Nr. 06 November/Dezember 2012 - GL VERLAGS GmbH
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SERVICE LANDWIRtSChAFt<br />
SU•kontakt <strong>06</strong>/12<br />
„Wir konnten trotz<br />
der Wetterkapriolen in<br />
diesem Jahr eine ordentliche<br />
Getreide- und<br />
Rapsernte einfahren.“<br />
Zu dieser Einschätzung<br />
kam Joachim Rukwied,<br />
Präsident des Deutschen<br />
Bauernverbandes, bei<br />
der Bekanntgabe der<br />
Ernteergebnisse des<br />
Jahres <strong>2012</strong> in Berlin.<br />
Der Bauernverband spricht<br />
von einer „ordentlichen<br />
Getreide- und Rapsernte“<br />
Der Verbandspräsident resümierte:<br />
„Die deutschen Bauern konnten<br />
43,8 Millionen Tonnen Getreide<br />
ernten. Das sind knapp 2 Millionen Tonnen<br />
mehr als im Vorjahr." Auch in der EU werde<br />
mit etwa 279 Millionen Tonnen eine Getreideernte<br />
erwartet, die im Mittel der Vorjahre<br />
liegt, erklärte Rukwied. Damit trage die<br />
stabile deutsche und europäische Ernte zur<br />
Entspannung auf den Getreidemärkten bei:<br />
„Die Versorgung ist bei uns gesichert.“<br />
Wegen der wechselhaften Witterungsbedingungen<br />
seien die Ergebnisse regional<br />
aber sehr unterschiedlich, erläuterte Rukwied.<br />
Nicht nur die Ackerbauern, auch die<br />
Obst- und Gemüsebauern, Hopfenpflanzer<br />
und Winzer hätten mit starken Frösten im<br />
Winter, trockenen Verhältnissen im Frühjahr<br />
und Starkregen zu ungünstigen Zeitpunkten<br />
zu kämpfen gehabt.<br />
Mit einem Blick auf die knappere Versorgung<br />
der internationalen Märkte sagte Rukwied,<br />
dass er damit rechne, dass die unmittelbaren<br />
Folgen der global kleineren Ernte<br />
zunächst einmal sinkende Lagerbestände<br />
und feste Preise bei den wichtigsten Agrarrohstoffen<br />
sein werden. Keinesfalls bedeute<br />
dies aber drohenden Hunger auf der Welt.<br />
Die Lage unterscheide sich deutlich von der<br />
im Jahr 2007, weil z. B. beim Reis mit einer<br />
guten Ernte gerechnet wird und die Läger<br />
weltweit gefüllt seien.<br />
Zu den Preisen, die die Bauern derzeit<br />
für ihre Produkte erzielen, sagte Rukwied:<br />
„Das sind ordentliche Preise, und die brauchen<br />
wir.” Nur so könnten die Bauern gestiegene<br />
Preise für Energie- und andere Betriebsmittel<br />
sowie die Kosten der Neuansaat<br />
für die kommende Ernte auffangen. Von<br />
den Preishöchstständen der 1970er-Jahre<br />
sei man aber weit entfernt. Schwierig sei<br />
die Situation für die Tierhalter, die höhere<br />
Einkaufspreise für Energie und Futtermittel<br />
zu tragen hätten, erläuterte Rukwied. Nun<br />
wäre es notwendig, die höheren Kosten der<br />
Tierhalter an die nachgelagerten Stufen und<br />
letztlich an die Verbraucher weiterzugeben.<br />
Aber der Marktdruck des Lebensmittelhandels<br />
auf die Ernährungsindustrie und weiter<br />
zurück auf die Landwirte sei enorm. Längerfristig<br />
könnten die Tierhalter diesen Mehraufwand<br />
aber nicht allein tragen.<br />
Zur Entwicklung der Lebensmittelpreise<br />
erklärte Rukwied, dass diese nicht durch<br />
die Decke gehen würden. Nahrungsmittel<br />
waren bisher inflationshemmend und werden<br />
sich jetzt im Rahmen der allgemeinen<br />
Inflation bewegen. „Nahrungsmittel sind in<br />
Deutschland immer noch sehr preiswert. Ein<br />
Weizenmischbrot kostet 1,94 Euro (1.000 g),<br />
ein Stück Butter 0,75 Euro (Deutsche Markenbutter,<br />
250 g), ein Liter Milch 0,53 Euro<br />
(3,5 Prozent Fett). Für einen Liter Milch muss<br />
ein Arbeitnehmer heute nur noch 3 Minuten<br />
arbeiten“, stellte Rukwied fest.<br />
Mit Verweis auf die Dürre in den USA<br />
und die damit verbundene Diskussion um<br />
die Spekulation mit Agrarrohstoffen und<br />
Nahrungsmitteln machte Rukwied deutlich,<br />
dass die Bauern in den weltweit offenen<br />
und schwankenden Märkten eine Preisabsicherung<br />
brauchen.<br />
„Mit den Terminbörsen haben wir die<br />
Möglichkeit, einen Preis für den Verkauf<br />
von Weizen im nächsten Jahr zu sichern.<br />
Wir wollen mit den Warenterminbörsen auf<br />
sehr volatil gewordenen Märkten mehr Planungssicherheit<br />
für unsere Betriebe.”