» SPEZIAL Pure Energie vom Himmel Die Sonne: Über 100 Mal so groß wie unsere Erde und 150 Millionen Kilometer von uns entfernt schickt sie eine ungeheure Kraft zu uns herab. Alles Leben wäre ohne sie nicht möglich. Binnen einer halben Stunde strahlt sie so viel Energie auf die Erde, wie die gesamte Menschheit in einem Jahr benötigt. Und das vollkommen kostenlos. // TEXT UND BILDER: CHRISTIAN MÜHLHAUSEN 24 STADTMAGAZIN 37 07/2008
Obwohl in den vergangenen fünf Jahren weltweit die Gewinnung aus Wind- und Sonnenkraft verdreifacht wurde, zapfen wir bislang nur einen Bruchteil dieser Energie an. Stattdessen verpulvern wir in Kraftwerken täglich riesige Mengen an Kohle, verbrennen ungeniert die nur begrenzt vorhandenen fossilen Energiequellen Öl und Gas und schaffen uns mit der Nutzung von Kernenergie eine ganze Reihe von heiklen Folgeproblemen. Doch es geht auch anders – und vor dem Hintergrund der explodierenden Energiepreise – auch kostengünstiger: War das Thema „Nutzung von Solarenergie“ anfangs ausschließlich von grünen Idealisten und Alternativen besetzt, ist es spätestens 1999 mit dem „100.000-Dächer- Programm“ (Förderung von Solarstromanlagen durch die Bundesregierung) gesellschaftsfähig geworden. Das eigene Dach konnte über Nacht plötzlich Geld verdienen – und das bei überschaubarem Risiko und minimalem Aufwand. Kaum ein Häuslebauer, der heute nicht schon beim Bau des Eigenheimes auf eine effiziente Sonnenenergienutzung setzt: Die Ausrichtung der Dachfläche gen Süden gehört ebenso dazu wie große, südexponierte Fensterflächen, die im Winter viel wertvolle Sonnenenergie hineinlassen – aber natürlich auch verdunkelt werden können. 07/2008 WIE GROSS SOLLTE EINE SOLARSTROMANLAGE SEIN? So groß wie möglich bzw. so groß, wie das Dach hergibt. Denn der Strom wird nicht für den eigenen Bedarf produziert, sondern zum etwa drei Mal so hohen Preis an den örtlichen Energieversorger verkauft. Dieser muss den Ökostrom abnehmen, das EEG garantiert für 20 Jahre festgelegte Preise. Je größer die Anlage, desto geringer der Fixkostenanteil und desto höher die Rentabilität. 20 Quadratmeter freie Dachfläche sollten es aber mindestens sein. IST MEIN DACH SOLARSTROMGEEIGNET? Ein Kilowatt einer Solarstromanlage braucht etwa acht Quadratmeter schattenfreies Dach, das zwischen Südost und Südwest ausgerichtet sein sollte. Die Dachneigung ist fast beliebig, am günstigsten sind jedoch 30 Grad Dachneigung. Man kann die Anlage aber auch mit Ständern auf Flachdächern montieren, senkrecht an Fassaden oder als Sonnenschutz - ähnlich wie eine Markise - schräg über einem Fenster. WIE VIEL STROM ERZEUGT EINE FOTOVOLTAIKANLAGE? Eine 1-kW-Anlage, die ungefähr nach Süden ausgerichtet ist und etwa 30 Grad Neigung hat, erzeugt in Mitteleuropa im Doch Solar ist nicht gleich Solar. Grundsätzlich unterschieden werden muss zwischen der Solarthermie (Solarwärme), bei der die Sonne das Heizungs- und Warmwasser mit so genannten Solarkollektoren erwärmt, und der Solarstromerzeugung (Fotovoltaik): Bei der Fotovoltaik erzeugen so genannte Solarmodule (bestehend aus Solarzellen) aus der Sonnenenergie Strom. Während die Größe einer solarthermischen Anlage auf den Energiebedarf des Hauses abgestimmt sein muss, spielt bei der Solarstromerzeugung der eigene Strombedarf keine Rolle. Denn produziert wird nicht für den eigenen Bedarf, sondern der Strom wird zum etwa drei Mal so hohen Preis an den örtlichen