Dicken“,<br />

der gute Leistungen oft mit einer Zigarre oder<br />

auch einmal mit einer Tafel Schokolade hono-<br />

rierte. Aber er verlangte Respekt und war ein<br />

Pünktlichkeitsfanatiker.<br />

BORGWARD ERWARTETE RESPEKT,<br />

PÜNKTLICHKEIT UND GUTE LEISTUNGEN<br />

So gab es auch nur ganz wenige Menschen, die Carl<br />

Friedrich Wilhelm Borgward als ihm ebenbürtig<br />

betrachtete. Auf Augenhöhe befand sich der Flug-<br />

zeugkonstrukteur Henrich Focke. Als einem der<br />

bedeutendsten Flugpioniere der Welt gelang dem<br />

Bremer bereits 1936 mit dem Fw-61 der Bau des<br />

ersten funktionsfähigen Hubschraubers. Zwan -<br />

zig Jahre später schlossen sich Carl Friedrich Wil-<br />

helm Borgward und Henrich Focke zusammen<br />

und entwickelten den Hubschrauber Kolibri, der<br />

im Juli 1958 <strong>das</strong> erste Mal in die Lüfte ging. Der<br />

Hubschrauber verfügte über drei Sitze und einen<br />

Lycoming-Motor mit 260 PS. In der Hoffnung auf<br />

künftige Bundeswehr- und Behördenaufträge<br />

hatte Borgward mehr als vier Millionen Mark<br />

in diese Entwicklung gesteckt. Aber der Kolibri<br />

sollte nicht mehr abheben, denn der Konzern war<br />

bereits ins Trudeln geraten. Millionenkredite, für<br />

die <strong>das</strong> Land Bremen gebürgt hatte, konnten diese<br />

Krise nicht entschärfen. Bremens Politiker waren<br />

nicht mehr willens, im Januar 1961 eine letzte Rate<br />

von zehn Millionen Mark freizugeben, wenn der<br />

Chef nicht aus der Firma ausscheiden würde. So<br />

wurde der Unternehmer nach nächtelangen Ver-<br />

handlungen gezwungen, entschädigungslos auf<br />

sein Lebenswerk zu verzichten. Zwei Jahre später<br />

legte er seine unverzichtbare Zigarre freiwillig aus<br />

der Hand. Einen Tag später starb Carl Friedrich<br />

Wilhelm Borgward, am 28. Juli 1963.<br />

› 11<br />

history<br />

›10<br />

Auf dem ehemaligen<br />

Gelände der Borgward-<br />

Gruppe in Bremen-Sebalds -<br />

brück produziert heute<br />

Daimler Chrysler Automobile.<br />

›11<br />

Das futuristisch anmutendeLeichtmetallfahrzeug<br />

LB 1 diente als rollendes<br />

Labor für verschiedene<br />

Boxermotoren mit sechs<br />

Zylindern, die allerdings<br />

nie Serienreife erlangten.<br />

der Spezialist 15


› 12


Gemeinsame Sache(n)<br />

machen für Deutschland<br />

ansichtssache<br />

Damit Deutschland auch zukünftig zu den Weltmarktführern gehört, muss eine Eigenschaft<br />

wieder zur Selbstverständlichkeit werden: der Mut zur Veränderung. Mit der bundesweiten<br />

Aktion „Sachen machen!“ wirbt der Verein Deutscher Ingenieure (VDI ) für den Wirtschafts-<br />

und Technologiestandort Deutschland.<br />

INTERVIEW › Boris Trelle<br />

Auf Initiative des Vereins Deutscher Ingenieure<br />

wurde am 2. Februar 2006 die bundesweite Aktion<br />

„Sachen machen!“ gestartet, die von zahlreichen<br />

namhaften Partnern – darunter auch die <strong>Brunel</strong><br />

<strong>GmbH</strong> – unterstützt wird. Über die Hintergründe<br />

und Zielsetzungen dieser Aktion sprachen wir mit<br />

dem VDI-Direktor Dr.-Ing. Willi Fuchs.<br />

Der Spezialist: Wer ist Initiator dieser Aktion, und<br />

welches sind die Beweggründe für dieses Engage-<br />

ment?<br />

Dr. Fuchs: Die Aktion „Sachen machen!“ ist ein<br />

gemeinsames Vorhaben vieler Partner aus Wirt-<br />

schaft und Wissenschaft, <strong>das</strong> der VDI initiiert hat.<br />

Als Beweggründe sehen wir drei Aspekte: Erstens<br />

die Tatsache, <strong>das</strong>s wir in den technischen Berufen<br />

in Deutschland einen verstärkten Nachwuchs-<br />

mangel haben. Zweitens, <strong>das</strong>s wir die Entwick-<br />

lung neuer innovativer Produkte durch den Trans-<br />

fer von Wissenschaft in die Wirtschaft forcieren<br />

müssen. Und drittens ist es unser Ziel, <strong>das</strong> Image<br />

der technisch orientierten Unternehmen zu ver-<br />

bessern.<br />

Der Spezialist: An welche Aspekte denken Sie<br />

konkret?<br />

Dr. Fuchs: Allein in der Ausbildung sehe ich zahl-<br />

reiche Ansatzpunkte: Es gibt Länder wie Großbri-<br />

tannien und Frankreich, wo bereits Jugendlichen<br />

in der Schule Technikunterricht angeboten wird.<br />

Diese Schüler werden schon frühzeitig mit tech-<br />

nischen Berufen vertraut gemacht. Das ist ein Bei-<br />

spiel, wie es auch in Deutschland zur Anwendung<br />

kommen könnte. Zusätzlich gilt es, am Image zu<br />

arbeiten: Es gibt zwar viele Hochschulen, die <strong>das</strong><br />

Studium immer attraktiver gestalten, dies aber<br />

nicht genügend nach außen tragen. Zudem wol-<br />

len wir mittelständische Betriebe als exzellente<br />

Arbeitgeber darstellen und auch Großunterneh-<br />

men ins Rampenlicht rücken, denn beide sind<br />

nach wie vor wichtige Arbeitsplatz-Schaffer! Um<br />

diese und weitere Vorhaben anzugehen, denken<br />

wir außerdem perspektivisch: Die Aktion ist auf<br />

fünf Jahre angelegt.<br />

DIE STIMMUNGSLAGE IN DEUTSCHLAND<br />

IST SCHLECHTER ALS DIE TATSÄCHLICHE<br />

SITUATION<br />

Der Spezialist: Ist die Lage für den Standort<br />

Deutschland wirklich so kritisch, <strong>das</strong>s es dieser<br />

Initiative bedarf?<br />

Dr. Fuchs: Die meisten Bürger und Bürgerinnen<br />

im Land denken, <strong>das</strong>s die Lage kritisch ist. Genau<br />

hier möchten wir Aufklärung betreiben: Deutsch-<br />

land ist auf vielen Gebieten Weltmarktführer<br />

und zudem Exportweltmeister. Aber dennoch:<br />

Wo wurde der Transrapid entwickelt, wo fährt er,<br />

wo wird er zukünftig gebaut? Das sind Arbeits-<br />

›12<br />

VDI-Direktor Dr.-Ing. Willi<br />

Fuchs: „Um im globalisierten<br />

Wettbewerb<br />

<strong>beste</strong>hen zu können, muss<br />

Deutschland wieder zu<br />

dem zurückkehren, was es<br />

am <strong>beste</strong>n kann: Innovationen,<br />

made in Germany.“<br />

der Spezialist 17


ansichtssache<br />

18<br />

›13<br />

Die Magnetschwebebahn<br />

Transrapid wurde in<br />

Deutschland entwickelt,<br />

bisher existiert allerdings<br />

nur eine Teststrecke im<br />

Emsland. Als reguläres<br />

Verkehrsmittel verkehrt<br />

der Transrapid einzig in<br />

Shanghai.<br />

der Spezialist<br />

plätze, die eigentlich hierhin passen würden. Sie<br />

sind aber nicht mehr da und werden nicht mehr<br />

wiederkommen. Damit möchte ich sagen, <strong>das</strong>s<br />

wir uns nicht zurücklehnen können. Wir müssen<br />

stattdessen nach vorne blicken, es muss weitere<br />

Entwicklungen geben. Das kann man am Beispiel<br />

der Autoindustrie festmachen: Ein Auto von vor 30<br />

Jahren ist völlig anders als ein Auto, <strong>das</strong> heute auf<br />

der Straße fährt. Und wenn wir <strong>das</strong> nächste Auto<br />

nicht mehr bauen können, wenn wir nicht mehr<br />

entwickeln können, wenn wir nicht auf der Höhe<br />

der Zeit bleiben können – dann bauen wir eben<br />

in zehn oder 20 Jahren keine Autos mehr! Aber<br />

genau deshalb wollen wir mit unserer Aktion den<br />

Menschen auch Mut machen, damit wir uns alle<br />

gemeinsam positiv mit Veränderungen auseinan-<br />

der setzen.<br />

Der Spezialist: Wie stellt sich diese Aktion im<br />

internationalen Kontext dar?<br />

Dr. Fuchs: In China gehen pro Jahr etwa 500.000<br />

Ingenieure von den Hochschulen ab. Das über-<br />

steigt die Größe unserer Absolventenzahlen um<br />

mehr als <strong>das</strong> Zehnfache. Wenn zudem die Pro-<br />

duktivität gesteigert werden kann, entsteht dort<br />

eine Weltmacht. Wir sind heute Exportweltmeis-<br />

ter, aber sind wir <strong>das</strong> auch in zehn Jahren noch?<br />

› 13<br />

Besonders Indien ist ein schlafender Riese mit<br />

ähnlich vielen Absolventen. Dort wird eine tech-<br />

nische Kompetenz aufgebaut, die der unsrigen<br />

nahe kommt. Wenn dort der heimische Markt erst<br />

einmal gesättigt ist, werden die Produkte in den<br />

Export gehen, und dann haben wir ernst zu neh-<br />

mende Konkurrenten.<br />

DIE DEUTSCHE AUTOMOBILINDUSTRIE<br />

IST VORBILD BEI DER UMSETZUNG VON<br />

INNOVATIONEN<br />

Ich nenne ein Beispiel: Die ersten chinesischen<br />

Autos sind exportiert worden. In der Qualität<br />

sicher noch nicht wettbewerbsreif – aber so hat<br />

man die ersten japanischen Autos auch einge-<br />

schätzt. Und heute würde kein Mensch mehr<br />

behaupten, <strong>das</strong>s die Japaner keine guten Autos<br />

herstellen. Das heißt, wir müssen uns auf Gebie-<br />

ten weiterentwickeln, in denen solche Länder<br />

uns noch hinterherhinken. Beim Automobilbau<br />

ist dies beispielhaft gelungen – deutsche Autos<br />

haben Features, die Sie bei Herstellern anderer<br />

Länder nicht finden.<br />

Der Spezialist: Welche Rolle spielt der allgemeine<br />

Geburtenrückgang?<br />

Dr. Fuchs: Mit dem Niveau der Absolventenzah-<br />

len an den Universitäten lässt sich heute gerade<br />

noch der Ersatzbedarf ausgleichen. Dies bedeutet,<br />

<strong>das</strong>s wir genug Absolventen haben, um die rund<br />

35.000 Ingenieure zu ersetzen, die im Schnitt pro<br />

Jahr aus dem Beruf ausscheiden. Der Geburten-<br />

rückgang kann ab 2010 eventuell durch eine Ver-<br />

kürzung der Schulzeit bis zum Abitur auf zwölf<br />

Jahre abgefangen werden, aber er wird sich ab<br />

2015 dramatisch auswirken.<br />

Und wenn wir uns vor Augen führen, <strong>das</strong>s die<br />

Zukunft Deutschlands von hochen technischen<br />

Anforderungen geprägt sein wird, dann kann<br />

man davon ausgehen, <strong>das</strong>s wir mehr Ingenieure<br />

brauchen werden, als wir heute haben.


Der Spezialist: Wie sieht die Struktur von „Sachen<br />

machen!“ aus und wer beteiligt sich?<br />

Dr. Fuchs: Der Startschuss ist mit rund 30 Partnern<br />

langfristig vorbereitet worden. Darunter sind bei-<br />

spielsweise die Linde AG, die Porsche AG, die Tech-<br />

nische Hochschule Hamburg-Harburg, die RWTH<br />

Aachen und die <strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong> – also eine große<br />

Bandbreite von großen und mittelständischen<br />

Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen.<br />

Alle Partner sind innovative Akteure, die auch<br />

selbst „Sachen machen!“, etwa durch Initiativen<br />

zur Weiterbildung ihrer Mitarbeiter, zur Stärkung<br />

von Frauen in technischen Berufen oder zur Aus-<br />

bildung und Gewinnung von Nachwuchskräften.<br />

Ein Stichwort sind Frauen mit hoher Fachkompe-<br />

tenz – zum Beispiel werden zwei der führenden<br />

Niederlassungen der <strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong> von Frauen<br />

geleitet. Zugleich fordern wir die Ingenieure im<br />

Berufsleben dazu auf, sich kontinuierlich weiter-<br />

zubilden, damit sie auch künftig den wachsenden<br />

Anforderungen gerecht werden können. Auch die<br />

beteiligten Unternehmen sollen insofern profi-<br />

tieren, als sie sich im Wettbewerb um die <strong>beste</strong>n<br />

Köpfe als attraktive Arbeitgeber positionieren.<br />

Der Spezialist: Was sind die ganz konkreten Maß-<br />

nahmen?<br />

Dr. Fuchs: Es werden zahlreiche Aktionen über die<br />

nächsten Jahre verteilt stattfinden, sowohl bun-<br />

desweit als auch regional. Dazu zählen 2006 bei-<br />

spielsweise Aktivitäten auf der Hannover Messe,<br />

der „Tag der Technik“ und regionale Highlights,<br />

beispielsweise der Robo Cup in Bremen mit Unter-<br />

stützung der <strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong>.<br />

Der Spezialist: Herr Dr. Fuchs, wir bedanken uns<br />

für <strong>das</strong> Gespräch.<br />

www.sachen-machen.com<br />

› 14<br />

ansichtssache<br />

›14<br />

Um auch zukünftig als<br />

einer der weltweit führenden<br />

Innovationsstandorte<br />

angesehen zu werden,<br />

muss in Deutschland<br />

einiges getan werden: Nur<br />

wer Know-how als Wert<br />

erkennt, kann hochqualifizierte<br />

Fachleute im Lande<br />

halten und durch Anerkennung<br />

und Forschungsanreize<br />

Innovationen<br />

nachhaltig fördern.<br />

der Spezialist 19


aus den branchen<br />

Leichtgewichte für die<br />

Automobilbranche<br />

Die Ära der klassischen Kunststoffe in und an Automobilen neigt sich dem Ende zu:<br />

