Provokation in der DDR am 17. Juni 1953. - GRENZTRUPPEN DER ...
Provokation in der DDR am 17. Juni 1953. - GRENZTRUPPEN DER ...
Provokation in der DDR am 17. Juni 1953. - GRENZTRUPPEN DER ...
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schrieb sie begeistert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief: „Es ist soweit. Wir ziehen die alten geliebten SS-<br />
Uniformen wie<strong>der</strong> an“!<br />
Man darf sich also ernsthaft Fragen, wer hier den Vogel abgeschossen hat, ob Dorn o<strong>der</strong> Fricke. Letzterer<br />
behauptete allen Ernstes, Dorn sei „die Frau, <strong>der</strong>en Identität letztendlich ungeklärt blieb“. 223<br />
Obwohl auch Dorns Vater unter Hitler aktenkundig für die gefürchtete Gestapo <strong>in</strong> Tilsit arbeitete. „Er sorgte<br />
dafür, dass se<strong>in</strong>e Tochter, die bereits von 1934 bis 1936 bei <strong>der</strong> Politischen Polizei <strong>der</strong><br />
Nazis tätig war, ab 1936 ebenfalls zur Gestapo nach Tilsit k<strong>am</strong>. Dort „arbeitete“ die<br />
Dorn bis 1941, zuletzt als Krim<strong>in</strong>alkommissar.<br />
Anschließend trieb sie als SS-Kommandeuse im Konzentrationslager Ravensbrück ihr<br />
Unwesen. Dorn hat dort unter an<strong>der</strong>em wie<strong>der</strong>holt an Erschießungen weiblicher<br />
Antifaschisten teilgenommen“, wie sie selbst vor Gericht zugab: Es seien „höchstens 80 bis 90“<br />
Personen gewesen.<br />
Nach dem Zus<strong>am</strong>menbruch tauchte Dorn mit falschen Personalpapieren <strong>in</strong> Halle unter, behauptete sogar sie<br />
gehöre zu den politisch Verfolgten. 1950 wurde sie wegen Betrugs, 1951 dann auf Grund schweren Diebstahls<br />
bestraft, um letztendlich wie an<strong>der</strong>e Massenmör<strong>der</strong> zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt zu werden. Vor Gericht<br />
machte sie daraus selbst ke<strong>in</strong>en Hehl:<br />
„Vorsitzen<strong>der</strong>: Sie haben bei <strong>der</strong> Gestapo gearbeitet. Welche Arbeiten haben sie<br />
ausgeführt?<br />
Angeklagte: Ich habe Ermittlungen durchgeführt und Haussuchungen, vor allem bei<br />
Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> KPD und SPD“ usw. 224<br />
Dennoch nahmen was nicht vergessen, zum<strong>in</strong>dest aber nicht mit den faschistischen Provokateuren verwechselt<br />
werden darf, 94 Betriebe aus Halle <strong>am</strong> <strong>17.</strong> <strong>Juni</strong> 1953 an den Streiks teil. 225 Währenddessen aber,<br />
ermordeten Faschisten nicht nur e<strong>in</strong>en Volkspolizisten, 226 son<strong>der</strong>n auch den studierenden FDJler<br />
Gerhard Schmidt. Er „war <strong>am</strong> <strong>17.</strong> <strong>Juni</strong> an <strong>der</strong> Strafanstalt <strong>am</strong> Kirchtor <strong>in</strong> Halle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Menge faschistischer Provokateure h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geraten... (Sie) versuchten die Strafanstalt zu<br />
stürmen... Unerschrocken trat er (ihnen)... entgegen... Dabei schossen ihn die<br />
bewaffneten Banditen nie<strong>der</strong>“. 227 Zu den n<strong>am</strong>entlich bekannt gewordenen, <strong>am</strong> <strong>17.</strong> <strong>Juni</strong><br />
mitdemonstrierenden Mitglie<strong>der</strong>n westdeutscher Agentenzentralen, gehörte neben dem Ostbüro-Agent Zobel<br />
aus dem Otto-Brosowski-Schacht, 228 auch e<strong>in</strong> gewisser Herr Bock aus den Leuna-Werk <strong>in</strong> Halle. Dort selbst<br />
arbeitende Werktätige überführten ihn „als Agent des IG-Farben-Konzerns und... (ehemaliges)<br />
Mitglied des Stahlhelms“. 229<br />
E<strong>in</strong>en Tag nach dem Umsturzversuch, <strong>am</strong> 18. <strong>Juni</strong> „nahmen Organe <strong>der</strong> Volkspolizei <strong>der</strong> <strong>DDR</strong><br />
e<strong>in</strong>en Agenten e<strong>in</strong>es ausländischen Staates fest, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Voruntersuchung aussagte,<br />
dass er zus<strong>am</strong>men mit vier an<strong>der</strong>en Agenten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht zum <strong>17.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
<strong>am</strong>erikanischen Flugzeug <strong>in</strong> den Raum von Sangerhausen (45 Kilometer westlich von<br />
Halle) gebracht und dort mit e<strong>in</strong>em Fallschirm abgesetzt wurde.<br />
Die Agenten waren mit Waffen und e<strong>in</strong>em Sendegerät ausgerüstet, die sie im Walde<br />
verbargen. Bald darauf gelang es den Organen <strong>der</strong> Volkspolizei mit Hilfe <strong>der</strong><br />
Bevölkerung, zwei weitere Fallschirmjäger festzunehmen. Die Verhafteten gestanden,<br />
dass sie den Auftrag hatten, die Bevölkerung zum Aufruhr aufzuwiegeln und<br />
persönlich aktiv an ihm teilzunehmen wofür ihnen e<strong>in</strong>e Belohnung versprochen<br />
worden war“. 230<br />
223<br />
Karl Wilhelm Fricke/ Roger Engelmann, Der „Tag X“ und die Staatssicherheit, Edition Temmen 2003, S.15<br />
224<br />
Neues Deutschland, Nr.145 vom 24.6.1953<br />
225<br />
Thorsten Diedrich, Der <strong>17.</strong> <strong>Juni</strong> 1953, Dietz Verlag Berl<strong>in</strong> 1991<br />
226<br />
Neues Deutschland, Nr.145 vom 24.6.1953<br />
227<br />
Neues Deutschland, Nr.147 vom 26.6.1953<br />
228<br />
Neues Deutschland, Nr.206 vom 3.9.1953<br />
229<br />
Neues Deutschland, Nr.217 vom 16.9.1953<br />
230<br />
Neues Deutschland, Nr.144 vom 23.6.1953