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Volkacher Bote" 97 (2012) - Deutsche Akademie für Kinder

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Beiträge 49Peer und Gynt, das im November 2009 im Stadttheater Fürth/Fränkisches TheaterSchloss Maßbach seine Premiere erlebte (Maar/Schidlowsky <strong>2012</strong>). Es spielt in dernorwegischen Märchen- und Sagenwelt der Trolle und ist – wie es im Untertitel heißt –„(s)ehr frei nach Henrik Ibsen und nordischen Trollsagen“ gestaltet. In der Begegnungvon Mensch (Peer) und Troll (Gynt), beide gelten in ihrer jeweiligen Welt als „Phantasten“,ja als Lügner, geht es um das Problem von Wahrheit und Wirklichkeit, von unterschiedlichenkulturellen Identitäten und ihrer Berechtigung, nebeneinander zu existieren.Der tolerante Umgang beider Welten miteinander ist Paul Maars besonderes Anliegen.Für Paul Maars neues Buch Lippel, träumst du schon wieder! sind – literaturwissenschaftlichgesprochen – das dramatische Gedicht Peer Gynt von Ibsen, das norwegischeMärchen Per Gynt von Peter Christen Asbjørnsen und das Theaterstück Peer undGynt von Paul Maar und Christian Schidlowsky die „Praetexte“, auf die sich dieser Jugendromanbezieht. Zugleich ,zitiert’ Paul Maar in seinem Text – wie er das immer zutun pflegt („Meine Lieblingsautoren sind wie alte Freunde“, 1989) – zahlreiche literarischeTexte, seine eigenen wie fremde, z.B. Lippels Traum, Eine Woche voller Samstage,Alice im Wunderland. Hinsichtlich des „Traum- oder Schlafsteins“, den Lippelzum Schluss Luna schenkt, damit sie in Zukunft ohne Alpträume schlafen kann, hatPaul Maar möglicherweise auf die englische Zeichentrickserie Der Traumstein (TheDream Stone) angespielt, die in Deutschland seit 1991 zu sehen war. Darin geht es umeinen Traumplaneten, auf dessen Sonnenseite der alte Traummacher lebt, der mit seinemTraumstein allen Lebewesen schöne Träume schenkt, der aber bedroht wird durchden Herrn der Alpträume, der ihm den Traumstein rauben will, um die Menschennachts quälen zu können.Zu den Träumen Lippels und ihrer Bedeutung bezieht sich Paul Maar – wie schon inseinem ersten Lippel-Buch – auf Sigmund Freuds Traumdeutung und Friedrich NietzschesGeburt der Tragödie aus dem Geist der Musik. Darin schreibt Nietzsche:Wie nun der Philosoph zur Wirklichkeit des Daseins, so verhält sich der künstlerisch erregbareMensch zur Wirklichkeit des Traumes; er sieht genau und gern zu: denn ausdiesen Bildern deutet er sich das Leben, an diesen Vorgängen übt er sich für das Leben.(Nietzsche 1990, S. 385)Die Fähigkeit zu Fortsetzungsträumen, die Lippel entwickelt hat, deutet Nietzsche alsBeleg dafür, dass unser innigstes Wesen den Traum „mit tiefer Lust und freudigerNotwendigkeit […] an sich erfährt“ (ebd.). Lippel ist ein ausgesprochen sensibler Junge,der sich voller Phantasie mit seiner ihn umgebenden und der literarischen Welt auseinandersetzt.Aus diesem Grunde werden die Bilder aus „Gretas Trollbuch“ und dieInformationen, die er von ihr und Luna über die Trolle erhält, zum Auslöser für seineTräume. Zugleich können die Tagesreste, das sind die ins Unbewusste abgesunkenenErlebnisse und Bilder des Tages, in der Traumwelt virulent werden. Daher ist die großeÄhnlichkeit zwischen Luna und dem Trollmädchen Ganaxa erklärlich und erinnert anden „Transfer“ von Arslam und Hamide im ersten Band aus der Realität in LippelsTraumgeschichte, wo sie als Asslam und Hamide agieren.

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