Tod und Auferstehung

ne schlichte Wiederbelebung! Sie ist etwasganz Anderes, Neues. Ihr kommt eine theologischeinzigartige Bedeutung zu.Das Besondere wird im Gespräch zwischenMartha und Jesus angedeutet. Als Jesus ihr dieAuferstehung ihres Bruders ankündigt, antwortetsie: „Ich weiß, dass er auferstehen wirdbei der Auferstehung am Letzten Tag“ ( Joh11,24), und sie meinte dabei: „Natürlich, Herr,ich kenne doch meinen Katechismus!“ Aberweder mit der Auferstehung am Letzten Tag,noch mit der Wiederbelebung des Lazarus istdas erfasst, was sich bei der Auferstehung Jesuereignet. Selbst zwischen der Auferstehung alleram Ende der Zeiten und der vorwegnehmendenAuferstehung Jesu gibt es einen qualitativenUnterschied. Denn Jesus erscheint alsAuferstandener, obwohl der Letzte Tag nochnicht gekommen ist: Das ist das Verblüffende!Deshalb war die Auferstehung Christi eine sogroße und unerhörte Überraschung für dieJünger – und das, obwohl sie an die Auferstehungglaubten!Dabei war es angekündigt worden: „So steht esin der Schrift: Der Messias wird leiden und amdritten Tag von den Toten auferstehen“ (Lk24,46). Woher kommt dieser geheimnisvolle„dritte Tag“, von dem auch im Zentrum unseresGlaubensbekenntnisses so feierlich gesprochenwird? Stammt er aus dem Vers des ProphetenHosea: „Nach zwei Tagen gibt er unsdas Leben zurück, am dritten Tag richtet er unswieder auf, und wir leben vor seinem Angesicht“(Hos 6,2)? Lange Zeit habe ich mich gefragt,wie ein solch kleiner Vers ein so großesGeheimnis bergen konnte. Dann habe ich einenMidrasch, eine alte jüdische Schriftauslegungentdeckt, die mir die Augen öffnete: Anvielen Stellen der Bibel tritt die Erlösung geradeam dritten Tag ein: Am dritten Tag wirdIsaak das Leben zurückgegeben (Gen 22,4); amdritten Tag wird das Gesetz auf dem Sinai gegeben(Ex 19,16); am dritten Tag entkommt Jonadem Bauch des Fisches ( Jon 2,1); am dritten Tagerhebt sich Esther, um ihrem vom Tod bedrohtenVolk das Leben zurückzugeben (Est 5,1).Die Hl. Schrift kündigt in der Tat das Geheimnisder Auferstehung an, aber es konnte sicherst vollkommen zeigen, als der Messias selbstkam. Auch Jesus musste für sich die Schrift interpretieren.Im Gebet hat er dort lesen können,dass sein Vater der Gott der Lebendenüber den Tod hinaus war; dass ein Sinn darinlag, dass das erste Wort der Bibel, das den Messiaserwähnt, Gott in einem Gesang feiert alsden, „der zum Totenreich hinabführt und wiederherauf “ (1 Sam 2,6 b).„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erdefällt …“ Die Auferstehung sagt uns das letzteWort Gottes über das Leben dieses Jesus vonNazareth und über unser eigenes Leben; dasletzte Wort, das dem ersten entspricht: ein „ Ja“zum Leben. Wurde das Leben nicht am „drittenTag“ erschaffen (Gen 1,11 – 13)?Dieses Wort von der Auferstehung, das uns imLichte von Ostern so eingängig geworden ist,war bereits in den Sätzen der Hl. Schrift verborgenda. Christus ist in diese verborgeneDimension der Schriften des Alten Testamentseingetreten und hat sie von innen her zumLeuchten gebracht. Damit sprengt er unserevom Tod gezeichnete Sprache auf und lässt dieSprache des Lebens erstrahlen, denn „Gott istkein Gott von Toten, sondern von Lebenden;denn für ihn sind alle lebendig“ (Lk 20,38). Inund durch die Auferstehung Jesu wird offenbar:Der Herr hat uns für sich geschaffen, under hat uns für die Herrlichkeit seines Lebensgeschaffen. ■Marc Rastoin SJMärz 2008/1 Jesuiten 13