Provokation in der DDR am 17. Juni 1953. - GRENZTRUPPEN DER ...

es zur ersten Provokation gekommen war, bildeten die führenden Mitarbeiter des RIAS einen „Kampfstab“, der
unter der Leitung des eigens zu diesem Zweck aus Amerika herbeigeeilten CIC-Agenten Trimble stand.
Vom Mittag des 16. Juni an gab der RIAS, zu einem großen Teil chiffriert, ununterbrochen Anweisungen und
Treffpunkte für Agenten und Provokateure durch und sandte gefälschte Lageberichte mit dem Zweck, die von
ihm verbreitete und geschürte Provokation auszuweiten und als „Revolution“ als „Befreiungsbewegung der
unterdrückten Arbeiter“ hinzustellen“. 185
Auch während „der ganzen Nacht vom 16. zum 17. Juni“ und danach, gab RIAS ununterbrochen
„Anweisungen über Stellplätze und Treffpunkte für die amerikanischen Agenten durch“. 186
Eben deshalb, weil von Schnitzler mit deutlichen Worten den RIAS scharf kritisierte, wurde er am 18.1.1957 von
westberliner Polizisten widerrechtlich verhaftet. Später sickerte durch, wie von den Amerikanern bezahlte
Agentenorganisationen „Zeugen“ aufboten, „die bekunden sollten, dass er in einem vor den ordentlichen
Gerichten der DDR geführten Prozess gegen Agenten des Rias als Sachverständiger Tatsachen dargelegt habe,
die den Rias als Spionage- und Sabotage-zentrale entlarvten“. 187
Empört stellte von Schnitzler daraufhin klar: „Keine Silbe meiner Feststellungen habe ich zu revidieren... Der Rias
ist ein Schmutzkübel... (Er) ist und bleibt ein Hetzsender. Das beweist auch die Presse des Lagers, dem er selbst
angehört.
In der Nacht vom 17. zum 18. Juni 1953 kabelte der ständige Berlin-Korrespondent der „New York Times“,
Walter Sullivan, seiner Zeitung einen Lagebericht, in dem es hieß: „Es wäre niemals zu den Unruhen gekommen,
wären nicht die Sendungen des Rias gewesen“. Er stellte ferner fest, „dass der Propagandasender der USA in Berlin
am Mittwoch (17. Juni) von 5 Uhr morgens an für alle Teile Ostdeutschlands detaillierte Anweisungen verbreitet
hat“, die den Provokateuren als Richtlinie für ihre Verbrechen dienen sollten“. 188
Gordon Ewing, damaliger RIAS-Programmdirektor gab, was Schnitzler nicht erwähnte, noch am selben 17. Juni 1953
in einer BRD-Fernsehsendung höchstselbst zu, „dass die angeblich von Arbeitern aus der DDR stammenden
Losungen und Streikaufrufe vom 16. und 17. Juni 1953 in der „RIAS“-Redaktion in Westberlin formuliert
worden waren“. 189
Im Oktober 1953 bestätigte dann auch noch „New York Herald Tribune“: „Der Rias verfügt wahrscheinlich als
einziger unter den größeren Rundfunksendern der Erde über einen eigenen Spionagedienst“. 190
Von Schnitzler ebenfalls nicht erwähnt worden ist Wanfried Schink aus Hartenstein, im Landkreis Zwickau. Er hatte seit
1950 fortgesetzt Spionagematerial an westliche Geheimdienste geliefert. Schink räumte vor Gericht (1.Strafsenat des
Bezirksgerichtes Karl-Marx Stadt) selbst ein, im Jahr 1950 gegen Bezahlung „im RIAS und im NWDR
Gräuelmärchen über das Internierungslager Bautzen verbreitet zu haben, wo er zuvor inhaftiert war“. Am Stichtag
des 17. Juni 1953 nahm Schink aktiv an den faschistischen Provokationen teil. 191
Unerwähnt blieben auch „vom RIAS und seinen Agenten organisierte Angsteinkäufe“ während wie nach dem 17.
Juni 1953. 192 Solche primitiven Mittel waren es auch, mit denen einfache Bürger aufgeputscht werden sollten. Ein
Zeitzeuge des 17. Juni 1953 erinnert sich: „Der RIAS, um das auch noch zu sagen, brachte eine Sendung ständig,
das ging immer: „Bu-bu-bu-bum, Bu-bu-bu-bum, Bu-bu-bu-bum. Wir warnen. Wir warnen vor Walter M., tätig
als Referent für Lehrerbildung. Herr M. arbeitet für die Staatssicherheit“. Soweit ich mich erinnere ist das drei
Mal passiert, obwohl das gar nicht wahr war. Und so wurde eben versucht, innerhalb des Kollegiums Misstrauen zu
säen“. 193
Oberstleutnant Roland Fischer bestätigte ebenfalls, RIAS habe seit dem 16. Juni abends, alle zehn Minuten von
angeblichen Demonstrationen berichtet. Er soll ständig seine Parolen wiederholt haben „und sendete seinen „RIAS-
Warndienst“.
185 Neues Deutschland, Nr.18 vom 20.1.1957
186 Hg. Ausschuss für Deutsche Einheit, Wer zog die Drähte? Der Juni-Putsch 1953 und seine Hintergründe, S.42
187 Neues Deutschland, Nr.17 vom 19.1.1957
188 Neues Deutschland, Nr.148 vom 27.6.1953
189 Arsenal, Band 5, Militärverlag der DDR 1984, S.31
190 Neues Deutschland, Nr.18 vom 20.1.1957
191 Neues Deutschland, Nr.72 vom 23.3.1954
192 Neues Deutschland, Nr.158 vom 9.7.1953
193 Internet, heinrich-hertz-gymnasium.de /2004