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Barbara Lutz-Sterzenbach im Gespräch mit Dr. Christoph<br />
Prechtl, Geschäftsführer der Abteilung Bildung in der<br />
Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft<br />
Am 1. Februar 2010 trafen sich Fridhelm Klein, ehem.<br />
Prof. der ADBK München, Barbara Lutz-Sterzenbach,<br />
Vor sitzen de des Fachverbandes für Kunstpädagogik in <strong>Bayern</strong><br />
mit Dr. Christof Prechtl, Geschäftsführer der Abteilung<br />
Bildung in der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, zu<br />
einem ersten Austausch, der in eine lebhafte, auch kontroverse<br />
Diskussion über das Bildungskonzept der vbw, die Rolle der<br />
Wirtschaft bei bildungspolitischen Entscheidungen sowie die<br />
aus unserer Sicht notwendige Stärkung der Kunst in der<br />
Bildung mündete.<br />
Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (80 Mitglieds ver -<br />
bände mit mehr als 3,3 Millionen sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten und über 25 Fördermitgliedern), die sich als zentrale<br />
Interessenvertretung der bayerischen Wirtschaft gegenüber<br />
staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen versteht, sieht<br />
ihre Aufgabe neben der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
bayerischer Unternehmen auch in der aktiven Mitgestaltung<br />
der Sozial-, Wirtschafts -und Rechtspolitik sowie der Bildungs -<br />
politik. (Weitere Informationen: www.vbw-bayern.de)<br />
Im Anschluss an das Gespräch Anfang Februar entstand das<br />
folgende (schriftliche) Interview.<br />
Lutz-Sterzenbach: »Bildung neu denken! Das Zukunfts -<br />
projekt« nennt sich die Studie, die die vbw – Vereinigung der<br />
Bayerischen Wirtschaft e.V. – bei der Prognos AG sowie<br />
Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin in Auftrag<br />
gegeben hat (2003): ein Gesamtkonzept für die Reform des<br />
deutschen Bildungswesens von der Kinderkrippe bis zur<br />
Senioren weiterbildung. Warum mischt sich die Wirtschaft in<br />
die Bildung ein?<br />
<strong>BDK</strong> <strong>INFO</strong> <strong>14</strong>/2010<br />
9<br />
A U S D E R V O R S TA N D S A R B E I T<br />
Die Stimme der Wirtschaft<br />
Prechtl: Die Wirtschaft hat eine gesellschaftliche Verant wor -<br />
tung, der sie nachkommen muss. Bildung ist ein entscheidender<br />
Wettbewerbsfaktor im Angesicht von Globalisierung,<br />
demografischem und wirtschaftlichem Strukturwandel und<br />
technologischem Fortschritt. So ist es nur natürlich, dass wir<br />
das Projekt ›Bildung neu denken!‹ angestoßen haben. Daran<br />
waren viele Personen mit ganz unterschiedlichen beruflichen<br />
und gesellschaftlichen Hintergründen beteiligt, unter anderem<br />
Prof. Dr. Dieter Lenzen, der seit März Präsident der Univer -<br />
si tät Hamburg ist und vordem in gleicher Funktion an der<br />
Freien Universität Berlin war. Er hatte die Federführung während<br />
Prognos in unserem Auftrag die Arbeit koordiniert hat.<br />
Mit der Studie ›Bildung neu denken – das Zukunftskonzept‹<br />
wurde Ende 2003 eine Diskussionsvorlage für ein ganzheitliches<br />
Bildungskonzept vorgelegt, das neue Wege in Bildung<br />
und Qualifizierung aufzeigt. Es folgten Band II ›Das Finanz -<br />
konzept‹ (2004) sowie Band III ›Das juristische Konzept‹<br />
(2005). Die vbw nimmt damit ihre Verantwortung wahr: für<br />
die Wirtschaft, für das Individuum und auch für die Gesell -<br />
schaft, um den wirtschaftlichen, individuellen und gesellschaftlichen<br />
Wohlstand zu fördern.<br />
Lutz-Sterzenbach: Nur kurze Zeit nach der Veröffentlichung<br />
der Studie wurde in <strong>Bayern</strong> das achtjährige Gymnasium eingeführt.<br />
Hat die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft<br />
e.V. – das G8 zu verantworten?<br />
Prechtl: Die vbw steht hinter dem G8, hat es aber natürlich<br />
nicht zu verantworten. Andere Bundesländer in Deutschland<br />
hatten bereits auf eine achtjährige Schulzeit am Gymnasium<br />
umgestellt bzw. das G9 erst gar nicht eingeführt. Damit die<br />
Schülerinnen und Schüler in <strong>Bayern</strong> im nationalen und internationalen<br />
Vergleich wettbewerbsfähig bleiben, war es nötig,<br />
auf das G8 umzustellen. Durch schulische Bildung wird der<br />
Grundstein für lebenslanges Lernen gelegt. Mit der Schulzeit<br />
ist der grundlegende Bildungsprozess aber noch lange nicht<br />
abgeschlossen. Vor diesem Hintergrund muss in die ›Erstaus -<br />
bildung‹ nicht alles integriert werden. Es geht vielmehr darum,<br />
grundlegende Kompetenzen und Qualifikationen zu vermitteln,<br />
die einen lebenslangen und auch selbstgesteuerten Lern -<br />
prozess ermöglichen.<br />
Lutz-Sterzenbach: Wenn Sie sich kritisch ansehen, welche<br />
Probleme es im verkürzten Gymnasium gibt, müssen Sie da<br />
Ihre Mängelliste des Bildungssystems, die Sie Ihrer Studie voranstellen,<br />
nicht um einige Aspekte, z.B. die zunehmende<br />
Marginalisierung der ästhetischen Bildung ergänzen?<br />
Prechtl: Mit der Verkürzung wurde auch die Frage gestellt,<br />
welche fachlichen und methodischen Inhalte in die Ausbildung<br />
am Gymnasium gehören. Lehrpläne und Stundentafeln wur-