Unterrichtung - DORIS - Bundesamt für Strahlenschutz
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V. Fall-out durch den Unfall<br />
im Kernkraftwerk Tschernobyl<br />
und durch Kernwaffenversuche<br />
1. Tschernobyl<br />
Die mittlere Strahlenexposition der Bevölkerung durch<br />
den Reaktorunfall von Tschernobyl wurde 2005 fast ausschließlich<br />
durch die Bodenstrahlung des im Jahr 1986<br />
deponierten Radiocäsiums verursacht, andere Radionuklide<br />
spielen keine Rolle mehr. Auf Grund seiner physikalischen<br />
Halbwertszeit von 30 Jahren liegen noch ca. 60 %<br />
der 1986 deponierten Aktivität vor. Bei ausschließlicher<br />
Berücksichtigung des physikalischen Zerfalls nahm die<br />
äußere Strahlenexposition gegenüber dem Vorjahr um<br />
2,3 % ab. Unter Berücksichtigung von Abschirmeffekten<br />
durch den Boden sowie durch den Aufenthalt in Gebäuden<br />
ergibt sich eine mittlere effektive Dosis der Bevölkerung<br />
durch Bodenstrahlung von weniger als 0,01 mSv pro<br />
Jahr (zum Vergleich: 1986 0,07 mSv).<br />
Südlich der Donau und in einigen Gebieten des Bayerischen<br />
Waldes und Ostdeutschlands kann die Bodenstrahlung<br />
infolge örtlich und zeitlich begrenzter starker Regenfälle<br />
zur Zeit des Durchzugs der radioaktiven Wolke, die<br />
zu einer erhöhten Ablagerung des Radiocäsium am Boden<br />
geführt haben, um bis zu einer Größenordnung höher<br />
sein. Im Vergleich dazu beträgt die mittlere äußere Strahlenexposition<br />
durch terrestrische Strahlung ca. 0,4 mSv<br />
und durch kosmische Strahlung in Meereshöhe ca.<br />
0,3 mSv pro Jahr.<br />
Grundnahrungsmittel wie Milch, Gemüse, Getreide, Obst<br />
und Fleisch sind durch Radiocäsium aus dem Reaktorunfall<br />
nur noch geringfügig kontaminiert. Durch ein umfangreiches<br />
Messprogramm nach dem <strong>Strahlenschutz</strong>vorsorgegesetz,<br />
in dem jährlich mehrere tausend Lebensmittelproben<br />
auf ihren Radioaktivitätsgehalt untersucht<br />
werden, wird eine bundesweite Überwachung der Radioaktivitätspegel<br />
in Lebensmitteln sichergestellt.<br />
Die Messwerte der Aktivitätskonzentration von Cäsium-<br />
137 liegen wie im Vorjahr in den meisten Fällen unter<br />
1 Bq pro Kilogramm Frischmasse bzw. pro Liter. Im<br />
Durchschnitt wird mit der Gesamtnahrung eine Aktivität<br />
von ca. 0,3 Bq Cäsium-137 pro Tag zugeführt, woraus<br />
eine Ingestionsdosis von 0,001 mSv pro Jahr resultiert<br />
(zum Vergleich 1986: 0,04 mSv). Diese ist gegenüber der<br />
mittleren Strahlenexposition von ca. 0,3 mSv durch Ingestion<br />
natürlich radioaktiver Stoffe (Kalium-40, radioaktive<br />
Isotope von Uran und Thorium und deren Folgeprodukte)<br />
sehr klein.<br />
In Lebensmitteln aus Waldgebieten und vereinzelt auch<br />
bei Fischen aus Binnenseen sind weiterhin spezifische<br />
Cäsium-137-Aktivitäten von einigen hundert, in einigen<br />
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Arten von Wildpilzen und in Wildfleisch bis zu einigen<br />
tausend Bq pro Kilogramm Frischmasse zu verzeichnen.<br />
Insbesondere Wildschweine aus den hochbelasteten Gebieten<br />
Süddeutschlands überschreiten auch weiterhin<br />
häufig den Höchstwert von 600 Bq pro kg <strong>für</strong> Radiocäsium<br />
und dürfen daher nicht vermarktet werden. Im<br />
Vorjahresbericht wurden Werte <strong>für</strong> die Kontamination<br />
von Reh- und Wildschweinfleisch aus dem Bayerischen<br />
Wald angegeben, einer der am höchsten belasteten Regionen<br />
Deutschlands.<br />
In Abbildung V.1-1 werden Daten aus dem Integrierten<br />
Mess- und Informationssystem dargestellt. Diese sind allerdings<br />
nicht repräsentativ <strong>für</strong> das jeweilige Bundesland.<br />
In Bayern liegt der Mittelwert von 120 Messungen an<br />
Wildschweinen bei 1.400 Bq/kg, die Werte reichen bis<br />
13.000 Bq/kg. Für Rehe liegt der Mittelwert von 45 Messungen<br />
bei 14 Bq/kg mit einem Höchstwert von<br />
210 Bq/kg.<br />
Auch in Niedersachsen und Baden-Württemberg überschreiten<br />
die maximal gemessenen Werte <strong>für</strong> Wildschweinfleisch<br />
den Höchstwert von 600 Bq/kg. Für Niedersachsen<br />
ergibt sich ein Mittelwert von 110 Bq/kg und<br />
ein Maximalwert von 1.600 Bq/kg. In Baden-Württemberg<br />
liegt der Mittelwert bei 330 Bq/kg und der Maximalwert<br />
bei 5.600 Bq/kg.<br />
Cäsium-137 wird von Wild über das Futter aufgenommen.<br />
Bei Schwarzwild spielen Hirschtrüffel eine besondere<br />
Rolle, da diese sehr viel höher belastet sind als Speisepilze<br />
und von Wildschweinen besonders gerne gefressen<br />
werden. Auch große, geschlossene Waldflächen<br />
führen zu höheren Aktivitäten, da die Tiere hier weniger<br />
auf landwirtschaftliche Flächen ausweichen können.<br />
Zuchttiere, die ausschließlich mit landwirtschaftlichen<br />
Erzeugnissen gefüttert werden, zeigen dagegen nur sehr<br />
geringe Kontaminationen.<br />
Ein Verzehr von z.B. 500 g eines Lebensmittels mit einer<br />
spezifischen Cäsium-137-Aktivität von 1000 Bq/kg führt<br />
bei Erwachsenen zu einer effektiven Dosis von<br />
0,007 mSv.<br />
2. Kernwaffenversuche<br />
In den Jahren 1945 bis 1980 wurde eine große Anzahl<br />
oberirdischer Kernwaffenversuchen durchgeführt; seit<br />
1981 gab es nur noch unterirdische Kernwaffenversuche.<br />
Im Jahr 2005 wurden keine Atomtests durchgeführt.<br />
Der allgemeine Pegel der Umweltradioaktivität durch die<br />
früheren Kernwaffenversuche in der Atmosphäre ist in<br />
den letzten 41 Jahren stetig zurückgegangen. Ihr Anteil an<br />
der gesamten Strahlenexposition des Menschen beträgt<br />
zurzeit weniger als 0,01 mSv pro Jahr.