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DIE RÖMISCHE REPUBLIK IM GESCHICHTSBILD DER ...

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176 4. Die Exempla aus der römischen Republik<br />

sondern lag einzig in falschverstandener Scham oder sogar im Neid auf<br />

Caesars Ruhm begründet.<br />

Die Erklärung indes, die der Kirchenvater für die Überlegenheit des<br />

Regulus-Exemplums in Kapitel 1,24 zunächst gibt, mutet auf überraschende<br />

Weise „römisch“ an. Regulus sei erst nach rühmenswerten Erfolgen<br />

über einen fremden Gegner in Gefangenschaft geraten, Cato dagegen<br />

in einem bedauerlichen Bürgerkrieg gegen Römer unterlegen. 53<br />

Erst im folgenden kommt Augustin auf die Selbstmordproblematik zurück<br />

und preist Regulus, der seinen Eid gegenüber den Puniern nicht<br />

brechen wollte, als vitae huius contemptor (civ. 1,24 [CCL 47, Z.21]),<br />

der den Selbstmord als Verbrechen abgelehnt habe. Das ist „für einen<br />

Heiden ein sehr beachtliches Zugeständnis“. 54 Als einem von vielen<br />

Verteidigern des irdischen Vaterlandes kommt Regulus dadurch auch für<br />

Christen, die sich nach dem Himmelreich sehnen, eine Vorbildfunktion<br />

zu.<br />

Obwohl dieser sich nur um den „Weltstaat“ gesorgt hatte, gesteht Augustin<br />

der Eidestreue des Regulus in De civitate Dei eine durchaus religiöse,<br />

wenn auch falsche Motivation zu, anders als noch in den Briefen<br />

125,3 bzw. auch 126,11. 55 Dies versichert Regulus natürlich auch der<br />

Aufnahme in das Kapitel 5,18 (CCL 47, Z.84–96), das die partielle Vorbildfunktion<br />

aller in den vorangegangenen Büchern von Augustin halb-<br />

53 Aug. civ. 1,24 (CCL 47, Z.8–12): Cato enim numquam Caesarem vicerat, cui<br />

victus dedignatus est subici et, ne subiceretur, a se ipso elegit occidi: Regulus<br />

autem Poenos iam vicerat imperioque Romano Romanus imperator non ex<br />

civibus dolendam, sed ex hostibus laudandam victoriam reportaverat. Augustin<br />

läßt seine Abscheu über die Bürgerkriege in civ. 3,27–30 u.ö. erkennen, dazu<br />

Maier (1955) 111f. Daß die Zeit der Bürgerkriege (dazu ausführlicher in Kap.<br />

4.2.1 u. 4.2.2) noch in der Spätantike als das Trauma der römischen Geschichte<br />

schlechthin empfunden wurde, macht z.B. Pan.Lat. 12 (9),20,3–21,1 (auf Constantin)<br />

von 313 mit Gegenüberstellung der Versöhnungsbereitschaft Constantins<br />

und den von Cinna, Marius und Sulla verübten Greueln deutlich, dazu Portmann<br />

(1988) 38. S. auch ebd. 34 u. 41 zu Pan.Lat. 6 (7),19,3 bzw. 4 (10): Dort weichen<br />

die Redner einer naheliegenden Kontrastierung der aktuellen bürgerkriegsähnlichen<br />

Situation mit den Bürgerkriegen der späten Republik bewußt aus.<br />

54 Maier (1955) 88.<br />

55 Aug. civ. 1,15 (CCL 47, Z.1): religionis causa (s. auch Z.1–43); 1,24 (Z.28–30):<br />

terrenae patriae defensores deorumque licet falsorum, non tamen fallaces<br />

cultores, sed veracissimi etiam iuratores. Zu civ. 1,24 s. auch unten am Kapitelende.

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