BDK_INFO 14 - BDK Bayern

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

I M F O K U S : K U N S T – O B E R S T U F E I M G Y M N A S I U M Was ist nur auf diesem Spielplatz passiert? Statt einer Rutsche steht eine riesige Reibe auf der Wiese, farbige Tafeln besetzen das Klettergerüst, am Bolzplatz wurde eine Playstation samt Fernseher als Torwand missbraucht, der Kletterpilz ist an der Unterseite mit spiegelndem Metall verkleidet und erinnert an ein landendes Ufo und zu allem Überfluss sind auch noch Giftfässer im Sandkasten eingebuddelt. Wenigstens geben sie Auskunft über den Ausnahmezustand, tragen sie doch die Aufschrift ›Achtung Kunst‹. Die Kinder spielen ganz selbstverständlich unbeeindruckt weiterhin auf diesem Platz, ignorieren die Kunstwerke oder integrieren sie in ihr Spiel. Die Eltern sind nicht alle begeistert von der veränderten Atmosphäre. Eine Woche lang kommen aber auch viele Besucher ohne Kinder zum Spielplatz in Ottobrunn. Sie folgen der Einladung zur Ausstellung ›artgerecht – Kunst am Spielplatz‹ des P-Seminars Kunst vom Gymnasium Ottobrunn oder sind auf Grund der umfangreichen Berichterstattung in den lokalen Medien neugierig geworden. Am Gymnasium Ottobrunn ist seit dem Schuljahr 2008/09 ein P-Seminar etabliert, das die Entstehung einer Ausstellung von Kunst im öffentlichen Raum zum Thema hat. Im Pilotversuch, noch mit G9-Schülern, suchten zwölf Seminarteilnehmer zunächst einen Ort, der allen ausreichend Inspiration geben sollte. Die Wahl fiel eben auf einen Spielplatz. Dann musste ein konkreter Spielplatz gesucht und gefunden werden, Ideen für die einzelnen Arbeiten wurden entwickelt und in Beratungen geschärft, Modelle gebaut und Genehmigungen eingeholt. Die technische Umsetzung musste überlegt werden. Die Ausstellung brauchte einen Titel. Für die Werbung wurden Plakate art gerecht Eine neue Form des studienbegleitenden Praktikums Christian Dobmeier und Karten entworfen und selbst (sieb-)gedruckt. Ein Pressetext musste verfasst und an die relevanten Redaktionen verschickt werden. Schließlich waren ein mehrtägiger Aufbau und die Organisation der Vernissage zu bewältigen. Schritte, die für jede Ausstellung typisch und jedem Künstler vertraut sind. So war es naheliegend, als außerschulischen Partner im Sinne der P-Seminare, junge Künstler, nämlich Studenten der Münchner Kunstakademie bei der Entwicklung des Projektes zu Rate zu ziehen. Insgesamt fünf Studenten standen den Schülern während der gesamten Projektdauer zur Seite. Sie gaben nicht nur Hilfestellungen bei den Arbeiten für die Ausstellung, sondern führten die Schüler auch durch die Akademie, organisierten zwei Workshops in der Akademie, die mit großer Unterstützung von Michael Golf sehr erfolgreich durchgeführt wurden, ermöglichten Einblicke in ihre eigene künstlerische Arbeits- und Lebenswelt und vermittelten darüber hinaus einen Eindruck von der Herangehensweise, Diskursivität und Intensität ihrer künstlerischen Entwicklungsprozesse. Kunstpädagogikstudenten an den Akademien haben momentan drei Pflichtpraktika an den Schulen zu erfüllen. Dreimal haben sie Gelegenheit, ihre Studien- und Berufswahl am Ort späteren Schaffens zu hinterfragen und kunstpädagogische Realitäten kennenzulernen. Oft stecken die Studierenden aber in intensiven Prozessen ihrer Kunstbildung und künstlerischen Identitätsfindung und bewegen sich in einem Lebensumfeld, das aufs trefflichste mit dem Schulalltag kontrastiert. So wundert es nicht, wenn die Schulbesuche eher als schweres Pflichtprogramm denn als Orientierungshilfe wahrgenommen werden. Genau das sollen Praktika aber sein, führt doch das ›Orientie- 44 BDK INFO 14/2010
ungspraktikum‹ die Orientierung bereits im Namen. Während des Blockpraktikums können die Studierenden über fünf Wochen Einblick in den Berufsalltag eines Kunstpädagogen bekommen und schließlich durch das studienbegleitende Praktikum über ein Semester hinweg, wöchentlich einmal, den Fortgang von Unterrichtsprojekten in einigen Klassen verfolgen. Letzteres wird sorgfältig besprochen und von einem fachdidaktischen Seminar an der Akademie begleitet. Wenn die Praktika den Studenten bei der Verfolgung ihres Studieninhalts, nämlich einen Zugang zur Kunst und zur eige- BDK INFO 14/2010 I M F O K U S : K U N S T – O B E R S T U F E I M G Y M N A S I U M 45 nen Kunst zu finden eher im Wege sind, dann wird es dabei nur schwer gelingen, ein positives Bild von Schule zu vermitteln. Vielmehr besteht die Gefahr, dass sich ein tradiertes Bild von Unterricht weitervererbt, auf diesem Weg selbst reproduziert und den Studenten als systemimmanent erscheint. So ist Schule nun mal … Natürlich bliebe die Möglichkeit, den Studieninhalt anzuzweifeln. Da ich aber überzeugt bin, dass unsere künstlerische Haltung eine wesentliche Voraussetzung für unsere Arbeit am Gymnasium ist, wollte ich lieber ein studienbegleitendes Xenia Dann, Reiberutsche, Foto: C. Dobmeier Peter-Paul Kolenda, Ufo, Foto: C. Dobmeier Xenia Dann, Modell der Arbeit Reiberutsche, Foto: C. Dobmeier Peter-Paul Kolenda, Modell der Arbeit Ufo, Foto: C. Dobmeier
Seite 1: INFO ZEITSCHRIFT DES FACHVERBANDES
Seite 4 und 5: A U S D E R V O R S TA N D S A R B
Seite 14 und 15: B I L D U N G S P R O T E S T Neuli
Seite 16 und 17: B D K - B U N D E S F Ö R D E R S
Seite 18 und 19: F O R T B I L D U N G S A N G E B O
Seite 20 und 21: F O R T B I L D U N G S A N G E B O
Seite 22 und 23: A U S S T E L L U N G S T I P P S H
Seite 24 und 25: A U S S T E L L U N G S T I P P S T
Seite 26 und 27: A U S S T E L L U N G S T I P P S G
Seite 28 und 29: S P E C I A L : K U N S T U N D G E
Seite 36 und 37: I M F O K U S : K U N S T - O B E R
Seite 48 und 49: K U N S T. M E N S C H E N . P R O
Seite 60 und 61: L A N D E S A R B E I T S G E M E I
Seite 62 und 63: B U C H B E S P R E C H U N G E N A
Seite 64 und 65: B U C H B E S P R E C H U N G E N K
Seite 66: B E I T R I T T S E R K L Ä R U N

BDK_INFO 14 - BDK Bayern

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?