Der Wolf ist wieder da - Bund Naturschutz in Bayern eV
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stärksten <strong>Wolf</strong>spopulation (circa 3000 Tiere), gibt es<br />
nur e<strong>in</strong>ige wenige Berichte von Bissverletzungen, wenn<br />
Schäfer versucht haben, e<strong>in</strong>en <strong>Wolf</strong> zu erschlagen.<br />
Dabei durchstreifen Wölfe <strong>in</strong> Rumänien wie <strong>in</strong> allen<br />
anderen <strong>Wolf</strong>sregionen regelmäßig Siedlungen.<br />
Auch wenn Vergleiche immer problematisch s<strong>in</strong>d,<br />
wenn es um Menschenleben geht, sei angemerkt, <strong>da</strong>ss<br />
sich <strong>in</strong> Deutschland laut ADAC alle<strong>in</strong> im Jahr 2009 an<br />
die 2800 Autofahrer bei Wildunfällen verletzten. 13<br />
Menschen starben <strong>da</strong>bei – ohne <strong>da</strong>ss jemand auf die<br />
Idee käme, Rehen und Wildschwe<strong>in</strong>en ihr Lebensrecht<br />
abzusprechen. Und: Durch Haushunde kommt es <strong>in</strong><br />
Deutschland jährlich zu 30 000 bis 50 000 Bissverletzungen,<br />
drei bis vier <strong>da</strong>von s<strong>in</strong>d tödlich<br />
Wölfe greifen Nutz- und Haustiere an. Diese Tatsache<br />
wirft die Frage nach Schutzmaßnahmen und Entschädigungen<br />
auf. Hauptbetroffene s<strong>in</strong>d Schäfer beziehungsweise<br />
die Besitzer von Schafen, Ziegen oder<br />
auch anderen Nutztieren. Sowohl die Schadenshäufigkeit<br />
als auch die Art und Weise, wie Tiere geschützt werden,<br />
unterscheiden sich <strong>in</strong> Europa von Region zu Region<br />
deutlich. Wo es traditionelle Schutzsysteme, wie<br />
Hirtenhunde, Zäune und den ständig anwesenden Hirten<br />
gibt, bleiben Schäden eher ger<strong>in</strong>g. In Rumänien<br />
etwa beläuft sich der jährliche Verlust an Nutztieren<br />
durch Wölfe und Bären auf etwa zwei Prozent des Bestandes.<br />
Maßnahmen regional anpassen<br />
Auch der Umgang mit Schäden <strong>ist</strong> sehr une<strong>in</strong>heitlich<br />
geregelt. Denn es gibt <strong>in</strong> Europa ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />
rechtliche Grundlage, ob und wie man Verluste durch<br />
Wölfe oder andere große Beutegreifer ausgleicht. E<strong>in</strong>ige<br />
Länder unterstützen nur Schutzmaßnahmen, andere<br />
ersetzen jeden Schaden deutlich über dem Marktwert,<br />
andere <strong>wieder</strong>um nur die Hälfte. Manchmal werden<br />
präventive Maßnahmen gefördert und Schäden<br />
nur <strong>da</strong>nn ersetzt, wenn diese Maßnahmen umgesetzt<br />
wurden.<br />
Weil jede Region ihre Besonderheiten hat, kann man<br />
zum Beispiel <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> nicht e<strong>in</strong>fach übernehmen, was<br />
anderswo funktioniert. Regional angepasste Lösungen<br />
müssen entwickelt werden. E<strong>in</strong> Blick auf <strong>da</strong>s Sammelsurium<br />
unterschiedlicher europäischer Ansätze kann<br />
allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e Hilfestellung se<strong>in</strong>, um auch <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
den Umgang mit Wölfen <strong>wieder</strong> zu erlernen.<br />
Quelle: The Action Plan for the Conservation of the <strong>Wolf</strong> (Canis lupus) <strong>in</strong> Europe<br />
Foto: Kratzer<br />
300<br />
P<br />
150 Anzahl der Wölfe<br />
D Länderkennzeichen<br />
Verbreitungsgebiet<br />
E<br />
2000<br />
F<br />
~130<br />
NL<br />
B<br />
I<br />
~700<br />
Was uns der Blick auf Europas <strong>Wolf</strong>sregionen auf<br />
jeden Fall lehren kann: Wölfe benötigen ke<strong>in</strong>e Wildnis,<br />
sie kommen sehr gut auch <strong>in</strong> Kulturlandschaften zurecht.<br />
Wölfe greifen unzureichend gesicherte Nutz-<br />
und Haustiere an, weil diese e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Beute s<strong>in</strong>d.<br />
Unfälle mit Menschen s<strong>in</strong>d <strong>da</strong>gegen extrem selten. Wo<br />
Wölfe leben, sollten sich die Menschen aber entsprechend<br />
anpassen. Die bayerischen Alpen eignen sich<br />
gut als Lebensraum für Wölfe, Luchse und Bären. Die<br />
Wölfe werden allerd<strong>in</strong>gs nicht nur versuchen, die bayerischen<br />
Alpen <strong>wieder</strong> zu besiedeln, sondern viele weitere<br />
Regionen <strong>in</strong> den Alpen und <strong>in</strong> Deutschland.<br />
Peter Sürth<br />
8<br />
A<br />
H ~20<br />
SLO<br />
~80 HR<br />
~180<br />
BIH<br />
430<br />
600 YU<br />
MK<br />
AL 1000<br />
250<br />
650<br />
GR<br />
RO<br />
3100<br />
Auf <strong>Wolf</strong>sspur mit Peter Sürth<br />
Peter Sürth hat Wildtiermanagement<br />
studiert. Seit über<br />
15 Jahren beschäftigt er sich<br />
mit <strong>Wolf</strong>, Bär und Luchs, <strong>in</strong>sbesondere<br />
<strong>in</strong> stark besiedelten<br />
Räumen Europas. Auf<br />
dem Bild verfolgt er im rumänischen<br />
W<strong>in</strong>ter mit Hünd<strong>in</strong><br />
Shira e<strong>in</strong>e <strong>Wolf</strong>sspur.<br />
Wer <strong>Wolf</strong>swissen aus erster Hand erleben möchte, kann Peter Sürth für Vorträge<br />
und Schulveranstaltungen engagieren. Se<strong>in</strong>e nächste Exkursion nach Rumänien<br />
bietet er im April 2011 an. Se<strong>in</strong>e große Expedition von der Ostschweiz <strong>in</strong> die<br />
<strong>Wolf</strong>sregionen der italienischen und französischen Alpen startet am 1. August.<br />
Infos: www.derwegderwoelfe.de<br />
Kontakt: <strong>in</strong>fo@derwegderwoelfe.de<br />
>18<br />
D<br />
DK<br />
~50–80<br />
N<br />
~25<br />
S<br />
~200<br />
[1-11] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 19<br />
600<br />
PL<br />
FIN<br />
~200<br />
~400<br />
~100<br />
~400<br />
~400<br />
~1200<br />
BG<br />
1000<br />
Echter Europäer<br />
In vielen Ländern<br />
wurde der <strong>Wolf</strong><br />
(Canis lupus) nie<br />
ausgerottet, <strong>in</strong> andere<br />
<strong>ist</strong> er zurückgekehrt.<br />
~2000<br />
~1000