S t r S p e c i a lSchnupper-Wochenende für englische FansEinfach zur WM fliegen, das kann jajeder. Aber vorher schon mal eineRunde üben – das ist ungewöhnlich.Zwölf Fußballfans aus England landetenschon sieben Wochen vor derWM auf dem <strong>Stuttgart</strong>er <strong>Flughafen</strong>,eingeladen vom Staatsministeriumhöchstselbst. Dieses hatte ingroßen englischen Zeitungen einPreisausschreiben abgedruckt, beidem Leser ihr Wissen über Baden-Württemberg unter Beweis stellensollten. Die glücklichen Gewinnerplus einige Journalisten wurdenim April mit einem 5-Sterne-Wochenende im Ländle belohnt.Romantik und FußballBegrüßt wurden sie bei strahlendemSonnenschein von einemgroßen Empfangskomitee: BierundWeinköniginnen schenktenKostproben ein, und Kinder desWürttemberg-Sportgymnasiumsin Untertürkheim durften Schuleschwänzen, um Spalier zu stehen.Die Gäste erwartete einüppiges Kennenlern-Programm:Schwarzwaldromantik am Mummelsee,eine Übernachtung im SchlosshotelBühlerhöhe (dem WM-Quartierder englischen Mannschaft), derBesuch eines VfB-Spiels gegenden 1. FC Nürnberg und ein Tag imEuropapark Rust.Die englischen Gäste zeigten sichprompt sehr angetan von derSchnupper-Tour: „Für Touristengibt es hier viel zu sehen, nicht nurFußball“, meinte Gordon Newell ausManchester. Das Wochenende darfsomit als ein voller Werbe-Erfolgfürs Ländle verbucht werden. DasInteresse an baden-württembergischerLebensart und Kultur scheintim Königreich sowieso groß zu sein:Allein bei der BBC hatten sich etwa500 Fans für einen Abstecher nach<strong>Stuttgart</strong> gemeldet.Auftakt zu einer vergnüglichen Rundreise:Zum Empfang der englischen Fans strahlte die Sonne.Willkommen am <strong>Flughafen</strong>„Das Runde muss ins Eckige“:Die gleichnamige Fußball-Ausstellung im Terminal 1 eröffnetenDFB-Präsident GerhardMayer-Vorfelder und der ehemaligeVfB-Torwart Helmut Roleder.Die Bestseller-Autorin Hera Lindkam als Stargast zum <strong>Flughafen</strong>:Wieder einmal übertrug SWR1seine Leute-Sendung live ausTerminal 1. Die VielschreiberinLind, die übrigens auch ausgebildeteSängerin ist und – wie etlicheihrer Romanheldinnen – einemehrfache Super-Mutter, lockteeine Menge Fans an.Stararchitekt Ben van Berkel, derSchöpfer des neuen Mercedes-Museums, ist derzeit regelmäßigGast am <strong>Flughafen</strong> <strong>Stuttgart</strong>. Voneiner Prüfung des Baufortschrittserholte sich der international tätigeJetsetter bei einer Latte Macchiatoin den Terminals.Vladimir Voronin, Staatspräsidentder Republik Moldau, kam miteiner Delegation nach <strong>Stuttgart</strong>,um hier die aktuelle WirtschaftslageMoldawiens zu besprechen.Eingeladen hatte der Ost-Ausschussder Deutschen Wirtschaft, der sichbesonders für Geschäftschanceninteressierte und nach den Vorträgengleich eine Kontaktveranstaltunganbot.Rumäniens MinisterpräsidentCalin Popescu Tariceanu folgteeiner Einladung der FDP, diedas Jubiläum der „<strong>Stuttgart</strong>erErklärung“ von 1976 feierte.Damals kamen neun liberaleParteien aus verschiedenenLändern Europas in <strong>Stuttgart</strong>zusammen, um die EuropäischenLiberalen zu gründen.12
