11.07.2015 Aufrufe

WWF-Studie zu Erfolgsfaktoren in der Umweltbildung (PDF, 1,3 MB)

WWF-Studie zu Erfolgsfaktoren in der Umweltbildung (PDF, 1,3 MB)

WWF-Studie zu Erfolgsfaktoren in der Umweltbildung (PDF, 1,3 MB)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Literaturübersicht mit Handlungsempfehlungen für das Design von Umweltausbildungen S. 206.2.2 Differenzierung des WissensbegriffsWie erwähnt ist Umweltwissen allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Konstrukt. E<strong>in</strong>es<strong>in</strong>nvolle Unterscheidung ist, allgeme<strong>in</strong>es „Faktenwissen“ von Handlungswissen<strong>zu</strong> unterscheiden (Homburg & Matthies, 1998). Nur wer über konkretesHandlungswissen verfügt, ist auch fähig umweltbewusstes Handeln um<strong>zu</strong>setzen.Dies ist auch aus dem IHM ableitbar, kennt die Person ke<strong>in</strong>e adäquateHandlung, bleibt das Motiv <strong>in</strong> <strong>der</strong> Handlungsauswahlphase stecken.Handlungswissen und Umweltverhalten korrelieren dementsprechend mo<strong>der</strong>at(Homburg & Matthies, 1998). E<strong>in</strong> Handlungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g bei Sekundarschülernerwies sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er älteren Untersuchung von Ramsey denn auch alswirksamer als vergleichbare Instruktionen <strong>zu</strong>r Erhöhung des Umweltbewusstse<strong>in</strong>sund <strong>der</strong> Vermittlung von Fakten (Ramsey, Hungerford, & Tomera,1981). Ramsey entwickelte auch das Issue Investigation and Action Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g,welches <strong>in</strong> Kapitel 6.3 vorgestellt wird.Thomas Martens empfiehlt je nach Motivierungsphase und je nach Motivationstypangepasstes Wissen <strong>zu</strong> vermitteln. So soll <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Motivbildung„Systemwissen“ vermittelt werden. Unter dem Begriff Systemwissenwerden all jene Informationen <strong>zu</strong>sammengefasst, welche notwendigs<strong>in</strong>d, um die Bedrohlichkeit e<strong>in</strong>es Umweltrisikos e<strong>in</strong><strong>zu</strong>schätzen. Konkret solltenInformationen <strong>zu</strong> Ursachen, Betroffenen, Schadenspotential bzw. -Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit und über den Zeithorizont vermittelt werden. Die Bedrohungsanalysewird durch diese Art an Informationen ermöglicht und unterstützt.Je nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Umweltbedrohung müssen auf das Problem angepassteInformationen vermittelt werden. Angebracht ist das Vermitteln vonSystemwissen, wenn die Thematik dem Zielpublikum noch unbekannt isto<strong>der</strong> bedeutende Fehlvorstellungen <strong>zu</strong> Ursachen, Wirkungen und Risikenbestehen. Die Motivbildung kann so unterstützt werden.Gräsel (1999) sieht das Vorhandense<strong>in</strong> von korrektem Wissen über ökologischeZusammenhänge als notwendige Bed<strong>in</strong>gung für den Aufbau e<strong>in</strong>erProblemrepräsentation an, ohne welche Umwelthandlungen nicht s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong>den eigenen Alltag e<strong>in</strong>gebaut werden können. Konzeptuelles Verständnis istallerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung nur rudimentär vorhanden, sowohl bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n20 , Jugendlichen und Erwachsenen (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch bei den Lehrendenselbst). Dies ist e<strong>in</strong> Hauptgrund für die Trägheit 21 des Umweltwissens.Wichtig ist aber, dass das Systemwissen nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er belehrenden Weisevermittelt wird, da es ansonsten <strong>zu</strong> Reaktanz 22 und Verantwortungsleugnung(Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Motivausprägung) kommen kann. Das Ziel ist es, e<strong>in</strong>adäquates Problembewusstse<strong>in</strong> auf<strong>zu</strong>bauen und nicht durch e<strong>in</strong>e starke Moralisierungo<strong>der</strong> Schadensfokussierung e<strong>in</strong>en kognitiv vermeidenden Informationsverarbeitungsstil<strong>zu</strong> för<strong>der</strong>n.Es existieren Indizien wonach die persönliche Verantwortungsübernahme<strong>zu</strong>r Lösung von Umweltproblemen <strong>in</strong> den letzten 20 Jahren abgenommenhat (Wray-Lake, Flanagan, & Osgood, 2009). Mit e<strong>in</strong> Grund dafür könnte <strong>der</strong>„Informational Overflow“ und die Schadenfokussierung <strong>in</strong> den Medien und imAlltag se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> Lösungsorientierung, wie sie z.B. <strong>in</strong> BNE Ansätzenkonzeptualisiert ist, muss deshalb gleichzeitig mit dem Systemwissenvermittelt werden. In diesem S<strong>in</strong>ne rät Martens, Systemwissen (Problembe-20 Und sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> den letzten Jahren trotzdem abgenommen <strong>zu</strong> haben.21 Die defizitäre Anwendung von Umweltwissen auf alltagsnahe Situationen.22 Abwehrreaktion aufgrund e<strong>in</strong>er wahrgenommenen Bedrohung <strong>der</strong> Entscheidungsfreiheit.Literaturrecherche und Handlungsempfehlungen <strong>zu</strong>r <strong>Umweltbildung</strong>von Andreas Imhof, Felix Keller und Christ<strong>in</strong>a Colberg

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!