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DIE SPUR FÃœHRT NACH HANN.MÃœNDEN - Mauritz & Grewe

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» THEMA<br />

der Einsatz der Chips in allen Produkten wirtschaftlich“,<br />

sagt Robra – wenn auch brisant, weil<br />

das Sammeln von personenbezogenen Daten in<br />

Deutschland illegal ist. Doch die Unternehmen<br />

„denken meist zuerst an ihre Profitinteressen und<br />

erst dann an den Datenschutz“.<br />

Regierungen R<br />

konnen sich<br />

andern, and die Uberwachung<br />

bleibt bleibt<br />

Wissen Wiss s en ist Macht – ein altes Sprich-<br />

wort, das mit immer mehr Möglichkeiten<br />

lichke k der Datenanhäu-<br />

fung eine neue Bedeutung<br />

bekommen bekom hat. Auch<br />

der Staat Sta ist mächtig.<br />

Der Große Gro Lausch-<br />

angriff und das Abhörsystem Echolon,<br />

Rasterfahndung,Online-Überwachung, Vorratsdatenspeicherung,<br />

elektronische Gesundheitskarte,<br />

die automatische Auswertung vernetzter<br />

Kamerabilder („Pattern Matching“),<br />

biometrische Daten im Ausweis und bald der<br />

elektronische Einkommensnachweis – wir<br />

sind nicht nur gläserne Konsumenten, sondern<br />

zunehmend auch gläserne Bürger. Für<br />

die Terrorismusbekämpfung haben die Terror-<br />

22 STADTMAGAZIN 37<br />

gesetze bisher wenig gebracht: Der Anschlag in<br />

London, eine der bestüberwachten Städte der<br />

Welt, fand unter den wachsamen Augen vieler<br />

Kameras statt. Während terroristische Netzwerke<br />

über genügend Geld verfügen, um neue<br />

Technologien zu umgehen, stellt Innenminister<br />

Wolfgang Schäuble alle seine Bürger unter den<br />

Generalverdacht, Terroristen zu sein.<br />

Gegen die zunehmenden Eingriffe der staatlichen<br />

Stellen in die Unversehrtheit der Privatsphäre<br />

wehren sich nur Wenige. Trotzdem<br />

beteiligten sich immerhin 34.000 Kläger an<br />

einer Verfassungsbeschwerde gegen die Vorratsdatenspeicherung.<br />

Sie wollen damit verhindern,<br />

dass Telekommunikationsanbieter alle<br />

Verbindungsdaten ihrer Kunden für mindestens<br />

ein halbes Jahr abspeichern und dem Staat auf<br />

Anfrage zur Verfügung stellen müssen. Für Datenschützer<br />

Robra ist dieser Widerstand noch<br />

Deine Krankenkasse weiss langst, was Du im<br />

Supermarkt kaufst“ (Dota und die Stadtpiraten)<br />

viel zu schwach: „Gegen die Volkszählung 1984<br />

haben sich viel mehr Menschen gewehrt, und<br />

da ging es um weniger“. Vielleicht fehlt den Betroffenen<br />

die Phantasie, sich vorzustellen, dass<br />

ein Rechtsstaat nicht unvergänglich ist. Wie in<br />

Italien kann es auch bei uns irgendwann eine<br />

extremistische Regierung geben – die dann die<br />

Überwachungsmöglichkeiten nutzen wird.<br />

Was wir schon heute verlieren, ist unsere Privatsphäre,<br />

und das ist viel. Es ist, als würden wir<br />

jeden Fremden in unser Wohnzimmer lassen,<br />

„und das tun wir ja auch dann nicht, wenn wir<br />

wissen, dass er nichts klaut“, gibt Hans-Werner<br />

Hilse von der Göttinger Basisgruppe Jura zu bedenken.<br />

We have to give up our<br />

liberty for freedom“<br />

Was haben wir eigentlich davon, in einer überwachten<br />

Welt zu leben? Sie ist ja nicht sicherer geworden.<br />

In der Regierungszeit von Schäuble soll<br />

die Aufklärungsrate von Verbrechen um gerade<br />

einmal 0,1% gestiegen sein, sagt der Bürgerrechtler<br />

Paduluum. „Polizisten wollen Ermittler sein<br />

und keine Überwacher. Sie brauchen nicht viele<br />

Daten, sondern die richtigen“. Auf einer Podiumsdiskussion<br />

zum Thema Überwachung fragte<br />

sich Günter Schäfer vom Online-Stadtmagazin<br />

„Goest“, warum niemand nach den Ursachen von<br />

Terrorismus fragt – und machte Schäuble einen<br />

Vorschlag zur wirksameren Terrorbekämpfung:<br />

„Wenn wir Deutschland nicht mehr am Hindukusch<br />

verteidigen, sondern unseren Kindern Schlösser<br />

bauen, brauchen wir keine Gefängnisse und<br />

keine Terrorgesetze mehr“.<br />

Die zunehmende Überwachung hat auch psychologische<br />

Folgen. Zum Beispiel, dass die Menschen<br />

vorsichtig werden: Sie verhalten sich nicht<br />

07/2008

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