SchwerpunktEine <strong>Auferstehung</strong>fordert zumGlauben herausIm Gesprächmit Nguyen Thi HatVerfolgt von der Polizei raste im August 2006ein Schleuserauto, mit sieben vietnamesischenMigranten mehr als vollbesetzt, kurz vor Berlinin ein Waldstück. Beinahe wäre NguyenThi Hat wie die meisten ihrer Mitfahrer gestorben.In der Meinung legal auszureisen, umin Deutschland ein menschenwürdiges Lebenbeginnen zu können, erkannte die 37-jährigeFrau erst in Tschechien, dass sie in die Händevon Schleppern gefallen war. Seit April 2007nimmt sie an einem Glaubenskurs von P. StefanTaeubner SJ teil.Frau Hat, wie sind Sie zum Glaubenskurs gekommen?– In meinem Leben habe ich erfahren,wie Gott mir geholfen hat, wieder zum Lebenzu kommen, ja aufzuerstehen. In meiner HeimatVietnam hatte ich nicht die Zeit <strong>und</strong> Gelegenheit,mich mit Gott zu beschäftigen.Aber ein vietnamesisches Sprichwort sagt: ImUnglück gibt es immer auch ein Glück. Nachdem Unfall habe ich entdeckt, wie Gott mirneues Leben schenkt.Was ist Ihnen bei dem Unfall passiert? – Wir warenfünf Männer <strong>und</strong> drei Frauen in einemPkw. Sie hatten nicht das Glück zu überlebenwie ich. Auch ich dachte, ich würde sterben.Aber während der Zeit ohne Bewusstsein imKrankenhaus habe ich einen alten Mann mitStab <strong>und</strong> langem Gewand gesehen, der meineStirn berührte <strong>und</strong> sagte: Du bist nicht tot! Erstnach zwanzig Tagen bin ich aus dem Komaaufgewacht. Seitdem verstehe ich mehr vonGott <strong>und</strong> gehe regelmäßig zur Kirche. PaterStefan hat mich dann zum Glaubenskurs eingeladen.Ich habe mich aber ganz frei entschieden,daran teilzunehmen.Wie haben Ihre Bekannten <strong>und</strong> Verwandten re -agiert, als Sie aus dem Koma aufgewacht sind? –In Vietnam dachte man, ich wäre schon tot.In meinem Dorf waren die Leute dann ganzüberrascht, als ich anrief. Viele haben gesagt:Der Himmel hat dir neues Leben geschenkt!Doch hier wollen mich viele Bekannte vonmeinem Weg abbringen. Sie sagen: Wiesogehst du in die Kirche <strong>und</strong> machst das alles?Unsere Religion ist doch, dass wir unseremGewissen folgen. Aber eigentlich folgen sienur den Menschen, nicht Gott.Wie war das für Sie, als Sie letztes Jahr zum erstenMal die Kar- <strong>und</strong> Ostertage erlebten? – Da ist miraufgefallen, dass Jesus ja so wie ich aus dem<strong>Tod</strong> gerettet wurde. Am ersten Tag ist Jesus gestorben,am zweiten Tag war er im Grab. Amdritten Tag kam die Botschaft: Er ist auferstanden!Das war, als wir die Kerze am Feuer angezündethaben <strong>und</strong> alle Jesu <strong>Auferstehung</strong>priesen. Das hat mich am meisten berührt.Was könnte Ihre Erfahrung für Ihre Zukunft bedeuten?– Das heißt für mich einfach, dass ichden restlichen Teil meines Lebens immer mitGott <strong>und</strong> nach seinem Willen leben möchte.Gott freut sich, wenn wir zu ihm kommen <strong>und</strong>richtig leben. Ich danke Gott, dass er mich lebenlässt <strong>und</strong> ich meine Kinder, die in Vietnamleben, wieder sehen werde. Gott ist überall: Dasmöchte ich auch meinen Kindern sagen. EinTag hat 24 St<strong>und</strong>en, in denen Gott immer füruns da ist, <strong>und</strong> wir geben Gott vielleicht 30 Minutenam Tag. Ich bete viel um Ges<strong>und</strong>heit<strong>und</strong> Frieden. Ist das genug? Gott wird unsschon verstehen! ■Die Fragen stellte Bernhard Knorn SJÜbersetzung: Stefan Taeubner SJ8 Jesuiten Schwerpunkt: <strong>Tod</strong> <strong>und</strong> <strong>Auferstehung</strong>
Schwerpunkt© KNA-Bild<strong>Auferstehung</strong>bei Christen<strong>und</strong> endgültigeBefreiung beiHindusDas christliche <strong>Auferstehung</strong>s-Bekenntnis isteingebettet in den Glauben an die Mensch -werdung Gottes in Jesus Christus. Es beinhaltetdie Hoffnung darauf, dass Gott als das Geheimnisdes Lebens uns über den <strong>Tod</strong> hinauszu neuem Leben führt. Dieses christliche Bekenntnisist weder in den hinduistischen nochin den buddhistischen Glaubenswelten vorstellbar.Genauso wenig ist das hinduistischeMoksha-Bekenntnis, das die endgültige Befreiungaus der Welt der Wiedergeburten erwartet,oder das buddhistische Nirvana-Bekenntnis,das um ein endgültiges Erlöschenweiß, in den christlichen Glauben integrierbar.Wer mit dieser Scheidung das Ende einesDialogs der Religionen erwartet, irrt! DennGlaube hat im Gegensatz zum Wissen mit derSinnebene, mit dem Lebenssinn zu tun. Derchristliche <strong>Auferstehung</strong>s-Glaube ist keinWissens-Quell über das Leben nach dem <strong>Tod</strong>.Eher ist er eine Quelle, der Lebenssinn entspringt.Der Gegenstand alles Wissens beschränktsich auf die Bereiche des Lebens vordem <strong>Tod</strong>. Dieser Unterschied drückt sich inder unterschiedlichen Sprache dieser zweiEbenen aus. Die Sprache des Wissens muss, umnützlich zu bleiben, möglichst präzise sein. Andersdie Glaubens-Sprache, deren Kern überOsterfeuer <strong>und</strong> Osterkerze – ein Symbol für die <strong>Auferstehung</strong>das Raum-Zeitliche hinaus weist. Sie bedientsich einer Bilder-Sprache, der Welt der Metaphern.Eine Metapher ist wirklich, nicht wörtlichwahr. Sie offenbart ihre Wahrheit in ihrerWirkung <strong>und</strong> Auswirkung. Ein Glaubens-Bekenntniswie das der <strong>Auferstehung</strong> vermitteltkeine Information. Vielmehr erteilt das Bekenntniseinen Auftrag für eine bestimme Lebenshaltung.Das <strong>Auferstehung</strong>s-Bekenntnis entwirft dasBild einer Welt, in der Leid, Tränen <strong>und</strong> <strong>Tod</strong>Teil des vergänglichen Lebens sind. Das Bekenntnisumschließt auch Bilder, die unaufhörlicheFreude <strong>und</strong> ewig erfülltes Leben kennen.Der Kern des <strong>Auferstehung</strong>s-Glaubensbesagt: Das Leben von allem in der GeschichteGeschaffenen hat ein Ende. Solches Leben, wiewichtig es auch sein mag, macht jedoch nichtdas volle Leben aus. Unser Leben gehört unsMärz 2008/1 Jesuiten 9