Der Wolf ist wieder da - Bund Naturschutz in Bayern eV
Der Wolf ist wieder da - Bund Naturschutz in Bayern eV
Der Wolf ist wieder da - Bund Naturschutz in Bayern eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Foto: privat<br />
Die Autor<strong>in</strong><br />
Dr. Gertrud Scherf<br />
hat mehrere<br />
Pflanzenbücher<br />
verfasst.<br />
Gründonnerstags-<br />
Kräutersuppe<br />
Für zwei Personen nimmt man<br />
Q 25 g D<strong>in</strong>kelvollkornmehl<br />
Q 1 EL Olivenöl<br />
Q 1/2 l Milch<br />
Q 1/2 l Wasser<br />
Q 25 g gemischte Kräuter<br />
(Gundermann und beispielsweise<br />
Brennnessel, Gänseblümchen,<br />
Giersch, Löwenzahn,<br />
Spitzwegerich)<br />
Q Salz, Pfeffer, Muskatnuss<br />
Wildpflanzen im Portrait<br />
<strong>Der</strong><br />
Gundermann<br />
Wie wär’s zu Gründonnerstag<br />
mit e<strong>in</strong>er selbst<br />
zubereiteten Kräutersuppe?<br />
Den bescheidenen Gundermann<br />
sollten Sie <strong>da</strong>bei nicht<br />
übersehen.<br />
Vom Kräuterbuchautor Leonhart Fuchs<br />
(1501–1566) stammt die Beobachtung: »Die<br />
Gundelreb wechßt geme<strong>in</strong>lich <strong>in</strong> den gaerten / h<strong>in</strong>der<br />
den zeünen / vnnd gemewren allenthalben.<br />
Uberzeijcht auch zu zeiten e<strong>in</strong>en gantzen acker<br />
/ wie ich wol dieselbigen gesehen hab.« Trotz<br />
dieser Präsenz <strong>ist</strong> der Gundermann (Glechoma<br />
hederacea) weith<strong>in</strong> unbekannt, selbst bei<br />
Gartenbesitzern, denn er tritt an se<strong>in</strong>en<br />
Wuchsorten sehr dezent auf. Zwar bedeckt er<br />
mit Hilfe se<strong>in</strong>es Kriechstängels nicht selten<br />
größere Flächen, etwa unter Sträuchern<br />
oder im Rasen, an Weg-, Wiesen- oder<br />
Waldrändern, aber er bleibt mit bis 40<br />
Zentimeter Höhe niedrig. So muss man<br />
sich schon zu ihm h<strong>in</strong>abbeugen, wenn<br />
man die nierenförmigen bis rundlichherzförmigen<br />
Blätter und die schönen<br />
blauen oder blauvioletten Blüten (April<br />
bis Juni) betrachten sowie den aromatischherben<br />
Duft wahrnehmen will.<br />
Ungeachtet dieser Bescheidenheit genoss Gundermann<br />
früher als <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe des Menschen<br />
wachsendes Kraut hohes Ansehen. In alter Zeit mag er<br />
32 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [1-11]<br />
Und so geht’s<br />
_ D<strong>in</strong>kelmehl <strong>in</strong> Öl bei mäßiger<br />
Hitze leicht rösten, bis es duftet.<br />
_ Wasser und Milch mischen,<br />
unter Rühren langsam zugießen<br />
und aufkochen.<br />
_ Zehn M<strong>in</strong>uten köcheln lassen,<br />
<strong>da</strong>bei immer <strong>wieder</strong> umrühren.<br />
_ Kräuter waschen, trocken tupfen,<br />
fe<strong>in</strong> wiegen.<br />
_ Kräuter <strong>in</strong> die Suppe rühren,<br />
kurz aufkochen. Mit Salz, Pfeffer<br />
und Muskatnuss abschmecken.<br />
Achtung! Verzehren Sie Gundermann<br />
nicht <strong>in</strong> größeren Mengen<br />
und nicht zu häufig.<br />
