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Programmheft herunterladen - Münchner Philharmoniker

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Arnold Schönberg: „Pelleas und Melisande“19Demzufolge gründet die komplexe Polyphoniedes Werks nicht nur auf dem Anspruch der reinmusikalischen Gedankenentwicklung – sie übernimmtvor allem auch eine wichtige dramaturgischeFunktion: Das dichte motivische Netz steht– ähnlich wie bei Wagner – für die schicksalhafteVerstrickung der Hauptpersonen, die häufig gepresstenKlangfarben für die Unterdrückung ihrerEmotionen und Triebe. Klanglich erzeugt Schönbergdamit zugleich jene bedrohliche Grundatmosphäre,die bereits das Sprechdrama auszeichnete.Die Konsequenz der Stimmführungverursacht darüber hinaus an vielen Stellenharte Dissonanzen, die Verwendung der Ganztonskalasowie Quart- statt Terzschichtungenrütteln heftig an den Festen der (spät-)tonalenHarmonik.Der Skandal„Pelleas und Melisande“ wurde am 25. Januar1905 in Wien uraufgeführt. Schönberg war imSommer 1903 in seine Heimatstadt zurückgekehrtund wohnte nun im gleichen Haus wiesein Schwager Alexander Zemlinsky, sein ehemaliger(und einziger) Kompositionslehrer. ImJahr 1904 hatten die beiden die „Vereinigungschaffender Tonkünstler in Wien“ gegründetund der zeitgenössischen Musik damit in Wienein eigenes Podium eröffnet. Gustav Mahler,Direktor der Wiener Hofoper, konnte als Ehrenpräsidentgewonnen werden und dirigierte imersten veranstalteten Konzert eigene Werke– gemeinsam mit Richard Strauss. Im zweitenKonzert standen dann Schönberg und Zemlinskyselbst am Pult: Neben dem „Pelleas“ wurde auchZemlinskys Orchesterphantasie „Die Meerjungfrau“erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.„Zemlinsky ist trotz vieler kleiner reizender Einfälleund seines ungeheuren Könnens doch nichtso stark wie Schönberg, der zwar ein verworrener,aber doch hochinteressanter Kerl ist. DieLeute gingen scharenweise weg und schlugendie Türen zu, während der Musik. Viele Pfi ffe –aber sein Talent war überzeugend für uns beide !“notierte Alma Mahler am 26. Januar in ihr Tagebuch,gab damit offensichtlich auch die Meinungihres Mannes Gustav wieder und liefertezugleich einen interessanten Bericht über dieBegleitumstände der Uraufführung. Warfen dieKritiker Zemlinsky vor allem Eklektizismus vor,so gingen die Reaktionen auf den „Pelleas“ wesentlichweiter. Schönberg selbst erinnerte sich1949: „Die Uraufführung 1905 in Wien untermeiner eigenen Leitung rief große Unruhe beimPublikum und selbst bei den Kritikern hervor. DieKritiken waren ungewöhnlich heftig, und einerder Kritiker schlug vor, mich in eine Irrenanstaltzu stecken und Notenpapier außerhalb meinerReichweite aufzubewahren.“Der BruchAllerdings reagierten auch einige Kollegen undVertraute Schönbergs auf die neue Kompositionmit Unverständnis: Zemlinsky beispielsweiselobte das Werk zwar als „das Kunstvollste, dasin unserer Zeit geschrieben“, hielt es aber aufgrundder „überladenen Polyphonie“ für nahezuunaufführbar. Außerdem bemerkte er, dass ihm„weniger Strauss“ in der Partitur lieber gewesenwäre. Und Strauss selbst ? Der hielt sich vornehmzurück, zeigte jedoch auch keinerlei Avancen,das durch ihn angeregte Stück in seinKonzert repertoire aufzunehmen. Ahnten dieKollegen vielleicht, dass mit dieser Kompositi-

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