Provokation in der DDR am 17. Juni 1953. - GRENZTRUPPEN DER ...
Provokation in der DDR am 17. Juni 1953. - GRENZTRUPPEN DER ...
Provokation in der DDR am 17. Juni 1953. - GRENZTRUPPEN DER ...
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Handeln deutscher Faschisten war e<strong>in</strong>fach nicht vorgesehen. Deswegen waren zum Beispiel, sämtliche stark besetzten,<br />
militaristischen Soldatenverbände auch nur „als Reservoir gedacht, aus dem die westberl<strong>in</strong>er<br />
Agentenzentralen ihre... Bestände an Agenten und Spionen“ auffüllten. 130<br />
Seit 1948 bediente man sich nachweislich solcher Methoden. Stahlhelm-Mitglied Erhard Geese aus Berl<strong>in</strong> zum<br />
Beispiel, führte mit Wissen des CIC aktenkundig „bewährte“ Faschisten dem KgU-Terrortrupp zu. Solche<br />
„Agentenschlepper“ fand man d<strong>am</strong>als <strong>in</strong> nahezu jedem militaristischen Soldatenverband vor. Mitarbeiter des CIC<br />
sahen dafür „ständig die sorgfältig geführten Mitglie<strong>der</strong>karteien <strong>der</strong> Traditionsverbände e<strong>in</strong> und<br />
(ließen)... sich mit Mitglie<strong>der</strong>n, die für die Durchführung ihrer schmutzigen Pläne geeignet<br />
(erschienen)... bekannt machen.<br />
Die <strong>am</strong>erikanischen Agentenzentralen hatten auch zu dem von den Berl<strong>in</strong>er Werktätigen<br />
zerschlagenen „Reichstreffen“ <strong>der</strong> „Bärendivision“ führende Mitarbeiter entsandt, um aus<br />
den Reihen <strong>der</strong> Teilnehmer des Faschistentreffens neue Agenten zu werben. Auch an den<br />
monatlichen Zus<strong>am</strong>mentreffen <strong>der</strong> Bärenfreunde im Sturmlokal „Cottbusser Klause“ <strong>am</strong><br />
Cottbusser D<strong>am</strong>m (nahmen)... Mitarbeiter imperialistischer Geheimdienste teil, die sich vor<br />
allem für die „Neuaufnahmen“ <strong>in</strong>teressier(t)en.<br />
Das gleiche (traf)... für die Zus<strong>am</strong>menkünfte <strong>der</strong> HIAG... des „Kyffhäuserbundes“, des<br />
„Bundes Deutscher Fallschirmjäger“ und <strong>der</strong> übrigen militaristischen und faschistischen<br />
Traditionsverbände zu“. 131<br />
So ähnlich verfuhr man mit den zahlenmäßig recht starken Landsmannschaften <strong>der</strong> so genannten<br />
→Emigrantenverbände, von <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> sehr viele zur Bundeswehr g<strong>in</strong>gen. Es wäre viel zu gefährlich gewesen,<br />
den se<strong>in</strong>erzeit rund 100 Emigrantenorganisationen <strong>in</strong> Westdeutschland, 132 wie bei den an<strong>der</strong>en Agentenzentralen freie<br />
Hand zu lassen. Schließlich bildeten über acht Millionen Umsiedler aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten ihre<br />
Basis. 133<br />
Im nachrichtendienstlichem Bereich baute man deshalb, nach Vorbild deutscher Soldatenverbände, beson<strong>der</strong>e<br />
Strukturen nachrichtendienstlichen Missbrauchs auf. Was den ostdeutschen Sicherheitsbehörden e<strong>in</strong>fach nicht entgehen<br />
konnte, zumal „e<strong>in</strong>ige Personen aus <strong>der</strong> <strong>DDR</strong>, die mit solchen <strong>in</strong> westberl<strong>in</strong>er „Landsmannschaften“ tätigen<br />
Agenten Kontakt aufnahmen, Spionageaufträge ausführten und ihnen weitere Personen <strong>in</strong> die Hände spielten,...<br />
von den Organen für Staatssicherheit (1956) festgenommen und den Gerichten übergeben worden (s<strong>in</strong>d).<br />
So lieferte <strong>der</strong> 58 jährige Adolf Jahnel aus Erfurt (aktenkundig) ... an den <strong>in</strong> <strong>der</strong> „sudetendeutschen<br />
Landsmannschaft“ tätigen <strong>am</strong>erikanischen Agenten Franz Wächter <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Dahlem... die Personalien und Adressen<br />
von zahlreichen Umsiedlern, die als Spione angeworben werden sollten. Jahnel legte von solchen Anschriften<br />
e<strong>in</strong>e ganze Kartei an“, was ihm nicht weiter schwer fiel, war er doch selbst seit 1947 Mitglied des<br />
sudetendeutschen Landsmannschaft-Verbandes“. 134<br />
Jahnel spielte aber nicht nur den Agentenschlepper, son<strong>der</strong>n durfte <strong>in</strong>nerhalb des <strong>am</strong>erikanischen Geheimdienstes selbst<br />
e<strong>in</strong>e Spionagegruppe aus Umsiedlern organisieren, dies wohl deshalb, weil er bereits seit 1947 für den <strong>am</strong>erikanischen<br />
Geheimdienst arbeitete. Die Spionagegruppe aus Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> sudetendeutschen Landsmannschaft war, um es noch<br />
e<strong>in</strong> Mal deutlich hervorzuheben, ke<strong>in</strong>e Unterorganisation <strong>der</strong> sudetendeutschen Landsmannschaft son<strong>der</strong>n nur e<strong>in</strong>e<br />
Spionagegruppe des <strong>am</strong>erikanischen Geheimdienstes aus Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Landsmannschaft.<br />
In an<strong>der</strong>en Landsmannschaften sah dieser nachrichtendienstliche Missbrauch nicht an<strong>der</strong>s aus. Auch dort gab es<br />
Agentenschlepper im Dienste des <strong>am</strong>erikanischen Geheimdienstes. „Von <strong>der</strong> stellvertretenden Vorsitzenden<br />
<strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Trachenberger <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Landsmannschaft Schlesien“, Helene Schaffer (zum<br />
Beispiel), wurde <strong>der</strong> 53 jährige Josef Würz aus Berl<strong>in</strong>-Bohnsdorf... an die zwei<br />
130 Neues Deutschland, Nr.143 vom 22.6.1955<br />
131 Neues Deutschland, Nr.143 vom 22.6.1955<br />
132 Neues Deutschland, Nr.48 vom 24.4.1957<br />
133 Siegfried Thomas, Der Weg <strong>in</strong> die NATO. Zur Integrations- und Remilitarisierungspolitik <strong>der</strong> BRD 1949-1955, Dietz Verlag<br />
Berl<strong>in</strong> 1978, S.266<br />
134 Neues Deutschland, Nr.214 vom 7.9.1956