Dr.-Ing. Andreas Marek von der Fraunhofer-Gesellschaft entwickelt in seiner Projektgruppe<br />

„Nachhaltige Mobilität” biologische Verbundwerkstoffe, die extrem fl exibel, leicht und<br />

dabei umweltverträglich sind.<br />

TEXT › Dr.-Ing. Andreas Marek, Ingo Schmidt<br />

Leichtbau, regenerative Roh- und Betriebsstoffe,<br />

neue Antriebstechnologien und Recycling sind<br />

eine Auswahl wichtiger Aspekte bei der Entwick-<br />

lung neuartiger Fahrzeugkonzepte. Die deutsche<br />

Automobilindustrie gehört dabei international zu<br />

den Spitzenreitern, ebenso wie die beteiligte ange-<br />

wandte Forschung. Zur Förderung der engeren<br />

Zusammenarbeit zwischen Industrie, Forschung<br />

und Ausbildung unterhält die Fraunhofer-Gesell-<br />

schaft die Projektgruppe „Nachhaltige Mobilität“<br />

in Wolfsburg.<br />

INNOVATIVE AUTOMOBILE ENTSTEHEN MIT<br />

BIOLOGISCHEN VERBUNDWERKSTOFFEN<br />

Die angewandte Forschung im Themenfeld „Nach-<br />

haltige Mobilität“ zielt zunächst auf Innovationen<br />

im und am Fahrzeug. In Zusammenarbeit mit<br />

Fahrzeugherstellern, Zulieferern und Werkstoff-<br />

herstellern werden neue Konzepte, Produkte und<br />

Verfahren für zukunftsgerichtete Automobile<br />

entwickelt. Ein Schwerpunkt des Fraunhofer ICT<br />

in Wolfsburg liegt dabei auf der Entwicklung sys-<br />

temintegrierter Werkstoffe. „Besonders Leicht-<br />

bau, zum Beispiel durch Verbundwerkstoffe oder<br />

Kunststoffe in automobilen Außenteilen, ist ein<br />

aktuelles Thema, <strong>das</strong> uns beschäftigt“, benennt<br />

Geschäftsführer Dr.-Ing. Andreas Marek ein Tätig-<br />

keitsfeld.<br />

20<br />

Die Wolfsburger Forscher prüfen die Einsatz-<br />

fähigkeit von Keramik, Leichtmetallen, Faserver-<br />

der Spezialist<br />

bund- und Hybridwerkstoffen. Auch die Nutzung<br />

regenerativer Rohstoffe wird zukünftig eine wich-<br />

tige Rolle spielen. Der Einsatz von Naturfasern in<br />

Verbundwerkstoffen ist dabei nur ein Beispiel.<br />

„Wenn man diesen Weg zu Ende denkt“, erläutert<br />

Dr.-Ing. Andreas Marek, „werden nicht nur regene-<br />

rative Fasern, sondern auch regenerative Matrix-<br />

materialien benötigt. Aus dieser Überlegung her-<br />

aus haben wir leistungsfähige prozessoptimierte<br />

Bioverbundwerkstoffe entwickelt.“ So genannte<br />

Biocomposits wie geschäumte Polypropylen(PP)-<br />

Hanf-, PP-Sisal-Verbund- und Biokunststoff-Sisal-<br />

Verbundstoffe bieten vielfältige Einsatzmög-<br />

lichkeiten. Die Fachleute prognostizieren durch<br />

Einsatz von Leichtbaumaterialien im Bereich<br />

Karosserie und Innenausstattung eine Gewichts-<br />

ersparnis zwischen 15 und 25 Prozent.<br />

Dies führt zu einem niedrigeren Treibstoff-<br />

verbrauch und letztlich zu geringeren Emissi-<br />

onswerten. Die europäische Vereinigung der<br />

Auto mobilher steller verfolgt <strong>das</strong> selbst gesteckte<br />

Ziel, den Kohlendioxydausstoß bis zum Jahr 2008<br />

auf 140 g pro Kilometer zu reduzieren. Der Aus-<br />

gangswert lag 1995 bei 185 g pro Kilometer. Der-<br />

zeit drängen Regelungen zu Abgaswerten sowie<br />

die Feinstaubdiskussion zum Handeln. Relevant<br />

sind weiterhin auch Anforderungen aus Übersee:<br />

Insbesondere die USA stellen einen wichtigen<br />

Absatzmarkt dar, wo bezüglich der Emissions-<br />

werte je nach Bundesstaat ein erheblicher Druck<br />

auf den Automobilherstellern lastet.<br />

Dr.-Ing. Andreas Marek<br />

ist seit 2003 als Geschäftsführer<br />

verantwortlich<br />

für den Aufbau der Fraunhofer-ICT-Projektgruppe<br />

„Nachhaltige Mobilität“ in<br />

Wolfsburg. Schwerpunkte<br />

der Arbeit bilden die Themen<br />

Leichtbau, alternative<br />

Antriebe und regenerative<br />

Roh- und Betriebsstoffe.<br />

Im Rahmen der niedersächsischenLandesinitiative<br />

Brennstoffzelle vertritt<br />

Dr.-Ing. Andreas Marek<br />

den Kompetenzknoten<br />

„Mobile Anwendungen“<br />

als Sprecher.<br />

›15<br />

Biologische Werkstoffe<br />

wie Hanf und Sisal werden<br />

schon seit Jahrhunderten<br />

in den verschiedensten<br />

Bereichen verwendet. Ihre<br />

Beimischung zu Kunststoffen<br />

ist aber relativ neu.<br />

Die so entstehenden Verbundstoffe<br />

sind ideal für<br />

den Einsatz in innovativen<br />

Produkten.


Zukünftige Konstruktionskonzepte führen<br />

weg von der Stahlschalenbauweise hin zu Hybrid-<br />

bauweise und Multi-Material-Design – die Auto-<br />

mobilkonstruktion wird von Beginn an auf eine<br />

modulare Fertigung ausgerichtet, wobei Bestand-<br />

teile aus alternativen Werkstoffen herkömmli-<br />

che Fahrzeugteile ersetzen. Der Vorteil <strong>beste</strong>ht<br />

in einer größeren Designfreiheit, denn einzelne<br />

Module lassen sich mit geringem Aufwand<br />

ändern und darüber hinaus leichter mit zusätz-<br />

lichen Funktionen ausstatten. Ebenso verringern<br />

sich die Herstellungskosten, weil Stanzverluste<br />

bspw. im Spritzgussverfahren wegfallen und auf<br />

Korrosionsschutzmaßnahmen bei Kunststoffbau-<br />

teilen im herkömmlichen Sinne verzichtet wer-<br />

den kann.<br />

› 15<br />

der Spezialist 21


aus den branchen<br />

22<br />

Hutablage<br />

Formhimmel<br />

Dekorstoffe<br />

(Naturfaserstoffe)<br />

Sonnenblende<br />

(naturfaserverstärktes<br />

PUR, Gummihaar)<br />

Geräuschkapselungsdämmmaterial<br />

(Naturfaservliese,<br />

Baumwollvliese)<br />

Geräuschkapselungsträger<br />

(NMT, TPNF, Recyclatanteil)<br />

Radlaufverkleidung<br />

(TPNF, Recyclatanteil)<br />

der Spezialist<br />

Die bisher verbreitete Bauweise wird für die<br />

Massenproduktion auch weiterhin ihre Daseins-<br />

berechtigung behalten. Automobilhersteller mit<br />

variablen Konstruktionskonzepten können jedoch<br />

flexibler auf individuelle Kundenwünsche reagie-<br />

ren. Voraussetzung für neue Fertigungskonzepte<br />

ist allerdings eine ganzheitliche Betrachtung vor-<br />

handener Werkstoffe sowie ein interdisziplinärer<br />

Austausch, um weitere Möglichkeiten aufzude-<br />

cken. Im Zuge dessen wird auch die Diskussion<br />

der Arbeitsteilung zwischen Zulieferern und OEM<br />

intensiviert werden, denn neue Werkstoffkon-<br />

zepte nehmen zunehmend Einfluss auf die Pro-<br />

zesskette bis hin zu Fertigungsabläufen: Zuliefe-<br />

rer werden verstärkt zu „Modul-Lieferanten“ und<br />

Montagelinien können durch Einbau vollständi-<br />

ger (Kunststoff-)Komponenten verkürzt werden.<br />

Für den Endkunden <strong>beste</strong>ht der Nutzen in einer<br />

EINSATZMÖGLICHKEITEN VON LEICHTBAUMATERIALIEN<br />

größeren Vielfalt der Fahrzeuggestaltung und<br />

-ausstattung. In Zukunft wird sich die Anzahl der<br />

Produktionskonzepte weiter erhöhen, damit die<br />

Hersteller im Spannungsfeld von Kundenwunsch,<br />

Umweltrichtlinien und Kostendruck <strong>beste</strong>hen<br />

können.<br />

IM SPANNUNGSFELD VON KUNDENWUNSCH,<br />

KOSTENDRUCK UND UMWELTRICHTLINIEN<br />

Im Bereich neuer Antriebstechnologien arbeitet<br />

die Fraunhofer-Gruppe gemeinsam mit Volks-<br />

wagen und der Wolfsburg AG in der niedersäch-<br />

sischen Landesinitiative Brennstoffzelle. Um die<br />

Versorgung der Brennstoffzelleneinheiten, der<br />

„stacks“, mit allen wichtigen Medien sicherzu-<br />

stellen, forscht die Gruppe um Dr.-Ing. Andreas<br />

Marek an der Peripherie der Brennstoffzellensys-<br />

Reserveradabdeckung<br />

(NMT, TPNF)<br />

Kofferraumverkleidung<br />

(Naturfaservliese)<br />

Mittelarmlehnenträger<br />

(NMT, Naturfaserpressmasse)<br />

Kopfstützenpolsterung<br />

Seitenverkleidungsträger<br />

Sitzpolsterung<br />

Türverkleidungsträger<br />

NMT: naturmattenverstärkter<br />

Thermoplast<br />

TPNF: naturfaserverstärkter<br />

Thermoplast<br />

PUR: Polyurethan


teme. Langfristiges Ziel ist die Unabhängigkeit<br />

von fossilen Energieträgern durch Einsatz alter-<br />

nativer Edukte. Die Forscher setzen hierbei auf<br />

die Weiterentwicklung synthetischer Kraftstoffe<br />

und mittelfristig auf den Umstieg zu biogenen<br />

Treibstoffen. „Niedersachsen soll im Bereich der<br />

mobilen Anwendungen für den Zukunftsmarkt<br />

der Brennstoffzelle qualifi ziert werden. Für diesen<br />

Zweck hat <strong>das</strong> Land Niedersachsen neun Millio-<br />

nen Euro Fördermittel zur Verfügung gestellt, aus<br />

denen letztendlich Arbeitsplätze hervorgehen sol-<br />

len“, erläutert Dr.-Ing. Andreas Marek.<br />

› 16<br />

NEUE GESETZE UND VERORDNUNGEN<br />

FORDERN DIE EFFEKTIVE WIEDERVERWER-<br />

TUNG VON WERKSTOFFEN<br />

Themenstellungen aus dem Recycling werden<br />

vor dem Hintergrund neuer rechtlicher Rahmen-<br />

bedingungen wie beispielsweise der EU-Altauto-<br />

verordnung oder Anpassungen im Abfallrecht für<br />

die Forscher interessant. Steigende Entsorgungs-<br />

kosten und ein gesellschaftlicher Bewusstseins-<br />

wandel im Hinblick auf Umweltschutzbelange<br />

verlangen nach neuen Abfallvermeidungs- und<br />

Wiederverwertungsstrategien. Aufgrund des lan-<br />

gen Lebenszyklus von Entwicklung, Pro duk tion<br />

und Nutzung bis hin zur Entsorgung und Verwer-<br />

tung eines Fahrzeugtyps greifen die heute in die<br />

Herstellung einfl ießenden Maßnahmen erst in<br />

15 bis 20 Jahren. Aus diesem Grunde arbeiten die<br />

Mitarbeiter der Fraunhofer-Gesellschaft an che-<br />

mischen und verfahrenstechnischen Einzellösun-<br />

gen, um aktuell Recyclingkonzepte für Wertstoffe<br />

in Automobilen zu optimieren.<br />

„Im Jahr 2003 haben wir mit zwei Perso-<br />

nen begonnen, heute zählen zehn Mitarbei-<br />

ter zu un serer Arbeitsgruppe“, verdeutlicht<br />

Dr.-Ing. An dre as Marek den steigenden Bedarf an<br />

nachhaltigen Mobilitätskonzepten. Unternehmen<br />

der Automobil branche greifen in dieser Frage auf<br />

die Ressourcen des gesamten Fraunhofer-Verbun-<br />

des über die Wolfsburger Dependance sowie die<br />

Anwendungskompetenz des <strong>Brunel</strong>-Netzwerkes<br />

zurück.<br />

› 17<br />

aus den branchen<br />

›16<br />

Spritzgießmaschinen<br />

<strong>beste</strong>hen aus zwei Teilen:<br />

Die Spritzein heit schmelzt<br />

<strong>das</strong> Werkstoffgranulat<br />

ein. Die Schließeinheit<br />

ist mit einer individuell<br />

ge stalteten Gussform<br />

be stückt. Mit hohem Druck<br />

wird die Formmasse in<br />

die Gussform gespritzt, wo<br />

sie erkaltet und <strong>das</strong> fertige<br />

Produkt entsteht.<br />

›17<br />

Der Einsatz von Formteilen<br />

aus Kunststoffen erfordert<br />

eine Defi nition der Grenz-<br />

Gebrauchs tem pe ratur.<br />

Bei einem Prüfverfahren<br />

wird die Vicat-Erweichungstem<br />

peratur des Materials<br />

bestimmt. Hier wird bei<br />

einer defi nierten Erwärmung<br />

und mit Hilfe eines<br />

nadelförmigen Körpers, auf<br />

dem ein Gewicht lastet,<br />

<strong>das</strong> Eindringen in den Probekörper<br />

gemessen.<br />

der Spezialist<br />

23


im gespräch<br />

Verbundwerkstoffe – die<br />

Alleskönner im Schiffbau?<br />

Verbundwerkstoffe führten im Schiffbau vor einigen Jahren noch ein Schatten<strong>das</strong>ein. Jetzt<br />

