DIE SPUR FÃœHRT NACH HANN.MÃœNDEN - Mauritz & Grewe
DIE SPUR FÃœHRT NACH HANN.MÃœNDEN - Mauritz & Grewe
DIE SPUR FÃœHRT NACH HANN.MÃœNDEN - Mauritz & Grewe
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liegt in einer Kuhle bei Holzhausen im Reinhardswald,<br />
20 Meter abseits eines Wanderwegs. Die<br />
Weltkugel, die der Adler mit seinen Krallen festhielt,<br />
fand ihre letzte Ruhestätte in einem Durchlaufrohr<br />
im Hann.Mündener Bereich. Die Schrifttafel wurde<br />
unter Laub verscharrt.<br />
Allein der Adlerkopf bestand aus 500 Gramm<br />
massiver Bronze. Fach versteigerte ihn bald darauf<br />
auf der 1. Mai-Feier des KBW in Göttingen: „Den<br />
Spaß habe ich mir nicht nehmen lassen.“ Der Erlös<br />
floss an die Zimbabwe African National Union zur<br />
Unterstützung ihres Befreiungskampfes in Rhodesien.<br />
Der Kopf befindet sich heute in Namibia. Der in<br />
Berlin lebende Historiker und Experte für deutsche<br />
Kolonialgeschichte Dr. Joachim Zeller forschte<br />
Ende der 90er Jahre über Kolonialdenkmäler und<br />
Geschichtsbewusstsein*, als er vom letzten Besitzer<br />
des Fragments erfuhr: „Der hatte den Kopf an der<br />
Wand hängen wie ein Jäger seine Jagdtrophäe.“ Bereitwillig<br />
stimmte dieser Zellers Vorschlag zu, ihm<br />
das Bruchstück zu überlassen. 1999 übergab Zeller<br />
den Adlerkopf der Student-History-Society auf dem<br />
Campus der Universität von Namibia (UNAM).<br />
„Die eigene koloniale Vergangenheit ist in<br />
Deutschland allenfalls ein latentes Thema, das ab<br />
und zu kurzzeitig auftaucht und dann wieder in<br />
Vergessenheit gerät“, erklärt Zeller, der in Namibia<br />
geboren ist und dort die ersten Lebensjahre<br />
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verbracht hat. Anders in Na-<br />
Rainer Fach vor seiner<br />
mibia: Hier erinnern Herero Waldhütte im Kaufhunger<br />
und Nama regelmäßig an ver- Wald bei Hann.Münden<br />
schiedene Ereignisse der Kolonialzeit.<br />
Beliebt bei Touristen<br />
ist der Herero-Tag: „Jedes Jahr<br />
im August marschieren die<br />
Herero in alten Uniformen<br />
zum Friedhof in Okahandja<br />
und gedenken der Toten der<br />
Schlacht am Waterberg. Danach ziehen sie weiter<br />
zum deutschen Friedhof und gedenken den gefallenen<br />
Schutztruppen.“<br />
2004 gelangte der Adlerkopf noch einmal zurück<br />
nach Deutschland, wo er auf der Ausstellung<br />
„Namibia – Deutschland. Eine geteilte Geschichte.“<br />
zu sehen war. Seit 2005 befindet er sich wieder<br />
in Namibia, um irgendwann Teil eines Anti-Kolonialdenkmals<br />
zu werden.<br />
Als Fach von dem Verbleib des Adlerkopfes erfuhr,<br />
beschloss er, nach den fehlenden Stücken zu<br />
suchen, um diese ebenfalls an die UNAM zu übergeben.<br />
Angst vor Strafe hat er nicht: „Die Sache ist<br />
längst verjährt“. Allerdings ist gut möglich, dass er<br />
den Adler nicht finden wird. „Schließlich sind mittlerweile<br />
30 Jahre vergangen und der Wald hat sich<br />
stark verändert“ meint Fach. Dem Reinhardswald<br />
dürfte egal sein, ob der Adler auftaucht oder nicht –<br />
er ist um eine Legende reicher.<br />
WISSEN «<br />
In Göttingen scheint indes ein Ende des Streits um<br />
den Umgang mit dem Kolonialdenkmal in Sicht.<br />
Nachdem sich in der Vergangenheit verschiedene<br />
Initiativen für die Anbringung einer Erklärungstafel<br />
eingesetzt hatten, hat die Stadt nun eine Tafel<br />
angebracht. Ein Auszug aus dem Tafeltext lautet:<br />
„In diesen von Seiten des Deutschen Reiches mit<br />
großer Rücksichtslosigkeit geführten Kämpfen<br />
fanden tausende Angehörige beider afrikanischer<br />
Völker den Tod. Der Krieg gegen die Herero und<br />
Nama gilt als eines der größten Verbrechen der<br />
deutschen Kolonialgeschichte.“<br />
// TEXT: NILS OSCHINSKI / FOTOS: OSCHINSKI (1), DR. ZELLER (2)<br />
* Joachim Zeller: Kolonialdenkmäler und Geschichtsbewusstsein.<br />
Eine Untersuchung der kolonialdeutschen Erinnerungskultur,<br />
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