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BDK_INFO 14 - BDK Bayern

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Was ist nun daran mitreißend-vorbildlich, sprich: antik, im<br />

übertragenen Sinne? Es ist eben die Lebendigkeit, die darin<br />

steckt und herausspringt. Diese ungebärdige, schamlose<br />

Lebendigkeit, die sich nicht erst umguckt, ob sie sein darf, ob<br />

sie zu etwas passt, ob sie in der Tradition steht, ob sie im<br />

Sinne einer Abbildlichkeit funktioniert etc., sondern die sich<br />

ungefragt Platz verschafft und einen Entwurf in dieser ungehemmten<br />

Vitalität macht. Wenn wir so etwas in der Kunst finden<br />

und daran erkennen, wie Bindungszerstörung die Wege<br />

für neue Bindungen vorbildlich freimacht, dann wird man die<br />

Gleichung von ›klassisch‹ und ›modern‹ nicht widersinnig finden.<br />

Die Moderne kündigt alle Verbindlichkeiten auf. Sie hält sich<br />

nicht mehr an die großen, alten Hierarchien. Sie hält sich nicht<br />

mehr an die Harmonie als Norm. Sie glaubt an keine geschlossenen<br />

Ganzheiten mehr, sondern sie macht stückhafte Versuche<br />

des neuen Organisierens von Wirklichkeit, sie lebt aus der<br />

Zerstreuung und nur noch manchmal aus der Konzentration.<br />

Sie arbeitet mit der Verfremdung, mit Gegensätzen. Sie arbeitet<br />

nicht mehr mit dem Optimismus, dass man einer Meinung<br />

sein müsse, sondern sie lebt aus der Pluralität, aus der gleichberechtigten<br />

Differenz von Möglichkeiten. Alles das ist Moderne,<br />

aber entscheidend ist: ›Klassisch‹ wird diese Moderne<br />

dann, wenn wir möglichst viel von solchen Gesichtspunkten<br />

an einer Stelle exemplarisch versammelt finden. Und zwar so,<br />

dass dieses Exempel folgeträchtig wird, also Diskussionen auslöst,<br />

Anhaltspunkte bietet für neue Traditionen. Das wäre bei<br />

›Les Demoiselles d’Avignon‹ der Fall. Hier kann ich ganz paradox<br />

sagen: Das ist klassisch, obwohl es an jeder Stelle, im<br />

historischen Sinne, gegen die Klassik schreit. Aber in dieser<br />

Fülle, in diesem Mut, in diesem Lustschock der befreiend<br />

neuen Möglichkeit ist das Exempel zugleich ungeheuerlich<br />

und – doch lohnend lehrbar. Dass und wie einem die Augen<br />

aufgehen können, das muss gelehrt und gelernt werden.<br />

Herr Rebel, Sie haben uns in unserer Unsicherheit nicht nur<br />

durch Ihre Antworten aufgefangen, sondern mehr noch durch<br />

Ihr leidenschaftliches ›Mitleid‹ an den Gegenständen des<br />

neuen Lehrplans. Auf diesem Wege können wir uns dort eher<br />

aufgehoben fühlen und mit den Neuheiten anfreunden, weil<br />

wir sehen, wie Sie vor einem ganz anderen fachlichen<br />

Hintergrund mit diesen Gegenständen umgehen. Dafür möchten<br />

wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken. Indem Sie<br />

uns an Ihren Gedanken, an Ihren Assoziationen teilhaben ließen,<br />

gaben Sie ein hervorragendes Beispiel, wie wir selbst mit<br />

dem Lehrplan umgehen könnten.<br />

<strong>BDK</strong> <strong>INFO</strong> <strong>14</strong>/2010<br />

I M F O K U S : K U N S T – O B E R S T U F E I M G Y M N A S I U M<br />

43<br />

Das Gespräch am 25. Juni 2009 in der LMU in München<br />

führten Barbara Gewalt (Albert-Schweitzer-Gymnasium,<br />

Erlangen), Ulf Geer (Paul-Pfinzing-Gymnasium, Hersbruck)<br />

Dagmar Schneider-Bianconi und Werner Bloß (beide<br />

Gymnasium Eckental).<br />

Textbearbeitung: Ernst Rebel und Werner Bloß<br />

Neu in <strong>Bayern</strong>!<br />

1 Lehrplan für das Gymnasium in<br />

<strong>Bayern</strong>, ISBN-Nr. 3-93708200-X,<br />

München, Juli 2003, Fachprofil des<br />

Faches Kunst der Jahrgangsstufen 11<br />

und 12, Seite 1<br />

2 a. a. O. Seite 2<br />

3 a. a. O. Seite 1<br />

4 a. a. O. Seite 3<br />

5 a. a. O. Seite 1<br />

6 a. a. O. Seite 3<br />

7 Roger M. Buergel, Kurator der<br />

documenta 12, 2007. Der Slogan der<br />

documenta 12 wurde zur Illustration<br />

ins Spiel gebracht von Dr. Ernst<br />

Wagner (ISB) u. a. auf den bayernweiten<br />

Fachschaftsleiterfortbildungen<br />

im Jahr 2009.<br />

Suche KunstpädagogInnen, die mich mit Rat und Tat<br />

unterstützen bei Fragen zu GK 13, Klasse 11 und<br />

Klausuren.<br />

Auch Beratung zu geeignetem Bildmaterial ist<br />

willkommen!<br />

Ich gründe dazu auch gerne einen E-Mail-Stammtisch.<br />

Susanne Lubahn<br />

Riebel-Brand-Str.1<br />

87629 Füssen<br />

Tel. 08362/ 883 6<strong>14</strong>0<br />

SanneLubahn1@web.de

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