Die Perle mit der feinen NasePerle weiß: Jetzt gilt es. Eifrig huscht die Zollhündin an den aufgereihtenKoffern und Taschen entlang, schnüffelt hier, riechtda. Stoppt. Kratzt aufgeregt am braunen Trolley. Was bedeutet:Hier sind Lebensmittel drinEin bisschen wild und aufgedrehtgibt sich Perle schon noch. Aberwenn’s drauf ankommt, ist sie mitvollem Einsatz dabei. Die deutscheSchäferhündin ist der neue Zollhundam <strong>Flughafen</strong> und spezialisiert aufdas Aufspüren von Lebensmitteln.Knapp zwei Jahre ist sie alt, alsoein Hundeteenager. Ihr Herrchen,Hundeführer Thomas Wegener, lobt:Ihre Sache macht sie richtig gut.Eigentlich sollte Perle Rauschgiftspürhündinwerden, nachdem der Zoll sieim November 2004 gekauft hatte. ImSommer 2005 startete sie mit ihrem„Chef“ Wegener die Ausbildung zumSchutzhund. In der Zollhundeschulebei Ansbach wurden die beiden zumperfekt eingespielten Team.Die HundekarriereleiterDann kam plötzlich Bewegungin Perles junge Karriere. Im November2005 beschloss dasBundesfinanzministerium wegender Vogelgrippe, Hunde speziellzur Lebensmittelsuche auszubilden.Die heißen im Fachjargon„Erzeugnisse tierischen Ursprungs(ETU)“ und dürfen nicht importiertwerden. Für die neuen Suchhundegalt: Sie sollten bereits einen Teilder Ausbildung absolviert haben,Gehorsamstraining, Triebförderungund Gewöhnungsphase.Glück für <strong>Stuttgart</strong>: All dieses hattePerle just in der Zollhundeschulegelernt. So fiel die Wahl der Oberfinanzdirektionin Karlsruhe, der dieZollämter des Landes unterstehen,auf den <strong>Flughafen</strong> <strong>Stuttgart</strong>. Anfang20<strong>06</strong> startete das Projekt, zweiMonate später war der Kurs in derZollhundeschule beendet.Seither war Perle von der Adelegg,wie ihr offizieller Name vomZüchter lautet, schon bei unzähligenEinsätzen mit von der Partie,hat kiloweise Käse, Fleisch & Co.erschnuppert.Was der Besitzer des jeweiligenGepäckstücks anfangs gar nicht mitbekommt.Erst bei der Zollkontrollebittet ihn ein Beamter, den zuvor vonPerle ausgewählten Koffer auszupacken.Tauchen da Hühnchenfleischund Käselaibe auf, wandern diesezunächst in eine große Gefriertruheund werden schließlich entsorgt.Zweierteam auf sechs BeinenPerles Hundeführer Thomas Wegenerschätzt seinen Beruf sehr: „Man hateine enge Bindung zum Tier, weilman ja enorm viel Zeit mit demHund verbringt.“ Perle gehört zwardem Bund, wohnt aber bei ThomasWegener zu Hause. Und dort wirdsie auch bleiben, wenn sie einmalnicht mehr eingesetzt wird. Genauwie Wegeners früherer vierbeinigerKollege, Rauschgiftspürhund Prinz.Ihn brachte Wegener mit, als er1994 in <strong>Stuttgart</strong> anfing. „2004 istPrinz aus dem Dienst ausgeschieden“,erzählt Wegener ein bisschenwehmütig. „Er blieb aber bei mir biszum Schluss.“Neben Perle gehören momentannoch acht Rauschgiftspürhunde zurHundestaffel am <strong>Flughafen</strong> <strong>Stuttgart</strong>.Zwei von ihnen haben gelernt, passivanzuzeigen – das bedeutet, siesetzen sich still hin, sobald sie wasgefunden haben. Man setzt sie daherbei der Suche an Personen ein. WennPerle und ihre fünf aktiv anzeigendenHundekollegen etwas finden,kratzen sie am Gepäckstück.Der Hundeeinsatz bringt den Reisendenerhebliche Vorteile, erklärtAndreas Pimiskern, Zollhundelehrwartdes <strong>Flughafen</strong>s. Weil Perleflink an den aufgereihten KoffernFeine Spürnase: Perlehat in ihrer jungenKarriere schon vielunerlaubte Frachterschnuppert.vorbeihuscht, entfallen langeSchlangen an den Zollkontrollen, wofrüher teilweise 200 Koffer per Handgeöffnet werden mussten. Heutekönnen sich die Beamten auf jeneGepäckstücke konzentrieren, diePerle zuvor herausgepickt hat. Unddie Erfolgsquote ist hoch: PerlesNase täuscht sie nur äußerst selten.13