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Programmheft herunterladen - Münchner Philharmoniker

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24PhilharmonischeBlätterAuftaktKammermusikDie Kolumne von Elke HeidenreichWas genau ist Kammermusik?Man darfruhig zur genauenBegriffsbestimmungauch mal das Lexikonfragen: Kammermusikfand im Gegensatzzur kirchlichen Musik in privaten, zunächstfürstlichen Räumen statt, also in einem intimerenRahmen. Seit dem 18. Jahrhundert gehört die Kammermusikzur bürgerlichen Musikkultur und ist ausden Konzertsälen nicht mehr wegzudenken. DieMünchner <strong>Philharmoniker</strong> bieten in den nächstenWochen ein Programm an, das von der Klassik bisin die Moderne reicht und alle Formen kammermusikalischenSchaffens umfasst von Mendelssohnund Brahms, Chausson und Prokofjew, Sibelius,Schnittke und Roussell, Bekanntes und Unbekanntes,und man möchte im Grunde Matinee für Matineedabei sein. Ich persönlich habe immer Spaßdaran, mehr über das Leben der Komponisten zuwissen. Natürlich spricht die Musik für sich, abermich interessiert, wie sie waren, wie sie gelebt haben,wie leicht oder wie schwer es ihnen fi el, dieseMusik zu schreiben, die die Jahrhunderte überdauerthat. Ich liebe Musikeranekdoten – kennen Sie dievon Jean Sibelius, der tagelang im Hinterzimmereines Hotels zum Kartenspielen verschwand? SeineFrau Aino schrieb einen Zettel: Wann gedenkst dunachhause zu kommen? Er schickte ihn durch denHoteldiener zurück: Liebste, wie soll ich das wissen,ich bin ja Komponist, nicht Hellseher. Der Mannhat Witz – fi ndet man den auch in seiner Musik?So etwas fasziniert mich.Wussten Sie, dass Beethoven furchtbar schlampigwar? Seine Wohnungen müssen desaströs gewesensein- Essensreste, ein Nachttopf unter dem Klavier,herumliegende Kleider, und wenn ihm beim Komponierenzu heiß wurde, schüttete er sich einen Topfkaltes Wasser über den Kopf. Und misstrauisch warer, weil er doch kaum noch hörte, was wollten diesegestikulierenden Vermieterinnen von ihm? Er warfEier nach ihnen, er warf auch im Lokal das Essennach den Kellnern, wenn es ihm nicht schmeckte.Aber so unordentlich er war: sein Kaffee, den er ingroßen Mengen trank, musste exakt 60 Kaffeebohnenpro Tasse enthalten, abgezählte 60, gemahlenund aufgebrüht. Ein Verrückter? Vielleicht, aberwas für eine Musik hat er uns geschrieben! GustavMahler sagte in einem Gespräch: „Du fragst, ob sieBeethoven heute verstehen? Was fällt dir ein? Weilsie mit seinen Werken aufgewachsen sind, weil eranerkannt ist, hören, spielen und lieben sie ihn vielleicht,aber nicht, weil sie seinem Fluge zu folgenvermöchten. Die können mit ihren Triefaugen nie indie Sonne schauen.“Da bleibt uns nur, unsere Triefaugen zu schließen,die Beethoven’sche Sonne strahlen und unswärmen zu lassen, dankbar.Meine Lieblings-Musikkarikatur ist von Rattelschneck.Da sitzt ein Mann und hört Kammermusik.Er sagt: „Gleich kommt die Stelle, wo ich immerweinen muss. Die Stelle dauert drei Sekunden.Ich weine aber länger.“

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