entdeckt die Branche ihre überragenden Eigenschaften für sich: Die neuen Werkstoffe sind<br />

korrosionsbeständig und sehr leicht – ideal für den Schiffbau.<br />

INTERVIEW › Corinna Laubach<br />

Der Spezialist: Leichtbaukonzepte für den Schiff-<br />

bau sind nicht neu auf dem Markt. Einen mas-<br />

senhaften Einsatz finden sie dennoch nicht. Vor<br />

wenigen Jahren sprach man noch von großen Pro-<br />

blemen, auf die man beim Einsatz stoße. Ist dem<br />

nach wie vor so?<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin-C. Wanner: Glücklicherweise<br />

hat sich <strong>das</strong> in den vergangenen Jahren erheblich<br />

verändert. Prinzipiell spricht für den Einsatz von<br />

Faserverbundwerkstoffen, <strong>das</strong>s sie ein geringes<br />

spezifisches Gewicht haben, über <strong>das</strong> Masse einge-<br />

spart werden kann. Das war seit langem bekannt.<br />

Neuerdings gelingt es zunehmend sowohl bei<br />

Kohle- als auch bei Glasfasern, eine hohe mecha-<br />

nische Stabilität sicherzustellen.<br />

DIE MODERNEN VERBUNDWERKSTOFFE<br />

ZEICHNEN SICH AUCH DURCH EINE HOHE<br />

MECHANISCHE STABILITÄT AUS<br />

Der Spezialist: Was spricht zudem für <strong>das</strong> Ver-<br />

wenden von Faserverbundwerkstoffen?<br />

Wanner: Faserverbundwerkstoffe haben beispiels-<br />

weise eine hohe Korrosionsbeständigkeit, was sie<br />

für den Schiffbau prädestiniert. Weiterhin ver-<br />

fügen diese Werkstoffe mittlerweile über eine<br />

gute Temperaturbeständigkeit. Im Bereich der<br />

Brandsicherheit haben etliche Grundlagenunter-<br />

suchungen zu einem großen Fortschritt geführt.<br />

24<br />

der Spezialist<br />

Von entscheidender Bedeutung ist zudem, <strong>das</strong>s es<br />

immer mehr gelingt, vielfältige Formen für GFK-<br />

und CFK-Strukturen, also glasfaser- und kohlen-<br />

stofffaserverstärkte Kunststoffe, herzustellen.<br />

Der Spezialist: Das bedeutet konkret …<br />

Wanner: Man verfügt zunehmend über verschie-<br />

dene Softwaresysteme, anhand deren beliebige<br />

Formen gefräst werden können. Entsprechende<br />

Fräsen können Formen in wenigen Stunden oder<br />

Tagen herstellen, was früher Monate in Anspruch<br />

nahm. Das ist eine kostengünstigere Arbeit, die<br />

zudem eine hohe Formenvielfalt bietet. Im Flug-<br />

zeugbau hat sich <strong>das</strong> bereits durchgesetzt, der<br />

maritime Markt entdeckt dieses Feld gerade.<br />

Der Spezialist: Schiffbau ist ein sehr traditionsrei-<br />

ches Geschäft. Bedarf es da besonderer Überzeu-<br />

gungsarbeit für den Einsatz neuer Technologien?<br />

Wanner: Im Wesentlichen dreht es sich natürlich<br />

um die Kosten und Einsparungen, die sich aus einer<br />

Gewichtsreduzierung ergeben. Darüber hinaus<br />

muss man sehr genau schauen, wo Applikationen<br />

denkbar sind. Ein sehr großes Kunststoffschiff ist<br />

ohne weiteres nicht vorstellbar. Dazu bedarf es<br />

zum einen noch einiger Grundlagenforschung,<br />

zum anderen gehen die Kosten im Formenbau<br />

aufgrund der aufwändigen Einzelanfertigung in<br />

die Höhe. Anders verhält es sich bei Segel- und<br />

INFO<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin-Christoph<br />

Wanner ist seit 1998<br />

Professor an der Universität<br />

Rostock, Fakultät<br />

Maschinenbau und Schiffstechnik.<br />

Am Fraunhofer-<br />

Anwendungszentrum<br />

zeichnet der 56-Jährige als<br />

Leiter für den Forschungsbereich<br />

Großstrukturen<br />

in der Produktionstechnik<br />

verantwortlich. Zu seinen<br />

Kernkompetenzen zählen<br />

Fertigungsverfahren, Automatisierungstechniken<br />

und Qualitätstechniken,<br />

zudem Unternehmens-<br />

und Produktorganisation<br />

sowie die Produktentwicklung<br />

überwiegend für die<br />

maritime Industrie.


Motoryachten. Durch den Einsatz von GFK-Struk-<br />

turen ist dieses ehemals teure Hobby fast zum<br />

erschwinglichen Massenvergnügen geworden, da<br />

die Formen kostengünstiger in Serie produziert<br />

werden können. Über die sehr rationelle Bau-<br />

weise mit Glasfasern kann solch eine Motoryacht<br />

drei- bis viermal günstiger gebaut werden als mit<br />

Stahl.<br />

Der Spezialist: Hört der Einsatz bei solchen Yach-<br />

ten auf?<br />

Wanner: Dies ist zumindest der Bereich, in dem<br />

der klassische Schiffbau am leichtesten Zugang zu<br />

Faserverbundwerkstoffen findet. Bei Motorbooten<br />

von sechs Metern bis hin zu Schiffen von maximal<br />

80 Metern Länge sind sie am unproblematischs-<br />

ten einsetzbar. Das ist dann aber derzeit auch der<br />

Grenzbereich. Mit steigender Größe nehmen der<br />

Aufwand und die Kosten im Formenbau zu, da<br />

die Formen in mehreren Teilen gefertigt werden<br />

müssen.<br />

Der Spezialist: Anders verhält es sich im militäri-<br />

schen Schiffbau …<br />

Wanner: Ja, <strong>das</strong> ist richtig. Im militärischen<br />

Bereich finden Schiffe mit kompletten GFK-Rumpf-<br />

systemen ihren Einsatz, beispielsweise bei Minen-<br />

suchbooten. Die Schweden haben eine Korvette<br />

aus GFK-Strukturen entwickelt, die unsichtbar für<br />

<strong>das</strong> Radar ist.<br />

Der Spezialist: Sportyachten und Militärschiffe<br />

einerseits, wo kommt der Leichtbau noch zum<br />

Einsatz?<br />

Wanner: Am ehesten lohnt sich der Einsatz von<br />

› 18<br />

›18<br />

2001 entwickelte Prof.<br />

Dr.-Ing Martin-Christoph<br />

Wanner mit Partnern aus<br />

der Schiffbaubranche ein<br />

Verfahren, durch <strong>das</strong> die<br />

Fehlerquote bei der Passgenauigkeit<br />

der einzelnen<br />

Sektionen, aus denen später<br />

die Schiffe entstehen,<br />

auf ein Minimum reduziert<br />

wird. Dadurch konnten die<br />

Kosten erheblich gesenkt<br />

werden.<br />

der Spezialist 25


im gespräch<br />

Faserverbundstoffen bei Serienschiffen. Hier spie-<br />

len vor allem die Gewichtsreduzierung sowie<br />

die beliebige Formgebung eine große Rolle. Bei<br />

mehrstöckigen Passagierschiffen kann so massiv<br />

Gewicht gespart werden.<br />

DIE EXPERIMENTIERPHASE IM EINSATZ VON<br />

VERBUNDWERKSTOFFEN IST VERGANGENHEIT<br />

Der Spezialist: Wie weit ist man in diesem Be-<br />

reich?<br />

Wanner: Man ist aus der Experimentierphase<br />

heraus und es gibt erste Applikationen im Passa-<br />

gierschiffbereich, wo Schornsteine, Swimming-<br />

pools oder Kabinen aus Faserverbundwerkstof-<br />

fen hergestellt sind. 1997 ist beim Bau der „Costa<br />

Olympia“ bei Thyssen <strong>das</strong> erste Mal der Leichtbau<br />

zum Einsatz gekommen. Das liegt zwar fast ein<br />

26<br />

der Spezialist<br />

Jahrzehnt zurück, doch im Schiffbau ist dies eine<br />

kurze Laufzeit. Aus Erfahrung ist der Schiffbau<br />

eine konservative Branche.<br />

Der Spezialist: Welche Faserstrukturen kommen<br />

im Schiffbau zum Einsatz?<br />

Wanner: Angefangen hat man mit der kosten-<br />

günstigen Glasfaser, die jedoch keine guten<br />

mechanischen Eigenschaften aufweist: Aramid-<br />

und Polyamidfasern, die zur Verfügung stehen,<br />

finden geringen Einsatz im Schiffbau, da sie nur<br />

beschränkt beansprucht werden können, was<br />

Druck und Biegung betrifft. Beim Flugzeugbau<br />

ist nun die kostenintensive Kohlenstofffaser<br />

beim Airbus A380 eingesetzt worden, auch Hoch-<br />

seeyachten werden langsam mit der Kohlenstoff-<br />

faser ausgestattet. Sie liegt in der Qualität der Fes-<br />

tigkeit um den Faktor 2 höher als die Glasfaser.<br />

› 19<br />

›19<br />

Aufwändige Tests<br />

und Verbesserungen<br />

waren nötig, damit die<br />

Verbundwerkstoffe den<br />

scharfen Zertifizierungskriterien<br />

des Schiffbaus<br />

hinsichtlich Steifigkeit und<br />

Temperaturbeständigkeit<br />

entsprachen.


Der Spezialist: Dennoch bleibt es derzeit bei der<br />

Glasfaser?<br />

Wanner: Ja, noch ist es aus Kostengründen klar<br />

die Glasfaser, die den Leichtbau in der Schiffbran-<br />

che dominiert. Experimentiert wird auch mit Epo-<br />

xydharzen, die sehr witterungsbeständig sind.<br />

Dieses Harz wird künftig die Anwendungen mit<br />

Polyesterharzen immer mehr verdrängen.<br />

Der Spezialist: Wohin richtet sich der Blick in die<br />

Zukunft noch?<br />

Wanner: Neben der Materialforschung werden zu-<br />

nehmend Problemstellungen aktuell, wie Werk-<br />

stoffe und Strukturen optimal miteinander ver-<br />

bunden werden können. Die Arbeitsfelder Fügen<br />

und Kleben nehmen einen hohen Stellenwert ein.<br />

Der Spezialist: Wo sehen Sie besonders spannende<br />

Entwicklungen?<br />

Wanner: Vor allem in der Frage, wie Fertigungs-<br />

verfahren künftig kombiniert werden. Man trifft<br />

auf viele Mischstrukturen wie beispielsweise<br />

Holz und Kunststoff oder Kunststoff und Stahl.<br />

Diese Hybridkonstruktionen stellen ein riesiges<br />

Entwicklungsgebiet für die Forschung dar, da bei-<br />

spielsweise bei der Mischung von Kunststoff und<br />

Stahl die Materialien in der Wärmeausdehnung<br />

gegeneinander arbeiten.<br />

Der Spezialist: Wie hoch schätzen Sie derzeit den<br />

Forschungsbedarf ein?<br />

Wanner: Da wartet ein Riesenarbeitsprozess auf<br />

uns. Unter anderem geht es darum, festzustellen,<br />

wie sich bestimmte Steifigkeitskennwerte unter<br />

dynamischer Belastung verhalten. Das Thema<br />

Sicherheit und Havarie ist ein großes Entwick-<br />

lungsfeld. Vielfach steckt die Forschung beim Ein-<br />

satz von Faserverbundwerkstoffen im Schiffbau<br />

noch in den Kinderschuhen. Im Flugzeugbau ist<br />

man vormarschiert, doch die Erkenntnisse sind<br />

nicht übertragbar. Wasser hat eben eine andere<br />

Dichte als Luft und wir müssen die Ergebnisse auf<br />

<strong>das</strong> uns umgebende Medium mit seiner eigenen<br />

Spezifik übertragen.<br />

Der Spezialist: Ist abschätzbar, wie lange dieser<br />

Forschungsprozess dauern wird und ob es jemals<br />

ganze Passagierschiffe aus Kunststoff geben<br />

wird?<br />

Wanner: Trotz vieler guter Eigenschaften der<br />

Kunststoffe, wie <strong>das</strong> leichte Gewicht oder die gute<br />

Korrosionsbeständigkeit, stehen wir noch vor Pro-<br />

blemen, die es zu lösen gilt. Es fehlen unter ande-<br />

rem Grundlagenuntersuchungen zu den Material-<br />

eigenschaften. Auch der Automatisierungsgrad<br />

ist noch zu gering. Diese noch offenen Entwick-<br />

lungsarbeiten hemmen die Anwendung. Sollten<br />

diese Fragen und die Punkte Qualitätsmanage-<br />

ment und Sicherheit ausreichend erforscht sein,<br />

stünde theoretisch – den Faktor der Kosten außen<br />

vor gelassen – einem Kunststoffpassagierschiff<br />

nichts im Wege.<br />

Der Spezialist: Vielen Dank für <strong>das</strong> Gespräch.<br />

im gespräch<br />

›20<br />

Im Yachtsport treten seit<br />

längerem Boote an, deren<br />

Bauteile nahezu vollständig<br />

aus Faserverbundwerkstoffen<br />

<strong>beste</strong>hen. Das<br />

geringere Gewicht ist<br />

z. B. bei Regatten ein klarer<br />

Vorteil gegenüber den<br />

Kontrahenten.<br />

› 20<br />

der Spezialist 27


technische projekte<br />

Vom virtuellen Kran zu<br />

realer Tragkraft<br />

Mit dem Containerterminal in Schkopau ist ein Drehkreuz für den Warenumschlag von<br />

und nach Osteuropa entstanden. Die Kranbau Köthen <strong>GmbH</strong> entwickelte zusammen mit der<br />

<strong>Brunel</strong> Niederlassung Dresden eine individuell zugeschnittene Portalkrankonstruktion.<br />

TEXT › Dipl.-Ing. Volkmar Scholze; Dipl.-Ing. Christian von Seltmann, <strong>Brunel</strong> Niederlassung Dresden FOTOS › Stephan Floss<br />