als Verkörperung e<strong>in</strong>es guten Seelen-<br />
oder Hausge<strong>ist</strong>s gegolten haben,<br />
worauf der Namensteil »mann«<br />
h<strong>in</strong>we<strong>ist</strong>. Hildegard von B<strong>in</strong>gen<br />
(1098 –1179) schätzte die Gundelrebe<br />
als hilfreich unter anderem bei<br />
schw<strong>in</strong>dendem Verstand, Paracelsus<br />
und die Kräuterbuchautoren der frühen<br />
Neuzeit bei Leberleiden. Die<br />
Inhaltsstoffe – ätherische Öle, Bitterstoffe,<br />
Gerbstoffe, Sapon<strong>in</strong>e – passen<br />
zum Anwendungsspektrum <strong>in</strong> der<br />
heutigen Volksmediz<strong>in</strong>: Husten,<br />
Magen-Darm-Katarrh und leichte<br />
Durchfall erkrankungen. Ehe sich im<br />
Lauf des Mittelalters der Hopfen als<br />
Bierwürze durchsetzte, wurde der bitterstoffreiche<br />
Gundermann auch beim<br />
Bierbrauen verwendet.<br />
Zum Gründonnerstagsgemüse oder<br />
zur Gründonnerstagssuppe (Kasten),<br />
e<strong>in</strong>er <strong>da</strong>s Jahr über vor Krankheit<br />
bewahrenden Kultspeise aus drei,<br />
sechs oder neun verschiedenen frischen<br />
Frühl<strong>in</strong>gskräutern, gehörte fast<br />
immer auch die Gundelrebe. Man sammelt<br />
die jungen Blätter im März und April vor der<br />
Blüte. Frisch oder auch getrocknet würzen sie<br />
Salate, Suppen, Wildgemüse, Kartoffelgerichte,<br />
Hülsenfruchte<strong>in</strong>töpfe, Quark. Die Blüten dekorieren<br />
Speisen.<br />
Den Frühl<strong>in</strong>gskräutern, zumal solchen<br />
mit blauen Blüten und Duft, traute man e<strong>in</strong>st<br />
Heil- und Zauberkräfte zu. So glaubte man mithilfe<br />
des Gundermanns Krankheiten und böse Ge<strong>ist</strong>er<br />
abwehren zu können.<br />
Schon vor Jahrzehnten, als Chemiee<strong>in</strong>satz im Garten<br />
noch weith<strong>in</strong> üblich war, hat der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
<strong>in</strong>tensiv für e<strong>in</strong>en naturnahen Garten geworben und<br />
praktische H<strong>in</strong>weise erarbeitet, etwa mit dem Buch<br />
»Ökologischer Garten« (fischer alternativ, 1981). Dennoch<br />
<strong>ist</strong> weitere Aufklärungsarbeit nötig, <strong>da</strong>mit immer<br />
mehr Menschen heimischen Wildkräutern e<strong>in</strong>en Platz<br />
im Garten zugestehen, sie als ästhetische Bereicherung<br />
erleben, <strong>in</strong> ihrer wichtigen Funktion für die heimische<br />
Tierwelt begreifen und nach Belieben auch für eigene<br />
Nahrungs- und Heilzwecke nutzen.<br />
Buchtipp: Wildpflanzen<br />
Mit »Wildpflanzen neu entdecken« hat unsere Autor<strong>in</strong><br />
im blv-Verlag e<strong>in</strong>en ganz besonderen Naturführer veröffentlicht.<br />
150 Arten stellt sie dort<br />
nicht nur mit ihren Merkmalen, sondern<br />
vor allem mit ihrer Bedeutung für den<br />
Menschen vor.<br />
ISBN 978-3-8354-0062-7, Euro 7,95.<br />
Bestellen unter Tel. 0 91 23 - 99 95 70,<br />
<strong>in</strong>fo@service.bund-naturschutz.de<br />
Zeichnung: Claus Caspari; BLV Buchverlag<br />
W