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Programmheft herunterladen - Münchner Philharmoniker

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6Johannes Brahms: Klavierkonzert Nr. 2 B-Durexponiert. Brahms griff sie später erneut aufund unterlegte sie einem lyrischen Text: Im Lied„Immer leiser wird mein Schlummer“ op. 105/2begegnen wir der einprägsamen Melodie wieder.Um den Stimmungscharakter dieses Einfallszu verstehen, bedarf es jedoch keiner Worte:die weiten Melodiebögen bis ans Ende auskostend,versetzen uns Klavier, Violoncello und Orchesterin einen meditativen Zustand des Nachsinnens,des Nachvollziehens glücklicher Erinnerungenan der Grenze zwischen Traum undWirklichkeit. Einen Kontrastakzent setzt derrhapsodische Mittelteil, der durch die Präsenzdes motivischen Beginns des Liedthemas mitseiner Umgebung eng verflochten ist.4. Satz: Ungarisierendes SchlussrondoDass letzten Endes doch keine „Symphonie“,sondern ein „Konzert“ auf dem Programm steht,macht Brahms im Schlusssatz deutlich: Hier gehtes nicht um die Synthese oder Apotheose desVorangegangenen, sondern um graziös-elegantenAusklang. Die spielerischen, durch Punktierungtänzerisch gefärbten Themen haben – ähnlichdem Rondothema im Finale des Violinkonzerts– leicht „ungarischen“ Charakter, allerdings nurim Sinne einer Andeutung. Leichtigkeit und virtuoseSpielfreude beherrschen über weite Streckenden Satz, der die Form des Rondos mit Elementender Sonatensatzform verbindet. EduardHanslick, der Anmutig-Melodisches stets überKomplexität stellte, wollte – aus seiner Sichtdurchaus konsequent – in diesem Finalsatz denbedeutendsten des ganzen Werks erkennen.Auch wer eine andere Wertung vornimmt, wirdder Kombination von instrumentaler Transparenzund pianistischer Brillanz in diesem Schlussrondoseine Anerkennung nicht versagen.Der Komponist als InterpretDass Komponisten immer wissen, was Instrumentalistenzugemutet werden kann, ist keineswegsselbstverständlich. Richard Strauss war nicht dereinzige, bei dem sich empörte Orchestermitgliederüber „unspielbare“ Passagen beschwertenund auf Änderung drängten. Nun ist der Soloparteines Konzerts ein heikler Sonderfall für Komponisten:Virtuosität in allen Facetten ist gefragt,ohne die Grenze zur „Unspielbarkeit“ zu überschreiten.Brahms war aufrichtig genug, sich imFalle seines Violinkonzerts einzugestehen, dieseGrenze nicht selber bestimmen zu können. Nichtausreichend vertraut mit den technischen Grenzendes Violinspiels, zog er seinen Freund JosephJoachim zu Rate, einen der bedeutendsten Geigerdes 19. Jahrhunderts. Auf Joachims Vorschlägegeht denn auch die endgültige Ausformung desSoloparts seines Violinkonzerts zurück.Im Falle der Klavierkonzerte war dies anders.Brahms, ein hervorragender Pianist, schrieb dieseKonzerte nicht zuletzt für sich selbst: seinepianistischen Vorlieben treten in der Partitur deutlichzutage. Die Vollgriffigkeit von Brahms’ Klavierwerkenist auch für die Ausführung des Solopartsin den Klavierkonzerten charakteristisch.Nach wie vor stellen sie für Pianisten eine Herausforderungdar; denn es gilt nicht bloß, denimmens schwierigen Klavierpart technisch zu bewältigen,sondern darüber hinaus den Eindruckdes „Sperrigen“ oder „Klotzigen“ zu vermeiden,den die akkordreiche Klaviersprache Brahms’ beinicht absolut souveräner Beherrschung des Ins-

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