Provokation in der DDR am 17. Juni 1953. - GRENZTRUPPEN DER ...
Provokation in der DDR am 17. Juni 1953. - GRENZTRUPPEN DER ...
Provokation in der DDR am 17. Juni 1953. - GRENZTRUPPEN DER ...
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ausartet. Die Soldaten vernachlässigen zu sehr das Studium dieser Verfahren, denn die<br />
Gewaltmethoden werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft e<strong>in</strong>e immer größere Rolle spielen... Man kann bei<br />
dem Vorgang drei Phasen unterscheiden: die vorbereitende Phase vom ersten Komplott bis zu<br />
den ersten Schüssen, dann die Phase des Angriffs, bis die Macht <strong>in</strong> neue Hände übergegangen<br />
ist und schließlich die Phase <strong>der</strong> Konsolidierung.<br />
Die Vorbereitung: Diese Phase ist gewiss die gefährlichste und auch die schwierigste. Sie<br />
kennt kaum feste Regeln, doch weist sie e<strong>in</strong>ige allgeme<strong>in</strong>gültige Grundsätze auf:<br />
-zunächst die Herstellung <strong>der</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit <strong>der</strong> Öffentlichkeit gegen<br />
die Regierung, <strong>in</strong>dem gewisse gut ausgewählte Maßnahmen <strong>der</strong> Regierung im<br />
schlechtesten Licht dargestellt werden; man führt e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> zwei Ermordungen<br />
durch; die Diktatur erledigt das übrige...<br />
-H<strong>in</strong><strong>der</strong>liche Persönlichkeiten s<strong>in</strong>d auszuschalten, <strong>am</strong> besten durch den Tod,<br />
und zwar als erste Vorsichtsmaßnahme;<br />
-Besetzung <strong>der</strong> Regierungsgebäude, <strong>der</strong> Polizeie<strong>in</strong>richtungen und <strong>der</strong> Arsenale;<br />
-Verteilung von Waffen an die mit Führern versehene Bevölkerung.<br />
Der Angriff hat zum Ziel, <strong>in</strong> kürzester Frist e<strong>in</strong>e vollkommene Desorganisierung<br />
herbeizuführen: die beiden ersten Stunden s<strong>in</strong>d ausschlaggebend. Daher muss<br />
die Erhebung über all mit Gewalt erfolgen. Wenn ausländische Truppen<br />
vorhanden s<strong>in</strong>d, die <strong>der</strong> Regierung voraussichtlich beistehen (Warschauer-<br />
Pakt), so wäre es töricht, zu handeln, ohne sich <strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong><br />
nationalen Streitkräfte sicher zu se<strong>in</strong>.<br />
Konsolidierung –Vorsicht anschließend vor dem Gegenangriff, für den e<strong>in</strong>e sichere<br />
militärische Abwehr organisiert werden muss... Auf militärischem Gebiet<br />
bleiben zwei Aufgaben: die Verfolgung <strong>der</strong> anwesenden o<strong>der</strong> flüchtigen Gegner<br />
(schwarze Listen)... sowie e<strong>in</strong>e schnelle Mobilisierung <strong>der</strong> Armee“. 279<br />
Natürlich besitzt e<strong>in</strong> solcher Artikel nicht automatisch Weisungscharakter für NATO-Verbündete, obwohl<br />
Bundeswehrgeneral Gerd Schmückle 280 Jahre später auf se<strong>in</strong>em Posten im Führungsstab <strong>der</strong> NATO-Streitkräfte <strong>in</strong><br />
Europa genau dies for<strong>der</strong>te: „Es muss sich bei den Soldaten herumsprechen, dass zum Beispiel e<strong>in</strong> Artikel des<br />
General<strong>in</strong>spekteurs, <strong>der</strong> unter se<strong>in</strong>em N<strong>am</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeitung ersche<strong>in</strong>t, denselben Weisungscharakter besitzt,<br />
wie wenn <strong>der</strong>selbe Text die Kompanien auf Amtspapier erreichen würde“. 281 Wie auch immer, Herausgeber des<br />
NATO-Heftchen „Allgeme<strong>in</strong>e Militärrundschau“, <strong>in</strong> dem jener so aufschlussreiche Ges<strong>am</strong>tplan <strong>in</strong> drei Stufen<br />
erschien, waren jedenfalls hohe NATO-Offiziere, wie zum Beispiel ihr leiten<strong>der</strong> Redakteur<br />
-Armeegeneral M. Carpentier, zuletzt NATO-Befehlshaber „<strong>der</strong> Landstreitkräfte Europa Mitte“.<br />
–Zum „Comité de Patronage“ gehörte „<strong>der</strong> oberste NATO-Befehlshaber für Europa“ (seit Juli<br />
1953) General Alfred B. Gruenther (USA) ebenso dazu<br />
-wie se<strong>in</strong> Nachfolger seit November 1956: General Lauris Norstad (USA).<br />
Fazit: Für ihre auf e<strong>in</strong>e militärische Intervention orientierte dritte Phase (1.Phase: Konterrevolutionäre<br />
Stimmungsmache (Vorbereitung); 2.Phase: Konterrevolutionärer Putsch) sah man also sehr wohl e<strong>in</strong>e<br />
NATO-Truppen<strong>in</strong>tervention vor. „Sowohl das strategische Kernwaffenkommando <strong>der</strong> USA als auch<br />
die NATO-Kont<strong>in</strong>gente“ versichert Ma<strong>der</strong>, „waren seit 1953 systematisch auf diese offen<br />
militärische Phase des konterrevolutionären Operationsplanes vorbereitet worden. Dem<br />
dienten unter an<strong>der</strong>em solche NATO-Manöver wie „Grand Repulse“ und „Monte Carlo“<br />
279 Allgeme<strong>in</strong>e Militärrundschau, Nr.8, Oktober 1957<br />
280 Schmückle war von 1957-62 Pressereferent des d<strong>am</strong>aligen Bundesverteidigungsm<strong>in</strong>isters Strauß. Ab 1963 bis 1968 diente er im<br />
N ATO-Defence College <strong>in</strong> Paris um letztendlich erst 1970 zum Führungsstab NATO-Streitkräfte Europa aufzusteigen.<br />
281 Hg. Politische Hauptverwaltung <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee, Militärpolitische Informationen, Nr.12/ 1971