In den mittel- und osteuropäischen Staaten hat<br />

der EU-Beitritt im Mai 2004 wichtige Reformen<br />

ausgelöst und Auslandsinvestitionen angelockt.<br />

Mittlerweile verzeichnet die Region mit zuletzt<br />

6,5 Prozent <strong>das</strong> weltweit zweitstärkste Wirt-<br />

schaftswachstum nach Ostasien, was sie laut<br />

Bundesagentur für Außenwirtschaft als „Top-<br />

Exportmarkt 2005“ auszeichnet. Für <strong>das</strong> nächste<br />

Jahrzehnt rechnet der Bundesverband des Deut-<br />

schen Groß- und Außenhandels mit einem jähr-<br />

lichen Exportplus von beachtlichen sechs bis acht<br />

Prozent in Richtung Osten.<br />

28<br />

Mit den Anforderungen an die Bewältigung<br />

des steigenden Gütervolumens sieht sich die<br />

Transport- und Logistikbranche konfrontiert. Um<br />

die Waren möglichst wirtschaftlich transportie-<br />

ren zu können, werden bis zu 40 Tonnen schwe-<br />

re 45-Fuß-Container verwendet. An strategisch<br />

günstigen Punkten wie an Flüssen, Bahnanlagen<br />

oder an der Küste gewährleistet ein Netz von<br />

Containerterminals den reibungslosen Umschlag<br />

der Waren.<br />

DER 45-FUSS-CONTAINER IST DAS<br />

HERZSTÜCK DER MODERNEN TRANSPORT-<br />

LOGISTIK<br />

Ein solcher Standort für den Warenumschlag in<br />

mittel- und osteuropäische Länder entsteht der-<br />

zeit im sachsen-anhaltinischen Schkopau. In der<br />

Region Halle-Leipzig wurden seit 1990 die größten<br />

der Spezialist<br />

industriellen und infrastrukturellen Investitionen<br />

in Europa getätigt, so <strong>das</strong>s sich der Standort laut<br />

dem Institut für Wirtschaftsforschung in Halle<br />

heute als Verkehrskreuz und dynamisch aufstre-<br />

bende Wirtschaftsregion präsentieren kann. Mit<br />

dem neuen Containerterminal in Schkopau wird<br />

eine Umschlagkapazität von 48.000 Einheiten<br />

im Jahr angestrebt. Für den Umschlag zwischen<br />

Straße und Schiene wurde die Kranbau Köthen<br />

<strong>GmbH</strong> beauftragt, einen Containerportalkran mit<br />

einer Tragfähigkeit von 40 Tonnen zu liefern.<br />

Jeder Kran ist in Bezug auf Geometrie und Leis-<br />

tungsparameter eine Maßanfertigung, die den<br />

Anforderungen des Projektes entsprechend auf-<br />

bereitet wird. In diesem Fall bestanden die Anfor-<br />

derungen in der universellen Einsetzbarkeit des<br />

Krans sowie einem optimalen Containerhandling.<br />

Damit die Container auf dem Lagerplatz in Schko-<br />

pau präzise und Platz sparend positioniert werden<br />

können, sah Kranbau Köthen einen Portalkran in<br />

Kastenträgerbauweise mit Laufkatze sowie einem<br />

drehbaren Hubwerk mit Spezialspreader vor.<br />

Als Spezialisten für Stahlbau-Tragkonstruk-<br />

tionen wurden die Diplomingenieure der <strong>Brunel</strong><br />

Niederlassung in Dresden, Volkmar Scholze und<br />

Christian von Seltmann, mit der Aufgabe betraut,<br />

die komplette Stahlbaukonstruktion des Portals<br />

sowie des Kranfahrwerks nach Vorgaben und Sta-<br />

tik von Kranbau Köthen zu realisieren. Sämtliche<br />

Bauteile sollten in einer Werkstattfertigungs-<br />

zeichnung so dargestellt werden, <strong>das</strong>s die Ferti-<br />

›21<br />

Durch eine Hubhöhe von<br />

14,9 Metern kann der<br />

Containerportalkran die<br />

zur Verfügung stehende<br />

Lagerfläche auch vertikal<br />

effizient ausnutzen – bei<br />

einem Umschlag von<br />

48.000 Containern pro<br />

Jahr eine unabdingbare<br />

Voraussetzung.


› 21


›22<br />

Mit Blick aus seiner<br />

Steuerkanzel in fast<br />

25 Metern Höhe kann der<br />

Kranführer die 45-Fuß-<br />

Container punktgenau<br />

absetzen. Die exakte Positionierung<br />

der Container<br />

ist von großer Bedeutung<br />

für die Stabilität der<br />

Containerstapel.<br />

30<br />

der Spezialist<br />

gung der Einzelteile und die Montage bei Kranbau<br />

Köthen problemlos durchgeführt werden konnten.<br />

Umfangreiches Fachwissen als Statiker und Kon-<br />

strukteure im Bereich Metallverarbeitung, Stahl-<br />

und Anlagenbau kam den Projektingenieuren bei<br />

dieser Aufgabe zugute. Nach Vorgesprächen in<br />

Dresden und in Köthen erfolgte die weitere Bear-<br />

beitung in der <strong>Brunel</strong> Niederlassung Dresden.<br />

MIT HILFE EINES SPEZIELLEN CAD-PRO-<br />

GRAMMS ENTSTEHT DER STÄHLERNE GIGANT<br />

Am Anfang des Projektes stand für Volkmar<br />

Scholze und Christian von Seltmann zunächst<br />

die Entscheidung, mit welcher Konstruktionssoft-<br />

ware <strong>das</strong> Projekt bearbeitet werden sollte. Vom<br />

Auftraggeber wurden die vom AutoCAD-System<br />

unterstützten dwg-files (dwg steht für „drawing“,<br />

engl. to draw = zeichnen) mit vorgegebener Lay-<br />

erbelegung als Übergabeformat gefordert: „Die<br />

Belegung unterschiedlicher Bearbeitungsebenen<br />

(Layer) mit den einzelnen Produktgruppen ermög-<br />

licht am Bildschirm mehr Transparenz und Über-<br />

sichtlichkeit während der einzelnen Konstruk-<br />

tionsschritte und ist auch für die nachgelagerte<br />

Stufe der Fertigung und Montage von gesonder-<br />

tem Nutzen“, erläutert der Diplom-Ingenieur für<br />

Stahlbau Volkmar Scholze die Entscheidung für<br />

die Software „Advance Stahlbau“. Diese unter-<br />

stützt die Layerbelegung sowie die Definition von<br />

benutzerspezifischen Einstellungen für die Zeich-<br />

nungsableitungen. Mit über 30 Jahren Berufser-<br />

fahrung als Statiker, Konstrukteur und Projektlei-<br />

ter für Stahlbau, Fördertechnik und Anlagenbau<br />

hat Volkmar Scholze bereits sowohl eine Vielzahl<br />

von Gebäuden und Anlagen konstruiert als auch<br />

statisch berechnet.<br />

› 22<br />

„Das gesamte Portal des Containerkrans wurde<br />

von uns am Rechner als 3-D-Modell konstruiert“,<br />

erläutert Christian von Seltmann. „Die 3-D-Kons-<br />

truktion hat den Vorteil, <strong>das</strong>s eventuelle Kolli-<br />

sionen innerhalb der Konstruktion bereits im<br />

Vorfeld erkannt werden und geometrisch kom-<br />

plizierte Anschlusskonstruktionen im gegebe-<br />

nen Umfeld modelliert werden können.“ Die von<br />

Kranbau Köthen in der statischen Berechnung des<br />

Krans angesetzten Massen und Vorgaben galt es<br />

einzuhalten. Anhand der 3-D-Modellierung kön-


nen die Masse und die Massenverteilung in der<br />

Gesamtkonstruktion ständig überwacht werden.<br />

„An dieser Stelle ist insbesondere zu beachten,<br />

<strong>das</strong>s es sich nicht um eine statische Konstruktion<br />

handelt, sondern um eine Maschine, die ständig<br />

in Bewegung sein wird und infolge dessen ganz<br />

anderen dynamischen Belastungen ausgesetzt<br />

ist“, erläutert der Spezialist für Tragkonstrukti-<br />

onen die Anforderungen. Am Rechner wurden<br />

ebenso die Schnittstellen für die Spindeltreppe<br />

am Portal angepasst, um schließlich die erforder-<br />

lichen Werkstattzeichnungen aus dem 3-D-Modell<br />

ableiten zu können: In den 2-D-Zeichnungen wur-<br />

den Bemaßungen, Beschriftungen und Schweiß-<br />

informationen ergänzt und die Zeichnungsdatei<br />

an den Kunden übergeben.<br />

Nach Übergabe der zeichnerischen Darstellung<br />

der Stahlkonstruktion wurden schließlich die Fer-<br />

tigungsstücklisten erstellt. Dabei konnte durch<br />

die Verknüpfung der Stücklistenvorlage mit den<br />

Halbzeug- und Normteilkatalogen eine Produkti-<br />

vitätssteigerung erreicht werden. Alle bekannten<br />

Bauteile wurden mit den Materialidentifi kations-<br />

nummern, den Abmessungen und Massen in<br />

die Listen eingetragen. Nach diesen Vorleistun-<br />

gen gingen die Bauteile des Portalgerüstes und<br />

des Kranfahrwerks in die Werkstattfertigung<br />

in Köthen. Die fertigen Baugruppen wurden im<br />

Oktober 2005 auf die Baustelle geliefert und die<br />

Montage konnte beginnen. Nach Inbetrieb nahme,<br />

der Abnahme durch einen Sachverständigen und<br />

einem Probebetrieb konnte die Kranbau Köthen<br />

<strong>GmbH</strong> im Dezember 2005 den neuen Container-<br />

portalkran vereinbarungsgemäß an den Kunden<br />

übergeben.<br />

› 23<br />

technische projekte<br />

INFO<br />

Ein Portalkran setzt sich<br />

zusammen aus dem Portal<br />

und der Laufkatze. Das<br />

Portal <strong>beste</strong>ht aus einem<br />

aufgeständerten Rechteckrahmen,<br />

auf dem die<br />

Laufkatze mit den eigentlichen<br />

Hubeinrichtungen<br />

hin und her fahren kann.<br />

Das Portal fährt auf Schienen.<br />

Die Aufständerung<br />

ist so hoch ausgeführt,<br />

<strong>das</strong>s die Katze mit einem<br />

angeschlagenen Container<br />

über vier übereinander ge -<br />

stapelte Container fahren<br />

kann.<br />

›23<br />

Zusammen mit dem<br />

zuständigen Bauleiter<br />

begutachten Thomas<br />

Gröbel, Projektleiter von<br />

Kranbau Köthen, und die<br />

<strong>Brunel</strong> Spezialis ten Christian<br />

von Seltmann und<br />

Volkmar Scholze (v. l. n. r.)<br />

den Fortschritt der Bauarbeiten.<br />

der Spezialist 31


› 24


Ideenschmiede in der<br />

Luftfahrtindustrie<br />

Um den Konstruktionsprozess im Bereich Luft- und Raumfahrt effi zient zu gestalten,<br />

technische projekte<br />

setzen immer mehr Unternehmen auf externe Dienstleister. <strong>Brunel</strong> Dynamics entwickelt mit<br />

modernster Technik innovative Lösungsansätze für die Fragestellungen der Branche.<br />

TEXT › Ulrich Feldhaus FOTOS › Thomas Kleiner<br />

Wenn ein neues Flugzeug zum ersten Mal abhebt, ist <strong>das</strong> nicht<br />

nur für die Piloten, sondern auch für die beteiligten Inge nieure<br />

ein ganz besonderer Augenblick. Auch bei <strong>Brunel</strong> fand vor nicht<br />

allzu langer Zeit solch ein Start statt: Mit dem Kompetenz-Cen-<br />

ter <strong>Brunel</strong> Dynamics konzentriert sich <strong>Brunel</strong> ganz gezielt auf<br />

<strong>das</strong> Geschäftsfeld Luft- und Raumfahrt.<br />

Flugzeuge sind die technisch umfassendsten Industriegüter,<br />

die heute produziert werden. Millionen von Bauteilen müssen<br />

perfekt harmonieren und fehlerfrei funktionieren – und die<br />

Komplexität wächst: Höhere Kundenanforderungen, immer<br />

strengere gesetzliche Aufl agen und Umweltrichtlinien sorgen<br />

dafür, <strong>das</strong>s der Engineering-Aufwand zunimmt. Unternehmen<br />

wie Airbus, derzeit größter Kunde von <strong>Brunel</strong> Dynamics, kön-<br />

nen und wollen diese Anforderungen längst nicht mehr aus-<br />

schließlich mit eigenem Personal bewältigen. Deshalb greifen<br />

sie verstärkt auf die Expertise qualifi zierter Dienstleistungsun-<br />

ternehmen und deren Spezialisten zurück.<br />

Das Engineering-Know-how der Spezialisten muss ähnlich<br />

wie bei einem OEM (Original Equipment Manufacturer) breit<br />

gefächert sein. Deshalb gehört zum Standardrepertoire der<br />

Luftfahrtingenieure nicht nur <strong>das</strong> ABC des Flugzeugbaus, son-<br />

