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Programmheft herunterladen - Münchner Philharmoniker

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18 Arnold Schönberg: „Pelleas und Melisande“Golos“ auf. Über eine expressive Akkordfolgewird die zweite Szene erreicht: „Am Schlossturm“lässt Melisande ihr langes Haar herunterfallen– veranschaulicht durch Imitationen ihresThemas in den Holzbläsern; Pelleas spielt liebevolldamit. Golos Eifersucht wird geschürt, ertritt dazwischenund lässt die Szene mit einemenergischen Streicherlauf enden. Im letzten Abschnittführt Golo Pelleas in die „Gewölbe unterdem Schlosse“. Deren schaurige Atmosphäreinspirierte Schönberg zum wohl modernsten Teilder Komposition: Lange vor Bartóks „WunderbaremMandarin“ von 1918/19 werden hier erstmalsin der Musikgeschichte Posaunen-Glissandiverwendet; auch die Ganzton-Akkorde im fl atterzüngigenHolz bläsersatz weisen weit in die Zukunft.Die Szene endet erneut mit der VerdachtsthematikGolos.Das „Adagio“ führt zurück zum „Spring brunnenim Park“: Pelleas möchte das Schloss verlassenund trifft sich ein letztes Mal mit Melisande.Nach einer durchführungsartigen Einleitung hebtdie eigentliche „Abschieds- und Liebesszene“an: Deren leidenschaftliche Streicherthematikwird ausführlich mit den Themen der beidenLiebenden verknüpft. Golo belauscht die Szene,stürzt hervor und ermordet Pelleas unter brutalen(Schicksals-)Schlägen des Orchesters – derdramatische Höhepunkt des Werks. Pelleas’ Motivverlöscht allmählich im Horn, das Schicksalsthemameldet sichin der gedämpften Posaune,das Thema Melisandes in Englischhorn undBassklarinette.Nach einem kurzen Einschnitt schließt sich mitder klagenden Thematik vom Anfang der Tondichtungder „letzte Teil der Symphonie“ an,„Finale“ und zugleich „freie Reprise“ innerhalbdes einen und einzigen Satzes: Neben neuen Motivenkehrt auch das Ma terial aus Hauptsatz undAdagio wieder, in modifizierter Weise und mitunterdramatisch gesteigert. Schließlich wird dieSchluss szene des Dramas eingeschaltet: „DasSterbegemach Melisandens“, charakterisiert durchstatisch wirkende Akkordfolgen. Ein „Epilog“ setztdie Reprise fort, lässt erneut Reminiszenzen anfrühere Themen anklingen, basiert aber maßgeblichauf dem Thema Golos, das in den letzten Takten– kommentiert vom Schicksalsthema – aufseine Grundbestandteile reduziert wird: Das Werkendet mit dem seelischen Zusammenbruch Golos,der eigentlichen Hauptfigur.„Musikalische Quadratur desKreises“Schönberg behielt also einerseits die Umrisse derHandlung bei, kam andererseits aber auch denForderungen einer „absoluten“ musikalischen Ästhetiknach. Mit der Mischung aus übergeordneterErzählsituation (in Prolog und Epilog), Momentenplötzlicher Vergegenwärtigung (wie z. B. GolosSturz und Pelleas’ Ermordung) und Abschnittenlyrischer Reflexion (vor allem in den Über leitungen)füllte er die mehrdeutige Form mit plastischemInhalt. Dietmar Holland sprach von einer „musikalischenQuadratur des Kreises“, die Schönberghier anstrebte: „Diese symphonische Dichtung ist– mit dem Akzent auf symphonisch – der imponierendeVersuch, das zugrundeliegende Drama(genauer: dessen innere Vorgänge) und die Tendenzeneigenständiger musika lischer Formbildungso miteinander zu verknüpfen, dass sie sich gegenseitigerhellen und auf diese Weise das Dramazur Sym phonie erklären.“

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