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Programmheft herunterladen - Münchner Philharmoniker

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14Arnold Schönberg: „Pelleas und Melisande“„Ewige Menschheitsproblemein Märchenform“Mit seinem fünfaktigen Schauspiel „Pelléas etMélisande“ traf der Belgier Maurice Maeterlinckden Nerv der Zeit: Das mystische undpsychologisch vieldeutige Drama wurde schonkurz nach seiner Uraufführung als ein Höhepunktsymbolistischer Dichtung gerühmt. Maeterlinckgalt fortan als füh render Vertreter desSymbolismus, jener literarischen Strömung,die um die Jahr hundertwende dem vorherrschendenNaturalismus und Realismus einedeutliche Absage erteilte, ja eine Art Gegenentwurfzu ihm darstellte. In klarer, einfacherSprache – mit tieferem Sinngehalt – erzählt dasStück eine tragische Dreiecksgeschichte, dieohne in dividuelle Schuld zum Untergang allerBe teiligten führt: König Golo findet im WalddieKindfrau Melisande, nimmt sie mit auf seinSchloss, heiratet sie. Dort lernt sie seinenStiefbruder Pelleas kennen, die beiden verliebensich. Golo erschlägt Pelleas aus Eifersucht,wenig später stirbt auch Melisande.Neben inhaltlichen Parallelen ist es vor allemdie ins Innere der Personen verlegte Handlung,die Maeterlincks „Pelléas“ als lyrischeVariante von Richard Wagners „Tristan“ erscheinenlässt.„Es war etwa um 1900, dass Maurice Maeterlinckviele Komponisten faszinierte und sie dazuanregte, seine dramatischen Epen zu vertonen.Was alle so besonders anzog, war MaeterlincksKunst, ewige Menschheits probleme in Märchenformzu dramatisieren, was ihnen einen zeitlosenCharakter verlieh, ohne dass dabei alteStilarten imitiert wurden“, erinnerte sich Schönbergspäter. Das Abstrakte, Unausgesprochenein Maeterlincks Kunst verlangte förmlichnach einer musikalischen Bearbeitung: NebenSchönberg und Debussy setzten sich um dieJahrhundertwende auch Gabriel Fauré (1898)und Jean Sibelius (1905) mit dem „Pelléas“auseinander, komponierten Schauspiel musikenfür Aufführungen des Dramas, deren Suitenheute noch gelegentlich zu hören sind. FürSchönberg sollte sich die Handlung wenigeJahre später als erschreckend autobiographischerweisen: Das Verhältnis seiner Frau Mathildemit dem Maler Richard Gerstl, einem seinerSchützlinge, endete 1908 mit dem tragischenSelbstmord des Malers.Absolute ProgrammmusikSchönberg wagte sich mit seinem op. 5 nichtzum ersten Mal auf das Terrain der symphonischenDichtung: Bereits 1899 hatte er die Gattungin seinem Streichsextett „Verklärte Nacht“op. 4 – wenngleich unter kammer musikalischenVorzeichen – ein erstes Mal erprobt. Lag dieserKomposition ein einzelnes Gedicht von RichardDehmel zugrunde, so galt es nun, den Verlaufeines ganzen Dramas in einer einsätzigen Formnachzuzeichnen. Schönberg wählte einige wichtigeSzenen der Vorlage aus; und, um der Gefahramorpher Beliebigkeit zu entgehen, sicherteer sich musikalisch gleich in mehrfacherHinsicht ab: Zum einen zog er die LeitmotivtechnikWagners heran, ordnete den drei Protagonistensowie wichtigen Handlungsmomenteneigene Themen zu, die sich in einem dichtenMotivgeflecht gegenseitig durchdringen.

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