dern auch der Umgang mit modernsten Techniken, Materialien<br />

und Werkzeugen.<br />

EINE BREITE FÄCHERUNG DES KNOW-HOWS GARANTIERT<br />

INNOVATIVE LÖSUNGSANSÄTZE<br />

„Mit der Gründung des Kompetenz-Centers <strong>Brunel</strong> Dynamics<br />

haben wir <strong>das</strong> eindeutige Commitment abgegeben, der Flug-<br />

zeugindustrie noch stärker als bisher Dienstleistungen auf<br />

höchstem Niveau anzubieten. Auf allen Gebieten, von der Werk-<br />

stoff- und Fertigungstechnologie<br />

bis hin zu Prozessoptimierung und<br />

Simulation, verfügt <strong>das</strong> Kompetenz-<br />

Center über eine breite Wissens- und<br />

Erfahrungsbasis“, spezifi ziert André<br />

Ménager, Leiter von <strong>Brunel</strong> Dyna-<br />

mics, die Aufgabenschwerpunkte<br />

seines Bereiches. „Das angebotene<br />

Leistungsportfolio geht weit über<br />

<strong>das</strong> klassischer Ingenieurdienstleis-<br />

ter hinaus: So sind wir zusammen<br />

mit industriellen Partnern, renom-<br />

mierten Forschungseinrichtungen<br />

sowie den weiteren <strong>Brunel</strong> Kompe-<br />

tenz-Centern in der Lage, Synergie-<br />

effekte für den Kunden zu nutzen<br />

und ganzheitliche innovative Lösun-<br />

gen auch auf transnationaler Ebene<br />

anzubieten.“<br />

Zudem <strong>beste</strong>hen Kooperationen,<br />

wie beispielsweise mit der CIMPA<br />

<strong>GmbH</strong> und dem Zentrum für Luft-<br />

und Raumfahrt e. V. (DLR e. V.). Die<br />

hundertprozentige Airbus-Tochter<br />

CIMPA hat sich auf Planung, Reali-<br />

sierung und Optimierung compu-<br />

tergestützter Entwicklungs- sowie<br />

Fertigungsverfahren samt den da -<br />

zugehörigen Prozesse spezialisiert.<br />

<strong>Brunel</strong> und <strong>das</strong> DLR planen gemein-<br />

sam, so Rolf-Dieter Fischer, Leiter des<br />

INFO<br />

Numerische Berechnungsverfahren<br />

wie die<br />

Finite-Elemente-Methode<br />

(FEM) sind heute im Flugzeugbau<br />

unverzichtbar.<br />

Die möglichst realistische<br />

Simulation der Einsatzbedingungen<br />

erfordert ein<br />

hohes Maß an Erfahrung<br />

und Know-how, sowohl<br />

bei der Modellgenerierung<br />

und Formulierung der<br />

Randbedingungen als auch<br />

bei der Interpretation der<br />

Berechnungsergebnisse.<br />

›24<br />

Mit Hilfe der nume rischen<br />

Simulation entfällt der<br />

auf wändige Test am<br />

Mo dell und der Entwicklungsprozess<br />

wird optimiert.<br />

der Spezialist 33


technische projekte<br />

Technologiemarketings beim DLR, „verstärkt technische Neu-<br />

erungen in konkrete Produkte und Dienstleistungen zu über-<br />

führen und anzubieten. Aus der synergetischen Bündelung von<br />

Kompetenzen und Ressourcen profitieren neben uns als Koope-<br />

rationspartner auch die potenziellen Kunden“.<br />

34<br />

Ganz besonderes Augenmerk wird bei <strong>Brunel</strong> Dynamics auf<br />

den massiven Ausbau der eigenen CAE-Kompetenz gelegt. Auch<br />

wenn ein Großteil der geschaffenen Kapazitäten für eigene<br />

Zwecke genutzt wird, so ist geplant, auch die anderen Kom-<br />

petenz-Center und Niederlassungen sowie deren Kunden mit<br />

CAE-Dienstleistungen (CAE = Computer-Aided Engineering) zu<br />

unterstützen.<br />

NUMERISCHE SIMULATION – DIE BASIS FÜR<br />

ZUKUNFTSTRÄCHTIGES ENGINEERING<br />

Vor Jahren vielfach noch als Enklave von praxisfremden Spe-<br />

zialisten belächelt, hat sich CAE zu einem Grundpfeiler moder-<br />

nen und zukunftsorientierten Engineerings entwickelt. Zuneh-<br />

mend bilden sich unterschiedliche CAE-Disziplinen. Speziell im<br />

Flugzeugbau stellen diese nicht nur die Basis für die Mehrzahl<br />

an Engineering-Aufgaben dar, sondern gewährleisten zudem<br />

eine faktisch abgesicherte Entscheidungsfindung auf System-<br />

und Managementebene.<br />

Diese Zunahme der CAE-Disziplinen ist nur vordergründig<br />

einer rapiden Entwicklung der Hard- und Softwaretechnologie,<br />

vielmehr jedoch einem radikalen Umdenk- und Lernprozess auf<br />

der Prozessebene zu verdanken. Beinahe alle physikalischen<br />

Aufgabenstellungen in Entwicklung und Fertigung – von der<br />

Festigkeits- und Lebensdauerberechnung über Strömungssimu-<br />

lation bis hin zur Simulation unterschiedlicher Fertigungsver-<br />

fahren – können zeitnah analysiert und simuliert werden. Vor<br />

dem Hintergrund, im Gesamtergebnis ein möglichst perfektes<br />

Flugzeug in kürzester Zeit mit möglichst geringen Kosten zu<br />

entwickeln und zu fertigen, kristallisiert sich die zentrale Frage<br />

heraus, wie und wo in der Prozesskette dies mit größtmöglicher<br />

Effizienz geschieht.<br />

UNTERSCHIEDLICHE FERTIGUNGSVERFAHREN KÖNNEN<br />

HEUTE VIRTUELL SIMULIERT WERDEN<br />

Die früher gepflegte Praxis, die Berechnung nur in bestimm-<br />

ten Teilbereichen, etwa der Strukturmechanik, als Kontroll-<br />

der Spezialist<br />

mechanismus für mehr oder minder<br />

abgeschlossene Entwicklungen zu<br />

nutzen, war unter diesen Vorzeichen<br />

gleichbedeutend mit dem Verschen-<br />

ken wertvollen Potenzials. Nur wenn<br />

möglichst frühzeitig Funktionen<br />

unter realitätsnahen Annahmen<br />

überprüft und nachgelagerte Pro-<br />

zessbereiche in Planung und Ent-<br />

wicklung mit einbezogen werden,<br />

können Fehler erkannt und folglich<br />

vermieden werden, bevor sie unnö-<br />

tig Zeit wie Geld kosten.<br />

Dieses so genannte „Frontloa-<br />

ding“ ist letztlich der Schlüssel für<br />

einen ergebnisorientierten Entwick-<br />

lungsprozess und eine optimale<br />

CAE-Nutzung. Es setzt jedoch bei<br />

den Unternehmen eine hohe Inno-<br />

vationsbereitschaft voraus. Eine rea-<br />

litätsnahe Simulation, speziell bei<br />

komplexen Strukturen, lässt sich nur<br />

durch die Kombination einer breiten<br />

›25<br />

André Ménager leitet <strong>das</strong><br />

Kompetenz-Center <strong>Brunel</strong><br />

Dynamics. Der 50-jährige<br />

Hobbypilot kann seine<br />

langjährigen beruflichen<br />

Erfahrungen aus der Luft-<br />

und Raumfahrtindustrie<br />

ideal für die Kunden aus<br />

der Branche einsetzen.<br />

›26<br />

<strong>Brunel</strong> Dynamics hat sich<br />

vorgenommen, bis zum<br />

Ende des Jahres 2006 die<br />

Mannschaft zu verdoppeln<br />

und die bereits vorhandene<br />

Kundenbasis innerhalb<br />

der Luft- und Raumfahrtindustrie<br />

sowie im Bereich<br />

Automotive weiter auszubauen.<br />

In enger Teamarbeit<br />

entstehen hier innovative<br />

Lösungsansätze.<br />

› 25


Palette hoch spezialisierter Einzellösungen mit entsprechend<br />

intensiver interdisziplinärer Kooperation erreichen.<br />

Erschwerend kommt hinzu, <strong>das</strong>s in der Luftfahrt die Zertifi-<br />

zierung von Bauteilen einem strengen Regelwerk unterworfen<br />

ist, in dem Funktion und Sicherheit durch aufwändige Berech-<br />

nungen und Tests nachzuweisen sind. Allein auf Grund beein-<br />

druckender Simulationsbilder wird kein Ingenieur beim Luft-<br />

fahrtbundesamt eine Bauteilzertifizierung vornehmen. Nur<br />

wer nachweisen kann, <strong>das</strong>s die Berechnungen im Rahmen der<br />

<strong>beste</strong>henden Richtlinien mit zertifizierten Programmen durch-<br />

geführt wurden, erhält die Zulassung.<br />

DIE ZERTIFIZIERUNG NEUER BAUTEILE IST EINEM<br />

STRENGEN REGELWERK UNTERWORFEN<br />

Eine Anforderung, die <strong>Brunel</strong> Dynamics systemtechnisch durch<br />

den Einsatz anerkannter Berechnungsprogramme erfüllt. „Bei<br />

der Systemauswahl legen wir größten Wert darauf, die gülti-<br />

gen Standards nicht nur zu erfüllen, sondern uns sowohl tech-<br />

nologisch als auch prozesstechnisch innovativen Spielraum zu<br />

verschaffen. Trotzdem hängt die Qualität der Ergebnisse maß-<br />

geblich von den Berechnungsspezialisten ab. Deshalb setzten<br />

wir auf Mitarbeiter, die einen praxisorientierten Background<br />

haben und es folglich verstehen, Ergebnisse zu interpretieren<br />

und Gewinn bringend in konkrete<br />

Maßnahmen umzusetzen“, so André<br />

Ménager. Eines der vorrangigen Ziele<br />

für die Zukunft ist es, die langjährige<br />

intensive Zusammenarbeit mit Air-<br />

bus weiter zu vertiefen, sich als Tech-<br />

nologiepartner weiterzuentwickeln<br />

sowie die strategische Partner-<br />

schaft in den anderen europäischen<br />

Niederlassungen zu etablieren, un-<br />

terstreicht André Ménager. „Die Bün-<br />

delung und der Ausbau unserer Luft-<br />

und Raumfahrt-Kompetenz haben<br />

bei Kunden und Interessenten eine<br />

äußerst positive Resonanz hervorge-<br />

rufen und bereits zu konkreten Pro-<br />

jekten geführt.“<br />

www.brunel.de/dynamics<br />

› 26<br />

BRUNEL DYNAMICS<br />

Das Kompetenz-Center<br />

<strong>Brunel</strong> Dynamics realisiert<br />

weltweit Projekte im Bereich<br />

der Luft- und Raumfahrttechnik:<br />

Aufbau virtueller<br />

Prototypen<br />

Konstruktionskonzepte,<br />

-systematik und -auto-<br />

matisierung<br />

Konstruktionsleistungen<br />

Berechnung und<br />

Simulation<br />

Produktions- und Ferti-<br />

gungsvorbereitung<br />

Fertigungsmittel<br />

Dokumentation und<br />

Qualitätsmanagement<br />

Projektmanagement<br />

der Spezialist<br />

35


technische projekte<br />

Indien – Der schlafende<br />

Riese ist erwacht<br />

Bei der General Motors Powertrain - Germany <strong>GmbH</strong> werden Eigendiagnosesysteme für<br />

Motorsteuerungen entwickelt und überprüft. Dipl.-Ing. Tobias Dörner führte diese Tätigkeit<br />

nach Indien. Hier testete er Komponenten zukünftiger Modelle.<br />

INTERVIEW › Dipl.-Ing. Tobias Dörner, <strong>Brunel</strong> Niederlassung Frankfurt/Mörfelden<br />

Im Winter in den Schnee, im Sommer in den<br />

Süden: Es klingt nach klassischem deutschem<br />

Urlaubsverhalten, wenn Entwicklungsingenieure<br />

für Motorelektronik auf Reisen gehen. Doch der<br />

Schein trügt: Am Ziel wartet harte Arbeit. Zum<br />

Beispiel Testfahrten am Polarkreis oder Entwick-<br />

lungstätigkeiten in der Nähe des Taj Mahal.<br />

Dipl.-Ing. Tobias Dörner (29) ist seit dem Jahr<br />

2002 als <strong>Brunel</strong>-Projektingenieur für Dieselmoto-<br />

ren bei der General Motors (GM) Powertrain - Ger-<br />

many <strong>GmbH</strong> im Rüsselsheimer Entwicklungszen-<br />

trum tätig und wurde in dieser Funktion für<br />

Entwicklungsarbeiten nach Indien gesandt. Zur<br />

General Motors Powertrain - Germany <strong>GmbH</strong> ge-<br />

hören <strong>das</strong> Entwicklungszentrum als auch Moto-<br />

ren- und Getriebefertigungen an den Standorten<br />

Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern. Mit<br />

rund 61.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in<br />

88 Entwicklungszentren und Werken sowie 14 Län-<br />

dern zählt GM Powertrain zu den größten Moto-<br />

ren- und Getriebeproduzenten auf dem Weltmarkt.<br />

GEGENWART TRIFFT ZUKUNFT:<br />

„MULE-CARS“ ERMÖGLICHEN UNBEMERKTE<br />

TESTS AUF OFFENER STRASSE<br />

„Zu meinen Aufgaben in der Abteilung ,Sys-<br />

tem Architecture & Testing’ gehört die Entwick-<br />

lung und Überprüfung der Eigendiagnose in der<br />

Motorsteuerung für 1,3-Liter-Dieselmotoren“, er-<br />

läutert Tobias Dörner. Dies umfasst verschie-<br />

36<br />

der Spezialist<br />

dene eigenverantwortliche Tests der elektrischen<br />

Schnittstellen und der CAN(Controller Area Net-<br />

work)-Kommunikation, der durch einen exter-<br />

nen Zulieferer geschriebenen Software. Die Tests<br />

erfolgen direkt am Fahrzeug oder am Hardware-<br />

Simulator. Gearbeitet wird an Prototypen, aber<br />

auch an so genannten „Mule-Cars“. Bei letzteren<br />

handelt es sich um bereits in Serie befindliche<br />

Fahrzeuge, die mit Komponenten zukünftiger<br />

Modelle versehen worden sind. Das spart Zeit<br />

und hat darüber hinaus den Vorteil, bei einer Ent-<br />

wicklung nicht auf die recht wenigen und teuren<br />

Prototypen angewiesen zu sein. Zudem kann mit<br />

einem „Mule-Car“ sorglos über öffentliche Stra-<br />

ßen gesteuert werden, ohne die Aufmerksamkeit<br />

der Prototypen-Paparazzi auf sich zu lenken.<br />

Treten im Zusammenhang mit dem Motorma-<br />

nagement Probleme auf, ist die Analyse der Feh-<br />

lerursache von einem erfahrenen Entwicklungs-<br />

ingenieur für Motorelektronik auch über die<br />

Landesgrenzen hinweg gefragt. Zum Aufga-<br />

benspektrum zählen daher auch Entwicklungs-<br />

fahrten im europäischen Raum unter verschie-<br />

denen Klimabedingungen – sei es im frostigen<br />

Finnland oder warmen Süditalien. Im Rahmen<br />

der internationalen Entwicklungstätigkeit führte<br />

der Weg des <strong>Brunel</strong>-Mitarbeiters vom 25. bis 30.<br />

Juli 2005 nach Neu-Delhi, zu einem dem Gene-<br />

ral Motors Netzwerk angehörenden japanischen<br />

Fahrzeughersteller. Die Firma Maruti Udyog Ltd.<br />

wurde Anfang der 1980er Jahre als Joint-Venture<br />

›27<br />

Am Bau des monumentalen<br />

Taj Mahal, der 1631<br />

begann und 17 Jahre<br />

dauerte, waren mehr als<br />

20.000 Handwerker aus<br />

Süd- und Zentralasien<br />

beteiligt. Heute gilt der<br />

„Kronen-Palast“ aufgrund<br />

der perfekten Harmonie<br />

seiner Proportionen als<br />

Paradebeispiel des islamischen<br />

Mogulstils.


