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Der Wolf ist wieder da - Bund Naturschutz in Bayern eV

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Schafhalter und Wölfe<br />

Mite<strong>in</strong>ander<br />

leben lernen<br />

Nutztier Schaf und Wildtier<br />

<strong>Wolf</strong> – für beides setzt sich der<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> e<strong>in</strong>. Denn <strong>da</strong>s<br />

übergeordnete Ziel heißt Biodiversität.<br />

Für die Allianz aus<br />

Naturschützern und Schafhaltern<br />

stellt der zurückkehrende <strong>Wolf</strong><br />

e<strong>in</strong>e Bewährungsprobe <strong>da</strong>r.<br />

Überall <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> <strong>ist</strong> der BN an Beweidungsprojekten<br />

beteiligt, denn extensive Schafweide <strong>ist</strong> die<br />

Voraussetzung für den Erhalt sonnendurchglühter<br />

Magerrasen und bunter Wacholderheiden. Ob Coburger<br />

Fuchsschaf, Waldschaf oder Rhönschaf – diese<br />

alten, heute gefährdeten Schafrassen s<strong>in</strong>d »Liebl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong>der«<br />

des BN. Kürzlich feierte <strong>da</strong>s BN-Rhönschafprojekt<br />

25-jähriges Jubiläum, es war bundesweit <strong>da</strong>s erste<br />

Modellprojekt e<strong>in</strong>er engen Zusammenarbeit zwischen<br />

Schäfern und Naturschützern. Und der BN kämpft geme<strong>in</strong>sam<br />

mit dem Landesverband Bayerischer Schafhalter<br />

gegen uns<strong>in</strong>nige EU-Bürokratie und für Beweidungsprämien,<br />

ohne die Schäfer wirtschaftlich nicht<br />

überleben könnten.<br />

Und nun der <strong>Wolf</strong> mit se<strong>in</strong>em sprichwörtlichen Appetit<br />

auf Schafe! Bis Dezember 2010 hat der bayerische<br />

<strong>Wolf</strong> 19 Schafe gerissen; der Almwirtschaftliche Vere<strong>in</strong><br />

Oberbayern fordert se<strong>in</strong>en Abschuss und die Alpen als<br />

»wolfsfreies Gebiet«. Gefährdet <strong>da</strong>s nicht die E<strong>in</strong>tracht<br />

zwischen der traditionellen Landnutzungsform und<br />

dem <strong>Naturschutz</strong>? Ne<strong>in</strong>, denn e<strong>in</strong>e Koex<strong>ist</strong>enz von <strong>Wolf</strong><br />

und Schafhaltung <strong>ist</strong> möglich, und gerade der BN kann<br />

und will hier e<strong>in</strong> Vermittler se<strong>in</strong>. Unsere Vorfahren<br />

haben den <strong>Wolf</strong> ausgerottet. Über Jahrtausende entwickelte<br />

und bewährte Herdenschutzsysteme verschwanden<br />

<strong>da</strong>mit aus dem öffentlichen Gedächtnis. Es<br />

sche<strong>in</strong>t heute selbstver-<br />

Es heißt:<br />

<strong>Der</strong> <strong>Wolf</strong> ernährt<br />

sich vor allem von<br />

Nutztieren.<br />

Falsch! In wildreichen Gebieten<br />

ernähren sich Wölfe<br />

fast ausschließlich von wildlebenden<br />

Huftieren wie<br />

Rothirsch, Wildschwe<strong>in</strong> oder<br />

Reh (Beispiel Lausitz: 95,5 %).<br />

Mehr Fakten: www.bund-<br />

naturschutz.de/wolf<br />

20 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [1-11]<br />

Foto: Gomille<br />

ständlich, <strong>da</strong>ss wehrlose<br />

Nutztiere sich frei <strong>in</strong> der<br />

Landschaft bewegen. Doch<br />

nun kehren die großen<br />

»Raubtiere« <strong>wieder</strong> zurück<br />

und zeigen uns, <strong>da</strong>ss dies<br />

eben nicht der Normalfall<br />

<strong>ist</strong>.<br />

Hund unter Schafen<br />

Herdenschutzhunde haben sich <strong>in</strong> den Alpen als sicheres<br />

Schutzsystem bewährt.<br />

Schafe schützen: e<strong>in</strong>e Herausforderung<br />

Damit wird es erneut notwendig, Schutzsysteme aufzubauen.<br />

In verschiedenen europäischen Regionen<br />

haben die Viehhalter <strong>wieder</strong> gelernt, mit dem <strong>Wolf</strong> umzugehen<br />

(s. Seite 18). Die Beweidung im bayerischen<br />

Alpenraum unterscheidet sich allerd<strong>in</strong>gs von der im<br />

Flachland, <strong>da</strong> Schafe und vere<strong>in</strong>zelt auch Ziegen me<strong>ist</strong><br />

ohne Zaun und Hirte auf der Alm unterwegs s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e<br />

flächige E<strong>in</strong>zäunung zum Schutz vor dem <strong>Wolf</strong> <strong>ist</strong><br />

<strong>da</strong>her und auch aufgrund des felsigen Geländes nicht<br />

möglich.<br />

Dennoch können die bayerischen Tierhalter von<br />

ihren Nachbarn lernen. Die Bayerische Landesanstalt<br />

für Landwirtschaft (LfL) hat aus den Erfahrungen anderer<br />

europäischer Länder e<strong>in</strong>en umfangreichen<br />

Handlungsleitfaden für Viehhalter erstellt (www.LfL.<br />

bayern.de/herdenschutz). Im Revier des bayerischen<br />

<strong>Wolf</strong>s wurden 2010 kurzfr<strong>ist</strong>ig die Schafe abgetrieben<br />

und hierdurch entstandene Futtermehrkosten abgegolten.<br />

Versuchsweise <strong>ist</strong> auf e<strong>in</strong>er Alm e<strong>in</strong>e zeitweise<br />

Behirtung mit nächtlichem E<strong>in</strong>pferchen umgesetzt –<br />

aus dieser Herde wurden ke<strong>in</strong>e weiteren Schafe mehr<br />

gerissen. Nun müssen <strong>da</strong>uerhafte, regional angepasste<br />

Lösungen gesucht werden. E<strong>in</strong>fache Patentrezepte gibt<br />

es nicht. Wer aber jetzt schon behauptet, »es geht<br />

nicht« und mit der Aufgabe der Schafbeweidung droht<br />

oder wolfsfreie Alpen fordert, macht es sich zu leicht.<br />

Auch wenn der Aufwand hoch <strong>ist</strong>, sollte uns <strong>da</strong>s der<br />

<strong>Wolf</strong> wert se<strong>in</strong>.<br />

Nur regionale angepasste Lösungen sichern Vielfalt<br />

Für e<strong>in</strong>e naturgemäße Schafbeweidung im Alpenraum,<br />

im kle<strong>in</strong>räumigen Mosaik aus Bergwäldern und lichten<br />

Alm-Weiden, <strong>ist</strong> besonders wichtig, <strong>da</strong>ss die Schafe zur<br />

rechten Zeit am rechten Ort unterwegs s<strong>in</strong>d. Denn bei<br />

zu <strong>in</strong>tensiver Beweidung kann der positive Effekt für<br />

Biotope schnell durch übermäßigen Verbiss, Trittschä-

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