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»ANTES UND RANRU UND BORO, KOPFFÜSSLER UND JAPANISCHE TEXTILIEN«<br />
AUS DER SAMMLUNG HORST ANTES<br />
Franz Marc Museum,<br />
Franz Marc Park 8–10<br />
82431 Kochel am See<br />
T.: 08851-92448-0<br />
Ausstellungsdauer:<br />
28. Februar bis 6. Juni 2010.<br />
Geöffnet: Dienstag–Sonntag, Feiertage:<br />
April bis Oktober 10–18 Uhr,<br />
November bis März 10–17 Uhr.<br />
Stille Anspielungen an die Zeitgeschichte<br />
– die Kopfüßler von Horst Antes<br />
»Ich habe die Figur wie ein Stück Haut<br />
über die Leinwand gespannt und bis<br />
außen hin gemalt, bis kaum Raum mehr<br />
da war.« So erinnert sich Horst Antes<br />
an seine frühen Stadien der legendären<br />
›Kopffüßler‹. Der menschlichen Gestalt<br />
gibt der 73-jährige Künstler einen merkwürdigen<br />
Anstrich; er reicht von amorphen<br />
Formen bis hin zu den erotisch<br />
anmutenden Maja-Figuren und Paarkonstellationen.<br />
Manche der Gestalten<br />
<strong>BDK</strong> <strong>INFO</strong> <strong>14</strong>/2010<br />
scheinen nur aus Kopfmasse und Beinen<br />
zu bestehen, spielen aber mit indirekten<br />
zeitkritischen Bezügen. Das 2008 eingeweihte<br />
Franz-Marc-Museum in Kochel<br />
am See zeigt das farbenfrohe Frühwerk<br />
der ›Kopffüßler‹, Zeichnungen und<br />
Gemälde, von Horst Antes in der<br />
exemplarischen Verbindung mit japanischen<br />
Textilien, die Horst Antes selber<br />
aus seiner Sammlung für die Präsentation<br />
ausgesucht hat.<br />
Unter ›Ranru und Boro‹ sind Arbeitskimonos<br />
und Schlafmatten japanischer<br />
Bäuerinnen aus der Edo-Zeit zu verstehen,<br />
der Meiji-Zeit (1868–1912), der<br />
Taishô-Zeit (1912–1926) und der<br />
1950er-Jahre. Die Schnitte sind ähnlich<br />
wie Antes Figuren einfach und einprägsam<br />
und zeichnen den menschlichen<br />
Rumpf mit ausgebreiteten Armen nach.<br />
Sie ergänzen die ›Kopffüßler‹ und ähneln<br />
den aktuellen T-Shirt-Zeichnungen des<br />
Künstlers.<br />
21<br />
A U S S T E L L U N G S T I P P S<br />
Horst Antes Figur mit blauem Arm, 1963/64<br />
Tempera auf Leinwand, 100 x 90 cm<br />
Franz Marc Museum, Kochel am See<br />
Sammlung Stiftung Etta und Otto Stangl<br />
© VG Bild-Kunst, Bonn 2010<br />
Arbeitsjacke (indigo nagagi noragi ranru),<br />
Japan, Ende 19. Jahrhundert (Meiji-Zeit) 87 cm<br />
(Schulterbreite) x 88 cm (Länge) Studienstiftung<br />
Horst Antes © Franz Marc Museum<br />
Horst Antes kam am 28. Oktober<br />
1936 in Heppenheim zur Welt. Seine<br />
Malerei ist beeinflusst durch seinen<br />
Lehrer HAP Grieshaber, Ferdinand<br />
Léger und Max Beckmann. In der<br />
Ausstellung sind daher Bilder von<br />
Lèger u.a. Gemälden von Antes gegenübergestellt.<br />
Horst Antes lehrte viele<br />
Jahre als Professor an der Staatlichen<br />
Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe.<br />
Antes ›Kopffüßler‹ begründeten die<br />
Wiederkehr des Figurativen deutschlandweit<br />
in den 60er-Jahren und sind in<br />
der Sammlung des Franz Marc Museums<br />
stark vertreten. Er war einer der wichtigsten<br />
Künstler der Stiftung Etta und<br />
Otto Stangl, weshalb manche Galeristen<br />
in der Ausstellung den Versuch einer<br />
neuen Marktpositionierung von Antes<br />
sehen. Die zentrale Frage der Kunst des<br />
20.Jahrhunderts, wie sich das Verhältnis<br />
von Abstraktion und Gegenständlichkeit<br />
gestaltet, hat das Werk von Horst<br />
Antes geprägt. Kopf, Haus und Gewand<br />
stehen bei ihm für Grundaspekte<br />
der menschlichen Existenz.<br />
Elisabeth Noske