› 27


technische projekte<br />

›28<br />

Die Kuh gilt den hinduistischen<br />

Religionen als<br />

heiliges Tier. Wie selbstverständlich<br />

fügen sich die<br />

Wiederkäuer in <strong>das</strong> Stadtbild<br />

von Neu-Delhi ein.<br />

38<br />

der Spezialist<br />

zwischen Suzuki und der indischen Regierung<br />

gegründet. Der Automobilhersteller hält auf dem<br />

indischen Automarkt aktuell einen Marktanteil<br />

von 46 Prozent.<br />

Der morgendliche Weg zum Fahrzeugwerk von<br />

Maruti führt den Spezialisten für Motorelektronik<br />

mit dem Taxi quer durch Neu-Delhi: „Ein europä-<br />

ischer Führerscheinbesitzer hätte angesichts die-<br />

ses Chaos auf den Straßen schnell den Überblick<br />

verloren und entnervt sein Fahrzeug stehen gelas-<br />

sen: Ohne klar ersichtliche Verkehrsregeln bahnt<br />

sich eine hupende Menge aus Mopeds, Bussen<br />

und Motordreirädern ihren Weg vorbei an den im<br />

Stadtbild allgegenwärtigen Rindern“, so Tobias<br />

Dörner.<br />

Im Werk angekommen, empfangen ihn die<br />

indischen Kollegen. Mit ihnen erörtert Tobias<br />

Dörner die Anforderungen, die im Zusammenhang<br />

mit dem Engine-Management-System entstan-<br />

den sind. Mögliche Abhilfemaßnahmen werden<br />

besprochen. Zunächst wird die Motorsteuerung<br />

der Prototypenfahrzeuge mit der neusten Soft-<br />

ware-Version „geflasht“, wie <strong>das</strong> Aufspielen der<br />

Software auf den Controller auch bezeichnet wird.<br />

Zum fehlerfreien Betrieb des Fahrzeuges muss<br />

die Motorsteuerung an <strong>das</strong> CAN-Bus-System des<br />

Fahrzeuges angepasst werden. Anschließend geht<br />

es an die Behebung der durch die Eigendiagnose<br />

der Motorsteuerung diagnostizierten Fehler. „In<br />

der frühen Entwicklungsphase des Projektes ist es<br />

nicht immer leicht zu unterscheiden, ob die Fehl-<br />

funktionen durch die neu geschriebene und zu tes-<br />

tende Software oder durch externe Bauelemente<br />

wie diverse Temperatursensoren und den Kabel-<br />

satz verursacht wurden“, erläutert Tobias Dörner<br />

die spannende Herausforderung seiner Arbeit.<br />

NOCH HEUTE NIMMT DAS INDISCHE<br />

KASTENWESEN EINFLUSS AUF DIE ARBEITS-<br />

PROZESSE<br />

Die Zusammenarbeit mit den qualifizierten<br />

und sehr interessierten Kollegen von Maruti lief<br />

dabei sehr gut. „Besonders faszinierend war für<br />

mich, Einblicke in eine kulturell völlig anders<br />

geprägte Arbeitsweise zu erhalten: Durch die<br />

› 28


im indischen Kastenwesen angelegte stark hie-<br />

rarchische Arbeitsteilung sind mehrere Perso-<br />

nen an einem Arbeitsvorgang beteiligt, den in<br />

Deutschland eine Person abdecken würde. Die<br />

„Manpower“ ist hier auch aufgrund der niedri-<br />

gen Arbeitskosten eine ganz andere“, schildert<br />

Tobias Dörner. „Auf dem firmeneigenen Rundkurs<br />

testete ich zum Abschluss noch einmal alle in<br />

verschiedenen Teilen Indiens für Entwicklungs-<br />

zwecke und Testfahrten benötigten Prototypen<br />

auf 100 Prozent fehlerfreie Funktion. Nach einer<br />

Einweisung der Kollegen vor Ort in <strong>das</strong> Diagnose-<br />

und Programmiertool für Motorsteuergeräte<br />

ging die Geschäftsreise für mich zu Ende.“ Das<br />

Monitoren der durch die Motorsteuerung diag-<br />

nostizierten Fehler während der Testfahrten liegt<br />

nun in der Hand des engagierten indischen Ent-<br />

wicklungs<strong>team</strong>s. Die Analyse der Fehlerursache<br />

findet weiterhin in Zusammenarbeit mit der GM<br />

Powertrain - Germany <strong>GmbH</strong> statt.<br />

Laut einer aktuellen Studie der Strategie- und<br />

Technologieberatung Booz Allen Hamilton wird<br />

Indien in den kommenden fünf Jahren zu den<br />

fünf wichtigsten Automobilmärkten der Welt<br />

aufschließen. Wachsende Einkommen breiter<br />

Bevölkerungsteile sollen zu einer Verdoppelung<br />

des Fahrzeugabsatzes bis 2010 führen. Im Schat-<br />

ten des Wirtschaftsgiganten China blieb die<br />

Entwicklung auf dem indischen Subkontinent<br />

lange unbemerkt. Zu Unrecht, denn schon heute<br />

ist Indien die fünftwichtigste Wirtschaftsmacht<br />

weltweit: Der Automobilabsatz wuchs seit 2002<br />

durchschnittlich um 20 Prozent – mehr als dop-<br />

pelt so schnell wie <strong>das</strong> Bruttosozialprodukt – auf<br />

1,1 Millionen Einheiten im Jahr 2004. Bereits 2015<br />

wird der indische Markt mit Verkäufen von bis zu<br />

3,5 Millionen Fahrzeugen in die Größenordnung<br />

des deutschen Marktes vorstoßen.<br />

› 29<br />

›29<br />

Der <strong>Brunel</strong>-Mitarbeiter<br />

Dipl.-Ing. Tobias Dörner<br />

auf einer seiner Testfahrten<br />

mit einem<br />

„Mule-Car“.<br />

der Spezialist 39


› 30


Moderne Technik für<br />

klassische Instrumente<br />

In der deutschen Produktionsstätte von Steinway & Sons treffen Tradition und Moderne<br />

INFO<br />

querdenken<br />

aufeinander: CNC-gesteuerte Maschinen werden zur Produktion der legendären Flügel ge-<br />

nutzt – doch ersetzen können sie die jahrzehntelange Erfahrung des Menschen nicht.<br />

TEXT › Wolfgang Heumer FOTOS › Frank Pusch<br />

Ein schalldichter Raum, 30 Quadratmeter groß. Darin stehen<br />

vier Konzertflügel. Gerd Fründ schlägt einen Akkord an, lässt<br />

den Ton im Raum verhallen: „Nein, <strong>das</strong> ist es noch nicht.“ Fründ<br />

lockert mit einer winzigen Dreispitznadel den Filz des Ham-<br />

mers, der die Bass-Saite des Flügels anschlägt. Acht Stunden<br />

am Tag und an 1.200 Instrumenten im Jahr sorgt der gelernte<br />

Klavierbauer in Hamburg für den guten Ton: „Ein echter Stein-<br />

way klingt brillant, klar und offen.“ Mehr als 40 Jahre Erfahrung<br />

als Intoneur in der deutschen Produktionsstätte von Steinway &<br />

Sons haben Fründ gelehrt, dieses Klangbild zu bestimmen:„Das<br />

kann keine Maschine.“ Auch der Instrumentenbau aus über<br />

12.000 Einzelteilen galt bislang als reine Handwerkskunst.<br />

Dennoch soll der Computer jene Erfahrungen lernen, welche<br />

die Klavierbauer von Generation zu Generation weitergegeben<br />

haben. „Es gibt bestimmte Arbeiten, die der Computer präziser<br />

erledigen kann als der Mensch“, sagt Olaf Gube, Ingenieur und<br />

Leiter der Steinway-Fabrik. Er selbst hat vor dem Studium den<br />

Beruf des Instrumentenbauers gelernt. Dort, wo elektronisch<br />

gesteuerte Maschinen präziser arbeiten als die menschliche<br />

Hand, sollen sie künftig auch im Flügelbau zum Einsatz kom-<br />

men.<br />

AUS BUCHE, MAHAGONI, AHORN, WHITEWOOD UND<br />

VERSCHIEDENEN EDLEN NADELHÖLZERN WERDEN DIE<br />

BEGEHRTEN STEINWAY-FLÜGEL GEFERTIGT<br />

Es ist kaum zu ahnen, <strong>das</strong>s in dem roten Fabrikgebäude am<br />

Rande von Hamburg Kunstwerke entstehen. Sägen kreischen,<br />

Hobel rotieren über Holzplatten, überall hängt feiner Staub<br />

in der Luft, es riecht nach Holz. Davon verwendet Steinway<br />

nur <strong>das</strong> <strong>beste</strong>: Buche, Mahagoni und Ahorn für <strong>das</strong> Gehäuse<br />

und den Stimmstock, White-<br />

wood für den Deckel, Nadelhölzer<br />

für den Resonanzboden. Verwendet<br />

werden schließlich höchstens 25<br />

Prozent eines Brettes. Die strenge<br />

Auswahl ist eine Frage des guten<br />

Tons: Nur Holz, dessen Fasern in<br />

einer Richtung parallel verlaufen<br />

und <strong>das</strong> kaum noch in sich arbeitet,<br />

garantiert, <strong>das</strong>s keine unkontrollier-<br />

ten Spannungen den Klang stören.<br />

Steinways behutsame Auswahl<br />

der Hölzer mag nicht so recht zu der<br />

rohen Gewalt passen, mit der <strong>das</strong><br />

wichtigste Stück eines Flügels her-<br />

gestellt wird. Bis zu 20 Lagen Hart-<br />

holz, jedes Furnier knapp drei Meter<br />

lang und nur wenige Millimeter<br />

dick, bilden den so genannten Rim,<br />

<strong>das</strong> Gehäuse eines Flügels. Seit fast<br />

20 Jahren arbeitet Dennis Otto in der<br />

Rim-Biegerei von Steinway. Zusam-<br />

men mit drei Kollegen packt er die<br />

maschinell verleimten Furniere,<br />

legt sie mit schnellem Griff seitlich<br />

an eine Form, die dem charakte-<br />

ristischen Schwung eines Flügels<br />

entspricht. Von der Seite drücken<br />

gewaltige Zargen, pressen <strong>das</strong> Holz<br />

hydraulisch mit 120 bar an die Form.<br />

Es knirscht gewaltig: „Gebrochen<br />

Weltweit erzielt die an<br />

der New Yorker Börse<br />

notierte „Steinway Musical<br />

Instruments, Inc.“ einen<br />

Umsatz von rund 360 Mio.<br />

US-Dollar. Seit 1853 wurden<br />

rund 573.000 Instrumente<br />

auf dem Weltmarkt verkauft.<br />

Ein Steinway-Flügel<br />

kostet in der Standardausführung<br />

Schwarz zwischen<br />

46.000 und 103.000 Euro.<br />

›30<br />

Bei Steinway hat jedes<br />

Instrument einen individuellen<br />

Klangcharakter und<br />

ist für Kenner dennoch<br />

akustisch als ein Steinway<br />

zu identifizieren.<br />

der Spezialist 41


querdenken<br />

42<br />

›31<br />

Mit mehr als 120 bar<br />

Anpressdruck werden<br />

20 Lagen Hartholz in die<br />

richtige Form gebogen.<br />

der Spezialist<br />

ist hier noch nie etwas“, beruhigt Otto erschreckte Besucher.<br />

Mit einer Knarre zieht er die Stellschrauben an der Seite nach:<br />

„Einen Drehmomentschlüssel brauchen wir nicht, <strong>das</strong> hat man<br />

im Gefühl.“<br />

MODERNE TECHNIK WIRD BEI STEINWAY ALS<br />

ERGÄNZUNG, NICHT ALS ERSATZ FÜR UMFANGREICHE<br />

MENSCHLICHE FÄHIGKEITEN VERSTANDEN<br />

Die Spannung des Rims gehört bei Steinway buchstäblich zum<br />

guten Ton. Nur durch sie ist es möglich, <strong>das</strong>s die Schwingungen<br />

der Saiten ohne Verzerrungen auf <strong>das</strong> gesamte Instrument<br />

übertragen werden. Seitdem Heinrich Steinweg 1836 in der<br />

Küche seines Wohnhauses in Seesen am Harz den ersten Flügel<br />

baute, gilt dieses Prinzip. Dass „die Steinways“ besonders stolz<br />

darauf sind, ist nicht zu überhören. Über Mitbewerber auf dem<br />

Musikinstrumentenmarkt äußert man sich mit hanseatischer<br />

Zurückhaltung grundsätzlich nicht: „Wir sind die einzigen, die<br />

alle Komponenten in den Rim einbauen“, heißt es nur. Die Mit-<br />

bewerber setzen erst <strong>das</strong> Innenleben<br />

des Instrumentes zusammen und<br />

stülpen dann – wie die Karosserie<br />

im Automobilbau – <strong>das</strong> Gehäuse<br />

darüber. Für den Laien mag <strong>das</strong> kei-<br />

nen Unterschied machen, Experten<br />

hören ihn sofort.<br />

Die nächste wichtige Klangkom-<br />

ponente ist der Resonanzboden.<br />

Die Herausforderung: Der Boden<br />

muss spaltfrei in den Rim passen –<br />

ein Kunststück, denn jeder Rah-<br />

men weicht um Zehntelmillimeter<br />

vom nächsten ab. Über Jahrzehnte<br />

wurde die Präzisionsarbeit von einer<br />

schlichten Kopierfräse erledigt, die<br />

den Rim abtastete und gleichzeitig<br />

den zugehörigen Resonanzboden<br />

schnitt. Was die Maschine nicht<br />

› 31


› 32<br />

schaffte, erledigte der zuständige Tischler mit Augenmaß und<br />

Fingerspitzengefühl.<br />

Jetzt ist der Computer dazugekommen. Seit kurzem fräst<br />

eine CNC-gesteuerte Maschine den unteren Rand des Rims<br />

exakt passend zum Resonanzboden und fügt anschließend<br />

beide Bauteile automatisch „saugend schmatzend“ zusammen.<br />

Das Steuerprogramm dafür zu entwickeln, war für Olaf Gube<br />

die große Herausforderung. Die charakteristische Flügelform<br />

des Rims ist ebenso wenig mit Formeln zu greifen wie die<br />

asymmetrische Wölbung des Resonanzbodens. Steinweg hatte<br />

die Form aus dem Gefühl entwickelt. Und auch nachdem er<br />

1853 in New York als Henry E. Steinway die Firma Steinway &<br />

Sons gegründet hatte, hielt er seine genialen Ideen nur selten in<br />

Konstruktionsskizzen und Plänen fest. Bei der Entwicklung des<br />

CNC-Steuerprogramms blieb Gube nur die empirische Feldfor-<br />

schung: „Vieles ergab sich im Gespräch mit den Mitarbeitern,<br />

die die Arbeit schon seit Jahren machen.“<br />

DIE COMPUTERANALYSE BESTÄTIGT DIE GENIALITÄT<br />

HEINRICH STEINWEGS<br />

Manches Mal machte erst die Arbeit am Computer sichtbar,<br />

was der Tüftler Steinweg sich gedacht hatte. So erkannte Gube,<br />

beispielsweise, <strong>das</strong>s die Position bestimmter Holzdübel nicht<br />