Energieversorger verkauft. Dieser ist gesetzlich verpflichtet, den Strom für 20 Jahre (plus das Jahr der Inbetriebnahme) zu festgelegten Vergütungssätzen abzunehmen. Solarthermie Auch wenn der Sommer kurz, der Winter lang und die Sonne öfter als im Süden von Wolken bedeckt ist: Auch in unseren Breitengraden lohnt sich die Warmwasserbereitung durch Solarenergie. Die jährliche mittlere Sonneneinstrahlung in Deutsch- TIPPS ZUM BAU VON SOLARSTROMANLAGEN Jahr etwa 850 Kilowattstunden (kWh) Strom. Das ist etwa soviel, wie eine sparsame Person selber im Jahr verbraucht. WIE VIEL BEKOMME ICH FÜR MEINEN STROM? Für eine Kilowattstunde Solarstrom von einer kleineren bis mittleren Dachanlage bekommt man 20 Jahre lang eine Einspeisevergütung von 46,75 Cent – sofern man noch dieses Jahr ans Netz geht. Die garantierte Vergütung sinkt für ab 2009 ans Netz gehende Anlagen um voraussichtlich neun Prozent. WIE TEUER IST EINE SOLARSTROMANLAGE? Je nach Bauart, Funktionsweise und Hersteller müssen zwischen 4500 und 4800 Euro plus Mehrwertsteuer (die Mwst. bekommt man später zurück) für ein installiertes Kilowatt investiert werden. Dabei kann die gesamte Anlage über günstige KfW-Kredite finanziert werden. Weil über das EEG die Einnahmen gesichert sind, akzeptieren mittlerweile immer mehr fortschrittliche Banken die Solarstromanlage selbst als Sicherheit. BRAUCHE ICH EINE BAUGENEHMIGUNG? Der Bau von Solarstromanlagen an Gebäuden ist genehmigungsfrei, das Bauamt prüft also nichts. Der Errichter der Anlage trägt somit die volle Verantwortung für die Einhaltung der baulichen Bestimmungen. Da mancherorts der Bau von Solaranlagen durch die Ortsatzung eingeschränkt ist, empfiehlt sich vor Beginn der Planungen eine Anfrage beim Bauamt. Größere Probleme kann es geben, wenn das Gebäude unter Denkmalschutz steht. WIE FINDE ICH EINEN GEEIGNETEN ANBIETER? Mittlerweile gibt es etliche Anbieter von Fotovoltaikanlagen. Am besten man holt mehrere Angebote ein. Seriöse Anbieter begutachten das Objekt vor Ort. Zu beachten ist, dass das Unternehmen Erfahrung und ausreichend Referenzen nachweisen kann. Die errechneten Ertragsprognosen sollten von einem Unabhängigen geprüft werden. Wichtig: Den Inbetriebnahmezeitpunkt schriftlich (mit Rechtsfolgen) fixieren und auf eine ausreichende Garantie achten. KANN ICH AUCH SOLARSTROM UND SOLARWÄRME AUF MEINEM DACH PRODUZIEREN? Sofern das Dach groß genug ist – ja! SPEZIAL « land liegt zwar nur etwa halb so hoch wie in der Sahara, entspricht aber pro Quadratmeter dennoch einem Energiegehalt von jährlich rund 100 Litern Öl. Bei sehr günstigen Voraussetzungen „Wer eine Fotovoltaikanlage bauen will, sollte das jetzt tun.“ (VOLKMAR FRANKENSTEIN, PAIRAN) kann eine Solaranlage bis zu 60 Prozent des jährlichen Warmwasserbedarfs abdecken. Solarkollektoren können sowohl bei Neubauten von vornherein eingeplant als auch bei Altbauten nachgerüstet werden. Sie lassen sich mit anderen Heizungssystemen kombinieren, etwa mit Holzpellets oder Gasbrennwertkesseln. Geprüft werden sollte vor eine Investition in jedwedes neue Heizungssystem aber, ob alle Energiesparpotentiale (Dämmung, neue Fenster etc.) ausgeschöpft wurden, damit die Anlage später nicht überdimensioniert ist. Eine durchschnittliche Solarthermieanlage kostet zwischen 4000 und 6000 Euro mit Montage, die Nutzung von Solarthermie wird staatlich gefördert. Dabei hilft der örtliche Heizungs- und STADTMAGAZIN37 25