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Provokation in der DDR am 17. Juni 1953. - GRENZTRUPPEN DER ...

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<strong>der</strong> Arbeiter, die Arbeiter- und Bauernmacht zu untergraben und aufs schwerste zu schädigen“. 169<br />

Ähnliche Aufträge im Vorfeld des <strong>17.</strong> <strong>Juni</strong> 1953 übernahm Fritz Frohs aus Zwickau. Er stand seit 1948 mit dem SPD-<br />

Ostbüro <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung. Mit Wissen des SPD-Ostbüroleiters Peter Wandel, nahm er auch Befehle des <strong>am</strong>erikanischen<br />

Geheimdienstes <strong>in</strong> Empfang. Unter an<strong>der</strong>em sollte er im Gebiet Zwickau Funkstellen für Spionagezwecke vorbereiten.<br />

Vom RIAS erhielt Frohs daraufh<strong>in</strong> 30 gefälschte Lebensmittelkarten, „die er <strong>in</strong> Umlauf brachte, mit <strong>der</strong> Absicht,<br />

Versorgungsschwierigkeiten herbeizuführen“. 170 Dem SPD-Ostbüro selbst übermittelte er monatlich se<strong>in</strong>e Berichte.<br />

In ihrem Auftrag suchte sich Frohs zuguterletzt auch jene „Helfershelfer für se<strong>in</strong>e Tätigkeit und schuf e<strong>in</strong>e<br />

Spionagegruppe aus vier Personen. Am <strong>17.</strong> <strong>Juni</strong> 1953 führte er diese Gruppe beim faschistischen Putsch an“. 171<br />

7.) Ostbüro des DGB<br />

Das mit maßgeblicher Unterstützung von Ernst Scharnowski, Anfang 1951 gegründete und für das Kaiser-M<strong>in</strong>isterium<br />

und den deutschen sowie <strong>am</strong>erikanischen Geheimdienst arbeitende →Ostbüro des DGB, war führend <strong>am</strong><br />

Umsturzversuch im <strong>Juni</strong> 1953 beteiligt. 172<br />

Wie auch Erich Mielke <strong>am</strong> 1. Juli 1953 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Dienstanweisung Nr.19/53 deutlich darlegte, gehörten so e<strong>in</strong>ige<br />

Mitarbeiter des DGB-Ostbüros zu den Organisatoren des <strong>17.</strong> <strong>Juni</strong> 1953, „da diese fe<strong>in</strong>dliche Agentenzentrale<br />

nicht nur Untergrundgruppen bildet(e) und Hetzmaterial verbreitet(e), son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> den<br />

Gewerkschaftsorganisationen Schädl<strong>in</strong>gsarbeit und <strong>in</strong> V(olks) E(igenen) Betrieben Sabotage<br />

organisiert(e) und vor allem D<strong>in</strong>gen Spionage“ betrieb. 173<br />

Das DGB-Ostbüro erfasste tatsächlich, wie selbst Fricke zugeben musste, „Informationen aus östlichen<br />

Betrieben, Daten über die wirtschaftliche und soziale Lage, die auch propagandistisch genutzt<br />

wurden, zum Beispiel <strong>in</strong> <strong>der</strong> viel gehörten RIAS-Sendung „Werktag <strong>der</strong> Zone“. Insoweit<br />

mochte se<strong>in</strong>e Arbeit e<strong>in</strong> wenig dazu beigetragen haben, dass im Vorfeld des <strong>17.</strong> <strong>Juni</strong> unter den<br />

Belegschaften östlicher Betriebe kritische bis regierungsfe<strong>in</strong>dliche Stimmungen aufk<strong>am</strong>en,<br />

e<strong>in</strong>e latente Protesthandlung, die zuletzt zur Streikbereitschaft heranreifte“. 174<br />

Bei Fricke natürlich nicht erwähnt werden MfS-Untersuchungsergebnisse, <strong>der</strong>en Inhalt den <strong>am</strong>erikanischen und<br />

deutschen Geheimdienst, sprich dem NATO-Nachrichtendienst schwer belasten. Scharnowski zum Beispiel, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>st<br />

für die Gestapo als Spitzel <strong>in</strong> Pommern arbeitete, 175 stand nach dem Krieg im Dienste Gehlens. 176 Er war außerdem e<strong>in</strong><br />

bezahlter Agent des Kaiser-M<strong>in</strong>isteriums. Scharnowski empf<strong>in</strong>g laufend große Summen aus dem berüchtigten<br />

Geheimfonds des Kaiser-M<strong>in</strong>isteriums mit dem „Titel 300“. E<strong>in</strong>em Etat den niemand kontrollierte. Außerdem will<br />

Scharnowski nach eigenen Angaben 100.000 DM von den Amerikanern erhalten haben.<br />

Tatsächlich ist nach MfS Untersuchungen aus dem Jahr 1953, „das „Ostbüro“ <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>der</strong><br />

Bauarbeiter <strong>in</strong> Westberl<strong>in</strong> im Auftrage <strong>am</strong>erikanischer und westdeutscher Spionageorgane<br />

mit dem Ziel geschaffen (worden), gegen die Deutsche Demokratische Republik gerichtete<br />

<strong>Provokation</strong>en vorzubereiten und durchzuführen. Der zweite Vorsitzende <strong>der</strong> Gewerkschaft<br />

Bau, Ste<strong>in</strong>e, Erden im westberl<strong>in</strong>er DGB, Köppchen (zum Beispiel) <strong>der</strong> gleichzeitig Leiter des<br />

„Ostbüros“ <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>der</strong> Bauarbeiter ist, hat (Kurt) Sprokhof für fe<strong>in</strong>dliche<br />

Tätigkeit gegen die <strong>DDR</strong> angeworben“. 177<br />

Somit kann von nachrichtendienstlich freien, völlig unabhängigen Arbeiterprotesten <strong>am</strong> <strong>17.</strong> <strong>Juni</strong> 1953 nicht mehr<br />

gesprochen werden, denn alles, auch <strong>der</strong> gerechtfertigte friedliche Tarifstreik, nahm eben mit Bauarbeiterprotestesten <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Stal<strong>in</strong>allee se<strong>in</strong>en Anfang.<br />

Wie SfS-Stellen noch Ende Oktober 1953 bestätigten, hatten Kurt Sprokhof, Kurt Demut, Gertrud Jus und Werner<br />

Klage nachweislich eben „auf <strong>der</strong> Baustelle Stall<strong>in</strong>allee (ohne genau Zeitangabe) e<strong>in</strong>e illegale<br />

169<br />

Neues Deutschland, Nr.25 vom 30.1.1956<br />

170<br />

Neues Deutschland, Nr.110 vom 6.5.1956<br />

171<br />

Neues Deutschland, Nr.110 vom 6.5.1956<br />

172<br />

Neues Deutschland, Nr.208 vom 5.9.1954<br />

173<br />

Karl Wilhelm Fricke / Roger Engelmann, Der „Tag X“ und die Staatssicherheit, Edition Temmen 2003<br />

174<br />

Karl Wilhelm Fricke / Roger Engelmann, Der „Tag X“ und die Staatssicherheit, Edition Temmen 2003<br />

175<br />

Neues Deutschland, Nr.77 vom 1.4.1953 sowie 18. und 19.2.1953<br />

176<br />

Neues Deutschand, Nr.233 vom 5.10.1956<br />

177<br />

Neues Deutschland, Nr.254 vom 29.10.1953

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