zufällig, sondern entscheidend für den verzerrungsfreien Ton<br />

ist: „Häufig hatten wir ein innerliches Aha-Erlebnis und sahen,<br />

<strong>das</strong>s viele Dinge gar nicht so zufällig waren, wie sie erschie-<br />

nen.“ Nach und nach enthüllten die Konstruktionsspezialisten<br />

<strong>das</strong> Geheimnis der Erfindung eines<br />

genialen Handwerkers, der zugleich<br />

ein begeisterter Musiker war. Teil-<br />

weise demontierten die Spezialisten<br />

sogar über 100 Jahre alte Flügel, um<br />

erkennen zu können, was sich der<br />

Konstrukteur gedacht haben könnte<br />

und was er im Laufe der Zeit verän-<br />

derte: „Bis Steinweg unser heutiges<br />

Hauptmodell entwickelte, hat er<br />

schließlich fast 50 Jahre herumge-<br />

tüftelt.“ Auch deshalb ist Gube klar,<br />

<strong>das</strong>s es noch ewig dauern wird, bis<br />

der Flügel in seinen ganzen Kon-<br />

struktionsdetails digital erfasst ist.<br />

Mit viel Glück und Geduld wird er in<br />

den kommenden Jahren zwar nach<br />

und nach sämtliche Komponenten<br />

und Bauweisen eines Flügels für<br />

den Konstruktionscomputer erfas-<br />

sen und auf dem Bildschirm dreidi-<br />

mensional darstellen können – in<br />

der Fertigung wird <strong>das</strong> gespeicherte<br />

querdenken<br />

›32<br />

Nach dem Biegeprozess<br />

lagert <strong>das</strong> Gehäuse<br />

des Flügels ungefähr<br />

sechs Monate. Bevor der<br />

Rim dann mit den verschiedenen<br />

Komponenten<br />

bestückt werden kann,<br />

wird er glatt geschliffen<br />

und der beim Biegen ausgetretene<br />

Leim entfernt.<br />

›33<br />

95 Prozent aller Konzertpianisten<br />

spielen heute<br />

bevorzugt auf einem<br />

Steinway-Flügel – diese<br />

weltweite Bestätigung<br />

ist Folge des unnachahmlichen<br />

Klangs und der<br />

einzigartigen Qualität<br />

dieser Flügel.<br />

› 33<br />

der Spezialist<br />

43


querdenken<br />

44<br />

der Spezialist<br />

DIE ERFOLGSGESCHICHTE HEINRICH E. STEINWEGS<br />

In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts beginnt der musikalisch ambitionierte Möbeltischler Heinrich Engelhard<br />

Steinweg in Seesen am Harz mit dem Bau von Tafelklavieren – wegen der damals herrschenden Zunftdiktate nur<br />

heimlich und für <strong>das</strong> eigene Interesse. 1836 baut er in der Küche seines Hauses den ersten Flügel – 1839 kann er<br />

seine Werke erstmals während einer Messe in Braunschweig ausstellen. Eine beispiellose Unternehmerkarriere<br />

beginnt – bis 1850 hat der ehemalige Militärhornist 482 Tasteninstrumente verkauft.<br />

1850 wandert Steinweg in die USA aus, eröffnet 1853 als Henry E. Steinway in New York eine kleine Fabrik,<br />

die 1859 bereits 500 Klaviere pro Jahr produziert und 1860 350 Mitarbeiter zählt. Steinway bleibt zeitlebens ein<br />

Tüftler. Mit über 100 Patenten revolutioniert er den Pianobau.<br />

1880 – neun Jahre nach dem Tod des Firmengründers – fasst <strong>das</strong> Unternehmen<br />

Steinway & Sons Fuß in der deutschen Heimat.<br />

In Hamburg wird zusätzlich zur Firmenzentrale in New York, die zweite<br />

Produktionsstätte eröffnet. Seither beliefern die New Yorker den<br />

amerikanischen Kontinent, während Flügel und Klaviere aus Hamburg<br />

in die übrige Welt exportiert werden. In Hamburg arbeiten rund<br />

300 Beschäftigte.<br />

Wissen aber kaum zur Anwendung kommen: Rund 80 Prozent<br />

der Fertigung sind reine Handarbeit, für die Maschinen allen-<br />

falls Hilfsmittel sind. Vielleicht lassen sich eines Tages noch<br />

andere Arbeiten als <strong>das</strong> Einfügen des Resonanzbodens, wie bei-<br />

spielsweise die Rim-Biegerei, durch Maschinen ersetzen, über-<br />

legt Gube. Die Entscheidung darüber wird bei Steinway aber<br />

nicht allein unter Rationalisierungsaspekten fallen: „Wenn,<br />

dann geht es in erster Linie um die Qualitätssicherung und die<br />

mögliche Reproduzierbarkeit von Klangerlebnissen.“ Zunächst<br />

aber dienen die gesammelten und aufgearbeiteten Erkennt-<br />

nisse dem besseren Verständnis der genialen Konstruktion von<br />

Heinrich Steinweg.<br />

BRUCHTEILE VON MILLIMETERN SIND ENTSCHEIDEND<br />

FÜR DEN INDIVIDUELLEN KLANG EINES FLÜGELS<br />

Im Gegensatz zur scheinbar rohen Kraft der Rim-Biegerei geht<br />

es in der übrigen Fertigung pianissimo zu. Die Klaviatur zusam-<br />

mensetzen, die 243 Saiten aufziehen und spannen, die Stimm-<br />

hammer einsetzen – Bruchteile von Millimetern sind beim<br />

Einbau jedes Details entscheidend für die richtige, unverzerrte<br />

Übertragung der Saitenschwingungen. Selbst der handgemalte<br />

Schriftzug Steinway & Sons auf der bronzefarben lackierten<br />

Gussplatte erfordert den richtigen Schwung. Das Gehäuse zu<br />

lackieren und zu polieren, ist Erfah-<br />

rungssache – diese und tausend wei-<br />

tere Handgriffe wird eine Maschine<br />

kaum ersetzen können. Von daher<br />

macht in diesen Bereichen ein zu-<br />

sätzlicher Computereinsatz wenig<br />

Sinn, denn jeder Flügel ist ein indi-<br />

viduelles Meisterstück, dessen prä-<br />

zise Fertigung im Wesentlichen auf<br />

der Erfahrung und dem Geschick der<br />

Handwerker beruht. Der Bau eines<br />

einzigen Flügels dauert etwa sechs<br />

Monate.<br />

Dank perfekt organisierter Hand-<br />

arbeit verlassen jedes Jahr 1.200<br />

Flügel <strong>das</strong> Werk. Jeder einzelne ist<br />

vorher durch die Hände von Gerd<br />

Fründ gegangen. Wenn er in den<br />

Ruhestand geht, wird <strong>das</strong> unver-<br />

gleichliche Steinway-Klangerlebnis<br />

trotzdem garantiert sein: Fründ lernt<br />

bereits seinen Nachfolger an – seit<br />

30 Jahren.


Das „getürkte “ Schachspiel<br />

Wolfgang von Kempelen war ein ganz besonderer Mensch. Während er als Beamter eine<br />

› › 34 ab<br />

panorama<br />

Vielzahl von Projekten leitete, blieb ihm immer noch genügend Zeit für sein liebstes Hobby:<br />

<strong>das</strong> Tüfteln. Berühmt wurde er mit dem „Türken“, dem scheinbar ersten Schachcomputer<br />

der Welt.<br />

TEXT › Brigitte Felderer, Ernst Strouhal<br />

Er war weder ein bedeutender Erfinder noch ein<br />

Manager, weder ein Zauberkünstler noch ein Tech-<br />

niker. Und doch war er von all dem etwas. Theodor<br />

Heuss hat Wolfgang von Kempelen (1734 – 1804)<br />

einmal nicht zu Unrecht als eine „Randfigur der<br />

Geschichte” bezeichnet. Aber bisweilen lässt sich<br />

die Geschichte auch von ihren Rändern her erzäh-<br />

len.<br />

Wolfgang von Kempelen gehörte der Genera-<br />

tion der aufgeklärten Beamten Maria Theresias<br />

in den Zeiten der großen Verwaltungsreform der<br />

Donaumonarchie an. Der Hofsekretär und spätere<br />

Hofrat der ungarisch-siebenbürgischen Hofkam-<br />

mer war mit wichtigen Vorhaben des Herrscher-<br />

hauses in Ungarn betraut. Er organisierte <strong>das</strong> Sali-<br />

nenwesen und neben vielen anderen Projekten<br />

die Besiedlung des wilden Banats, einer Region<br />

zwischen Rumänien und Jugoslawien.<br />

BEAMTENTUM UND KREATIVITÄT – KEMPELEN<br />

VEREINTE DIESE GEGENSÄTZE<br />

Wer immer Wolfgang von Kempelen war: Ein<br />

Bürokrat im heutigen Sinn war er nicht. In sei-<br />

nen Mußestunden suchte Kempelen stets die<br />

Herausforderung. Er zeichnete, schrieb Dramen<br />

und Gedichte, erwarb Patente für „Dunst- und<br />

Feuermaschinen“ und konstruierte eine Sprech-<br />

maschine, die Gehörlosen eine Stimme verlei-<br />

hen sollte. Von den vielen bescheidenen Spuren,<br />

die der unermüdliche „Projektemacher“ in der<br />

Kultur- und Technikgeschichte hinterlassen hat,<br />

ist eine seiner Apparaturen bis heute unverges-<br />

sen geblieben: Um 1770 hatte Kempelen am Hofe<br />

Maria Theresias einen Automaten präsentiert, der<br />

sich zu einer der großen Techniksensationen des<br />

späten 18. Jahrhunderts entwickelte. Sein „Türke“,<br />

wie man die Puppe auf Grund ihrer orientalischen<br />

Tracht nannte, beherrschte eines der schwierigs-<br />

ten Spiele – <strong>das</strong> Schachspiel. Über keinen Auto-<br />

maten wurde annähernd so viel geschrieben wie<br />

über diesen mechanischen Schachspieler, denn<br />

›34<br />

Der Begriff Schach<br />

stammt aus dem persischen<br />

Sprachraum<br />

(persisch „Schah, König“).<br />

Die Zahl der theoretisch<br />

möglichen Stellungen der<br />

Figuren wird auf 2 x 10 43<br />

geschätzt, die Zahl der<br />

möglichen Spielverläufe<br />

ist noch einmal um ein<br />

Vielfaches größer.<br />

der Spezialist<br />

45


panorama<br />

›35<br />

Das Klicken der Zahnräder<br />

und <strong>das</strong> mechanische<br />

Schalten der Uhrwerke<br />

erzeugten die nahezu<br />

perfekte Illusion einer<br />

arbeitenden Maschine.<br />

Doch dienten sie vor allem<br />

der Ablenkung des im<br />

Automaten verborgenen<br />

Regisseurs des Spiels. Die<br />

gebräuchliche Redewendung<br />

„etwas türken“ wird<br />

irrtümlicherweise bis<br />

heute in Zusammenhang<br />

mit Kempelens Schachspieler<br />

gebracht.<br />

46<br />

der Spezialist<br />

Kempelens Maschinentraum war weit radikaler<br />

als der anderer Automatenbauer im 18. Jahrhun-<br />

dert. Die mechanische Ente des Vaucanson konnte<br />

zwar Körner picken, die Künstlerautomaten aus<br />

der Werkstatt von Jaquet-Droz konnten nach<br />

vorgegebenen Programmen zeichnen, schreiben<br />

und musizieren, doch Wolfgang von Kempelens<br />

Schachspieler hatte scheinbar von der Ratio Besitz<br />

ergriffen.<br />

REALITÄT ODER ILLUSION – DAS IST VOR<br />

ALLEM EINE FRAGE DES BLICKWINKELS<br />

Von 1783 bis 84 absolvierte Kempelen mit seinem<br />

„Türken“ und der Sprechmaschine von seiner Hei-<br />

matstadt Pressburg aus eine ausgedehnte Tour-<br />

nee, die ihn durch deutsche Städte, Paris und Lon-<br />

don führte. Überall, wo Kempelen Station machte,<br />

wurde sein „Türke“ heftig diskutiert. „Ich bin ein<br />

Freund der Wahrheit“, schrieb etwa der Berliner<br />

Aufklärer Friedrich Nicolai und verdammte den<br />

unterhaltsamen, aber doch trügerischen Auto-<br />

maten Wolfgang von Kempelens. Andere hielten<br />

es dagegen für möglich, <strong>das</strong>s der Automat tat-<br />

sächlich autonom funktionierte, <strong>das</strong>s es also dem<br />

Baron gelungen war, einen ersten Schachcompu-<br />

ter zu programmieren.<br />

Wolfgang von Kempelens Türke war freilich<br />

eine Täuschung, einer der charmantesten Bluffs in<br />

der Technikgeschichte: Im Inneren der Maschine<br />

war ein Mensch verborgen. Bei der Konstruktion<br />

nutzte Kempelen mehrere Prinzipien aus der Zau-<br />

berkunst. Durch eine sehr präzise Storchschnabel-<br />

mechanik konnte der Spieler im Inneren des Kas-<br />

› 35


INFO<br />

Brigitte Felderer und Ernst Strouhal unterrichten beide an der Universität für angewandte<br />

Kunst in Wien. Der historischen Technik zwischen Infotainment und<br />

Zauberkunst ist der Forschungsschwerpunkt „Kunstvolle Wissenschaft“ gewidmet.<br />

Im Rahmen des Projektes wurden ein Kempelen-Archiv aufgebaut sowie funktionstüchtige<br />

Modelle des Kempelen’schen Schachspielers und seiner Sprechmaschine erstellt.<br />

Im Jahr 2006 wird <strong>das</strong> Projekt mit einer erweiterten Ausstellung und Vorträgen über<br />

Magie und Aufklärung fortgesetzt.<br />

Die Geschichte Wolfgang von Kempelens ist nachzulesen: Brigitte Felderer, Ernst<br />

Strouhal: Kempelen – Zwei Maschinen. Texte, Bilder und Modelle zur Sprechmaschine<br />

und zum schachspielenden Androiden Wolfgang von Kempelens. Sonderzahl Verlag,<br />

Wien 2004.<br />

tens eine mechanische Hand steuern. Der Spieler<br />

selbst war hinter einem falschen Räderwerk<br />

verborgen, über magnetische Nadeln, die an der<br />

Unterseite des Kastens von den Metallkernen in<br />

den Schachfi guren emporgezogen wurden, wurde<br />

er über den Stand der Partie informiert. Durch die<br />

› 36<br />

Kombination dieser technischen Faktoren und<br />

durch die souveräne Inszenierung Kempelens<br />

erzeugte der Türke einen überzeugenden Effekt<br />

der Illusion.<br />

Wolfgang von Kempelen machte im Übrigen<br />

nie ein Hehl daraus, <strong>das</strong>s es sich im Fall des Türken<br />

um eine kunstvolle Täuschung handelte. Es ging<br />

ihm auch nicht um Betrug, sondern um „vernünf-<br />

tige Unterhaltung“. Auf angenehme Weise sollte<br />

<strong>das</strong> interessierte Publikum zum Staunen und zum<br />

Nachdenken über Technik gebracht werden – eine<br />

Form der Wissensvermittlung, die unserer heuti-<br />

gen Welt des Infotainments nicht gänzlich fremd<br />

ist.<br />

Nach dem Tod Kempelens erwarb Johann<br />

Nepomuk Maelzel den Türken und integrierte<br />

ihn in seine Automatenshow. Auch Maelzel ging<br />

wieder erfolgreich auf Tournee durch Europa. 1826<br />

gelangte der Türke in die USA und später bis nach<br />

Kuba. Maelzel starb 1838, wenig später kam der<br />

Türke in ein Museum in Philadelphia. Als er bei<br />

einem Brand 1854 zerstört wurde, war seine Aura<br />

längst verfl ogen. Die unentwegt ratternden und<br />

selbstständig arbeitenden Maschinen gehörten<br />

längst zum Alltag der Menschen.<br />

panorama<br />

›36<br />

Mit seiner Sprechmaschine<br />

und seinen weitläufi gen<br />

Analysen des menschlichen<br />

Artikulationsapparats<br />

versuchte Kempelen, auch<br />

Gehörlosen eine (mechanische)<br />

Stimme zu verleihen.<br />

1791 erschien in Wien sein<br />

Buch „Über den Mechanismus<br />

der menschlichen<br />

Sprache“, <strong>das</strong> als einer der<br />

ersten Begründungsversuche<br />

der Phonetik gilt.<br />

› 43<br />

der Spezialist 47


termine<br />

termine<br />

AUSGABE 04 || Februar 2006<br />

›4. – 6. april<br />

<strong>Brunel</strong> finden Sie in Halle<br />

12, Stand E8.<br />

› 24. – 28. April<br />

Das Messegelände in<br />

Hannover wird auch<br />

in diesem Jahr zur größten<br />

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Die <strong>Brunel</strong><br />

<strong>GmbH</strong> ist Aussteller in<br />

Halle 17 (Factory Automation),<br />

Stand F27.<br />

48<br />

der Spezialist<br />

Februar bis Mai 2006<br />

9. – 15. märz 2006<br />

4. – 6. April 2006<br />

24. – 28. April 2006<br />

3. Februar 1851<br />

25. April 1938<br />

12. Mai 1941<br />

Messen und veranstaltungen<br />

CEBIT 2006, HANNOVER<br />

Die CeBIT ist einer der international bedeutendsten Branchentreffpunkte<br />

und weltgrößtes Forum für B2B-Lösungen. Eines der vielen Highlights<br />

der kommenden CeBIT im Angebotsschwerpunkt „Business Processes“ wird<br />

der in Halle 6 neu etablierte Ausstellungsbereich „Auto ID/RFID“ sein.<br />

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schaftsstand in Halle 6, Stand A42. www.cebit.de<br />

AIRCRAFT INTERIORS, HAMBURG<br />

Die Aircraft Interiors Expo 2006 ist die weltgrößte Messe für Kabinensys-<br />

teme, Innenraumkonzepte und weitere Produkte und Ausstattungen im<br />

Bereich Flugzeugbau. <strong>Brunel</strong> Dynamics und die <strong>Brunel</strong> Niederlassung Ham-<br />

burg zeigen in Halle 12, Stand E8 ihr Dienstleistungsspektrum.<br />

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HANNOVER MESSE 2006, HANNOVER<br />

Die Hannover Messe ist und bleibt <strong>das</strong> weltweit wichtigste jährliche<br />

Technologieereignis. In Halle 17 werden Trends, Innovationen und Schlüssel-<br />

technologien der Automatisierung gezeigt – u. a. von der <strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong><br />

(Stand F27). 2005 beteiligen sich mehr als 6.000 Aussteller aus 60 Ländern<br />

auf rund 200.000 m 2 . www.hannover-messe.de<br />

Meilensteine<br />

Foucault’scher Pendelversuch: Der französische Physiker Jean Bernard Léon<br />

Foucault (1819 – 1868) demonstriert mit Hilfe eines elf Meter langen Pendels<br />

erstmals die Rotation der Erde um ihre eigene Achse.<br />

Der ungarische Erfinder László József Bíró (1899 – 1985) erhält in Ungarn <strong>das</strong><br />

Patent für den von ihm erfundenen Kugelschreiber.<br />

Der deutsche Ingenieur Konrad Zuse (1910 – 1995) stellt seinen digitalen<br />

Rechenautomaten „Zuse Z 3“ vor. Es ist der erste in der Praxis verwendbare<br />

programmgesteuerte Rechenautomat der Welt.


impressum<br />

AUSGABE 04 || Februar 2006<br />

REDAKTIONSANSCHRIFT<br />

Redaktion „Der Spezialist“<br />

<strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong><br />

World Trade Center<br />

Birkenstraße 15<br />

28195 Bremen<br />

redaktion@derspezialist.de<br />

www.derspezialist.de<br />

HERAUSGEBER<br />

<strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong><br />

VERANTWORTLICHER<br />

REDAKTEUR (V. I. S. D. P.)<br />

Carsten Siebeneich,<br />

Geschäftsführer <strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong><br />

REDAKTION<br />

Dialog Public Relations,<br />

GfG / Gruppe für Gestaltung <strong>GmbH</strong><br />

KONZEPT UND GESTALTUNG<br />

GfG / Gruppe für Gestaltung <strong>GmbH</strong><br />

FOTOGRAFIE (COPYRIGHTS)<br />

Sofern nicht abweichend, alle Angaben als Bildnummern.<br />

Ralf Bauer (01 – 06), Archiv Peter Kurze (07 – 11 + 08 Dodenhoff,<br />

AKG Images), Frank Pusch (12), picture-alliance (13),<br />

Thomas Kleiner (14), Dr.-Ing. Andreas Marek (S. 20, 15 – 17),<br />

Prof. Dr.-Ing. Wanner (18 – 20), Stephan Floss (21 – 23), Kranbau<br />

Köthen <strong>GmbH</strong> (S. 31), Thomas Kleiner (24 – 26), Airbus<br />

Deutschland <strong>GmbH</strong> (S. 33), Getty Images (27), Frank Pusch<br />

(30 – 33, S. 44), Ernst Strouhal (34, 36, S. 47),<br />

DRUCK<br />

Druckerei Girzig + Gottschalk <strong>GmbH</strong><br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

3 Ausgaben / Jahr<br />

Auflage 31.000 Stück<br />

<strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong> | Projektpartner für Technik und Management<br />

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28195 Bremen<br />

Tel.: 0421 / 1 69 41-0<br />

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ACHTELFINALE<br />

Tag Spiel Ort Zeit Ergebnis<br />

24.06. (1 A – 2 B) – M 17:00 :<br />

24.06. (1 C – 2 D) – L 21:00 :<br />

25.06. (1 B – 2 A) – S 17:00 :<br />

25.06. (1 D – 2 C) – N 21:00 :<br />

VIERTELFINALE HALBFINALE<br />

Tag Spiel Ort Zeit Ergebnis<br />

30.06. – B 17:00 :<br />

30.06. – HH 21:00 :<br />

01.07. – GE 17:00 :<br />

01.07. – F 21:00 :<br />

SPIEL UM DEN DRITTEN PLATZ FINALE<br />

26.06. (1 E – 2 F) – KL 17:00 :<br />

26.06. (1 G – 2 H) – K 21:00 :<br />

27.06. (1 F – 2 E) – DO 17:00 :<br />

27.06. (1 H – 2 G) – H 21:00 :<br />

Tag Spiel Ort Zeit Ergebnis<br />

04.07. – DO 21:00 :<br />

05.07. – M 21:00 :<br />

Tag Spiel Ort Zeit Ergebnis Tag Spiel Ort Zeit Ergebnis<br />

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GRUPPE - A: Deutschland, Costa Rica, Polen, Ecuador<br />

GRUPPE - B: England, Paraguay, Trinidad/Tobago, Schweden<br />

GRUPPE - C: Argentinien, Elfenbeinküste, Serbien/Montenegro,<br />

Niederlande<br />

GRUPPE - D: Mexiko, Iran, Angola, Portugal<br />

VORRUNDE<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

Tag Spiel Ort Zeit Ergebnis<br />

09.06. Deutschland – Costa Rica M 18:00 :<br />

09.06. Polen – Ecuador GE 21:00 :<br />

14.06. Deutschland – Polen DO 21:00 :<br />

15.06. Ecuador – Costa Rica HH 15:00 :<br />

20.06. Ecuador – Deutschland B 16:00 :<br />

20.06. Costa Rica – Polen H 16:00 :<br />

10.06. England – Paraguay F 15:00 :<br />

10.06 . Trinidad/Tobago – Schweden DO 18:00 :<br />

15.06. England – Trinidad/Tobago N 18:00 :<br />

15.06. Schweden – Paraguay B 21:00 :<br />

20.06. Schweden – England K 21:00 :<br />

20.06. Paraguay – Trinidad/Tobago KL 21:00 :<br />

10.06. Argentinien – Elfenbeink. HH 21:00 :<br />

11.06. Serbien/Mont. – Niederlande L 15:00 :<br />

16.06. Argentinien – Serbien/Mont. GE 15:00 :<br />

16.06. Niederlande – Elfenbeink. S 18:00 :<br />

21.06. Niederlande – Argentinien F 16:00 :<br />

21.06. Elfenbeink. – Serbien/Mont. M 16:00 :<br />

11.06. Mexiko – Iran N 18:00 :<br />

11.06. Angola – Portugal K 21:00 :<br />

16.06 Mexiko – Angola H 21:00 :<br />

17.06. Portugal – Iran F 15:00 :<br />

21.06. Portugal – Mexiko GE 21:00 :<br />

21.06. Iran – Angola L 21:00 :<br />

SPIELORTE<br />

E<br />

F<br />

G<br />

H<br />

GRUPPE - E: Italien, Ghana, USA, Tschechische Republik<br />

GRUPPE - F: Brasilien, Kroatien, Australien, Japan<br />

GRUPPE - G: Frankreich, Schweiz, Republik Korea (Südkorea),<br />

Togo<br />

GRUPPE - H: Spanien, Ukraine, Tunesien, Saudi-Arabien<br />

Tag Spiel Ort Zeit Ergebnis<br />

12.06. Italien – Ghana H 15:00 :<br />

12.06. USA – Tschechische Republik GE 18:00 :<br />

17.06. Italien – USA KL 18:00 :<br />

17.06. Tschechische Rep. – Ghana K 21:00 :<br />

22.06. Tschechische Rep. – Italien HH 16:00 :<br />

22.06. Ghana – USA N 16:00 :<br />

12.06. Australien – Japan KL 21:00 :<br />

13.06. Brasilien – Kroatien B 15:00 :<br />

18.06. Brasilien – Australien M 15:00 :<br />

18.06. Japan – Kroatien N 18:00 :<br />

22.06. Japan – Brasilien DO 21:00 :<br />

22.06. Kroatien – Australien S 21:00 :<br />

13.06. Frankreich – Schweiz S 18:00 :<br />

13.06. Republik Korea – Togo F 21:00 :<br />

18.06. Frankreich – Republik Korea L 21:00 :<br />

19.06. Togo – Schweiz DO 15:00 :<br />

23.06. Togo – Frankreich K 16:00 :<br />

23.06. Schweiz – Republik Korea H 16:00 :<br />

14.06. Spanien – Ukraine L 15:00 :<br />

14.06. Tunesien – Saudi-Arabien M 18:00 :<br />

19.06. Spanien – Tunesien S 18:00 :<br />

19.06. Saudi-Arabien – Ukraine HH 21:00 :<br />

23.06. Saudi-Arabien – Spanien KL 21:00 :<br />

23.06. Ukraine – Tunesien B 21:00 :<br />

B = Berlin, DO = Dortmund, F = Frankfurt am Main, GE = Gelsenkirchen, HH = Hamburg, H = Hannover, KL = Kaiserslautern, K = Köln, L = Leipzig,<br />

M = München, N = Nürnberg, S = Stuttgart


<strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong> | World Trade Center | Birkenstr. 15 | 28195 Bremen<br />

6004_02.2006

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